Dr. Phil. Monika Eichenauer

Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1


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des reichsten Mannes der Welt. Wofür Bill Gates, bis vor kurzem der nominell reichste Mann der Welt, im Januar 2008 beim Weltwirtschaftsforum in Davos Beifll erntete, kann in diesem Buch nicht kritisch beleuchtet werden, weil noch kein konkreter Vorschlag als Beispiel für einen kreativen Kapitalismus vorliegt. Ich befürchte, das, was als „kreativ“ vorgeschlagen ist, schlägt wieder alte Wege ein und schließt an alte Allianzen an: „Unternehmen sollten soziale Verantwortung ernst nehmen und als Kerngeschäft ansehen, sie sollten zu Partnern der Regierungen werden“, so Gordon Brown, Großbritanniens Premierminister, in seinem Statement zu Bill Gates. (Ruhr Nachrichten, 26.1.2008) Ein schöner Vorschlag, der Politiker und/oder Staat gleich mit absichert. Wo bleiben die, die auch der Staat sind, die Bürger und Menschen des Landes? Kreativität war bisher ein Multiplikator für egoistische, kapitalistische Gewinne und nicht für menschliche Gerechtigkeit – wieso sich nun daran etwas geändert haben oder sich ändern soll, kann nur mit einem systemimmanenten Gedankengut erklärt werden: Man hat Angst um seine eigenen Gewinne und Angst um seinen eigenen Ruf! Sonst hätte man schon etwas vor zwanzig oder sechzig Jahren tun können – oder? Man könnte also an dieser Stelle ergänzen: Künftig können nur noch Gewinne so, nämlich mit sozialem Wertetouch, gemacht werden: Denn anders geht es nicht mehr – es geht nur noch so. Das ist freilich sehr kreativ! Dann hat kein Bürger, kein Mensch mehr die Möglichkeit oder Grundlage, überhaupt noch Fragen stellen zu können oder zu müssen. Das Denken wird dann wie das Fühlen auch noch abgeschafft. Bewahrheitet wird jedoch wenige Tage später, am 2. Februar 2008 (Ruhr Nachrichten: „Microsoft will Google“), keineswegs irgendeine Spur von humanistisch-kreativem Kapitalismus, sondern der Spruch: „Widersprich nie einem Mann. Warte einfach, bis er es selber tut.“ (Postkarte aus der Serie: „Misch Du Dich nicht auch noch ein!“ Best.-Nr. 5946) Musste man früher bei manchem Mann länger warten, bis er sich selbst widerspricht, ist auch das heute im Zuge der Globalisierung anders. Bill Gates bekommt den Rand nicht voll – er will nun endgültig Yahoo aufkaufen, um mit dem Internet-Giganten Google konkurrieren zu können. Offenbar reicht es ihm nicht, nominell der noch fast reichste Mann der Welt zu sein – er will mehr! Für diese Jagd ist ihm kein Einsatz zu hoch – schließlich will er Google erlegen. Dieses Ansinnen steht als männlich-oral pervertierte Triebhaftigkeit im Dienste menschenunwürdiger Globalisierung. Weder wird mit dieser Kaufabsicht Armut abgeschafft, noch Kreativität verwirklicht – aber mutmaßen ließe sich, ob sie auf den Wunsch Bill Gates, die Welt zu regieren, verweist. „Reichster Mann“ reicht ihm nicht als Beiwerk zu Leib und Lebensgestaltung. Denn das tut er unter unserer Mithilfe seit Jahren und verändert die Welt an Politikern und übriger Wirtschaft, die seine Errungenschaften ebenso nutzt wie ich, vorbei. Letztendlich, so lässt sich schließen, geht es beim „kreativen Kapitalismus“ also darum, die Menschen unten zu halten, da, wo sie ohnehin schon sind, und schön ruhig bleiben. Sie sollen Monat für Monat genauso wenig Geld verdienen wie eh und je und aus diesem System der täglichen Tretmühle nicht aussteigen können – dann hat man sich seine Abhängigen erhalten, und hat Oben die Freiheit, weiter tun und lassen zu können, was man möchte! Dann hat man noch einmal die Kurve bekommen, das alte Prinzip neu aufleben zu lassen: Weil es geht! Man konnte doch bisher eine Milliarde Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag leben lassen, wie Bill Gates in Davos vortrug! (Ruhr Nachrichten: „Menschlichkeit gefragt.“ 26.1.2008). Warum hat er, Bill Gates, es nicht geändert? Dieses Level wird man doch halten können, müsste man zynisch fragen, ohne diese Zahl weiter zu erhöhen? Oder spekuliert man darauf, dafür zu sorgen, dass diese 1-Dollar-pro-Tag-Menschen wie Menschen mit 1-Euro-Jobs auch in den Stand kommen, sich einen Computer kaufen zu können? Man ist an dieser Stelle aufgerufen, genauer zu fragen, worum es eigentlich geht!

      Die Erklärung Herrn Zabels ist, wie gesagt, die Antwort des Jahrzehnts oder Jahrhunderts, weil sie nicht nur eine, sondern viele, vielleicht sogar alle Fragen beantwortet. Die Wirtschaft konnte Grenzwerte überschreiten und hat damit die Welt vergiftet – natürlich wird die Tatsache dann gegen die Verbraucher, die Bürger gekehrt. Sie haben schließlich die Autos gekauft, fahren sie und verpesten damit die Umwelt. Jetzt wird der kleine Autofahrereigentümer gestoppt und muss mit so genannten Umweltplaketten nachrüsten, sonst darf er nicht mehr überall hinfahren. Ebenso ist es bei den Zigaretten, deren Konsum mit zusätzlichen Stoffen erhöht wird, um das Rauchfreiwerden zu erschweren, denn schließlich sollen sie dennoch weiter verkauft werden. Auch so eine Schizophrenie, die noch getoppt wird durch die Tatsache, dass der Staat es dem Bürger erleichtern will, mit dem Rauchen aufzuhören, indem er horrende Steuern dafür kassiert! Bei einigen hat das geholfen, bei den meisten nicht. Damit, mit den zig Folgen und Nebenwirkungen des Kapitalismus, muss der Bürger allein fertig werden. Die Schwächeren, die Politiker, konnten der Wirtschaft keine Grenzen setzen, ebenso wenig Gerichtsbarkeit. Aber dem Bürger setzt man sie und fordert gesetzliche Einhaltung. Bei Nichteinhaltung drohen Steuerzinsen und Bußgelder. Der Bürger wird mit persönlichen und finanziellen Anpassungsleistungen beschäftigt – während die Ökonomie wie bisher munter weiter betrieben werden kann. Ethik und Moral und das, was geht und ging, lag und liegt damit in den Händen derjenigen, die das Geld, das Kapital, die Macht haben und hatten. Die Politiker sorgten in den letzten Jahren für die Verwirklichung der Zweiklassengesellschaft. Für die breite Bevölkerung bedeutet(e) dies Einschränkungen – bis nichts mehr ging und geht. Sie können sich nicht mehr rühren, weder gesetzlich noch wirtschaftlich, noch persönlich. Werden sie krank, müssen sie noch einmal zahlen, weil das Gesundheitswesen in der Zweiklassengesellschaft zum Nachteil des Bürgers auf den Qualitätsstandard der Gesundheitswirtschaft umgestellt wurde. Man könnte diese Phänomene der gesellschaftlichen Umstrukturierung auch als Sozialtrauma bezeichnen: Menschen werden gleichgültig, weil sie sowieso nichts ausrichten können. Erstarren, weil sie Angst haben, was als nächstes kommt, in der Hoffnung, dass die Krakenarme der Verarmung an ihnen vorbei greifen. Also für Unternehmer lieber leisten und arbeiten bis zum Umfallen, die ihre Gewinne mittels internationaler Leiter der Globalisierung stapeln. Das Leben in Deutschland gleicht einem moralischen und ethischen Chaos: Das, was Menschen Oben dürfen und tun, ist für Menschen Unten untersagt. Unten stehen Verletzungen von gesetzlichen Grenzen unter Strafe und werden mit Bußgeldern belegt – Oben sind qua kapitalistisch-globales System Grenzüberschreitungen obligat, sogar notwendig. Oben geht man persönlich frei aus – mehr oder weniger, muss dazu gesetzt werden, denn in den letzten Jahren hat sich diese Praxis einwenig verändert. Die Buß- oder Strafgelder werden ohne mit der Wimper zu zucken gezahlt und dann geht das Leben einfach weiter. Denn daran mangelt es den Menschen Oben nicht. Deshalb kalkuliert man sie bereits mit ein. Müssen aber ein Hartz-IV-Empfänger oder ein Bürger (Mittelschichteinkommen = 2500 Euro) ein Bußgeld zahlen, greift dies in die Existenz ein: Dann fehlt das Geld als allgemeiner Tauschwert für Lebensmittel. Politisch wird eine einseitige Politik durchregiert, deren Auswirkung auf die Menschen Unten wie Psychoterror wirkt. Kurz gesagt, Oben hat man die Freiheit, buchstäblich alles zu tun – Unten wird sich mit Einschränkungen und neuen Gesetzen beschäftigt. Soziale Lücken müssen Bürger finanziell selbst schließen, schließlich verdient Wirtschaft und Staat an ihnen. Aber Bundeskanzlerin Merkel, so hat es den Anschein, will jetzt für Gerechtigkeit sorgen: Nun sind die Steuerhinterzieher Oben dran und Herr Volkert soll ins Gefängnis! In dieser Art von Gerechtigkeit dehnt sich wiederum dennoch auch Ungerechtigkeit aus – irgendwie ist die Justierung noch nicht gelungen. Zumindest spürt man Absicht und ist verstimmt. Vor allen Dingen der Weg des BND zur CD mit den Dateien bezüglich des Kapitaltransfers nach Luxemburg ist hinterfragenswürdig und nicht glatt schreibbar. Gleichzeitig haben diejenigen, die beschäftigt werden, zu kuschen und werden strengstens kontrolliert, während das kleine und grenzenlose, über alle Gesetze hinweg wirkende Oben jahrzehntelang mit Geschenken und Zugeständnissen bedacht wurde und wird: Moral und Ethik? Der bis 2009 bestens bezahlte Manager Wendelin Wiedeking (Porsche) sagt(e):

      „Wirtschaft ist ein sozialer Prozess, der auf kulturelle, gesellschaftliche und institutionelle Bedingungen angewiesen ist.“ (Denkanstösse, Serie Piper Nr. 5000) Neben Gewinnerwirtschaftung hätten Unternehmen auch die Pflicht „einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten – nicht nur als Steuerzahler.“ (Denkanstösse, ebd.)

      Wie es aussieht, verhält es sich in der Realität genau umgekehrt: Das Gemeinwohl interessiert für Unternehmensführungen auch nicht als Steuerzahler – so wenig wie Spenden aus Nächstenliebe denn aus Steuervorteilen und dem vergolden des eigenen Namens motivational