Magnus Drechshage

Auf Umwegen...


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Hatte mich auf den Weg zum East Point gemacht…einer Halbinsel östlich von Darwin…Eine Strecke kann gut 10 Kilometer sein…sieht eigentlich gar nicht so weit aus…man sieht von der Esplanada in Darwin den East Point recht gut…aber ich war echt lange unterwegs!

       Auf dem Hinweg habe ich mir Zeit gelassen…bin viel am Strand gelaufen…habe Muscheln für Oma zu Weihnachten gesammelt…da merkte ich die Sonne noch gar nicht so doll…doch mein rechter Arm wurde immer röter…dann habe ich mich endlich eingecremt!

       Auf der Halbinsel war es schon schön! Ich hatte einen herrlichen Blick auf den offenen und paradiesisch blauen Ozean…wundervoll!

       Aber dann kam der laaange Heimweg…und die Sonne hat mir auch den Nacken, den linken Arm und die Waden verbrannt…außerdem ziert meine Brust jetzt ein rosaroter V-Ausschnitt…musste aber noch bestimmt zwei Stunden zum Hostel marschiert sein…und die Sonne brannte!

       Aber ich bin echt tapfer marschiert…obwohl ich zum Schluss etwas wackelig auf den Beinen war…

       YEAH…jetzt im Nachhinein fühlt es sich richtig gut an!

       Tag 28 05 Dez./11

       Vor mir ein wunderschönes Orange…darüber färben sich die Wölkchen rot und über mir sind sie rosa…die Wolkenfetzen sehen aus wie gemalt! Als könne man die Pinselführung des Malers dieses grandiosen Bildes erkennen! Hier in Darwin sind die Sonnenuntergänge einfach nur wunderschön!

       Habe heute ein Päckchen nach Hause geschickt…musste die Sachen ziemlich rein quetschen…hoffe das alles heile ankommt! Hat immerhin 38 Dollar gekostet…mit Air Mail…hab außerdem ein kleines Wombat Büchlein an Aqua geschickt…hoffe sie freut sich darüber!

       Das Northern Territory National Museum, welches ich heute besucht habe, ist wirklich einen Ausflug wert! Viele schöne Bilder sind zu sehen und Tiere der Region…da wurde mir klar, wie wenig ich erst von der hiesigen Fauna gesehen habe! Und der Eintritt ist frei…das muss man sich mal vorstellen!

       Mein Sonnenbrand konnte natürlich nicht besser werden…war wieder zu lange draußen…hoffe Morgen nicht mehr so rot zu sein!

       Tag 29 06 Dez./11

       Ja tatsächlich…ein Monat ist jetzt um…ich bin schon seit einem Monat in Australien! Woran ich mich spontan erinnere? Die ersten Tage in Darwin…jetzt im Nachhinein war ich doch ziemlich orientierungslos…und das ich wirklich drei Wochen in Katherine war…fast nicht vorzustellen…Amelie…Manboloo… Croco’s…meine Ausflüge am River…RAAF Base…Cleaners…Mangos… Alex und Jana…und die Millionen Sterne…es war bisher eine schöne Zeit…mit so viel neuen Erfahrungen und Entdeckungen!

       So langsam kommt auch mein Selbstbewusstsein wieder…und das zu recht! Ich habe schon einiges gemacht in meinem Leben…und fast immer mit Erfolg…bin jetzt 29 und am anderen Ende der Welt…unglaublich!

       Bin heute zum Charles Darwin National Park gelaufen…und für diese viele Latscherei war es eine Enttäuschung…der Weg war heiß und lang, sodass ich dort nicht wirklich viel rum laufen und entdecken wollte…aber dank Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 ist der Brand nicht schlimmer geworden! Blöd war nur, dass ich so viel an der Straße laufen musste…das macht keinen Spaß…

       Und heute ist meine letzte Nach in Darwin…vorerst…bin mal gespannt, wann ich wieder komme! Waren schöne Tage hier…schon fast wie Urlaub! Mal sehen wie es in Adelaide weiter geht!

       Tag 30 07 Dez./11

       Der letzte Abend in Darwin…und er hat mir noch einmal ein unglaublich schönes Naturschauspiel geboten…Blitze! Perfekte Blitze! Diese riesige Gewitterwolke verhüllte den Horizont über dem Meer genau dort, wo die Sonne unterging… links und rechts davon sah man in den verschiedensten Rottönen getauchte Wolkenberge und Lichtbündel zwängten sich durch die rosanen Wattebäusche und streuten über den blauen Himmel über mir…so wunderschön, als wenn sie aus einem Disney Zeichentrick stammen…ja…wie gemalt…und dazwischen blaue Flecken…und dann diese vollen Blitze! Von oben nach unten oder von links nach rechts oder inmitten der Wolke selbst…habe vorher noch nie so einen richtigen Blitz gesehen…Perfekt…3 oder 4 Sekunden lang stand einer direkt vor mir! Was für ein Anblick!

       Den Rest des Tages war ich z.B. im Crocodylus Park, ein ganzes Stück weg von der City…bin also mit dem Bus hingefahren…zum Latschen war es echt zu weit! Diese Salzwasserkrokodile sind wirklich sehr beeindruckend! Boa sind die groß und massig! Die mal live zu sehen war atemraubend! Allerdings der Eintritt mit 35 Dollar schmerzend…Aber habe mich auch sehr gefreut, Kasuare zu sehen! Tolle Tiere! Nur waren die übrigen Tiere…Tiger, Affen und Löwen in viel zu kleinen Käfigen…das hat die Sache etwas getrübt!

       So…der Abend ist zum Glück schon jetzt so weit vorangeschritten, dass ich mein Gepäck vom Hostel abholen kann und mich auf den Weg zum Flughafen mache…der Airport Shuttle müsste gleich kommen…Freu mich, wenn ich in Adelaide bin und im Bett liege!

      Mein Stamm-Café hatte mich nicht enttäuscht. Die Melancholie reinigte mein Hirn. Ich fühle mich belebt und sitze fröhlich in der U-Bahn, auf dem Weg zurück an den Schreibtisch, und kann es nicht lassen, Mitfahrenden ein leichtes Lächeln zuzuwerfen. Manche lächeln sogar zurück. Das freut mich, doch unwillkürlich gucke ich schnell weg, wieder aus dem Fenster in die Tunnelschwärze.

      Adelaide also. Bei meinen Gedanken an Katharina hätte ich fast dieses wichtige Detail übersehe. Malcolm wird also seinen Wirkungsbereich verlagern, um viele Tausende Kilometer weiter in den Süden. Ich find es sogar Schade, die Tropen und Darwin zu verlassen. Hat sich heimisch angefühlt. Mal sehen wie es mit Mr. Dreibuchenhain weiter geht.

      Kapitel 7: Transit

      Obwohl unser junger Mann mehrere Tage in den Metropolen Adelaide und Melbourne verbringt, befindet er sich nur auf Durchreise. Es sind komische, verwirrende und nachdenkliche Tage, welche Malcolm zum nächsten großen Australien Abenteuer winken. Später, viel später und davon ahnte er in diesen Wochen noch nichts, schließlich in ein außeraustralisches emotionales Abenteuer münden.

      Und ich, ich sitze schon längst wieder an meinem gemütlichen Schreibtisch in meinem urgemütlichen Stuhl. Eine Tasse Kaffee umklammernd mit beiden Händen, genieße ich es für ein paar nachmittägliche Minuten aus dem Fenster zu schauen. Dicke Flocken Schnee rieseln träge mit hypnotisierender Regelmäßigkeit. Mir fallen die Augen zu, so heimelig fühlt es sich an, um sie jäh wieder weit aufzureißen.

      Es kratzt an der Tür. Es ist Piraccas, der rot getigerte Kater vom Nachbarn, zwei Etagen über meiner. Die Nachbarn selbst sehe ich nur hin und wieder im Treppenhaus, Grüßen mich mit vollen Mülltüten oder Einkaufskörben in der Hand, mehr aber auch nicht. Doch Piraccas, er ist ein ganz lieber und verschmuster. Er ist eine Wohnungs-/Treppenhaus Katze und sammelt sich seine Streicheleinheiten bei unseren Mitbewohnern. Ich freue mich immer sehr, wenn er an meiner Tür kratzt. Wobei es sich mehr wie ein weiches Klopfen anhört. Aber wer sollte mir das schon glauben: eine Katze, welche im Treppenhaus lebt, klopft an meine Tür, um mir einen Besuch abzustatten. Also sage ich lieber Kratzen zu diesem Klopfen. Ich öffne ihm die Tür und Piraccas maunzt leise und läuft mit hocherhobenem Plüschschwanz zum Schreibtisch, um flink mit einem gekonnten Sprung drauf zu springen. Ich schließe lächelnd die Tür und setze mich auf den Schreibtischstuhl. Sogleich lässt sich der kleine Tiger auf meinen Schoß gleiten, kringelt sich einmal und macht es sich gemütlich, fängt an zu schnurren und fällt schnell in einen Halbschlaf. Ach, was ist das gemütlich. Ich bin nicht mehr alleine!

      Draußen schneit es weiter in dicken Flocken. Ich sitze bequem im Warmen, eine weiche Katze schnurrt auf meinem Schoß und ich spüre geradezu wie die Muse mich umschmeichelt. Ich fange besser an, schnell was in den Computer zu tippen.

       Tag 31 8 Dez./11