Jack Timber

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am Einlass der Ansaugrohre. Die ersten zwei könnten wir mit einem Zeitzünder versehen, die zweiten Pakete müssten direkt ausgelöst werden.

      Mit anderen Worten, zwei Mitglieder der zweiten Zelle hätten die ehrenhafte Aufgabe ihr Leben für den Kampf gegen den Satan zu opfern.“

      Said verzog keine Miene.

      „Die enormen Mengen Sprengstoff, die die beiden am Körper tragen müßten, würden wir per Auslöser zünden. Eine Totmannschaltung wäre zu riskant. Wenn der Taucher aus welchen Gründen auch immer den Schalter losließe, wäre alles dahin.

      Mit diesen zwei Sprengungen steht und fällt die ganze Mission.

      Vergisst der Taucher den Auslöser zu drücken oder kann er dies nicht mehr, weil er bereits tot ist, entweder durch den hohen Druck beim Einsaugen in das Rohr oder spätestens durch die Turbinenschaufeln selber, würde die Fallbacklösung greifen. Eine mit dem Pulsmesser gekoppelte Sekundärzündung. Ist der Puls bei null, geht die Ladung hoch.

      Um das Ganze noch zu beschleunigen und dem Bauwerk den Todesstoß zu verabreichen, wäre eine finale Sprengladung in der Dammmitte ideal. Idealerweise wäre daher die Fortbewegung und der Transport der Sprengladungen mit einem Unterwasserscooter zu erfolgen. Ein unauffälliges Hausboot, die es zu tausenden auf dem See gibt, könnte in die Nähe des Dammes fahren. Unterhalb des Bootes wären die Scooter und die Ladungen angebracht. Die Taucher würden im Boot durch eine versteckte Luke abtauchen und sich die Geräte unter Wasser aneignen. Niemand könnte etwas bemerken.

      Zur Sicherheit sollten wir sogenannte Rebreather-Tauchgeräte verwenden. Diese hinterlassen keine Luftblasen beim Ausatmen, die man an der Oberfläche entdecken könnte. Sämtliche Armeen der Welt arbeiten so. Außerdem könnten wir ein kleines Schweißgerät, Messer und Bolzenschneider mitnehmen. Einige hundert Meter vor dem Damm gibt es eine Sicherheitsabsperrung. Wie tief diese Absperrung geht, wissen wir nicht und müssen daher damit rechnen, dass diese erst durchbrochen werden muss. Desto tiefer die Kameraden tauchen müssen, desto eher wird ihre Luft verbraucht sein. Daher wäre eine Annäherung an das Objekt so nah an der Oberfläche wie möglich ratsam. Wir denken dabei an 15 Meter. Tief genug, um nichts sehen zu können, aber hoch genug, um nicht zu viel Luft zu verbrauchen. Denn im zweiten Schritt müssen die Taucher sehr tief gehen. Dabei würden sie sofort in einen dekompressionspflichtigen Tauchgang wechseln müssen. Das würde den Rückweg extrem verlängern. Ein Bonus für uns, da wir nur den Hinweg berechnen müssen. Die Luft für den Rückweg können wir uns sparen.“

      Ali musste eine kurze Pause machen und trank einen Schluck Wasser. Said nutzte die Pause, um Alis Worte soweit zusammenfassen zu können.

      „Ok, wenn ich das richtig verstehe, brauchen wir zwei Taucher, ziemlich viel Unterwasserequipment und etlichen Sprengstoff, der auch unter Wasser funktioniert. Wenn alles so läuft wie es geplant ist, bringen wir den Glen Canyon Damm zu Fall. Was passiert dann?“

      „Die Wassermasen werden den ganzen Grand Canyon hinunter rauschen. Eine gigantische Flutwelle wird alles mit sich reißen. Die Verluste beim Feind werden dort gering sein, da die Gegend nicht bevölkert ist. Es wird wohl mehr Opfer auf dem Lake Powell geben, die sich in Booten befinden und mitgerissen werden.

      Die Flutwelle wird nach einigen Stunden am Lake Mead eintreffen. Wann genau ist schwierig zu sagen, da die sehr unterschiedlichen Formen des Canyons die Fließgeschwindigkeit beeinflussen.

      Auf dem Lake Mead wird es aber dann auch ungemütlich. Wir vermuten, dass der Feind versuchen wird den See und die Uferregion zu räumen. Ganz erfolgreich wird er nicht sein, dafür ist die Region zu groß.

      Damit der zweite Riese auch fallen kann, müssen wir etwas nachhelfen. Zum einen müssen wir die Abflussrohre irgendwie verstopfen. Das könnten wir ebenfalls mit Sprengstoff machen. Als Bill und Patrick den Damm besuchten, hatten sie eine weitere Idee, die uns einen extremen Vorteil bringen würde.“

      Ali zeigte Said ein Bild auf dem Computer, unter dem eine kurze Beschreibung stand.

      „Meinst du, wir könnten an so etwas rankommen?“, fragte Ali.

      „Das müsste ich mit ihm abklären. Ich denke aber schon. Nennen wir es Bonbon, damit wir beide wissen wovon wir reden, wenn ich dir Bescheid gebe.“

      „Sobald der zweite Riese fällt, wird es eine weitere Flutwelle flussabwärts geben. Zuerst kommen wieder einige Kilometer unbewohntes Gebiet. Dann aber mehrere Orte, die wir stark verwüsten würden. Wir müssten mit tausenden von Toten rechnen. Zusätzlich zu den menschlichen Verlusten würden wir die Stromzufuhr an der gesamten Westküste durcheinander bringen. Das Stromnetz der Amerikaner ist sehr störanfällig. Die meisten Blackouts in den Staaten werden von überlasteten oder falsch geschalteten Netzen verursacht. Wenn wir nun zwei Hauptstromversorger der Region an nur einem Tag ausschalten, wird das gesamte Netz kollabieren. Danach gäbe es einen Einschnitt in die Wasserversorgung der angrenzenden Staaten. Ebenfalls an nur einem Tag würden wir den größten und den zweitgrößten Stausee der Vereinigten Staaten von der Landkarte verschwinden lassen. Sämtliche Bauern in der Gegend würden kein Wasser mehr bekommen. Sogar bei der Trinkwasserversorgung in Arizona und Utah könnte es Engpässe geben.“

      Said musste das Gesagte von Ali erst mal verdauen. Mit so einem detaillierten Bericht hatte er nicht gerechnet. Ali war wirklich ein großer Fang für ihn gewesen. Ein toller Bursche. Schade, dass er den Tag des Anschlages wohl nicht überleben würde.

      „Ali, ich bin wirklich sehr stolz auf dich. Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet. Besonders du mit deinen Ideen.“

      Said beugte sich zu Ali. Er lächelte und flüsterte weiter. „Er wird dies ebenfalls zu schätzen wissen.“ Said betonte das erste Wort des Satzes geheimnisvoll.

      Said lehnte sich wieder zurück und redete normal weiter.

      „Ich will, dass du dich mit deinen Leuten nach Prescott in Arizona begibst. Die exakten Koordinaten schicke ich dir wieder in einer Email. Wir können es nun nicht mehr riskieren, hier in San Fransisco einem Fahnder ins Netz zu laufen. Bereits übermorgen brichst du mit Bill, Patrick und Bijan auf.“

      Said reichte ihm einen Umschlag.

      „Hier ist genug drin, um euch die Reise dahin so angenehm wie möglich zu machen. Genießt das Leben, aber seid ständig auf der Hut. Benehmt euch wie Touristen und wählt eine Route mit vielen Sehenswürdigkeiten. Unterwegs kauft ihr spezielle Webcams, wir wollen das ganze Spektakel nämlich live zeigen. Die Details wirst du auf meiner Einkaufsliste ebenfalls in den nächsten Tagen bekommen.

      Ali, du hast dich bereits als großer Führer erwiesen. Der Tag der Abrechnung kommt näher.“

      „Said, werden wir uns wieder sehen?“

      „Das kann ich dir nicht versprechen. Aber du bist und bleibst immer mein Bruder.“

      Said winkte dem Kellner, der sich während des ganzen Gespräches nicht hatte blicken lassen. Diskretion auf Wunsch.

      Said bestellte eine große Gemüseplatte für die beiden. Nach nur wenigen Momenten wurde die Platte auf ihren Tisch gestellt. Frische Zubereitung schien es hier nicht zu geben.

      Ali ließ es sich trotzdem schmecken. Zu groß war der Moment des Triumphes. Seine bisherige Aufgabe hatte er mit Bravour gelöst. Said war sehr stolz auf ihn und er würde ein gutes Wort bei seinem Partner einlegen. Ali Akbar war sehr neugierig, wer das wohl sein würde. Wenn er an die ganzen Waffen und Materialien herankommen würde und auch das nötige Kleingeld dafür hatte, musste es sich schon um einen radikalen auf der Hierarchieleiter weit oben handeln. Vielleicht sogar ein Staatsmitglied, welches mit viel Öl im nahen Osten reich geworden ist, in die Politik gegangen war und sich nun voll und ganz der Befreiung der Welt vom Satan widmen konnte.

      Vielleicht würde er diese Person einmal kennen lernen und damit ebenfalls zu einem angesehenen Ehrenmann in seinem Weltbild aufsteigen können.

      Nach dem Essen verabschiedeten sich beide mit einer herzlichen Umarmung. Ali lief zur nächstgelegen Station der BART. Er hatte noch viel vor. Übermorgen musste alles bereit stehen für den Aufbruch. Ali wusste nicht, wann und ob er jemals wieder