Hedwig v. Knorre

mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild


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oder tauchen tief im Meer.

      Einigen reicht auch das nicht. Sie brauchen „verrückte“ Extremsportarten wie Bungeespringen. Hauptsache ist „der KICK“, das GUTE GEFÜHL hinterher. Was tun Menschen nicht alles dafür!

      Doch nicht nur Bewegung macht gute Gefühle. Auch Kreativität wie Bildhauern, Malen, Musizieren … wer es tut, fühlt sich besser und die Umgebung gleich mit! Welchen Gefühlsreichtum können Menschen über die Kreativität miteinander erleben! Auch der Umgang mit Tieren macht uns glücklich.

      Doch die größte Zufriedenheit erleben wir im Zusammensein mit anderen Menschen. Miteinander reden, einander verstehen – wie wichtig ist das für uns! Einander fühlen, körperlich, beim Tanz, bei Massagen, Umarmungen, Streicheln, Sex … Wenn Menschen einander körperliche Nähe und Wärme geben, bekommt es die Seele gleich mit.

      Positive menschliche Nähe macht glücklich, je näher, desto intensiver. Es gibt keine größere menschliche Nähe als zwischen einer Mutter und ihrem Kind! Diese Beziehung birgt das größtmögliche Glückspotential für beide.

      Das aller größte Glückspotential liegt am Beginn des neuen Lebens auf dieser Erde, im Geburtsprozess. Dabei wird ein einzigartiger Neurotransmittercocktail ausgeschüttet, der einen vielfach größeren „KICK“ gibt als alles andere und damit alle Extremsportarten toppt. Ganz natürlich. Die Weisheit der Natur hat es so eingerichtet, damit Mütter und Kinder miteinander glücklich sind. Von Anfang an und im optimalen Fall ein Leben lang. Die Mutter ist glücklich, wenn es ihrem Kind gut geht, und ist bereit, ALLES dafür zu tun. Das Kind ist glücklich mit einer fürsorglichen Mama, und es entwickelt sich zu ihrer Freude gesund und prächtig.

      Solche Mutter-Kind-Paare braucht unsere Gesellschaft!

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       Genetik

      Wir leben im Zeitalter eines immensen Wissens über Genetik, worüber die Generationen vor uns nicht verfügten. Darum kennen wir heute auch die genetischen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen.

      Alle 46 Chromosomen in menschlichen Zellen sind doppelt angelegt, also 23 Paare zu je 2 Chromosomen. Das macht Sinn, denn es kommt vor, dass ein Abschnitt auf einem Chromosom schadhaft und unbrauchbar ist. In diesem Fall kann eine Zelle, deren Aufgabe es ist, ein bestimmtes Protein aus diesem Abschnitt zu bauen, auf den entsprechenden Abschnitt des zweiten Chromosoms zurück greifen.

      Auf dem X-Chromosom befinden sich über 1000 Informationen zu den meisten wesentlichen körperlichen Anlagen. Mädchen haben 2 X-Chromosomen. Jungen dagegen haben nur ein X-Chromosom und anstelle des zweiten X-Chromosoms ein Y-Chromosom. Muss eine Körperzelle eine Aminosäure bauen, deren Bau-Anweisung auf dem X-Chromosom liegt, und ist dieser Abschnitt fehlerhaft – was in der Natur nicht selten vorkommt, denn die Natur ist nicht perfekt – dann kann ein Körper mit XX-Chromosom auf den entsprechenden Gen-Abschnitt des zweiten X-Chromosoms zurück greifen. Fehlt dieses zweite X-Chromosom, ist das nicht möglich. Auf dem Y-Chromosom sind diese Informationen nicht vorhanden.

      Menschen mit 2 X-Chromosomen sind also in mancherlei Hinsicht im Vorteil gegenüber den Menschen mit nur einem X-Chromosom. Schon während der Schwangerschaft sterben mehr Jungen vorgeburtlich als Mädchen; auch unter Frühgeborenen sterben mehr Jungen als Mädchen, bevor sie das Reifestadium eines termingerecht Geborenen erreichen.

      Das Y-Chromosom ist ziemlich klein und beinhaltet wenig Information. In der Hauptsache sorgt die Y-Information dafür, dass beim sich entwickelnden Menschen, in diesem Stadium von Fachleuten „Fötus“ genannt, die frisch angelegten Gonaden zu Hoden werden. „Ungestört“ von einem Y-Chromosom entwickeln sich die Gonaden zu weiblichen Geschlechtsorganen mit Gebärmutter.

      Die Hoden des männlichen Embryos schütten recht bald regelmäßig das Hormon Testosteron aus. Hormone werden über die Blutbahn im Körper verteilt und entfalten ihre Wirkung überall, wo Rezeptoren dafür angelegt sind, also auch im Gehirn. Das gilt auch für Testosteron. Ein sich entwickelndes Gehirn, das 10 mal so viel Testosteron ab bekommt, gestaltet sich etwas anders als ein Gehirn, das nur ein Zehntel dieser Menge bekommt. Das Gehirn eines sich männlichen Embryos entwickelt sich dementsprechend anders im Vergleich zu einem weiblichen Gehirn, das nur ein Bruchteil dieser Testosteronmenge bekommt.

      Die Forschung der Sexualhormone steckt noch in den Kinderschuhen. Und natürlich lässt sich nicht alles mit Testosteron erklären, schon garnicht so etwas wie antisoziales Verhalten. Dem widersprechen schon allein all die vielen netten, fürsorglichen Männer mit prosozialen Tendenzen. Das menschliche Sozialverhalten ist viel komplexer.

      Doch es ist ein Beispiel für einen signifikanten Unterschied der Geschlechter, der genetisch angelegt ist, schon vorgeburtlich zur Wirkung kommt und anschließend lebenslang weiter besteht, unabhängig von gesellschaftlichen Normen und sozialer Prägung.

      Neugeborene Jungen erleben sich schwächer in sich selbst als neugeborene Mädchen, haltloser. Das bleibt so. Darum wird eins ihrer Grundmotive im Leben: Halt suchen. In unserer Gesellschaft finden sie ihre Affinität zu allem, was großartig ist: Polizei! Feuerwehr! Armee! Macht in einer Hierarchie! Ansehen und gesellschaftlicher Status ist ihnen wichtig.

      Im Reproduktionsgeschehen ist ein Mensch mit y-Chromosom rein biologisch gesehen nur für eines wichtig: Sperma befruchtet die Eizelle. Ein Vater kann sich gleich nach der Zeugung aus dem Geschehen zurück ziehen, oder zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Schwangerschaft.

      Steuern Väter mehr dazu bei, über die Zeugung hinaus, ist dies nicht biologischen, sondern psychischen und emotionalen Aspekten sowie gesellschaftlichen Rollenvorstellungen geschuldet.

      Anders als bei Menschen mit Gebärmutter. Die Mutter ist biologisch unersetzlich im Reproduktionsgeschehen, vom Beginn der Schwangerschaft an über die Geburt und weiter im Wochenbett. Sie kann sich nicht im dritten, fünften oder siebten Schwangerschaftsmonat davon machen, oder gar während der Geburt.

      Nach der Geburt ist die Mutter der einzige Ort in der riesigen neuen Welt, wo das Kind sich sicher und geborgen fühlt. Es kennt die eigene Mutter, ihren Geruch, ihre Art, sich zu bewegen, ihre Stimme, ihren Herzschlag. Die Mutter - das war die ganze Welt des Kindes, das ganze Leben lang bis zur Geburt. Alles andere ist „fremd!“ und „fremd ist gefährlich!“ Darum muss das Kind bei der Mutter bleiben, an ihrer Brust trinken, von dieser einzig wirklich sicheren Person aus langsam, vorsichtig, nach und nach die Welt und weitere vertrauenswürdige Personen kennen lernen.

      Fehlt die Mutter nach der Geburt, ist sie nur sehr schwer zu ersetzen. Ich freue mich dankbar für jedes mutterlose Kind, das eine gute Ersatzmutter bekommt! Wie oft geht an dieser Stelle etwas schief … meist mit tragischen Folgen.

      Dies Wissen ist überaus bedeutsam. Ich werde in mehreren folgenden Zusammenhängen darauf zurück kommen.

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       Seltene Geschlechter

      Von Natur aus gibt es zwei Geschlechter: die mit XX-Chromosomen haben Gebärmütter, Milchdrüsen, Klitoris, Vagina und Labien. Die mit XY-Chromosomen haben Penis, Skrotum und Hoden. Ab und zu bietet die Natur seltene Varianten dieses Themas, Mutationen. In der Regel sind Körperteile dabei, die eine Erektion und Lustbefriedigung ermöglichen wie Klitoris oder Penis. Beispielsweise ist manchmal eine Klitoris vergrößert und somit äußerlich einem Penis ähnlich, während innerlich eine Gebärmutter angelegt ist. Darüber wird heute offener gesprochen als zu früheren Zeiten. Bei Fachleuten wie Hebammen und Kinderärzten hat sich das Bewußtsein heute dahingehend verändert, diese Besonderheiten nicht mehr operativ in Richtung „eindeutig männlich“ oder „eindeutig weiblich“ zu „korrigieren“, sondern sie zu lassen, wie sie sind und es der Entwicklung der betreffenden Person zu überlassen, wie diese damit umgehen möchte. Das ist gut, denn in der Vergangenheit hat dies zwanghafte Aufoktruieren von Geschlechterrollen vielfach zu Verzweiflung bis hin zu Suiziden geführt.

      Mir sind während meiner Berufstätigkeit nur extrem wenige dieser besonderen Geschlechter begegnet, die rein äußerlich-optisch keine klare Unterscheidung zwischen klassisch weiblichem und männlichem Genitale ermöglichten