Celine Ziegler

Forever Collide


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das kleinste Problem momentan, ich würde schon irgendwo ein Hotel finden.

      „Du steckst richtig tief in der Scheiße", merkt Steven an, als wir BPE verlassen.

      Mich plagt ein heftiger Kopfschmerz und ich reibe mir die Schläfen. „Ich weiß."

      Er legt mir seine Hand auf die Schulter. „Wenn du Hilfe brauchst oder so, dann sag’ mir einfach Bescheid, ernsthaft. Ich kann dir ein Hotelzimmer besorgen, ich kann mir vorstellen, dass du es dir nicht leisten kannst jetzt für so was Geld auszugeben."

      „Nein, ist schon in Ordnung." Ich nehme seine Hand von meiner Schulter. „Ich bekomme das irgendwie hin. Eventuell habe ich genug Geld, ich weiß es nicht, die Verkaufserlöse in den letzten Monaten waren hoch. Ich denke, ich ... Das klappt alles schon. Ich habe bisher alles alleine geschafft, da wird mir auch kein Arschloch wie Black einen Strich durch die Rechnung machen."

      „Aiden." Steven sieht mich eindringlich an. „Nimm das alles nicht auf die leichte Schulter. Mag ja sein, dass dir momentan alles am Arsch vorbei geht, aber die Situation, in der du gerade steckst, ist mehr als gefährlich. Ruf mich einfach an, wenn du einen Schlafplatz brauchst, Geld oder keine Ahnung, irgendetwas. Ich werde mir nachher nochmal den Vertrag ansehen, den du mit Black damals unterschrieben hast, um zu überprüfen, ob sie dir wirklich einfach alle deine Rechte an dem Buch wegnehmen können."

      Ich nicke nur und würde am liebsten in eintausend Teile zerspringen.

      „Also dann ..." Er klopft mir noch einmal mitleidig auf die Schulter. „Melde dich, wenn ich irgendetwas für dich tun kann. Du wirst von mir hören, wenn ich den Vertrag durchgelesen habe."

      „Danke ..."

      „Kein Problem, Kumpel ... Halt die Ohren steif." Er betritt wieder BPE und ich starre auf den grauen Boden unter meinen Füßen.

      Ich stecke knietief in der Scheiße. Knie fucking tief. Wenn ich tatsächlich die Strafe irgendwie bezahlen kann, kann ich es mir nicht mehr leisten nach England zurück zu fliegen, geschweige denn mir eine Wohnung zu besorgen, um überhaupt irgendwo schlafen zu können. Und ich werde nicht Steven nach Geld fragen, auf gar keinen Fall.

      Auf dem Weg zur Bank, blicke ich auf mein Handy, um eventuell nachzusehen, ob Raven sich gerührt hat.

      Nichts.

      Kein Anruf, keine Nachricht, rein gar nichts. Wenn sie wenigstens an meiner Seite wäre, wäre die ganze Scheiße nur halb so schlimm. Okay, wenn sie noch an meiner Seite wäre, müsste ich jetzt nicht all mein Geld blechen, um nicht in den Knast zu wandern.

      Ich komme in der Bank an, schiebe meine Kreditkarte in den Automaten und bete insgeheim, dass jetzt mindestens 422.000,00 Dollar drauf sind. Wenn ich wenigstens noch den Flug nach England bezahlen kann, habe ich die Möglichkeit heute Abend noch nach England zu fliegen.

      Der Ladebalken lädt ... Komm schon.

      Der Kontostand beträgt 413.017,63 Dollar.

      Ich muss mich an dem Automaten abstützen.

      Neuntausend Dollar. Mir fehlen verdammte neuntausend Dollar!

      Ich starre auf die Zahl auf dem kleinen Bildschirm und halte mir die Hand an den Kopf, versuche ruhig zu atmen.

      Neuntausend Dollar.

      Wo zur verdammten Hölle soll ich neuntausend Dollar herbekommen?

      Das alles kann nur ein beschissener Albtraum sein. Es muss ein beschissener Albtraum sein. Ich habe das Gefühl, dass mich heute noch ein verdammter Blitz trifft. Schlimmer kann die Kacke nicht werden.

      Erst Raven, jetzt das Geld, mehrere Anklagen und verdammt nochmal zu wenig Geld, um überhaupt von alle dem letzten Endes flüchten zu können.

      Komplett erschöpft und abgekämpft ziehe ich meine Karte wieder aus dem Automaten und verlasse die Bank.

      Es gäbe noch eine Möglichkeit, wie ich aus der Sache rauskomme. Eine letzte verfluchte Möglichkeit. Ich hasse mich dafür, dass ich überhaupt darüber nachdenke, aber ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen.

      Ich setze mich auf eine Bank in einem kleinen Park und wähle die Nummer meiner Mutter. Ich widere mich selbst an. Wie kann ich nur so erbärmlich enden?

      Reumütig halte ich mir das Handy ans Ohr, stemme die Ellenbogen auf meine Knie und versuche diesen niemals endenden Kopfschmerz loszuwerden. Wahrscheinlich habe ich ihn verdient.

      „Na mein Schatz", trällert meine Mutter glücklich in die Leitung.

      Jetzt hasse ich mich noch mehr dafür, dass sie gleich nicht mehr so glücklich sein wird.

      „Mum", sage ich viel zu müde, schließe die Augen. „Ich brauche deine Hilfe."

      „Natürlich! Was ist denn los? Ich habe dir doch gesagt, dass das Geschenk für Raven perfekt ist, also brauchst du nicht nochmal nachfragen", kichert sie.

      Ich schlucke den Schmerz herunter. „Nein, das ist es nicht ... Ich brauche Geld."

      Kurz herrscht Stille. „Geld? Warum?"

      Ich reibe mir über die Stirn, kann meine Situation gerade nicht fassen. Ich bin so ein grausamer Mensch. „Ich habe Scheiße gebaut ... Richtig große Scheiße."

      „Okay?", haucht sie. Ich höre ihre Missgunst. „Und wie viel brauchst du?"

      „Neuntausend."

      Sie schnappt nach Luft. „Neuntausend? Aiden, das ist zu viel!"

      Ich atme tief ein und aus. „Nein, Mum, das ist nicht zu viel. Du musst an euer Sparkonto gehen." Ich hasse es. Ich hasse es so sehr.

      „Aber ... Das ... Aiden, das ist für den Grabstein deiner Schwester. Wir sparen seit fast zehn Jahren dafür."

      „Ich weiß ... Ich weiß. Aber ich brauche es. Wirklich. Du musst mir das Geld geben."

      Meine Mutter schnieft und es bricht mir das Herz. „Okay", sagt sie leise. „Ich werde es dir geben. W-Wann brauchst du es?"

      „Es tut mir so leid, Mum ...", bitte ich um Vergebung. „Ich brauche es in den nächsten 48 Stunden. Am besten gleich morgen Mittag. Ich werde dir meine Kontonummer schicken und du überweist es noch heute Abend."

      Sie ist still, ich höre nur ein leises wimmern.

      „Machst du das?", frage ich sie voller Reue.

      „Ja", sagt sie leise. „Ich werde jetzt gleich zur Bank fahren ... Neuntausend waren es, richtig?"

      „Ja, richtig."

      „Mehr sind, glaube ich, sowieso nicht drauf." Sie muss sich das Weinen unterdrücken.

      Ich wische mir durchs Gesicht, atme noch einmal tief ein. „Ich werde es euch zurückzahlen, ich verspreche es dir. Es tut mir wirklich leid, Mum, bitte sei nicht enttäuscht von mir."

      „Ich bin nicht enttäuscht von dir", flüstert sie. „Du bist mein Sohn. Ich liebe dich, egal was du machst."

      Ich verziehe schmerzvoll das Gesicht, kneife die Augen zu. Verdammt. „Ich liebe dich auch ... Ruf mich bitte an, wenn du das Geld überwiesen hast, ja?"

      „Okay ..."

      „Ich liebe dich, Mum. Wirklich."

      „Ich dich auch."

      Kapitel 3

       Raven

      „Und du bist dir sicher, dass er nicht da ist?", fragt Alec, als wir vor der Tür von Aidens Apartment stehen.

      „Ich bin mir sicher. Er müsste schon seit zwei Stunden auf der Arbeit sein", versichere ich ihm und schließe die Tür auf.

      Sofort kommt mir dieser wohlige Geruch von Zuhause entgegen und Erinnerungen, die ich eigentlich verdrängen möchte.

      „Okay", sage ich