Mark Martin

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auch noch Humor, dachte ich, während er mit seinen sichtlich männlichen, schön gepflegten Händen das Navi startklar machte. "Wenn möglich, wenden sie!", verkündete die Navi Tante und los ging´s! Im Smalltalk geübt:

      „Nimmst Du oft Leute mit?“, und schnappte nachdem Gurt, der akustisch nervtötend um seine Aufmerksamkeit bat.

      „Ich bin beruflich ständig unterwegs, und da hab ich als Ablenkung gerne Beifahrerinnen oder Beifahrer an Bord.“ - Beifahrerinnen war von ihm deutlich stärker betont -, „und dann vergehen die viereinhalb Stunden nach Bayern auch schneller.“. Ich lachte, „Viereinhalb Stunden, dann bist du ja gut unterwegs.“.

      „Das bin ich!“, kam rotzfrech verschmitzt aus seinem gut geschnittenen, markanten, frisch rasierten Gesicht.

      „Ich bin 31, und Du?“, bevor ich mein Alter zum Besten geben konnte, plärrte ein knarziges "You are a good girl, i know you want it" aus seinem iPhone, welches er zwischen seinen Beinen griffbereit geparkt hatte, und in das er nach dem zweiten "you want it", bestens gelaunt „Goran?“ schmetterte. Downloadbare Klingeltonmelodien verraten ja einiges über ihre Herrschaften! Und auch wenn es für mich gefühlt quasi mitten in der Nacht war, zugleich die Wahl seines illustren Klingeltons mich kurzzeitig abschreckte, merkte ich, dass mein Interesse an ihm über Gebühr anstieg. Daher checkte ich Mister SEXY genauer ab, während er mit einem Mann telefonierte, was unüberhörbar nach Business klang. Volle dunkle, perfekt kurzgeschnittene Haare (vermutlich vom Samstags- Shopping, was ich ihm in meiner Phantasie unterstellte und später auf der Fahrt bestätigt bekam), leuchtend stahlblaue Augen und für den Vollzug von erweiterten Küssen: sinnlichste Lippen, schwirrte mit Resumé 'äußerst zweckdienlich' durch mein Wahrnehmungszentrum. Verbunden mit der spekulativen Frage, ganz klar hervorgerufen durch diese Verbrecher von Klingeltonparade und CO, die diese überflüssigen und peinlichen

      Sounds unter die Menschheit bringen, ob dieser Goran ein "good girl" hat?

      „Tschö und gute Fahrt!“, kam aus der Fernsprechanlage und somit war meine Erkundungstour schnellstens beendet und ich setzte wieder an:

      „30 bin ich. Sorry, da waren wir vor "you want it" stehen geblieben.“.

      „Also auch die DREI davor!“, und lachte dabei hinterkünftiger, als es die Polizei erlaubt.

      „Tschuldige, ich muss noch tanken und brauch dringend einen Kaffee.“, und zack war der Blinker gesetzt und wir fuhren an der Raststätte Siegburg/ Bonn raus.

      „Hab´s gleich!“, sein iPhone komplimentierte er aus seinem Schritt in die Mittelkonsole und stieg aus zum Tanken. Genüsslich wollte ich über den Seitenspiegel meinen Scan fortsetzen, doch sein iPhone trällerte erneut und vermasselte mir die Tour. Aber gewaltig, denn vom Display seines Handys lachte mich eine blonde Zweitausfertigung unserer berühmten deutschen Katze an. Womit meine Frage bezüglich "good girl" beantwortet war, denn unübersehbar hatte er sie mit SCHATZI abgespeichert. Alles klar, da wird der „ob blond, ob braun- Jagdtrieb“ beim anderen Geschlecht - also nicht "queer gedacht", sondern konkret beim weiblichen Geschlecht ausgelebt. Vor mich hingrinsend überlegte ich, - ideale Lösung - alle weiblichen Kandidatinnen mit SCHATZI abzuspeichern.

      Gnadenlos unterstellte ich dieser attraktiven

      Männerausgabe, dass sich bestimmt mehrere Schatzis in seinem iPhone befinden müssten.

      Ein Klopfen an die Windschutzscheibe riss mich aus meinen argwöhnischen Gedanken. Goran erkundigte sich witzig gestikulierend, ob ich auch einen Kaffee nötig habe. Ich verneinte lachend und freute mich schon wie ein Honigkuchenpferd, jetzt endlich den für mich immer noch unbekannten Womanizer mal in seiner ganzen Pracht ansehen zu können, während er sich auf den Weg zum Bezahlen in die Tankstelle machte. Sein eng sitzendes, perfekt auf Figur geschnittenes, weißes Hemd, was seinen breiten Rücken und seine Schultern betonte, fiel mir schon am Treffpunkt auf. „Extrem sexy“, und mein Blick wanderte weiter nach unten über einen breiten, geschmackvollen braunen Gürtel, der die tief auf der Taille sitzende, ausgewaschene Jeans betonte. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Jeans das zusammenhält, was nach kräftigen, muskulösen Beinen aussah.

      Gemeinerweise machte da die automatische Tür der Tankstelle ihre Flügel auf. Also jetzt mal behutsam ins Wurzelchakra atmen, um dann weiter seine Rückseite, vor allem seinen Arsch inspizieren zu können. Was ich da zum Schluss in der knackig, verräterischen Jeans erspähte, sah nach einer bestgeformten Männer-Kiste aus.

      Und SCHATZI wollte es nochmal wissen und strahlte mich ein zweites Mal an. 'Die Beiden passen perfekt zusammen und haben sicher mehr als siebenmal die Woche extrem guten Sex', dachte

      ich mir beim genaueren Betrachten des blinkenden Displays und hätte dadurch fast sein Zurückkommen verpasst. Und in der Tat: er hat einen supergeilen Arsch - auch bei unsereins als Kugelarsch bekannt -, wie ich von der Seite erhaschen konnte. Ein durchtrainiertes Kraftpaket mit den neuesten Sneakers an den Füßen steuerte mit O-beinigem Gang und einem Kaffeebecher auf das Auto zu.

      „Abfahrt!“, während er einen Schluck trank, dann mit der rechten Hand den Motor einschaltete und mit der linken den Pappbecher zwischen seine Beine platzierte. 'Nichts anderes, als dieser "coffee to go" wäre ich jetzt gern!', amüsierte ich mich über mich selbst und blieb unweigerlich auf seinem präsenten Hosenstall hängen. Woraufhin mein geschulter Blick sofort schlussfolgerte, dass da mindestens XL von vier Knöpfen bewacht und eingesperrt gehalten wird. Robin Thicke gab erneut seinen Hit zum Besten und sofort löste ich meinen Blick von seinem ausladenden Kronjuwelen Tresor. So, jetzt bin ich mal gespannt, was das hart-

      näckige SCHATZI zu vermelden hat, doch leider war es dieselbe Männerstimme wie vorher, die sich mit kölschem Akzent nach einer Adresse in der Münchner Innenstadt erkundigte und wiederum das "Tschö" als Abgang verwendete.

      „Ich mag das Kölsch.“, was keine Floskel war, sondern wirklich stimmt! „Ist superlecker, nur die Gläser sind zu klein!“, verkündete er charming mit seinen weißen Zähnen, drückte anschließend aufs Gaspedal und machte den hundert Pferden unter der Motorhaube Feuer unterm Hintern.

      „Das war mein Schwiegervater. Ein urkölsche Jung. Vor zwei Jahren hab ich im Business seine Tochter kennengelernt und bin dann auch direkt in seine Firma miteingestiegen. Ich mach für ihn die ganzen Außentermine.“. Sofort hatte ich ein 'Harmonie-Dynastie-Familien-Foto' im Kopf: Schwiegervater mit großem Herz, daneben Schwiegermutter mit noch größerem Herzen, plus den zu Buche schlagenden Bonuspunkten ihres köstlichsten Sonntagsbratens! Mittig thront der perfekte Schwiegersohn Goran und glücklich fläzend auf ihm, links oder rechts das SCHATZI.

      Kickericki! Kurz nach acht und ein Hahn krähte schrill! Aha, bei Kurznachrichten, lässt er die Natur rufen!

      „Du bist begehrt!“, merkte ich unter einem unterdrückten Gähnen an.

      „Ich war mal begehrt! So begehrt, dass es gar nicht zum Aushalten war.“, ließ er mich grinsend, an seinem iPhone rummachend wissen.

      „Warste Frontboy in ner Boyband, oder was?“. „Arsch! Nee Fußballer.“.

      „Fußballer? So richtig mit Trikottausch und allem drum und dran?“.

      „Über zehn Jahre aktiv, mit allem drum und dran.“, verfeinerte er mit stolz geschwellter Brust, die sich deutlich unter dem weit aufgeknöpftem Hemd abzeichnete.

      „Und jetzt nicht mehr?“.

      „Die Röntgenbilder sprechen eine eindeutige Sprache, ich hab damit abgeschlossen.“, kam von ihm nüchtern und fast disharmonisch.

      „Aber so ganz hat Dich der Sport noch nicht losgelassen!“.

      „So what! Ich kümmer mich jetzt erstmal um meine Familienplanung. Und jetzt Themawechsel!“. „Entschuldige, ich wollte Dir nicht zu Nahe treten.“, und hätte mich wegen meiner idiotischen Nachbohrerei in den Arsch beißen können, denn es herrschte eine prekäre Pause in unserem sonst fließenden Dialog, die Goran aber alsbald auflöste. „Sport ist für Dich aber auch kein Fremdwort, sieht auf alle Fälle nicht so aus. Ich überleg schon die ganze Zeit, irgendwie