je welche haben werde, in Frieden leben können. Ich will, dass sie durch die Welt reisen können, ohne Flüchtlinge zu sein. Und ich will natürlich auch Frieden und Glück für das Heimland!"
„Lass es gut sein“, sagte er resigniert. „Ich werde mit dir auf diese unsinnige Reise gehen, auch wenn ich von dem Sinn dieses Unternehmens nicht überzeugt bin. Ich weiß auch nicht, ob man uns hier unten nicht zu Werkzeugen für Interessen macht, die wir nicht überblicken können. Ich traue diesen Älteren nicht, obwohl sie mir nicht unsympathisch sind. Welche Ziele sie wirklich verfolgen, kann ich nicht erkennen. Ich würde leichteren Herzens gehen, wenn ich das herausgefunden hätte."
„Du bist ein misstrauischer Spinner“, antwortete sie, aber ihre Stimme war nicht mehr so abweisend und hart wie zuvor.
Am nächsten Morgen wurden sie abgeholt und in die große Halle geführt. Sie standen vor dem Kreis der alten Leute. Die Kerzen flackerten, und ihr Ruß stieg in die hohe Kuppel.
„Nun, wozu habt ihr euch entschlossen?" fragten die Älteren mit großem Ernst.
„Was sein muss, wird getan!" antwortete Akandra ohne zu zögern.
Verwundert bemerkte Marc, dass von den alten Leuten keine Reaktion kam. Sie zeigten weder Verwunderung noch Erleichterung. Deshalb fragte er: „Wusstet ihr, dass wir gehen würden?"
„Ja!"
„Und wenn wir nicht gegangen wären?"
„Dann wäret ihr eben nicht gegangen. Aber ihr geht doch! Was soll also die Frage?"
Alle erhoben sich feierlich und nahmen die Besucher in ihre Mitte. In einem Nebenraum stand ein schwerer Eichentisch. Ihn bedeckte eine rote Brokatdecke. Die Gaben, die darauf lagen, wurden von den alten Leuten nun feierlich überreicht.
Zuerst erhielten die Erits ein Paket mit Landkarten. Ihr Weg war auf den Pergamenten mit einem roten Strich eingezeichnet. Es waren kostbare Schriften. Jede einzelne von einem Künstler mit großer Sorgfalt und Genauigkeit gemalt und mit bunten Bildern geschmückt. Die Älteren warnten eindringlich davor, irgendjemandem jemals diese Karten zu zeigen. Ihre einzige Chance bestand in der Überraschung. Wenn ihr Weg ihren Feinden bekannt würde, könnten sie ihnen Hinterhalte stellen und fremde Völker gegen sie aufhetzen. Selbst der kurze Blick eines Fremden auf eine der Karten könnte ihre Mission zum Scheitern verurteilen.
"Bedenkt stets, auch die Vespucci kennen die Prophezeiung, und sie nehmen sie ernst. Überall in der Welt sind ihre Schergen“, wiederholten die Älteren noch einmal ihre Warnung. "Sie überwachen alle Wege, und sie kontrollieren die meisten Völker der Erde. Ihr seid, wo immer ihr euch auch aufhalten mögt, in Gefahr."
Auf diese Ermahnungen folgte die Übergabe der Waffen. Es waren Zauberwaffen, die in den Schmiedewerkstätten tief unten in den Bergen hergestellt und auf den Altären hoher Türme mit einem mächtigen Zauber versehen worden waren. Marc erhielt einen Hammer, der nach dem Wurf stets in die Hand des Werfers zurückkehrt. Er hatte die Wucht eines schweren Schmiedehammers und war doch federleicht. Seltsame Zeichen hatten die Schmiede in seinen schwarzen Kopf eingraviert. An seinem Stiel baumelte eine silberne Kette, mit der er am Gürtel festgemacht werden konnte.
Auch ein Schwert bekam der Erit. Es durchschlug Stahl und Eisen ebenso wie Marmor und Stein, dennoch hatte es kaum Gewicht. Es war eine Waffe für Könige. Das mit Diamanten geschmückte Heft funkelte und glitzerte. Auch die goldene Scheide war mit Edelsteinen verziert.
„Es heißt ‘Blut des Gerechten’“, erklärten die Älteren. „Es hat nur ruhmreichen Helden gedient und wurde bislang nie besiegt.“
„Dann will ich es nicht haben“, erklärte Marc. „Ich würde nur Schande über diese Klinge bringen. Bürdet mir diese Last nicht auf!“
„Es ist keine Last, sondern eine Hilfe. Du wirst an seinem Ruhme wachsen! Aber zunächst solltest du Griff und Scheide mit Lederbändern umwickeln, damit man nicht sofort sieht, was für einen Schatz du mit dir führst.“
Akandra überreichten die Älteren einen Bogen, dessen Pfeile auf eine bestimmte Distanz sicher trafen und ein Messer, dessen Schneide nichts widerstehen und das glühend heiß werden konnte. Auch diese Klinge war mit sonderbaren Zauberzeichen bedeckt. Das Messer hieß ‘Blutzoll’.
„Diese vier Gegenstände gehörten einst den Unsterblichen. Es gab eine Zeit, da wusste man überall auf der Erde von ihrer Existenz und rühmte die Kunstfertigkeit ihrer Schöpfer. So mancher hätte sein Leben dafür gegeben, sie einmal in der Hand zu halten. Sie spielen in Sagen eine große Rolle. Doch schon lange glaubt man sie verloren und hat sie vergessen. Ihr könnt euch denken, dass diese Gaben sehr wertvoll sind und auf keinen Fall in die Hand der Feinde fallen dürfen. Aber mit Hilfe dieser Waffen habt ihr eine Chance, euer Ziel zu erreichen."
„Ich brauche keine Waffen“, sagte Marc trotzig. "Wenn ich niemandem etwas zu Leide tue, wird man auch mir nichts anhaben."
„Hast du deine Erlebnisse in Waldmar schon vergessen? Denkst du nicht mehr daran, wie uns die Orokòr gejagt und welche Angst wir ausgestanden haben?" Akandra war schon wieder wütend auf Marc. „Willst du endlich mit diesen Spinnereien aufhören?"
„Du wirst die Waffen benötigen“, sagte einer der Älteren schlichtend. „Und du wirst mit diesen Waffen töten, um nicht getötet zu werden."
„Ja“, bekräftigte die Grafentochter noch einmal, „was sein muss, wird getan!"
Zuletzt wurden die Erits noch mit Kleidern, die sie vor Hitze und Kälte schützen sollten, ausgerüstet. Die Muscheln verstauten die jungen Leute in weichen Umhängetaschen. Schwert und Hammer befestigte Marc an seinem Gürtel, während Akandra sich Bogen und Köcher um die Schultern hing. Das Messer verbarg sie unter ihrem Kleid am Oberschenkel. Dann waren sie bereit zum Aufbruch.
„Es fehlt noch etwas“, sagten die Älteren und führten die beiden über lange Wendeltreppen in noch tiefere Regionen der Unterwelt. Dort lagen in hohen Gewölben Schätze. Das Gold vieler Völker aus vielen Jahrtausenden war hier gestapelt und aufgehäuft. Aber nicht nur Gold und Silber wurden dort aufbewahrt, man sah auch Muscheln, Edelsteine und Münzen, die irgendwann einmal für ihre Besitzer sehr wertvoll gewesen waren. Mit diesen Schätzen hätte man alle Länder der Erde kaufen können. Fassungslos standen die Erits vor dem unermesslichen Reichtum.
„Nehmt euch was ihr braucht“, sagten die Älteren. „Aber bedenkt, wenn ihr zu viel davon mit euch herumschleppt, wird das Geld eine Last, die euch am Fortkommen hindert. Nehmt ihr aber zu wenig, so kann es sein, dass es euch gerade in dem Augenblick fehlt, in dem ihr es am nötigsten braucht. Wenn ihr zu große Münzen und zu wertvolle Stücke einpackt, dann fehlt euch etwas für kleine Belohnungen. Man kann nicht jeden Dienst, der einem erwiesen wird, mit einem Goldstück bezahlen, ohne dass sich dieses Ereignis wie ein Lauffeuer im ganzen Land herumspricht. Nehmt ihr aber zu viele geringe Geldstücke, dann tragt ihr eine schwere Last, und doch wird euer Reichtum bald aufgebraucht sein. Sich mit Schätzen richtig einzudecken, ist schwer. Überlegt und wählt gut!"
Die Erits füllten nach kurzer Beratung ihre Taschen nur mit funkelnden Goldstücken und einigen großen Silbermünzen, denn Akandra vertrat die Meinung, dass man das Geld unterwegs zurücklassen könnte, wenn es zu schwer würde, und Wechselgeld würde sich von selbst ansammeln. Aber, was man habe, das habe man. Später gebe es keine Möglichkeit mehr, die Vorräte zu ergänzen. Schädlicher wäre es, zu wenig mitzunehmen als zu viel. Sie kehrte sogar noch einmal zurück mit zwei Satteltaschen und füllte auch sie mit Gold.
„Ich hoffe, dass eure Überlegungen richtig sind, und das Geld für euch nicht zu einer gefährlichen Last wird“, bemerkten die Älteren warnend.
Endlich war alles gerichtet und zum Aufbruch bereit. Das Herz wurde den jungen Leuten schwer, und sie stellten die Frage, wie sie wieder nach oben kämen. Der Gedanke an die lange Treppe schreckte sie.
„Nur ein Weg führt in unsere Welt hinein, aber viele hinaus. Die Treppe bleibt euch erspart."
Die Älteren reihten sich noch einmal zu einer Prozession auf. Voraus gingen die Frauen, dann kamen Marc und Akandra, am Ende