Manja Gautschi

Steintränen


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Leichen.“

      „Siehst du“ meinte Sora „das meine ich. Du hast Ahnung von solchen Dingen, wir nicht.“ „Na, Boris schon. Ihm geht es gleich wie mir, denke ich. Er floh hierher um in Ruhe und Frieden sein Leben zu leben. Wo ist er eigentlich?“ „Ach ja“ sagte Sora „Ich hatte gestern Kontakt mit ihm: Es geht ihm gut. Er geniesst die Reise.“ „Ha! ‚geniesst die Reise!’“ platzte es aus Joret heraus „Nicht so! Joret. Er sagte, er freundet sich mit seinem neuen ‚ich’ immer besser an, dank der Ruhe und der Natur. Er macht keine Ferien!“

      „Schon gut. Wann kommt er zurück?“ „Er nimmt sich Zeit für die Gespräche mit den Menschen. Er hatte bemerkt, dass es nötig ist, ihnen das Gefühl zu geben, dazuzugehören. Sonst könnte es, wie du gesagt hast, zu unerwünschten Verbindungen kommen. Er meinte auch, dass wirklich viele dazu bereit sind zu kämpfen. Sich gegen das Terra Sonnensystem zu wehren. Im Gegenzug würden wir helfen, wo auch immer nötig. Ein intensivierter Austausch untereinander. Rupes müsse sich für seine eigenen Leute mehr öffnen. Meinte er. Da weiss ich halt nicht so recht.“ Macto nahm seinen Arm runter „Ausverkauf von Rupes!“ interpretierte er energisch. Sora schüttelte den Kopf „Nein, ich denke nicht, dass es so gemeint ist.“ und Jorets Kommentar „Klingt sehr gut.“ „Ach!“ räusperte sich Macto „Klar findest du das gut. Rotsand wünscht sich schon lange offene Tore von Rupes. Aber“ Sora legte ihre Hand nun auf Mactos Schulter „Beruhig dich, Macto. Darum geht es nicht. Bitte.“

      „Also“ fuhr sie in Richtung Mikrofon fort „Boris meinte, 2 bis 3 Wochen bräuchte er noch. Sei kein Problem, würde er etwas an Terra Sonnensystem - Bewegung registrieren, bekämen wir Nachricht. Aber bisher bewegten sich die Truppen in den Bergen kein Stück. Allerdings weiss er nicht, was im Verlorenen Tal passiere. Er fand es merkwürdig ruhig.“ „Ja, jetzt wissen wir warum.“ warf Macto ironisch ein. „Ja, leider. Sie kommen auf rotsander Boden.“ stimmte Joret zu „Wie wollt ihr ausfindig machen, was im Verlorenen Tal vor sich geht?“

      Schulterzuckend sagte Sora „Wissen wir noch nicht. Wir haben niemanden, der für sowas in Frage käme. Ein Tränensammler wäre gut, die kennen sich da aus. Für einen gewöhnlichen Wachmann ist die Gegend dort zu gefährlich. Er kann sich nicht verstecken und gleichzeitig Eiswinden ausweichen. Hat keine Erfahrung. Und weitere Tränensammler zu verlieren....och, Jürg würde die Wände hoch gehen. Leider funktionieren Sensoren auch nicht. Sonst“ „ja, sonst könnten wir das für euch übernehmen.“ führte Joret den Satz fort.

      „Was ist mit Mara?“ „Was soll mit ihr sein? Ist verbotenes Terrain. Boris würde uns ins Loch werfen, würden wir sie da hineinziehen. Das weisst du. Fang nicht immer wieder davon an. Habt ihr niemanden?“ lenkte Sora das Gespräch „Nein, aber immerhin können wir ab heute Nacht ihre Funkgespräche mithören. Vielleicht können wir ihnen auf diese Weise einen Schritt voraus sein. Ein wenig Ungewissheit weniger.“

      Erstaunt blickten sich Sora und Macto an. Macto hob die Schultern. Sora fragte ins Mikrophon „Und wie bewerkstelligt ihr das?“ „Frag lieber nicht. Ist besser, ihr wisst es nicht.“

      „Joret, Joret.“ tadelte Sora in ironischem Tonfall „Das hätte ich von dir nicht erwartet. Du bist sonst immer so korrekt, kein Abweichen von den Regeln. Und nun sowas. Das gibt mir Hoffnung, dass du dich vielleicht doch noch einlebst.“ „Sora, lass den Blödsinn. Du lenkst ab. Die Situation ist zu ernst, als dass wir uns solche Sprüche leisten könnten. Wir sind im Krieg und ich werde tun, was ich kann, um mein Zuhause und seine Leute zu beschützen.“

      „Tut mir leid. Bitte entschuldige. Du hast natürlich recht.“ räumte Sora sofort ein. Macto nickte, lächelte aber auch.

      „Also“ fasste Joret zusammen „Rotsand postiert Leute an den Grenzen zum Niemandsland. Wir führen aber keine Angriffe, was ich heute noch mit den Stadtherren offiziell besprechen werde. Rupes bewegt sich vorerst noch nicht, wenn wir Hilfe bräuchten, kämen wir gerne auf euer Angebot zu sprechen. Boris kommt in ca. 3 Wochen zurück. Dann setze ich eine Versammlung der Grossregionen-Vertretern auf dann an, damit er dabei sein kann. Teilt ihm das mit. Es ist wichtig, dass sich Rupes endlich am politischen Leben Steinweltens beteiligt. Ich begrüsse das, wirklich. Wir müssen zusammenhalten, nur so haben wir eine Chance.“

      Macto verdrehte etwas die Augen, er hielt Politik und Diplomatie grundsätzlich für Zeitverschwendung und dieses ständige Gelabber darüber von Seiten Rotsands nervte ihn, wie viele in Rupes. Sora boxte ihn dafür in die Seite.

      „Ich werde euch sämtliche Informationen zukommen lassen, die wir aus dem Funkverkehr erhalten. Behandelt das unbedingt geheim und inoffiziell, sonst fliegt uns das um die Ohren.“ „Einverstanden“ bestätigte Sora, Macto nickte mit dem Kopf.

      „Ihr kümmert euch um das Verlorene Tal. Wir müssen wissen, ob sich die Terra Sonnensystem Armee dort aufbaut oder nicht. Ist mir gleich, wie ihr es anstellt.“ Joret wartete eine Reaktion ab.

      „Wir überlegen uns etwas.“ vertröstete Macto. „Joret?“ wollte Sora noch wissen „Wie kriegst du das nur alles unter ‚einen Hut’? Du bist auch bloss ein Mensch. Kannst nicht alles alleine erledigen.“ und Joret fühlte sich zärtlich umarmt. Dass Sora ihn das fragte, sich tatsächlich Gedanken über ihn machte. In der aufgewühlten Situation erwischte ihn diese Frage voll. Er stutzte. Nicht, weil er keine Antwort hatte. Nein, weil es jemanden kümmerte. Er war der Hauptmann, seine Leute verliessen sich auf ihn, er war quasi der Beschützer von allen hier. Barra war vielleicht noch am ehesten diejenige, welche zusammen mit ihm die aktuellen Probleme trug. Aber sich um seine Person selbst... nein, hatte noch keiner gefragt.

      „Joret?“ fragte Sora nach „Noch da?“ „Ja, ja. Natürlich. Also“ antwortete Joret endlich „Tom hat die Leitung der Stadtwachen übernommen, damit ich mich hierum kümmern kann. Danke der Nachfrage.“ „Aha, gut.“ bestätigte Sora das Gehörte.

      „Dann war’s das. Wir hören voneinander.“ „Ja, wir bleiben in Kontakt.“ „Auf jeden Fall.“ Das Gespräch endete.

      Joret sass alleine in seinem Büro. Sah sich um. Durch das Gespräch war er ruhiger geworden. Die Hektik hatte sich etwas legen können. Er fühlte sich nicht mehr ganz so alleine. Denn im Vergleich zum letzten Krieg, den er auf Aquawald miterleben musste, hatte er hier keine ausgebildeten ‚Waffen’ wie einen Zylin Sa an seiner Seite. Menschen, die zu töten gelernt hatten, es taten, es tun konnten. Er hatte keine Vorgesetzten, die die grossen Pläne schmiedeten und ihm Befehle gaben. Nein, diesmal war er alleine. Die Menschen hier waren friedlich. Klar hatte er ausgebildete Wachen, die kämpfen konnten. Aber das war bei Weitem nicht dasselbe. Zum Ersten Mal konnte er Koron und Boris nachfühlen, wie es gewesen sein musste, als das Terra Sonnensystem sich entschlossen hatte, Aquawald zu übernehmen. Es war kein gutes Gefühl, überhaupt nicht.

      12 - Freundschaften - Djorak & Greg

      Stolz auf sich selbst beobachtete Greg Becker wie Peter Bachschaum zusammen mit Admiral Torns ins Büro liefen. Stolz, weil dieser Bachschaum dick war, unförmig. So wie er einmal. Aber er, Greg Becker, hatte sich richtig entschieden und Djorak seine Loyalität zugesagt um einen Platz in dessen neuem Team zu erhalten. Dank Jeffs Neugier war er in dieses Labor gesperrt worden. Als Versuchsperson gegen seinen Willen benutzt worden. Anfangs war es keine angenehme Zeit gewesen. Um sein Leben gefürchtet, hatte er. All diese medizinischen Untersuchungen und Versuche. Das tägliche Training im Fitnessraum unter Anleitung und Beobachtung dieser sadistischen Wachmännern, die ihn bis zum Umfallen trainieren liessen.

      Und als er Jeffs Zustand gesehen hatte, wie es seinem Freund immer dreckiger ging. Nein, das war Horror gewesen. Eingesperrt in diese kleine fensterlose Zelle. Menschenunwürdig. Er hatte keine Privatsphäre, war wertlos gewesen. War nur noch ‚Versuchsmaterial’ gewesen. Zeitweilen hatte er sich gewünscht zu sterben. Das zu beenden, denn er würde eh nie wieder da rauskommen. Brrr.... diese Gedanken liessen ihn immer wieder erschaudern. Manchmal hatte er Alpträume.