M.B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 3 Ägypten


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diese ganzen Bluttests und MRT’s von mir schieben, so als würden sie nicht mich betreffen, sondern irgendeinen Unbekannten.

      Aber ich fürchte bei dem Blick von Dr. Spector, dass ich aus der Nummer wohl nicht mehr herauskomme und das Ganze tatsächlich mir selbst passiert.

      Shit!

      Dabei wollte ich Saundra einen einzigartigen Heiratsantrag in unserem neu entstanden Spielzimmer machen.

      Was wird jetzt daraus?

      Und eigentlich wollte ich ihr eine Hochzeitsreise nach Ägypten schenken, die sie sich so sehr wünschte, aber ich bin mir momentan nicht sicher, ob ich dieses wundervolle Land jemals wieder sehe.

      „Mr. Bolder?“ höre ich die vorsichtige Frage von Dr. Spector.

      „Wir brauchen dann noch ihre Größe und ihr Gewicht.“

      „Ja natürlich! Ich komme!“ antworte ich wie automatisch und lasse mich von der Liege rutschen.

      An der Wand gleich neben der Tür steht eine Personenwaage auf die ich mich stelle und auf der Dr. Spector mein aktuelles Gewicht abliest.

      Gleich einen Schritt daneben ist ein Maßband an die Wand geklebt, wo ich mich brav wie ein Schuljunge davor stelle und meine Körpergröße ablesen lasse.

      „Wir sollten jetzt weiter zum Kernspin, denn er ist nur eine gewisse Zeit für Sie reserviert und die Aufzeichnung dauert etwa eineinhalb Stunden.“ sagt er sanft, woraufhin er mich in einen angrenzenden Raum führt in dem der furchteinflößende Computertomograph steht und eine weitere Mitarbeiterin in Zivilkleidung bereits auf uns wartet.

      Sie hat kurze blonde Haare und ist im Körperbau etwas stämmig, hat aber ein gewinnendes Lächeln im Gesicht und wirkt auf mich sehr sympathisch.

      „Am besten machen Sie sich frei bis auf den Slip und legen sich schon einmal auf die Liegefläche der Maschine.“ sagt Dr. Spector anweisend, wendet sich zunächst einem Computerbildschirm zu und gibt irgendwelche Daten ein.

      Fast automatisch ziehe ich mich bis auf den Slip aus, lege meine Kleider auf einen Stuhl der an der Seite steht und lege mich ausgestreckt auf die Liegefläche des MRT’s.

      Die blonde Mitarbeiterin bettet meinen Kopf in eine Art weiche Schale und stopft irgendwelche kleine Kissen zwischen die Schale und meinen Kopf, so dass ich ihn nicht mehr rühren kann.

      „Sie sollten möglichst ganz still liegen und sich nicht bewegen damit die Bilder auch scharf werden.“ sagt sie lächelnd und drückt mir eine Art Blasebalg in die Hand.

      „Damit können sie Alarm schlagen, falls es Ihnen nicht gut gehen sollte oder Sie Platzangst bekommen. Aber bitte wirklich nur im Notfall benutzen sonst ist die ganze Untersuchung umsonst.“ klärt sie mich weiter auf und ich frage mich wie ich eineinhalb Stunden völlig bewegungsunfähig überstehen soll.

      Dr. Spector tritt nun wieder mit ernstem Gesicht an mich heran.

      „Nun ist es soweit! Wie Ihnen Linda gerade erklärt hat, sollten Sie möglichst still liegen und sich nicht bewegen. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn Sie ein kleines Nickerchen machen würden, weil man dabei den Reflex sich bewegen zu müssen nicht so sehr spürt.

      Aber das wird nicht einfach sein, denn das MRT ist ziemlich laut. Deshalb bekommen Sie noch Ohrstöpsel und ich hoffe Sie haben keine Platzangst?“ fragt er mich zweifelnd.

      „Nein, bis jetzt hatte ich noch nie Platzangst! Das würde sich bei meinem Beruf auch nicht gut machen, denn viele archäologische Stätten und alte Gräber sind manchmal ziemlich beengt.“ antworte ich ehrlich.

      „Gut! Dann fangen wir einfach an und falls Sie sich unwohl fühlen und denken es geht nicht mehr, dann drücken Sie bitte den kleinen Blasebalg in Ihrer Hand.

      Denn mit Panik kann ich im MRT gar nichts anfangen. Am besten schließen sie einfach die Augen und versuchen Sie an etwas Schönes zu denken.“ sagt er sanft, drückt noch kurz meinen Unterarm und ich sehe gerade noch wie er sich hinter einen Bildschirm setzt und angestrengt hinein sieht.

      Die Mitarbeiterin schiebt mir noch weiche Stöpsel in die Ohren als sich der Untergrund auf dem ich liege auch schon in Bewegung setzt und ein leichtes Schwindelgefühl in mir auslöst.

      Langsam werde ich in eine Art Röhre geschoben und die Decke ist nunmehr nicht viel weiter als etwa acht Zoll von mir entfernt, womit ich tatsächlich lieber die Augen schließe und versuche an Saundra zu denken.

      Wie es ihr jetzt wohl geht?

      Spricht sie mit Dr. Perez über mich?

      Oder vielleicht über die Vergewaltigung oder über Lázló und Tristan?

      Spricht sie überhaupt?

      Am Ende tut sie das gar nicht!

      Sie sagte einmal, dass sie früher schon bei Psychologen war, sich ihnen aber nie öffnen konnte und deshalb die Behandlungen immer frühzeitig abgebrochen hat.

      Das MRT um mich herum ist tatsächlich sehr laut und macht ratternde Geräusche, wobei ich eine gewisse Wärme zunächst an meinem Kopf spüre.

      Shit!

      Sie scannen zuerst meinen Kopf, ausgerechnet jetzt wo mir so viele Gedanken durch diesen hindurch gehen und ich tatsächlich von einer aufsteigenden Panik befallen werde.

      Schnell atmend versuche ich mich wieder selbst zu beruhigen und rufe mir die Ereignisse aus dem Malom in Kecskemét in Erinnerung, als Saundra ausgerechnet vor den Trauringen stehen blieb.

      Verdammt!

      Ich würde sie so gerne zu meiner Frau machen und sie für den Rest meines Lebens auf Händen tragen.

      Doch wie lange ist das jetzt noch möglich?

      Wie viel Zeit bleibt uns noch?

      Macht uns diese verdammte Krankheit einen Strich durch die Rechnung und mein Leben ist viel schneller vorbei als ich es jemals gedacht hätte?

      Der Tomograph rattert zwischen einigen stillen Momenten weiter und die Unterlage schiebt mich hin und wieder weiter.

      Nach und nach spüre ich wie Tränen in meine Augen drängen und ich versuche sie verzweifelt hinunter zu schlucken denn ich weiß, dass ich mich nicht bewegen darf um sie einfach abzuwischen.

      Werde ich an dieser verdammten Leukämie sterben?

      Was wird dann aus Saundra wenn ich nicht mehr da bin?

      Sie hat doch niemanden außer ihren Vater, der sie zwar noch besser versteht als ich aber wegen Tristan jetzt seine eigenen Sorgen hat.

      Lázló sagte einmal zu Tristan, dass ich es wäre der den Schlüssel zu Saundras Herzen besitzt oder zumindest so ähnlich!

      Das war bei dem unbeabsichtigt belauschtem Gespräch im Hotel in Kecskemét nach unserer Shopping-Tour und dem Ringkauf, wo ich eindeutig zu viel ungarischen Bikavér getrunken hatte.

      Deprimiert komme ich zu dem Schluss, dass Saundra daran zerbrechen würde wenn ich einfach so sterbe!

      Somit beschließe ich um mein Leben zu kämpfen, ganz egal was die Ärzte für mich bereithalten und ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, so wie es Dr. Spector von mir verlangt hat.

      Ja! Ich werde kämpfen!

      Um mein eigenes Leben und um Saundras Glück!

      Scheiß egal ob mir die Haare ausgehen und es mir schlecht geht nach der Chemotherapie!

      Ich lasse sie auf keinen Fall allein zurück!

      Ich muss leben um jeden Preis und ich werde darum kämpfen, auch wenn es mich alle Kraft kostet und ich will vor allem ihre Augen wieder glitzern sehen so wie tausend Smaragde in der Sonne…

      „Mr. Bolder?“ dringt plötzlich eine leise Stimme an mein Ohr und ich spüre, dass ich meinen Kopf wieder bewegen kann.

      „Es wundert mich, dass Sie offenbar doch eingeschlafen sind bei der Lautstärke