Magnus Drechshage

Auf Umwegen...


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Und am Nachmittag ist dann Amelie schlecht gelaunt…so ist das, wenn man(n) mit Frauen arbeitet!

       Und…am Abend?

      Der erste Akt: Dann ändert die zuvor fast boshaft strahlende Sonne ihr Antlitz…deutet Versöhnung an…taucht das Land in ein noch roteres Rot, dass seit jeher nur von den Menschen dieser Ländereien gesehen…ja, mitunter finden sich Farben jenseits der Vorstellungen…jenseits eines gewöhnlichen Regenbogens…alle Farben zwischen einem Hauch Rosa…hinüber in ein tiefstes Karminrot…bis ein dunkles Violett zu erahnen ist…dass einem Maler, einem mit Ambitionen zur Riege der Künstler zu gehören, deren Bilder noch in hunderten Jahren bestaunt werden, die Augen vor Wonne und Gier, diese Farben in ihren Werken mit einer neuen Vita auferstehen zu lassen, kaum minder farbenprächtiger glühen würden…

      Wenn dazu Wolkentürme, höher als der Himmel selbst, innerlich aufs grellste erglühen und von diesem Licht in eine Unschuld getaucht werden, die wider die Natur erscheint, läuft ein kalter und dennoch die Seele erwärmender Schauer über den Rücke…von den Schläfen über den Nacken hinunter in die vordersten Spitzen der Zehen…

      Von der Natur gemacht, ist dieses Schauspiel allein durch die selbige zu genießen…eine Kamera, ein technisches Gerät…daran hat die Sonne keine Freude…und der Versuch diese Prahlerei des Sonnentanzes auf Film zu bannen scheitert traurig und kläglich…und sie…die warme gelblich rote Sonne…versteckt sich hinter den letzten sichtbaren Wipfeln des Eukalyptus…

      Der zweite Akt: nun, da die Bühne ihre strahlende Diva verloren hat…nutzen neue Akteure den Raum zwischen Himmel und Erde und erfüllen ihn mit einem Leben, das durch die Unsichtbarkeit der Nacht eine Faszination erfährt, die zu versuchen mit Worten zu beschreiben, einer Spötterei gegen das eigene Ich gleich käme…der Eukalyptus, hinter dessen gefiederter Erscheinung unsere Freundin ihre Ruh gefunden…gibt nun sein Geheimnis preis…jenes der schwarzen länglichen Kegel, welche zu hunderten die Kraft der Äste und Ästchen reizen und triezen…es ist der Beginn des Ausschwärmens…des freien Fluges…hoch über dem Fluss…über den Dächern der Stadt…vollbringen meine geliebten Flughunde nun ihr ganz eigenes Schauspiel und erschaffen eine Dramatik, die sich kein menschliches Wesen hätte ausdenken können…weder im hellen Bewusstsein noch im dunklen Traume…

      Der dritte Akt: schließlich beginnt und endet meine weitere Reise in diesem…im Traume…ich schließe die Augen zu…

      Ich auch. Ich träume. Von Australien. Von Sonnenuntergängen und fliegenden Hunden. Ich wünschte ich könnte die wärmenden Sonnenstrahlen bis zum Letzten genießen. Doch öffne ich meine Augen, sehe ich nur das grelle gelbe Licht der Straßenlaterne. Immerhin, es hat aufgehört zu schneien. Wie spät ist es eigentlich? Ach, erst fünf Uhr.

      Ich brauche eine Pause, muss mein Hirn frei kriegen und auf den nächsten Schreibakt vorbereiten. Es wurde in den letzten Stunden einfach zu sehr beansprucht und der Wein war bestimmt nicht hilfreich. Irgendwo hab ich doch noch eine Schneehose rumliegen. Wenn ich mir die Anziehe und die dicke Daunenjacke meinen Oberkörper wärmen lasse, sollte ein kleiner Spaziergang in dieser Winterlandschaft bestimmt erfrischend sein. Ihr könnt während meiner kleinen kühlen Pause ein bisschen im Tagebuch lesen.

       Tag 18 25 Nov./11

       Heute habe ich wirklich gute und schöne Momente erlebt! Bin zum Fluss runter und habe ein bisschen geangelt…das war nicht so besonders…aber nun gut…

       Die erste große Freude kam auf, als ich einen kleinen Eisvogel übers Wasser huschen sah! So ein schönes Blau! Zwar nicht so leuchtend wie unser europäischer, aber dafür kräftiger in der Farbe…ein sattes Violett! Es muss sich um einen Azurfischer handeln…wunderschönes Tier!

       Danach kam ich zu einer netten Lichtung am Ufer des Flusses…schöner Ort! Als sich dann einen Autofriedhof vor mir öffnete, war ich vollkommen fasziniert! Gut Duzend alte Autos…vom VW Bulli bis zum 40 Jahre alten Land Rover…vom Rost zerfressen im hohen Gras ruhend, lagen vor mir…da musste ich natürlich viele Fotos machen! Ein toller Ort…obwohl voller Müll…machte es Spaß sich dort um zu schauen…Und dann…nur 1-2 Meter zu meiner Rechten, lag eine Riesenschlange! Ja wirklich! Die war mindestens drei Meter lang…Adrenalin schoss ins Blut und ich suchte…wo ist der Kopf…wo ist das Ende…war dann etwas überrascht und leicht erschrocken, als ich das Köpfchen nur einen Meter von mir, vor meinen Füßen, entdecken konnte! Wollte Fotos machen…viele Fotos...aber wie das so ist…die Batterien waren leer…auch die Ersatzbatterien…schöne Scheiße! Trotzdem ein wunderbares Erlebnis!

       Am Abend saßen wir dann mit Jodi (meinem Boss) und ihrem Mann zusammen. Haben ein paar Bier getrunken und uns ganz gut unterhalten…war nett! Und ihr Ehemann war betrunken…meine Herren! Aber Buff ist ein richtig lieber Hund…ich mag ihn! So…jetzt ist es aber Zeit fürs Bett! Gute Nacht!

       Tag 19 26 Nov./11

       Tja…was soll ich sagen?! War heute mit Amelie in der Katherine Gorge…und es war schlimmer als erwartet! Zunächst diese lächerliche kleine Trinkflasche…nicht mal ein halber Liter passt da rein…war natürlich viel zu wenig…dann ist sie nur mit Sandalen unterwegs gewesen…waren dauernd Steinchen drin und für dieses schroffe Gelände völlig ungeeignet…hat ihre Sonnenbrille fallen lassen…die war dann kaputt…aber was echt lustig war…sie war tierisch genervt von den Fliegen…gebe zu…es schwirren dauernd tausende Plagegeister um einen herum…aber normalerweise vergisst man sie recht schnell…also war kein dolles Abenteuer! Letzte Woche...mit den beiden Jungs…hatten wir mehr als doppelt so viel Spaß! Naja…sei es drum!

       Ach ja…werde noch weitere fünf Tage in Katherine verbringen…arbeite auf der RAAF Base eine Woche länger…gibt gutes Geld! Auch wenn ich das Auto weiterhin mieten muss…Freitag geht es zurück nach Darwin…freu mich schon darauf! Keine Ahnung wie es dann weiter geht…vielleicht Richtung Westen…Kununurra oder Broome…

       Am Abend war ich noch mal auf dem Autofriedhof…Am Ende der Weide…wirklich ein interessanter Ort! Hab einige Fotos gemacht…Morgen ist Sonntag…mal sehen was passiert…

       Und wie geht’s weiter?

      Von meinem Leben, von meiner Zukunft, da kenne ich die nächsten fünf Tage…was dann? Keine Ahnung *mitdenSchulternzuck*…mal sehen welche Chance mir offeriert wird…

      Doch gehen wir der Reihe nach:

      Eigentlich sollte ich nur zwei Wochen auf der Air Force Base putzen…aber die wollen mich noch eine Woche länger dabehalten…also bleibe ich noch eine Woche in Katherine…werde dann nächsten Freitag den Wagen zurück nach Darwin bringen…und hoffe, dass ich es rechtzeitig schaffe, sonst darf ich noch einen Tag Miete zahlen…net guoad!

      Und was macht die Französin…Amelie? Die fliegt kommende Woche nach Bali weiter und arbeitet deshalb unverbindlich für drei oder vier Tage in den Mangos…picking and packing…für mich heißt Katherine nur noch Mango-Town…hier dreht sich einfach alles um diese Frucht! Überall stehen Mangobäume, alle die man hier trifft arbeiten in den Mango Plantagen, jeder isst Mangos…morgens, mittags und am Abend…alles riecht nach Mangos…ich werde wohl nie wieder welche essen können…

      Moment…da stupst mich wer von hinten an…

      Ein kleines Staubkörnchen streng den Autor mahnt

      Weiche nicht vom Thema ab, sei verwarnt

      Werd‘mich hüten, eigentlich nicht meine Art

      Bin wieder voll da und allseits parat

      Werde am Freitag also wieder in Darwin sein…und was dann kommt…ich bin noch unschlüssig!

      Option 1: Ich finde einen guten Job in Darwin und bleibe da für ein paar weitere Wochen…doch das birgt ein kleines Risiko und vereitelt mir möglicherweise…

      Option 2: nach Westen fahren…Kununurra oder Broome würden mich sehr reizen…möchte gerne mal in die Kimberlys! Das Problem