Jack Timber

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unser Kerl in SFO, heute anknacken. Amanda, bitte.“

      Amanda hatte heute wieder eine ihrer schwarzen Blusen an. Das Haar trug sie offen. Kurz bevor sie das Wort ergriff steckte sie sich einen Teil der Haare hinter das rechte Ohr. Für einen kurzen Moment gelang es ihr unbewusst die Gedanken von Jake vom eigentlichen Thema abzulenken.

      „Ich konnte während des Gespräches den zweiten Punkt anhacken. Mit einem Entschlüsselungsalgorithmus fand ich eine Signatur, die wahrscheinlich den Schlüssel für die innere Kapsel des Chiffrierungsprotokolls beinhaltet. Diese Signatur wird nun von der Serverfarm des FBIs gründlichst gescannt. Wenn wir sie genau verstehen und reproduzieren können, könnten wir beim nächsten Gespräch einen unkodierten Rückruf starten. Ich schätze, dass das Handy dies hardwaretechnisch nicht zulassen wird, den Anruf also nie annehmen kann. Dieser Umstand hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil wäre, dass es der Gesprächspartner nicht mitbekommen würde, dass er zurückgerufen wird. Der Haken an der Sache ist, dass wir nur die Zelle des Handys kennen, nicht den genauen Standort. Aber das wäre schon mal eine deutliche Verbesserung der Lage.“

      „Danke Amanda. Ich habe bei dieser Geschichte ein mieses Gefühl. Ich kann nur hoffen, dass es sich um irgendein unwichtiges Geheimnis handelt. Wenn es sich aber um Terroristen handelt, die in der Lage sind, auf diese High Tech Weise zu kommunizieren, möchte ich nicht wissen was die mit uns vorhaben.

      Tom, du hast die meiste Erfahrung hier in der Abteilung. Kannst du uns mögliche Anschlagsziele auflisten? Ich weiß, das kann so ziemlich alles sein, aber beschränken wir uns auf die momentane politische Großwetterlage und auf die Westküste. Die Liste wird sicherlich verflucht lang sein, aber wenn wir irgendetwas Auffälliges finden, sind wir zumindest etwas vorbereitet. Mike, du unterstützt Tom.“

      Peter legte eine Pause ein.

      „Homeland Security wird die Terrorwarnstufe vermutlich morgen von Gelb auf Orange anheben. Das hängt davon ab, was wir heute Abend erfahren ob es sich um einen radikalen Terroristen oder nur um ein paar durchgeknallte Teenager handelt. Gehen wir leer aus und können aus den Datensätzen keine Person zuweisen, wird es ebenfalls zur Hochsetzung kommen.

      Wir sehen uns dann um viertel vor sieben wieder hier. Schönen Nachmittag noch.“

      Mike stand nach Amanda auf. Er ging zu ihr hinüber und lächelte sie verschmitzt an.

      „Sowas ärgerliches, eigentlich wollte ich heute mit dir im teuersten Restaurant von Los Angeles dinieren. Vater Staat lässt uns aber auch gar kein Vergnügen.“

      Amanda verstand Mikes Humor. Pfeilschnell konterte sie.

      „Dann kannst du mich ja morgen einladen. So lange werden uns die Pflichten schon nicht an den Bürostuhl binden. Du kannst uns ja für heute Abend eine Pizza als Vorgeschmack bestellen.“

      Mit einem Zwinkern verließ Amanda den Raum.

      Jeder ging zurück an seinen Arbeitsplatz.

      Zur ausgemachten Uhrzeit betrat Mike den Meetingraum Tennessee zum zweiten Mal heute. Diesmal aber hatte er anstatt der Chai Latte drei Pizzakartons in der Hand. Er legte sie auf den Tisch und jeder freute sich über den Snack. Draußen dämmerte es schon leicht. Die Sonne beendete soeben an diesem Teil der Welt ihren Tag.

      Mikes Gedanken freundeten sich mit der Idee morgen mit Amanda essen zu gehen an. Als er auf die Kartons blickte, musste er innerlich schmunzeln. Es greifen immer die Leute zuerst hin, die es am wenigsten nötig hätten.

      Mit einem Stück Salamipizza in der Hand fing Peter an.

      „Danke für die Pizza, Mike. Gute Idee. Kann heute ja eventuell länger dauern.

      Also, in wenigen Minuten werden wir die Daten der X4 bekommen. Amanda, kannst du sie dann direkt auf den großen Bildschirm werfen? Für jede X4 eine andere Farbe. Zum Zeitpunkt des Telefonates legst du bitte ein großes X auf die Bewegungsprofile. Kannst du auch den Terrain Modus aktivieren? Ich würde mir lieber auch gleich die Umgebung ansehen.“

      Während Amanda die Laptoptastatur fleißig zum Glühen brachte, verschlang Peter ein zweites Stück Pizza.

      Allmählich füllte sich der Bildschirm mit der Straßenkarte von Kalifornien und den gewünschten Satellitenbildern die das Terrain anzeigten.

      Um Punkt 7 bildete sich dann eine rote Linie auf der Karte. Die ersten Daten einer X4. Der Startpunkt lag im King Drive, südlich von San Fransisco in Daly City und wurde allmählich zu einer Linie. Zum Zeitpunkt des Telefonates wurde ein rotes X auf der Karte markiert. Der Punkt wanderte dann leicht weiter und endete wieder im King Drive. Durch den Zeitraffer verging der Tag in ungefähr einer Minute.

      „Das erscheint mir aber nicht sehr auffällig“, bemerkte Tom. Die anderen nickten. Keiner ging aber weiter darauf ein. Die Spannung im Raum war extrem angewachsen. Jake klickte mit seinem Kugelschreiber wild hin und her.

      Wenige Sekunden später zeichnete sich eine braune Linie ab. Diesmal im südlichen San Jose. Auch hier wieder keine Auffälligkeiten.

      Eine dritte Linie zog sich in Oakland, eine vierte bei Richmond.

      Nach und nach brach die Spannung etwas ein. Die ersten Gedanken an einem Scheitern der Idee waren aufgekommen. Was wenn keine Linie eine Auffälligkeit zeigte?

      Schließlich begann eine blaue Linie ihre Bahn zu ziehen. Sie startete in einer Wohngegend in Oakland, führte weiter nach Süden und verlief auf dem Interstate 880 nach San Jose. Beim Exit 10 verließ die blaue Linie die Schnellstraße, um kurz danach im Dixon Landing Park Halt zu machen. Genau an dieser Stelle wurde ein großes blaues X auf dem Monitor markiert. Wenige Momente später setzte sich der blaue Punkt wieder in Bewegung und führte weiter nach Süden. Alle Teilnehmer hätten erwartet, dass der Punkt wieder zurück nach Oakland geführt hätte.

      Er wanderte weiter südlich durch San Jose, wechselte auf den Interstate 280, der dann in den Highway 101 mündete. Er stoppte erst wieder in Gilroy.

      „Ich wette, das war unser Kerl. Auch wenn er nicht umkehrte, so war der Stopp doch exakt getimt. Zu wem gehört die blaue Farbe?“

      Diese Frage von Mike interessierte sicherlich gerade jeden im Raum. Amanda blickte in den Laptop und öffnete eine Liste.

      „Said Siddiqui“

      „Was wissen wir über ihn?“, fragte Peter.

      Amanda rief ein Profil von Said auf den Bildschirm. Sein Foto grinste alle Versammelten im Raum an. Neben dem Bild standen einige Daten wie Alter, Herkunft und kriminelle Vergangenheit.

      „Said ist nach unseren Informationen ein typischer Anwerber. Er selber hat einen tiefen Glauben an den heiligen Krieg, hat sich aber in Laufe der Zeit darauf spezialisiert, Leute anzuwerben. Darin scheint er mehr Sinn zu sehen als sich selber in den Tod zu stürzen. Er ist ein enger Vertrauer von Imram Aghazadeh, dem Oberhaupt der Moschee von Oakland, dem auch eine nicht ganz saubere Vergangenheit vorgeworfen wird.“

      „Verfluchte Scheiße. Wenn das wirklich unser Mann ist, könnten wir ein gewaltiges Problem bekommen. Wenn so ein Multiplikator die Fäden zieht, könnte es sich um etwas Größeres handeln.“ Peter war der Ärger anzusehen.

      „Sehen wir uns noch die restlichen Linien an, um Gewissheit zu bekommen.“

      Die restlichen Linien verliefen wie die ersten ohne besondere Auffälligkeiten. Zwei Personen verließen ihre Wohnung an diesem Tag gar nicht, die anderen waren nur in naher Umgebung ihres Wohnortes unterwegs.

      Peter ergriff als Erster wieder das Wort.

      „Ich denke dann haben wir ihn, Said Siddiqui.“

      Tom mischte sich ein.

      „Wir können uns aber nicht zu hundert Prozent sicher sein. Immerhin haben wir nur 20 Verdächtige verfolgt. Es kann gut sein, dass der Halt von Said ein Zufall war und der eigentliche Gesprächspartner es sich in einem Whirlpool am Lake Louise gut gehen lässt.“

      „Das stimmt. Aber zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keinen besseren Anhaltspunkt. Amanda, wo genau endet der Punkt von Said?“,