die gerade an den Tisch zurückkehrte. »Verrätst du uns nun, was du mit Fantasie-Abend meinst?«
Kaum hatte Tamora die Flaschen auf den Tisch gestellt, sprang Floré auch schon von ihrem Platz auf und wollte das Nachschenken übernehmen, als sie von ihrer Herrin gebremst wurde. »Nun bleib doch mal sitzen, ›Cherié‹!«, lächelte sie und füllte die Gläser auf. »Wenn ich mich laufend bedienen lasse, weiß ich eines Tages gar nicht mehr, wie man das macht …« Sie ließ ihr einen gehauchten Luftkuss zukommen, nahm neben ihre Königin Platz und sah in die, sie erwartungsvoll anblickenden Gesichter. Bevor sie zu ihrer Erklärung ausholte, steigerte sie die Spannung und genehmigte sich erst noch einen Schluck von dem perlenden Rebensaft. »Also …«, begann sie einleitend, und ein süffisantes Lächeln umspielte ihre zart geschwungenen Lippen, »ich habe mir darüber Gedanken gemacht, dass unser Zusammenleben auf Dauer nicht ins Alltägliche oder gar Langweilige abrutschen sollte, … und wir uns deswegen, na, ich will es mal ›Projekte‹ nennen, einfallen lassen sollten.« »Projekte?« Courtney sah sie fragend an. »Ich denke da an Wunschabende, die völlig losgelöst von unserem sonstigen Miteinanderleben sind, also nichts mit den klar verteilten Rollen zu tun haben«, fuhr Tamora fort. »Es sollte eine gemeinsame Aktivität sein, die aber dennoch für alle …«, sie deutete mit ihren Fingern Anführungsstriche an, »›verbindlich‹ sind. Dabei dachte ich …«, und jetzt ließ sie die Katze aus dem Sack, womit sich ihr zuvor gezeigtes wissendes Lächeln erklärte, »an unser Spielzimmer.« Sie sah ihre Königin an. »Aber natürlich nur, wenn du keine Einwände erhebst, …«, gefolgt von einem leisen ›Herrin‹. »Keine Einwände«, lächelte Violett und nippte an ihrem Sekt. »Prima«, freute sich Tamora. »Und was für ›Projekte‹ stellst du dir im Spielzimmer vor?«, griente Kazumi, Tamoras angedeutete Gänsefüßchen wiederholend. »Na, da gibt es doch reichlich Optionen«, brachte sich Floré ein. Sie lachte kurz perlend auf und machte eine wiegende Handbewegung zu einem süßen »O, là, là! …Les idées me viennent en foule!« Gleich im Anschluss übersetzte sie: »Da kommen mir ganz viele Ideen!« Sie blickte ihre Herrin offen an. »Du meinst doch, dass an diesen Abenden jeder von uns mal an der Reihe ist und eine seiner Fantasien vorbringt, die dann erfüllt wird, oder?« »Ganz genau«, nickte Tamora ihrer Zofe zu. »Eine von uns erzählt, was sie sich wünscht und was alles mit ihr selbst oder einem anderen passieren soll. Dabei darf der weitere Verlauf so genau bestimmt werden, wie man das möchte …« Sie zögerte kurz. »Ist aber beispielsweise nur eine explizite Szene der Aufhänger einer solchen Fantasie, dann kann man den Mitwirkenden einen entsprechend großen Kreativspielraum lassen.« »Dann muss es aber ein ungeschriebenes Gesetz geben«, brachte Courtney vor, »dass sich bei der Traumerfüllung auch alle die größte Mühe geben.« »Machst du dir etwa Sorgen, dass die Hiebe mit der Gerte auf deinen süßen Arsch nur halbherzig ausgeführt werden?«, schmunzelte Violett. »Ich kann dir versprechen, dass du das ganz sicher nicht befürchten musst!« Sofort senkte Courtney ihren Blick. Sie wusste, dass jeder Satz zu viel, ihre Herrin augenblicklich zu einem für sie recht schmerzhaften Spiel herausfordern würde. Das gemeinsame Monopolyspiel fand an dieser Stelle ein abruptes Ende. »Wie wäre es, wenn Kazumi direkt eine ihrer Vorstellung einbringt«, schlug Violett vor und legte bereits ihr Spielgeld zurück in die Pappschachtel. »Sie ist als letzte zu uns gestoßen, da gebührt ihr, so wie ich das sehe, der Vorrang.« »Du bist unserer aller Herrin«, grinste Tamora sie frech an. »Dein Wille geschehe, oh, du Göttliche, wie immer und überall, so auch im Spielzimmer.« »Amen!«, setzte Floré hinzu und bekreuzigte sich. »Wenn du direkt ans Kreuz willst, … sprich dich nur aus!«, drohte Violett mit dem Zeigefinger. »Dann darfst du von dort aus zuschauen, mehr aber auch nicht!« Während sie ihre Sektgläser leerten und noch einmal nachfüllten, erzählte Kazumi ihnen ihre Vorstellung. Aufmerksam hörten sie ihr zu und blickten sie erstaunt an. »Was möchtest du? Meinst du das ernst?«, hakte Tamora verdutzt nach, weil sie kaum glauben mochte, was die Asiatin gerade vorgebracht hatte. »Ja, ist es. Mein voller sogar«, bestätigte Kazumi nickend. »Ist das etwa zu weit hergeholt?« Ihre braunen, leicht mandelförmigen Augen wanderten langsam durch die gesellige Frauenrunde. »Es ist dein Abend«, erklärte Violett lächelnd. »Wenn du das so willst, dann sollst du es auch bekommen.« »Na, dann lasst mich aber noch ein paar wichtige Details festlegen, bevor wir loslegen«, holte Kazumi aus und erklärte, wie sie sich den Verlauf genau vorgestellt hatte. Sie hatte sich für ein Spionageverhör entschieden, verbunden mit Elektrofolter, und zahlreichen, erzwungenen Orgasmen. »Also,« begann sie genauer zu erklären, »der Ort liegt in Südamerika, oder so ... Irgend so ein heruntergekommenes Junta-Gefängnis mit einer fiesen, geldgeilen und skrupellosen Generalin. Von mir aus auch ein unbekanntes KGB-Gefängnis, irgendwo im tiefsten Sibirien. Letztlich spielt das aber keine Rolle. Violett und Floré sind auf jeden Fall unsere Gefangenen. Zwei bildhübsche, gertenschlanke, höchst gebildete Top-Spioninnen.« Sie räusperte sich und blickte Violett grinsend an, die sich bei der ihr zugedachten Rolle gerade am Sekt verschluckt hatte. »Violett hat zusätzlich noch wertvolles Wissen über eine geheime Waffenlieferung.« Sie sah ihre Mitstreiterinnen an. »An dieses Wissen wollen wir selbstverständlich herankommen und uns wird jedes Mittel recht sein, sie zum Reden zu bewegen!« »Das dürfte kein Problem sein«, flachste Tamora lachend. »Es wird wohl eher eine Herausforderung sie wieder zum Schweigen zu bringen, wenn sie erstmal keucht, stöhnt und schreit!« Sofort fing sie sich für diese Bemerkung einen leichten Klaps mit der flachen Hand auf dem Oberschenkel von ihrer Königin ein. Courtney, Floré grinsten, während Kazumi weitersprach. »Der Zugangscode für die Waffen ist das Autokennzeichen von Violetts Mustang. Der steht symbolisch für geheimes Wissen.« Wieder sah sie in die Runde. »Ist das für euch in Ordnung?« Alle nickten, während Violett immer noch an der ihr zugedachten Rolle knabberte. »Klar. Aber lasst es ein wenig lohnender für uns machen. Wie wär's mit der Nummer ihres Kontos auf Guernsey?« schlug Courtney mit einem breiten Grinsen vor. »Genau, dann könnte ich mir endlich für jeden Tag der Woche ein andersfarbiges Porsche Cabriolet zulegen«, lachte Tamora mit einem Augenaufschlag in Violetts Richtung. »Dein Geld wäre dann ja auch nicht weg, es gehört dann nur wem anders«, witzelte Courtney weiter. »Ach, ihr Unwissenden, Geld ist doch nicht alles. Man braucht auch Aktien und Immobilien um wirklich glücklich zu sein«, legte Tamora, nie um einen blöden Spruch verlegen, grinsend noch einen drauf. »Also, wo waren wir? Ach ja, wir wechseln uns ab, sie zu foltern und zwischendurch kommen zu lassen«, fuhr Kazumi fort. »Na, dass wird sicher nötig sein, … kann nämlich auch für uns schnell zu einer echten Folter werden«, grinste Tamora, »wo wir doch alle wissen, dass sie x-mal kommen kann!« »Ihr wisst aber schon, dass ich im Laufe der Zeit immer empfindlicher werde. Und außerdem macht Leiden keinen Spaß, wenn man nicht zwischendurch auch mal dafür belohnt wird«, erklärte Violett jetzt. »Hey! Das ist meine Fantasie! Und in der werden so hübsche Spioninnen wir ihr mit Orgasmen gefoltert!«, beschwerte sich Kazumi. »Aber ich will mal nicht so sein, und als kleiner Bonbon für euch beide …«, sie sah Violett und Floré kurz an, »da es ja sehr wahrscheinlich etwas lauter wird, nehmen wir den alten Bunkerteil unter der Villa.« Der Bunker von dem Kazumi sprach, lag unmittelbar hinter dem wunderschön aufgemachten Spielzimmer, von dem Violett und Tamora sehr oft als ihre ›Camera Caritatis‹ sprachen – ihrer persönlichen ›Kammer der Zuneigung‹ – und der vom Vorbesitzer zu Beginn des 2. Weltkrieges eingebaut worden war. Der Eingang befand sich unmittelbar hinter einer im Spielzimmer befindlichen Stahltür und führte in drei Räume, die sich außerhalb des Herrenhauses befanden. Auch diesen Teil hatten die beiden während ihres Frankreichaufenthalts umgestalten lassen und der Asiatin schon nach deren Aufnahmeprüfung gezeigt. »Courtney ist beauftragt Violett zum Reden zu bringen und wird die Aufgabe am Generator übernehmen. Ich war mit ihr mal so frech und habe den schon ausprobiert. Es verlangt etwas Fingerspitzengefühl. Aber sie kann das wirklich ausgezeichnet. Deshalb wird sie auch die Kurbel drehen und die Stellen für die Kontakte aussuchen«, fuhr Kazumi kaltlächelnd fort. »Von welchem verdammten Generator sprichst du?!«, entfuhr es Violett. Zum ersten Mal an diesem Abend waren ihre Augen angstvoll geweitet. Sie wandte sich an ihre Prinzessin. »Davon, dass bei der Umgestaltung das Notstromaggregat instandgesetzt wird, war nie die Rede gewesen! Ihr seid ja bescheuert, wenn ich da mitmache! Ich bin doch nicht lebensmüde!« »Es ist mein Abend! So war das doch entschieden, oder habe ich mich etwa verhört?«, grinste Kazumi, der gefiel, dass Violett gerade auf dem völlig falschen Dampfer war. »Courtney hat ihn