Manja Gautschi

Steintränen


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wirken liess. Er trug ein weisses, hautenges, langärmeliges, weisses Poloshirt, die Konturen seiner Muskeln waren klar zu sehen. Darüber die dunkelblaue Uniform-Weste, dazu die dunkelblauen Uniform-Hosen. Keine Rangabzeichen, die trug Djorak nie. Das kleine Kommunikationsgerät drückte sein Relief in die Seitentasche der Hose. Am anderen Bein ein Messerhalfter mit Messer, eigentlich nicht erlaubt in den Büroetagen, doch alle wussten, dass das Djorak nicht kümmerte und nahmen es hin. Alle fanden ihn grundsätzlich nett, konnten ihm nichts wirklich abschlagen, aber keiner kannte ihn wirklich. Und wirklich mögen, tat ihn auch keiner. Nur fürchteten ihn irgendwie alle, er hatte Verbindungen und Einfluss und vor allem, er war intelligent und gerissen. Eine unheimliche Mischung.

      „Nun denn“ Djorak sah erst Greg, dann Simone an. Also ‚sah’, er lächelte die beiden ganz selbstzufrieden an „Ich muss. Kommst du?“ an Simone „Ja, gleich. Auf DIE Minute kommt’s nun auch nicht mehr an.“ machte Simone klar, dass sie nicht mit ihm zusammen in das Büro gehen würde. Djorak nickte, er akzeptierte Simones Haltung, respektierte das und verschwand ohne weitere Worte in besagtem Büro. Gab der immer noch wütend dreinschauenden Klara kurz per Handzeichen zu verstehen, dass sie mit Greg tauschen soll, damit die Patroullienreihe wiederhergestellt würde ohne Greg gleich davon zu scheuchen. Greg konnte auf diese Weise noch einen Moment mit Simone stehen bleiben.

      Klara passierte die beiden und Greg bedanke sich „Danke Klara.“ worauf Klara bloss den Kopf schüttelte. Derweil war Djorak in derselben Tür wie vorhin Bachschaum und Torns verschwunden.

      „Stimmt es wirklich?“ flüsterte Simone „Was?“ „Na, das mit Jeff?“ sie wollte es nochmals hören, unbedingt. „Oh“ verstand Greg „Ja“ bestätigte er „Jeff hatte gesagt, dass er nichts mehr mit diesen feigen Mördern zu schaffen haben will. Und schon gar nicht für sie arbeiten, da würde er vorher sterben.“ Simone verstand „Wegen Sila? Nicht wahr?“ Greg nickte „Ja. Das wird er denen nie verzeihen. Denke ich.“ ergänzte er traurig. „Aber sag, was war das eben? Ich verstehe das nicht. Was hast du mit Djorak zu tun? Und vor allem, was hat das mit mir zu tun?“ Simone blickte Greg an. „Hat er mich deinetwegen ins Team genommen?“ Simone nickte „Das will ich nicht.“ seufzend sagte Simone darauf, während sie sich ein Haar aus dem Gesicht strich „Ach Greg. Ich konnte doch nicht zusehen, wie man euch in diesem Labor als Versuchskaninchen einsperrt. Wichtig ist nur, dass es euch gut geht. Das tut es doch, oder?“ Greg nickte „Ja, ja. Also mir sicher. Und Jeff ging’s auch wieder gut, nachdem sie aufgehört hatten ihn zu verhören und foltern. Eigentlich geht es ihm in physischer Hinsicht ebenso gut wie mir. Dieses Serum, das sie da spritzen, ist unglaublich.“ „Immerhin.“ sagte Simone erleichtert. Betrachtete Greg nochmals, lächelte „Du siehst wirklich super aus, Greg.“ Greg lächelte genauso „Dann bis nachher?“ fragte er und sie nickte „Unbedingt.“ sie zwinkerte ihm zu und ging um ebenfalls hinter dieser Bürotür zu verschwinden wie Djorak vor ihr.

      Immer noch an Greg und Jeff denkend, betrat Simone das Büro. Sie war erleichtert. Sie hatte so ein schlechtes Gewissen gehabt, dass Jeff und Greg ihretwegen in diesem Labor gefangen gehalten wurden, dass sie schlussendlich diese Abmachung mit William oder neu ‚Djorak’ getroffen hatte: Jeff und Gregs Freiheit, dafür würde sie mit Djorak zusammenarbeiten.

      Simones Position erlaubte es ihr nämlich, selbst zu bestimmen, von wem sie Befehle annahm und von wem nicht. Es obliegt ihr selbst, die Liste dieser Personen und Abteilungen zu führen. In Absprache mit ihrem Vorgesetzten wurde diese Liste dann von Zeit zu Zeit überprüft und angepasst. Sie gehörte zu einer internen Abteilung der Armee, die sich zwischen allen anderen Gruppen bewegte, als Verbindungsglied. Und das nicht nur intern, sondern auch extern. Und nicht jedermann konnte jeden aus ihrer Abteilung anfordern. Darum diese Liste. So wurde sichergestellt, dass sich die verschiedenen Abteilungen nicht gegenseitig über Simone und ihre Leute ausspielen konnten. Stand man nicht auf der Liste, musste oder durfte sie keine Befehle annehmen. Djorak hatte sich nun einen Platz auf besagter Liste ‚erkaufen’ können.

      "Was wollt ihr mit denen?" "Wir könnten sie laufen lassen." "Laufen lassen? Nein, dafür wissen sie zuviel. Und wir brauchen nicht deren Reihen mit mehr Leuten stärken." Bachschaum schüttelte den Kopf "Nein, nein. Macht kurzen Prozess. Ist das Beste. Wir brauchen den Platz und die Ressourcen. Von mir aus biete ihnen nochmals an sich für uns nützlich zu machen. Aber wenn nicht" Bachschaum hob die Schultern "weg damit." machte eine Wischbewegung in der Luft mit seiner rechten Hand.

      "Weg womit?" warf Simone keck ihre Frage in die Runde.

      Peter Bachschaum, Richard Torns, Marcel Ragor, Djorak Ikrov und ein Mann im grauen Anzug sassen um einen Tisch herum. Auf dem Tisch standen Gläser, gefüllt mit Wasser. Das Wasser bewegte sich. Die Sonne schien hindurch und es entstand ein kunstvolles schönes Schattenspiel auf dem Tisch.

      Das Büro war hell. Grosszügig. Zwei Arbeitsplätze und ein Besprechungstisch mit 12 Stühlen fanden leicht Platz darin. Die Wandregale waren voll mit Akten unterschiedlichsten Alters. Dass trotz der Computer trotzdem noch so viel Papier zu sehen war erstaunte Simone. Das musste das Büro der Aufsicht gewesen sein.

      Es gab drei Türen: Die, durch welche Simone eben hereingekommen war und eine andere, die vermutlich direkt zum Zellentrakt führte. Die dritte, schmalere Tür war allem Anschein nach keine wirkliche Tür, sondern ein Abstellraum.

      Immer noch mit den Akten unter dem Arm stand Simone also vor dieser illustren Männerrunde und hatte mit ihrer Frage alle Blicke auf einmal auf sich gezogen.

      Peter Bachschaum reagierte als erster. Wie immer sehr freundlich begrüsste er das letzte Mitglied der Runde "Ah, Frau Gelbjellow. Schön, dass es geklappt hat." er stand auf und reichte ihr die Hand "Ich bin Peter Bachschaum". Zeigte mit der anderen auf einen freien Stuhl am Tisch. "Bitte, setzen Sie sich doch. Die anderen Herren kennen Sie ja bereits."

      "Zu trinken?" fragte Djorak und griff nach der Wasserflasche um Simone ein Glas einzuschenken. Was er auch tat, ohne Simones Antwort abzuwarten. Es war ihr egal. Stattdessen nickte sie allen kurz zu, stockte bei Marcel. "Wo ist Captain Sol?"

      Sofort stand Marcel Ragor auf "Entschuldigung. Markus konnte nicht und hat statt seiner mich geschickt. Wenn ich mich vorstellen darf" er reichte Simone die Hand "Commander Marcel Ragor" "Lieutenant Simone Gelbjellow" "Freut mich. Man hat mir völlig unterschlagen, dass wir so ein erfreulich hübsches Mitglied erwarten."

      Um sich den Wahrheitsgehalt von Ragors Aussage bestätigen zu lassen, blickte Simone fragend zu Torns. Admiral Torns sass mit verschränkten Armen auf einem Freischwinger, wie immer mit grimmigem Gesicht, perfekt sitzender Uniform und sauberem Haarschnitt. Er nickte Simone zu, Ragors Auskunft entsprach der Wahrheit, sie konnte ihm glauben.

      Simone musste stets aufpassen, mit wem sie was für Informationen austauschte. In diesem Fall, war sie im Auftrag von Admiral Torns unterwegs. Er war ihre sogenannte Primär-Listen-Person, seine Befehle hatten Vorrang vor allen anderen, er war eine Vertrauensperson. Dass Bachschaum hier sein würde, hatte sie gewusst, sich informiert.

      Der Mann im grauen Anzug war vom Geheimdienst. Keine Namen. Diese Typen mochte Simone überhaupt nicht, aber sie tauchten immer und überall irgendwie auf, dagegen konnte sie nichts tun, waren einige Befehlsstufen über ihr. Die Spürhunde der Regenten, wie man sie in der Armee auch nannte.

      Über Djorak Ikrov, vorher William Cullen, hatte sie nicht viel herausfinden können, aber Torns verbürgte sich für ihn.

      Dieser Commander Marcel Ragor war unangekündigt und neu für sie hier, da musste sie skeptisch sein. Auch wenn er im ersten Augenblick einen vertrauenswürdigen Eindruck machte. Er sah auch gut aus, fand Simone, sehr attraktiv, strahlte eine gewisse Intelligenz aus. Sein Lächeln war nicht so kalt wie das von Djorak. Es war ehrlich und warm.

      Den Blick zurück zu Ragor meinte Simone „Na gut.“ nahm sich den freien Stuhl und setzte sich. Legte ihre mitgebrachten Unterlagen bereit.

      Das Gespräch von eben aufnehmend stellte Torns eine