sie gewissenhaft. Es sah aus wie ein Ritual.
Anouschka entzündete die Pfeife, sog genüsslich daran. Sie inhalierte tief und behielt den Rauch fast eine Minute in der Lunge, bis sie ihn langsam ausatmete. Dann reichte sie die Pfeife an Beate weiter, die den Rauch in gleicher Weise einsog.
Nach einigen tiefen Zügen bot Beate Rainer die Pfeife an, doch der lehnte ab. Dieser süßlich riechende Tabak war nicht sein Geschmack. Außerdem fand er es lächerlich, zu dritt aus einer Pfeife zu rauchen; er war schließlich kein Indianer.
„Er ist darin etwas altfränkisch“, hörte er Beate murmeln. Mit einiger Verzögerung begann Anouschka zu lachen. Sie schaute Rainer aus weit offenen Pupillen an, bis sie ermattet gegen Beate sank.
„Ich würde ihn in Kauf nehmen“, keuchte Anouschka atemlos, „aber Männer sind einfach zu nichts zu gebrauchen. Sie sind total entwicklungsresistent.“
Beate fand den Ausspruch lustig und lachte ebenfalls, nur Rainer rätselte an den Worten herum. Nachfragen wollte er nicht, da keine der Frauen ihn mehr beachtete. Als die beiden begannen, ihre Pfeife neu zu stopfen, verließ er das Zimmer und lief hinunter in die Hotelhalle, um Zigaretten zu kaufen.
Als er zurückkam, konnte er die Zimmertür nicht öffnen, weil er die Chipkarte vergessen hatte. Mit einem altmodischen Schlüssel wäre ihm das nicht passiert, dachte Rainer verärgert. Die Tür wurde auch nicht geöffnet, als Rainer laut klopfte.
Vermutlich hatten die beiden Frauen ihn nicht gehört, denn aus dem Zimmer drang Musik, untermalt von Beates lautem Keuchen.
Warum ihr ausgerechnet hier an der See die Bronchitis so schwer zu schaffen machte, verstand Rainer nicht.
Er hatte aber auch keine Lust, wie ein Idiot an der verschlossenen Zimmertür zu klopfen. So ging er hinunter auf den Parkplatz zu seinem Wagen, drehte die Rückenlehne flacher und versuchte zu schlafen.
Es wurde eine unruhige Nacht, erfüllt von merkwürdigen Träumen.
Anouschka und Beate spielten darin eine Rolle, und gelegentlich verschmolzen die beiden miteinander und wurden zu einer dritten Frau, die Rainer nicht kannte. Er selbst spielte in dem Traum keine Rolle, wohl aber das hünenhafte Arschloch aus der Discothek. Es saß auf seinem Barhocker und rief ständig: „Wie Dagobert Duck, mindestens wie Dagobert Duck!“ und lachte gehässig.
In aller Herrgottsfrüh wachte Rainer fröstelnd auf. Die Scheiben seines Wagens waren beschlagen, und Rainer schaltete die Scheibenwischer, das Licht und den Motor an.
Direkt vor der Motorhaube seines Wagens ließ ein schwarzgekleideter Junge entsetzt eine Sprayflasche fallen und rannte davon. Auf der Hotelwand prangte ein frischgesprühtes ‚A‘, das von einem Kreis eingerahmt war.
Rainer stieg aus, hob die Sprayflasche auf und sah sich um. Der Parkplatz war menschenleer, und Rainer sprühte neben dem ‚A‘ ein großes ‚B‘ an die Wand, rahmte es ebenfalls mit einem Kreis ein.
‚A‘- wie Anouschka - stand ja schon überall, aber ‚B‘ wie Bogart?
Das war die logische Fortsetzung, dachte Rainer, das Leben ging schließlich weiter.
Es war die erste vorsätzliche Sachbeschädigung, die Rainer jemals begangen hatte, und er fühlte sich erleichtert. Genau so was hatte er gebraucht, nach dieser enttäuschenden Nacht.
Die Spraydose warf er in die Blumenrabatte neben dem Parkplatz und parkte seinen Wagen um, vorsichtshalber.
Anouschka sah er in diesen letzten Urlaubstagen nicht mehr, doch Beate blieb ihm erhalten.
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