Dr. Phil. Monika Eichenauer

Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1


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zu. Einer Vielzahl von Menschen in unserer Gesellschaft ergeht es unfreiwillig ähnlich. Sie werden gleichfalls nicht geschont.

      Der Ideenreichtum eines charakterlosen Spezialistentums zur Irreführung von Menschen blüht und gedeiht quer durch Kultur und Gesellschaft. Ob hinsichtlich des Missbrauchs von Visitenkarten einer namenhaften Firma mit Aufdruck einer falschen Telefonnummer, die von „kleinen Gaunern“ gefälscht werden und so die Aufträge der Kundschaft abgefangen werden oder Datenklau im großen Stil betrieben wird, das Ergebnis davon betroffener Menschen ähnelt sich: Sie sind die Betrogenen und werden misstrauisch. Für sie schreibe ich. Aber eben auch für die anderen, die so unfassbar viele Möglichkeiten aufgrund ihres Geldes haben, dieses Leben insgesamt für viele Menschen besser werden zu lassen. Im gleichen Atemzug ist eine weitere Entwicklung zu bemerken, wo sich Geber und Nehmer im gleichen Maße beschämt zeigen wie verärgert fühlen. Derjenige, der gibt, spendet und verschenkt und derjenige, der empfängt, bemängelt und beklagt sich trotz „Geschenk“, statt sich zu bedanken. Resultat ist in beiden Fällen Rückzug.

      Aber das Anliegen in diesem Buch geht über die aktuelle Situation hinaus: Es geht auch um die Reflexion des menschlichen Wesens und was es lebensnotwendig für eine weitere positive Entwicklung benötigt. Es geht darum, in welche Richtung sich das menschliche Wesen als Gattungswesen in der Gegenwart entwickeln kann und zukünftig sollte. Wir haben, wie jede Generation, auch die menschliche Verpflichtung für diejenigen, die nach uns kommen zu reflektieren, ebenso für diejenigen, die jetzt noch nicht laufen können, aber schon den Auswirkungen dieser Kultur atmosphärisch ausgesetzt sind. Dafür müssen Entscheidungen gefällt und Weichen gestellt werden.

      Qua Information und Faktenlage beziehe ich mich dabei auch auf Tageszeitungen, gängige Zeitschriften und/oder Medienberichte mit hohen Einschaltquoten. Damit ist sichergestellt, dass einer Mehrzahl von Bürgern Fakten und Informationen zugänglich sind, die in den hierfür skizzierten Leisten (obigen Grundpfeilern) kreativ dynamische Bilder im Rahmen der Zweiklassengesellschaft entwerfen und aufzeigen. Hierbei offenkundig werdende Missstände, Mängel und Versäumnisse verweisen auf künftige Baustellen. Diese sind notwendig im Sinne einer Teleologie, den Menschen und seine Heilungsprozesse in der Spitze aller Werte zu verankern, zu eröffnen. Damit ist gleichzeitig gesagt, dass der Mensch den Menschen im Zuge gesellschaftlicher Entwicklung in der Identifikation mit dem Leistungsprinzip und seiner Pervertierung vergisst. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Besinnung auf den eigentlichen Wert des Menschen. Für ihn müssen neue Entscheidungen getroffen und neue Wege gegangen werden. Wir müssen uns besinnen, was wir sein wollen und wie wir geworden sind. Der Differenz zwischen beiden gehe ich nach, indem ich Unterschieden zwischen einer Orientierung auf den Mehrwert (Gegenwart) und Selbstwert (mögliche Zukunft) und in unserer Kultur nachgehe. Dies geschieht aus unterschiedlichen Perspektiven, einerseits streng aus individueller und andererseits aus unterschiedlich saloppen Blickwinkeln wie psychoökonomischen, sozialpolitischen, ethisch-moralischen oder auch psychopathologischen. Wie sie im Hintergrund zum Buch noch lesen werden, spiegeln sich gewollt gleichfalls unterschiedliche Gefühlslagen im Schreibstil wider. Sie fangen nicht nur individuelle Gefühle ein, sondern sind als verhaltener, aber dennoch deutlicher Gefühlspegel in der Kultur zu verstehen.

      Um nachzuvollziehen, wie sich unsere sozialen Lebensbedingungen und das Gesundheitswesen in eine unheilvolle oder heillose Richtung bewegen konnten, hat das Buch drei Teile: Im ersten Teil (Band 1, 1.1. und 1.2.) werden unsere Kultur, Wirtschaft und Lebensbedingungen beleuchtet. Im zweiten Teil (Band 2) wird der Stellung der psychologischen Psychotherapeuten in unserer Gesellschaft innerhalb der Kassenärztliche Vereinigung (KV) nachgegangen und in Band 3 die Gesundheitswirtschaft, ihre Ziele und ihre Bedeutung für die deutschen Psychologischen Psychotherapeuten und Ärzte betrachtet. Unschwer lässt sich entnehmen, wie die Aufrechterhaltung alter Vorurteile bezüglich „Psyche und Seele“ sich in Berufsrechten, Honorar und Stellung der kassenärztlich zugelassenen psychologischen und medizinischen Psychotherapeuten widerspiegelt. Trotz oder gerade wegen guter Erfolgsquoten werden die Patientenzahlen für Behandlungen in dieser Berufsgruppe politisch klein gehalten – obwohl die Ausweitung der Psychotherapie die Kosten im Gesundheitswesen senken würde. Dies ist seit Jahren so bekannt wie ignoriert. Verkürzt könnte man sagen: Die Psychologischen Psychotherapeuten, und sicherlich auch einige medizinische Psychotherapeuten, sind die einzige Berufsgruppe in der Gesellschaft und im Gesundheitswesen, die dem Selbstwert eines Menschen Bedeutung beimessen und ihn aktiv durch ihre Arbeit fördern. Andere Berufsgruppen arbeiten mit dem niedrigen und weiter fallenden Selbstwert zum eigenen Vorteil in die eigene Tasche. Psychologische Psychotherapeuten arbeiten insofern qua Berufsgruppe allein gegen das Prinzip der Mehrwerterschaffung und Profitgier der globalen Wettbewerbswirtschaft gesellschaftlich akzeptiert an, obwohl diese Tatsache von ihnen so wenig wie von mir als Berufsziel formuliert ist. Von daher erklärt sich die systematische Akzeptanz mittels Ablehnung und politischer Kleinhaltung dieser Berufsgruppe quasi von selbst. Denn Mehrwert ist der höchste Wert. Andere Werte interessieren nicht, werden nachlässig gehandhabt, auch wenn offiziell anderes verlautbart wird. Aus diesem Grunde wundern politische Bestrebungen nicht, die Patienten am liebsten ausschließlich an Symptomen orientiert behandeln möchten. Symptome zu beseitigen erspart die Reflexion, wie es zu ihnen kommen konnte. Analytische und verhaltenstherapeutische Verfahren trennen Welten an dieser Schnittstelle der menschlichen Geschichte.

      Weiter sorgt eine lückenhafte Gesetzgebung pseudodemokratisch für die Berücksichtigung der Interessen aller Gruppen in der Gesellschaft, die diejenigen in die Grube fallen lässt, die auf menschliche Beziehung vertrauen und dadurch in die gestellten Fallen von Interessen der Gegenparteien fallen. Gleichzeitig ist zu bemerken, dass gesetzliche Regelungen für staatliche Strukturen, wie in Schulen, Arbeitsämtern und Sozialhilfe keineswegs grundsätzlich anders gestrickt sind. Ob bei undurchsichtigen Verträgen aller Branchen, Mietangelegenheiten und Immobilienmaklern im Verbund mit Wohnungsbaugesellschaften oder global tätigen Unternehmen oder z.B. Strukturen in staatlichen Schulen ist dabei gleichgültig: Die Lücke wird überbrückt mit Freundlichkeit, und ist sie per Unterschrift geschlossen, schnappt die Falle zu. Bei Ämtern wird das Thema durch Ausschluss von Sonderfällen erledigt: Irgendeine Bedingung gibt es fast immer, die nicht erfüllt ist und den Anspruch offiziell ablehnen lässt. Der Titel des zweiten Bandes „Zulassung zur Abschaffung“ verweist auf die beliebte kulturelle Aushängeschild-Politik, wie sie in allen drei Bänden beleuchtet wird. In Band 3 geht es um die generelle Richtung in der Gesundheitswirtschaft. Der Titel fasst das Ergebnis der Reflexion der Fakten kurz und bündig unter „Scheinheilung und Patientenerschaffung“ zusammen.

      Diesem Rundblick auf Mensch und Gesellschaft in der Gegenwart kann am Ende dieser Gegenstandsbestimmung zum vorliegenden Buch nur ein Satz zugefügt werden: Wie im Kleinen so im Großen. Der Mensch ist Dreh- und Angelpunkt seiner eigenen Entwicklung – Innen wie Außen lernt er durch Fehler, die nicht zu wiederholen, sondern zu korrigieren sind, soll es menschlichen Wesen wohl ergehen. Dafür ist jeder Einzelne mitverantwortlich. Dafür muss reflektiert werden, was in der Kultur nicht in die gewünschte Richtung, sondern auf Abwegen und Holzwegen verläuft. Es kommt auf Inhalte an, über die in Deutschland gesprochen werden muss, weniger auf den politischen Anstrich. Dazu zitiere ich gern den folgenden Gedanken des Trägers des Deutschen Umweltpreises 2004, den DBU Prof. Dr. Garabed Antranikian (Biotechnologie):

      „Das wahre Gold der Erde ist weder gelb noch schwarz, sondern lebendig.“ So sollten Menschen auch bleiben: lebendig und gesund, in einer Umwelt, die ihnen gemäß ist und sie ein Leben führen lässt, das ihre Fähigkeiten und ihre Einmaligkeiten fördert – und das für alle Menschen im gleichen Maße. Ich gebe zahlreiche Beispiele im vorliegenden Buch, die selbstredend um diejenigen zu ergänzen wären, die Sie, lieber Leser, im Sinne einer Vollständigkeit beim Lesen dieses Buches selbst erinnern oder gar am eigenen Leib wie Geldbeutel erlebt haben und emotional ergänzen mögen.

      Ebenso ist im vorliegenden Buch zu realisieren, dass ich sowohl das kapitalistische System, wie es alle Menschen prägt, in Augenschein nehme als auch Eigenschaften und Haltungen der beiden gesellschaftlichen Repräsentanten von Oben und Unten aufzeige. Damit mache ich darauf aufmerksam, dass jeder Mensch in der Verantwortung bezüglich der Entwicklung von Mensch und Gesellschaft wie Ökonomie ist. Freilich in unterschiedlichem Einflussradius, der jedoch nochmals unterstreicht, wie