Jack Timber

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Da wir keine echte Munition dabei hatten, blieb mir nur der Schock des Erkennungsgerätes am Körper der Geisel. Den Treffer in die Schulter hätte er auf jeden Fall besser verdaut als fünf Kilo Sprengstoff.

      Abschließend kann man nur sagen, Lage wie gegeben.“

      Tom schüttelte mit einem Schmunzeln den Kopf. Naja, wo er Recht hatte, hatte er Recht.

      14

      Bevor Said in die Moschee aufbrach, hatte er Ali in einer Antwortmail deutlich gemacht, dass er im Falle eines Gewinnes natürlich auch eine zweite Familie mitnehmen dürfe. Schließlich handele es sich ja um den Hauptpreis. Said hatte ebenfalls wieder eine Telefonnummer für ein neues Treffen in die Email codiert: 520-022-1030.

      Somit hatte Ali bis zum 20. Mai Zeit ein konkretes Szenario vorzubereiten.

      Er klappte seinen Laptop zu und zog sich seine Schuhe an. Draußen war es warm genug um die Jacke zu Hause zu lassen. Said ging fast jeden Tag in die Moschee. Doch an diesem Tag war ein kleines Detail anders. Als er die Schuhe nach dem Besuch wieder anzog, konnte er nicht wissen, dass sein rechter Schuh um wenige Milligramm schwerer geworden war. Bereits am Abend würde die X4 ihren ersten Datensatz funken.

      Said und Ali trafen sich am späten Mittag des 20. Mai, diesmal in einem heruntergekommenen Restaurant in Oakland. Der Besitzer war ein Bekannter von Said und daher konnten die beiden sicher sein ein ungestörtes Plätzchen zu bekommen. Keiner würde die beiden stören.

      „Ali, mein Bruder. Erzähl mir von deinem Plan. Ich habe immer gewusst, dass ich mich auf dich verlassen kann und habe keine Sekunde an deiner Fähigkeit gezweifelt. Ich bin froh, dich an Bord zu haben.“

      Ali wuchs innerlich um einen Kopf bei der Lobesrede von Said. Voller Stolz platzte es aus ihm heraus.

      „Said, mein Bruder. Ich bin froh den entscheidenden Geistesblitz bekommen zu haben. Einen wichtigen Beitrag zu meinem Plan haben die Amerikaner selber geleistet. Warum, würde ich dir gerne erklären.

      Die Grundidee war es nach Schwachstellen ähnlicher Bauwerke zu suchen. Vielleicht konnten sie ja gegen den Damm eingesetzt werden. Ich googelte also mich durch das Web und traf auf die Seite überhaupt. Einen Lexikon-Eintrag über den Glen Canyon Staudamm und dessen Risiken. Es stand dort viel über die ökologischen Auswirkungen und ähnlich uninteressantes. Aber dann kam es. Auf Grund der maroden Bausubstanz und des enormen Schlickes, der sich am Fuße des Stausees ansammelt, besteht eine verhältnismäßig hohe Wahrscheinlichkeit des Zusammensturzes wenn dort ein Ereignis wie ein Erdbeben oder eine Flut auftreten würde. Und weißt du was dann passieren würde?“

      Said sah Ali etwas verhalten an. Er sah noch nicht den Zusammenhang zwischen diesem Glen Dingsdamm und ihrem Zielobjekt. Said beantwortete die in seinen Augen rhetorische Frage trotzdem.

      „Der Damm würde einstürzen?“

      „Genau“, Alis Augen funkelten jetzt und man sah seinem Gesicht die Vorfreude an, ähnlich wie bei einem Kind wenn es das Wort Weihnachten hörte.

      Er legte eine künstliche Pause ein, um seinen Moment besser auskosten zu können. Bevor Said ihn allerdings fragen konnte, was denn daran so tolles sei, fuhr Ali fort.

      „Der Glen Canyon Damm würde einstürzen. Er hält die Wassermassen des zweitgrößten Stausees der USA, dem Lake Powell. Dieser markiert quasi den Anfang des Grand Canyons. Nach mehreren hundert Kilometern Schlucht endet sie im Lake Mead, welcher vom Hoover Dam aufgestaut wird.“

      Saids Gesichtsausdruck normalisierte sich allmählich und er setzte sogar ein kleines Lächeln auf. Er hatte eine Ahnung auf was Ali hinauswollte.

      „Auf dieser Webseite steht, wenn der Glen Canyon Damm brechen und sich die Wassermassen den Colorado Fluss herunterstürzen würden, lösten sie einen Tsunami aus, der den Hoover Dam um bis zu 70 Meter überfluten würde.

      Stell dir das vor. Ein Tsunami durch den ganzen Grand Canyon. Tausende Touristen würden dieses Spektakel genießen können. Und wir würden nicht nur einen Damm ausschalten, sondern gleich zwei.

      Übrigens, darfst du mir verraten zu welchem Zweck der Hoover Dam zerstört werden soll? Ich meine, hilft dir da unser neuer Ansatz weiter?“

      „Alles zu seiner Zeit, Ali. Habt ihr die Daten selber mal durchgerechnet? Und wie stellt ihr euch die Zerstörung des Glen Canyon Damms vor? Auf ein Erdbeben wollen wir sicherlich nicht warten, oder?“

      „Ja das haben wir. Nach unseren Berechnungen würde es vermutlich nicht zu einer 70 Meter hohen Überflutung kommen. Insbesondere durch den Fakt, dass das Wasser einige Stunden unterwegs wäre. In dieser Zeit würde der Feind Wege finden die Flutwelle zu bremsen oder zu schwächen. Aufhalten würden sie sie jedoch nicht können, dafür müssten sie schon den halben Grand Canyon sprengen.

      Wir vermuten, dass sie die Flutwelle durch einige gezielte Sprengungen eben nur bremsen, aber nicht eindämmen könnten. Es sind genug Air Force Stützpunkte in der Nähe, die mit ihrer Feuerkraft halbe Berge versetzen können. Aber wie gesagt, da käme viel zu viel Wasser auf sie zu. Das könnte man unmöglich alles aufhalten.

      Ein weiteres kleines Problem sehen wir beim Hoover Dam. Da könnten wir allerdings vorsorgen.

      Die beiden mächtigen Abflussrohre, die zur Umleitung des Flusses während der Bauzeit genutzt worden sind, könnten einen großen Teil der Flutwelle abfedern. Und sollten die Amerikaner es irgendwie schaffen eine Art Abzweigung vor dem Hoover Dam zu installieren, dann würde das meiste Wasser links und rechts vom Damm vorbeirauschen. Aber wie gesagt, all das könnten wir im Masterplan berücksichtigen.“

      Said war inzwischen überzeugt, dass Ali Akbar und seine Leute es wohl wirklich schaffen würden. Interessiert lauschte er den weiteren Ausführungen.

      „Fangen wir aber flussaufwärts nochmal an. Unser erstes Ziel ist der Glen Canyon Damm. Hier würde die zweite Zelle ins Spiel kommen. Es gibt eine Brücke für den Straßenverkehr, die sehr nahe am Damm verläuft. Wir haben überlegt von ihr aus kleine Raketen abzufeuern. Allerdings bräuchten wir schon einiges an Feuerkraft. Hier haben wir auch ein Risiko. Wir müssten die Raketen in einem Fahrzeug unbemerkt auf die Brücke bringen und könnten im Verlauf der Operation, also beim Nachladen, von der Zivilbevölkerung gestört werden. Wir beide wissen, der Teufel steckt im Detail und die kleinen Zufälle können Kriege entscheiden.“

      Aus Ali sprudelte es nur so heraus.

      „Ich erinnere an den Abwurf der ersten Atombombe auf eine Stadt. Es standen drei Städte zur Auswahl, aber nur weil gerade über Hiroshima das beste Wetter herrschte, wurden diese Stadt und ihre Menschen dem Tode geweiht.

      In unserem Fall könnte ein zufällig vorbeifahrender Zivilist oder sogar ein Soldat oder Polizist uns alles zu Nichte machen.

      Die andere Möglichkeit wäre der Einsatz von der Seeseite aus. Entweder mit Torpedos oder durch den Einsatz von Tauchern. Eine Kombination wäre zwar möglich, aber zeitlich schwer zu timen. Bill und Bijan haben sich den Damm etwas näher angeschaut.“

      Ali klappte seinen Laptop auf. Er tippte das Passwort für den versteckten Bereich der Festplatte ein und zeigte Said das Bild des Dammes.

      „Das Bild wurde während einer geplanten Flutung aufgenommen. In regelmäßigen Abständen werden die Rohre des Dammes komplett geöffnet, um den natürlichen Flusslauf des Colorado Rivers für kurze Zeit wiederherzustellen. Das Ganze hat ökologische Gründe, wie Anschwemmung von Sediment, mitreißen von Felsen, sowie die erzeugte Gischt für etwas Wasserdampf. Klar, dass hier der Wille etwas zu bewirken größer ist, als der eigentliche Nutzen.

      Auf dem Bild kann man deutlich sehen, dass die Abflussrohre seitlich des Dammes aus dem Felsen kommen. Nachdem die Stromgeneratoren aber direkt am unteren Ende des Dammes sind, muss das Wasser dort verbeilaufen. Wir konnten einige Baupläne im Netz sichten, die das bestätigen. Bill meinte, dass dort unten die Schwachstelle des Dammes ist. Wenn wir es schaffen den etwas von innen und außen zu beschädigen, müssten wir den Riesen durch den enormen Wasserdruck und die baulichen Fehler zum Fallen bringen.

      Wir