Norbert Rogalski

Qualifiziert und ausgemustert: Wie ich die DHfK erlebte


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      Norbert Rogalski

      Qualifiziert

      und

      ausgemustert

      Wie ich die DHfK erlebte

      Leipzig, 2005

      Qualifiziert und ausgemustert

       Wie ich die DHfK erlebte

       Norbert Rogalski

       © 2012 Norbert Rogalski

       published at epubli GmbH, Berlin

       www.epubli.de

       ISBN 978-3-8442-1632-5

      Inhaltsverzeichnis

      Vorwort oder Sinn und Zweck der folgenden Seiten

       Flucht, Schulzeit und erste Lehr- und Arbeitsjahre

       (1945 – 1954)

       Student an der Arbeiter – und - Bauern –Fakultät

       (1954 – 1957)

       Qualifizierung mit dem Hochschulstudium

       (1957 – 1960)

      Als DHfK-Absolvent in der Schule

       (1960-1962)

      Assistent an der DHfK

       (1962 – 1968)

      Im Staatlichen Sportkomitee und Staatssekretariat

       (1968 - 1975)

      In Verantwortung an der DHfK

       (1976 – 1990)

      Wendezeit, Warteschleife, Abwicklung

       (1989-1991)

      Rückblick mit Abstand

      Vorwort oder Sinn und Zweck der folgenden Seiten

      Mit der Gründung der DDR 1949 wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges ergaben sich schrittweise außerordentlich günstige Bedingungen der beruflichen Qualifizierung für die Bürger. Auf der Grundlage der Verfassung der DDR, mit weiteren darauf aufbauenden Gesetzen und Verordnungen ist Chancengleichheit für alle sozialen Schichten der Bevölkerung hergestellt worden. Das Bildungsprivileg der bürgerlichen Gesellschaft für bestimmte Bevölkerungsgruppen wurde abgeschafft, allen Menschen eröffnete sich damit die Möglichkeit, nach ihren Anlagen und Fähigkeiten sowie eigener Motivation einen beruflichen Entwicklungsweg zu beschreiten, der im Wesentlichen den persönlichen Vorstellungen entsprach. Vom Geldbeutel der Eltern oder anderen Familienangehörigen und Verwandten war der Besuch höherer Bildungsanstalten nicht mehr abhängig. Der Staat gewährte auf der Grundlage von einheitlichen gesetzlichen Regelungen allen Studierenden eine finanzielle und damit soziale Grundsicherung in Form von Stipendium und im Normalfall die Bereitstellung von Internatsplätzen. Für einen großen Teil von Bürgern der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen auf dem Territorium der DDR ergab sich zwangsläufig in den 50er Jahren ein Nachholebedarf, das Abitur noch zu erwerben, um anschließend ein Fach- oder Hochschulstudium aufnehmen zu können. Die Regierung der DDR schuf dafür die Voraussetzungen mit der Gründung von Arbeiter- und Bauern-Fakultäten (ABF) , die vorrangig an Universitäten und Hochschulen angegliedert waren. Der Personenkreis, der sich an der ABF auf ein Studium vorbereitete, setzte sich vorrangig aus Arbeitern und aus Werktätigen der Landwirtschaft zusammen. Beide Gruppen hatten fast ausschließlich einen Beruf für den produktiven Bereich der Gesellschaft oder einen Berufsabschluss für Arbeiten in der Verwaltung. Die Existenz von Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten in der DDR war von entscheidender Bedeutung für meine weitere Entwicklung, da meiner Bewerbung an einer solchen Bildungseinrichtung im Jahre 1954 zugestimmt wurde, nachdem ich bereits seit 1952 einen Berufsabschluss als Tischler besaß. Meine besondere Beziehung zum Sport schon als Kind und Jugendlicher führte mich folgerichtig an die ABF der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) nach Leipzig mit dem Ziel, nach dem Abitur und mit einem anschließenden Hochschulstudium die Voraussetzungen zu besitzen, einen pädagogischen Beruf im Bereich des Sports bzw. im Bildungssystem der DDR ausüben zu können. Für eine berufliche Umorientierung hatte ich mich somit fest entschlossen. Die Zulassung zum Studium an der DHfK war aber kein Geschenk des Staates, das automatisch zum Ziel führte. Vielmehr ist ein fester Wille, um die Studienanforderungen zu erfüllen, eine entscheidende individuelle Voraussetzung gewesen, um einen solchen Qualifizierungsschritt erfolgreich abzuschließen. Höhen und Tiefen begleiteten die Jahre an der ABF und während des Hochschulstudiums. Mit dem Staatsexamen als Lehrer für Sport und Deutsch der Allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule war ich am Ziel meines selbst gewählten Wunsches. Zahlreiche Fachgebiete und Lehrgegenstände während der Studienzeit führten zwangsläufig auch zur Auseinandersetzung mit philosophisch-ideologischen und politischen Grundlagen der Politik der DDR und der anderen sozialistischen Staaten sowie kapitalistischer Gesellschaftsordnungen und Staatsformen. Meine politische Entwicklung und Überzeugung wurde davon nicht unwesentlich geprägt und beeinflusste mein Denken und Handeln bei der Bewältigung der fachlichen Aufgaben sowie mein Verhältnis zu den Zielen der DDR. Erlebnisse während der letzten Kriegsjahre, die erzwungene Übersiedlung oder Umsiedlung von Schlesien nach Thüringen und Auffassungen der Eltern und näheren Verwandten, die ich nach allgemeiner Lesart aus den „Unterschichten“ der Bevölkerung stammend bezeichnen möchte, beförderten meine politische Meinungsbildung. Nach zwei Jahren der Tätigkeit als Lehrer führte der Weg mehr durch Zufall wieder an die DHfK. Ich unterschrieb einen Arbeitsvertrag als Assistent im Institut für Pädagogik meiner ehemaligen Ausbildungsstätte. Im Rahmen der definierten Lehr- und Forschungsaufgaben für Assistenten an den Hochschuleinrichtungen der DDR promovierte ich zum Dr. paed. An die mit dem Staatsexamen als abgeschlossen geglaubte Ausbildung schloss sich damit eine weitere akademische Qualifizierung an. Damit wurde eine neue Phase meiner weiteren beruflichen Tätigkeit eingeleitet. Für einige Jahre erklärte ich mich bereit, im Staatssekretariat für Körperkultur und Sport (SKS) in Berlin auf dem Gebiet der staatlichen Verantwortung für die Aus-und Weiterbildung von Sportfachkadern zu arbeiten. Das erforderte eine neue zentrale Sichtweise hinsichtlich der Entwicklung von Körperkultur und Sport sowie der Sportwissenschaft in der DDR. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit in Berlin war sehr eng mit der DHfK verbunden. Auf eigenen Wunsch beendete ich 1975 die Tätigkeit im Staatssekretariat und beabsichtigte, wieder in Lehre und Forschung an der DHfK wirksam zu werden. Überraschend und unvorbereitet unterbreitete mir aber der Staatssekretär für Körperkultur und Sport eine andere Vorstellung in Übereinstimmung mit der Leitung der Hochschule für meine erneute Arbeitsaufnahme an der DHfK. Ich sollte eine leitende Funktion in der SED-Parteiorganisation dieser Einrichtung übernehmen. Im Bewusstsein, für eine solche Aufgabe nicht vorbereitet zu sein, die auch nicht meiner Absicht entsprach, stimmte ich nach einer Bedenkzeit doch dieser Vorstellung zu. An die Zeit der Tätigkeit in der Parteifunktion und einer zweijährigen Wirksamkeit nur in Lehre und Forschung, wurde ich als Prorektor für Erziehung und Ausbildung berufen. Vom ehemaligen Studenten war ich zu einem Mitgestalter der Entwicklung dieser Einrichtung geworden. Bestimmte Prozesse des Hochschullebens, vor allem im gesamten Bereich der Lehre, konnte ich mit beeinflussen. Das hat naturgemäß zu einer sehr engen Bindung und zu einem inneren Verhältnis zur DHfK geführt. An meinen Qualifizierungsschritten, die über Studienformen, im Prozess der Arbeit und in Leitungsfunktionen verlaufen sind, ist an sich nichts Besonderes. Sie sind vielmehr ein typischer Weg tausender Bürger während der Entwicklungs- und Konsolidierungsphase der DDR, besonders in den Nachkriegsjahren. Es war objektiv notwendig nach dem 2. Weltkrieg, die noch überwiegend bürgerlich geprägte Nachkriegsgeneration mit in der DDR ausgebildeten Fachkräften zu ergänzen. Das war im Bereich von Körperkultur und Sport ebenso der Fall. Die Führung der DDR verfolgte damit auch ein besonderes Ziel und ging nicht nur von der berechtigten Abschaffung des Bildungsprivilegs aus. Es war eine Intelligenz heranzubilden, die von sozialistischen Grundüberzeugungen ausgehen und sich aktiv in die Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse mit ihrem fachlichen Wissen und Können einbringen sollte. Grundsätzlich war mein beruflicher Entwicklungsweg und die Tätigkeit in verschiedenen Arbeitsbereichen, Institutionen und Funktionen von Kontinuität bestimmt. Doch damit verbunden waren