Jack Timber

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erzählte er sogar seinem Freund vom Kiosk, dass er Urlaub machen würde. Nach außen betrachtet hatten sie dies ja auch vor.

      Said entschied sich noch ein Telefonat am nächsten Tag mit seinem Partner zu führen. Schließlich musste er noch abklären, ob er die notwendige Ausrüstung und das Bonbon bekommen würde.

      Dieses Mal dachte er sich, würde er nicht so weit fahren, vielleicht bis San Jose im Süden.

      15

      Auf Grund der aktuellen Lage war es Mike nur noch selten möglich an Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Heute allerdings stand ein wichtiges Thema auf dem Stundenplan, chemische Kampfstoffe und deren neue Möglichkeiten.

      Mike war mit zehn anderen Agenten und Mitarbeitern der Abteilung im Schulungsraum. Der Raum selber war in keinster Weise mit einem Klassenzimmer zu vergleichen. Jeder Teilnehmer hatte einen eigenen Schreibtisch mit Laptop. In der Regel blieb dieser aber ausgeschaltet, nur manche Referenten ließen die gleichzeitige Internetnutzung für passende Themen zu. Der Stuhl, auf dem Mike saß, war ein bequemer schwarzer Ledersessel. Es war zwar kein großer Chefsessel mit allem Schnick Schnack, aber er reichte ihm völlig.

      Mr. Lee war ein angesehener Dozent der University of California. Ab und an unterrichtete er auch die Spezialeinheiten der Armee, des FBIs oder eben auch die Abteilung von Homeland Security. Seine asiatische Herkunft war offensichtlich: typische chinesische Augenkonturen und schwarzes, kurzgeschnittes Haar. Hörte man ihn allerdings reden, meinte man einen Einheimischen vor sich zu haben.

      „Meine Damen und Herren“, Mr. Lee waren die zwei Frauen im Auditorium nicht entgangen, „Sie alle kennen sicher die üblichen chemischen Kampfstoffe und deren Wirkungsweise. Heute befassen wir uns mit einer bedenklichen Entwicklung des Kampfstoffes Soman.“

      Allgemeines Nicken erfüllte den Raum. Einige Köpfe reckten sich um den folgenden Worten besser Gehör schenken zu können.

      „Soman ist ein im Normalzustand flüssiger Stoff. Gelangt er an irgendeiner Stelle an ihren Körper, haben Sie ein ernstes Problem. Nur Vollkörperschutzanzüge mit Atemmasken sind ein Schutz.

      Soman wurde in den Zeiten des Kalten Kriegs exzessiv von der UdSSR hergestellt. Es müssten also noch etliche Tonnen in deren Lagern schlummern. Nach einem Bericht der CIA, wird Soman bereits fleißig auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Erst kürzlich wurde ein turkmenisches Dorf von Aufständischen mit wenigen Millilitern ausgelöscht. Eine Splittergranate hatte den Kampfstoff verteilt. Diejenigen Leute die nicht gleich erstickten, kontaminierten sich im Lauf der nächsten Stunden. Ein qualvoller Tod, der mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Schweißausbrüchen beginnt. Im weiteren Verlauf zeigen sich Durchfall und Erbrechen bis schließlich eine starke Atemnot und Krämpfe der Skelettmuskulatur die finale Phase einleiten.

      Glücklicherweise ist es nicht einfach, größere Mengen Soman über weite Entfernungen zu schaffen. Die Koordination und die finanziellen Mittel bräuchten das Eingreifen einer Regierung. Wir alle wissen, was die USA oder deren Bündnispartner im Falle eines C-Waffen Angriffes machen würden.“

      Mr. Lee beantworte die rhetorische Frage trotzdem, um den nachfolgenden Absatz besser einleiten zu können.

      „Wir schlagen ebenfalls mit C-Waffen zurück. Oder Atomar oder Biologisch. Die ganze Welt weiß wie viel wir davon in den Lagern haben. Kein Angreifer würde den Vergeltungsschlag daher überleben.

      Wir vermuten, dass aus diesem Grund bisher auch noch keines dieser Nervengifte bei uns im Land als Waffe eingesetzt wurde.“

      Mr. Lee legte eine kurze Pause ein.

      „Bei der Erstürmung eines Labors in den Bergen des Grenzgebiets Turkmenistan und Iran fanden unsere Agenten allerdings eine beunruhigende Neuigkeit. Von wem diese finanziert und betrieben wurde, ist derzeit noch unklar. Fest steht, da hat jemand etwas vor.

      Die Einheit fand Röhrchen mit der Aufschrift VR-66. Bei der späteren Analyse stellte sich der Inhalt als gasförmiges Soman heraus. Man könnte es in kleinen Behältern luftdicht verpacken und somit das Nervengift viel leichter um die Welt transportieren. Eingesetzt von terroristischen Splittergruppen wäre ein Vergeltungsschlag unmöglich. Einen Einmarsch in ein Land nur um ein paar Leute zu suchen oder zu verhaften ist heutzutage undenkbar geworden. Einen ähnlichen Fall wie in Afghanistan könnte sich die heutige Politik daher nicht mehr erlauben.“

      „Sir, wie groß schätzen Sie die Verpackung und wie viel lässt sich damit bewirken?“, fragte ein Agent aus der dritten Reihe.

      „Ich vermute, dass es sich um die Größe eines Kugelschreibers handelt. Wenn dieser gut verpackt ist, kommen wir auf eine Brutto Verpackung von einem Kinderschuhkarton. Das Gift selber ist keine sehr große Menge, aber wenn man es zum Beispiel in eine Klimaanlage strömen ließe, könnte man damit ein ganzes Gebäude kontaminieren. Nicht auszumalen beim Einsatz mehrerer Stifte.“

      Mr.Lee verstand es, seinem Publikum Furcht einzuflößen. Der Raum war totenstill.

      Schließlich meldete sich Mikes Sitznachbar zu Wort.

      „Kann man dies irgendwie messen? Also könnten wir an den Grenzen nicht Detektoren aufstellen, die das Teufelszeug aufspüren können?“

      „Das luftdichte Abschließen macht eine Messung nahezu unmöglich. Man könnte dies maximal an Flughäfen erreichen, wo wir schon einen sehr hohen Sicherheitsstandard haben. Aber auf dem Land oder dem Seeweg sehe ich keine Möglichkeit solche Pakete aufzuspüren. Man könnte sie als alles Mögliche tarnen.“

      Stille im Raum.

      „Wenn es keine weiteren Fragen gibt, sehen wir uns in zwei Wochen wieder. Ich werde Ihnen einen interessanten Vortrag über biologische Waffen anbieten können. In Afrika hat man eine neue Variante von Ebola gefunden. Sehr wirksam und sehr zäh. Bis dann.“

      Mr. Lee packte seine Sachen zusammen, während sich das Auditorium auflöste und einige kleine Gruppen zu tuscheln anfingen.

      Mike wollte gerade den Raum verlassen, als ihn Steve, ein Computerspezialist aus einer anderen Gruppe, ansprach.

      „Ist schon verrückt die Welt, was?“

      „Die Bösen sterben nie aus. Da können wir nur hoffen, dass es immer Leute wie uns gibt, die den Schurken gehörig in den Arsch treten.“

      „Das Soman hört sich ja echt beunruhigend an. Gestern habe ich im Fernsehen eine Reportage gesehen, die den Bau von schmutzigen Bomben zeigte. Das muss ziemlich einfach sein. Man packt einfach etwas atomares Material auf einen gewöhnlichen Sprengstoff und jagt alles in die Luft. Durch die Explosion verteilt sich das radioaktive Material in alle Himmelsrichtungen. Man könnte ganze Gebiete damit verstrahlen und unbewohnbar machen. In was für einer Welt leben wir eigentlich?“

      „Und genau deswegen müssen wir verflucht gut sein und dem Feind immer einen Schritt voraus. Solche Lehrveranstaltungen sollen uns über die möglichen Aktivitäten und Techniken, die gegen uns eingesetzt werden könnten, informieren. Es ist besser man weiß zu viel, als ein lebenswichtiges Detail übersehen zu haben.“

      „Da hast du Recht. Machen wir uns wieder an die Arbeit.“

      Genau in diesem Moment piepte Mikes Handy.

      E2 Meeting in 30 Minuten, Konferenzraum Tennessee.

      Jetzt kommt Fahrt in den Tag, dachte sich Mike. Er ging in die Cafeteria, um sich noch einen großen Chai Latte zu besorgen. Bei E2 Meetings gab es auf Grund ihrer Dringlichkeit in der Regel weder Kaffee noch Knabbereien.

      Mike betrat den Meetingraum Tennessee als Letzter. Mit seinem Becher in der einen und dem Laptop in der anderen Hand setzte er sich auf den Platz neben Jake. Just in dem Moment, als der Allerwerteste von Mike die Sitzfläche berührt hatte, begann Peter.

      „Wir haben vor 40 Minuten einen weiteren Anruf aufgegriffen. Wie zu vermuten war, konnten wir wieder nur einen Endknoten vage orten. Dieser befand sich im Großraum San Fransisco. Wir können daher erst heute Abend um 19:00 Uhr den mutmaßlichen Täter benennen. Dann werden uns alle X4 ihre Daten vom Tag senden.

      Eine