Celine Ziegler

Forever Collide


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lasse mich auf eine Bank am Straßenrand fallen. Es ist arschkalt und mein Kopfschmerz scheint nicht verschwinden zu wollen.

      Ich würde jetzt gerne ihre Stimme hören. Fragen, wie es ihr geht, was sie so macht. Einfach nur wissen, ob es ihr besser geht als mir. Ich will ihren Geruch einatmen, ihren kleinen Körper an meinen pressen und mein Gesicht in ihrem Haar vergraben. Sie verdammt nochmal sehen können und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe.

      Verdammt, sie fehlt mir. Sie fehlt mir so verdammt sehr.

      Ich lasse meinen Blick über die fast verlassenen Straßen gleiten und sehe in ein beleuchtetes Café. Ein Mann steht an der Kasse. Man könnte fast meinen es wäre Alec. Er trägt die gleiche Lederjacke, sogar die Statur ist identisch.

      Ich sehe wieder weg. Jetzt bilde ich mir schon meine Möglichkeiten, sie wiederzusehen, ein. Das muss verdammt nochmal aufhören.

      Ein leises klingeln kommt von der anderen Straßenseite und der Mann verlässt das Café.

      Das ist Alec. Das ist verdammt nochmal Alec.

      Sofort springe ich auf. „Alec!", rufe ich zu ihm herüber. Doch er scheint mich nicht gehört zu haben und läuft weiter um die Ecke. Scheiße, nein, ich kann diese Chance jetzt nicht verpassen. Ich muss wissen, wo Raven ist, egal wie beschissen mein Leben momentan aussieht. Schnell jogge ich über die Straße und laufe ihm hinterher. Ich sehe seine Silhouette schon von weitem. „Ey!", rufe ich erneut und komme ihm immer näher. „Alec!"

      Jetzt dreht er sich zu mir um und bleibt verwirrt stehen. „Aiden", stellt er erschrocken fest, als ich bei ihm ankomme.

      „Ja", sage ich schweratmend von dem Lauf. „Alec, bitte sag mir wo Raven ist."

      Er hebt die Brauen. „Wow, kein freundliches Hallo? Kein nettes Wie geht's dir? Kein Was machst du so spät abends unterwegs?"

      Ich funkele ihn böse an.

      „Sie ist bei mir."

      Ich atme erleichtert aus. Wenigstens weiß ich, dass es ihr bei ihm gut geht. „Gut ... Ich – Das war es auch schon. Ich wollte nur wissen, ob es ihr gut geht ..." Ich drehe mich etwas von ihm weg, mein Blick auf den Boden gerichtet. Ich bin so erschöpft, so scheiße erschöpft. „Ich werde wieder gehen. Mach's gut." Mit dem Gedanken, dass ich gerne wissen würde, wo er wohnt und dass ich sie gerne wieder sehen würde, lasse ich ihn wortlos dort stehen. Ich werde mich niemandem aufdrängen. Sie will meine Anrufe nicht annehmen, also will sie mich erst recht nicht sehen.

      „Sie vermisst dich!", ruft Alec mir hinterher.

      Ich bleibe stehen.

      „Sie vermisst dich mehr, als du dir vorstellen kannst."

      Ich drehe mich langsam zu ihm um.

      Er sieht mir tief in die Augen. „Und sie liebt dich."

      Ich muss schwer schlucken.

      Alec kommt ein paar Schritte auf mich zu. „Ich weiß, dass du sie nicht betrogen hast."

      „Woher willst du das wissen?"

      „Ich kenne die Wahrheit nicht und wieso zur Hölle diese Frau auf dir saß, aber ich weiß einfach, dass du sie nicht betrogen hast." Sein Blick strahlt eine Mischung aus Mitleid und Herzlichkeit aus, dann setzt er sich auf eine Treppe vor einem Hochhaus. „Lass uns reden, Aiden. Du siehst echt beschissen aus. Erzähl mir die Wahrheit."

      Ich hätte niemals gedacht, dass Alec tatsächlich zu so etwas fähig ist. Ich dachte, er würde mich genauso hassen, wie Raven es tut, weil er ihr Freund ist, doch dass er will, dass ich mit ihm reden, hätte ich niemals erwartet. Doch es tut gut.

      Ich setze mich neben ihn auf die kalten Stufen und sehe auf den steinigen Boden. Einen kurzen Moment verweilen wir einfach in der stillen Dunkelheit, doch schließlich unterbreche ich die Stille. „Sie fehlt mir."

      Ich spüre seinen Blick auf mir.

      „Ich würde sie niemals betrügen", erzähle ich weiter. „Angie hat all diese Dinge, die Raven gesehen hat, gegen meinen Willen getan. Du musst mir glauben ... Wenigstens du. Ich würde sie niemals betrügen. Ich liebe sie."

      Nach einer Pause, sagt er: „Ich glaube dir."

      „Wieso glaubst du mir und sie nicht?"

      „Sie liebt dich, ich dich nicht, Aiden. Sie hat das gesehen, wovor sie immer am meisten Angst hatte. Sie ist verwirrt, sie weiß nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen soll. Raven hat gesehen, wie du – angeblich – eine andere Frau begehrt hast. Sie ist verletzter als du dir vorstellen kannst."

      „Ich weiß ... Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß scheiße nochmal nicht, was ich tun kann, damit sie mir glaubt. Sie nimmt meine Anrufe nicht an, ich weiß nicht einmal, wo du wohnst, um die Chance zu ergreifen, es ihr zu erklären."

      „Es würde keinen Sinn machen, es ihr zu erklären. Gib ihr Zeit. Es geht ihr momentan sehr schlecht, sie weint sehr viel, kann sich auf nichts konzentrieren. Doch ich bin mir sicher, wenn du ihr einfach nur die Zeit gibst, die sie braucht, dann wird sie dir verzeihen und versuchen dir zuzuhören. Sie muss momentan einfach nur wissen, was sie will."

      Ich verziehe das Gesicht. „Ich habe ihr verdammt nochmal alles versaut. Ich habe ihr den Traum vom Schriftsteller werden versaut. Ich habe ihr New York versaut."

      „Du hast ihr nichts versaut. Aiden. Wenn sie bei dir ist, ist sie glücklicher, als sie es je zuvor in London oder Aldbury war. Sie wird das Schreiben nie aufgeben, welcher Schriftsteller könnte das? Du und sie, ihr seid perfekt füreinander und das weiß sie genauso wie du. Und ich bin mir sicher, dass sie innerlich weiß, dass du sie nicht mit Angie betrogen hast. Sie lebt momentan einfach noch mit diesem Schmerz, dass du sie belogen hast. Gib ihr einfach Zeit."

      Ich vergrabe mein Gesicht verzweifelt in den Händen. „Ich will einfach nur, dass sie versteht, dass ich sie scheiße nochmal liebe."

      Alec legt seine Hand beschwichtigend auf meine Schulter. „Das weiß sie, glaube mir, das weiß sie. Sie will es nicht wahr haben, doch sie weiß es."

      „Vielleicht habe ich sie auch einfach nicht verdient. Vielleicht bin ich auch einfach nicht gut genug für sie."

      „Wenn sie zu gut für dich ist, dann scheiße nochmal, Aiden, lass sie nicht los. Streng dich stattdessen an, gut genug für sie zu sein. Ich weiß nicht, was gestern und heute passiert ist, dass du neben mir sitzt und eine komplett andere Person zu sein scheinst, aber streng dich an. Fang bloß nicht an zu denken, dass du sie vergessen musst. Wenn du sie ignorierst, lehrst du sie nur, ohne dich zu leben und das ist, was sie nicht will."

      Ich sehe ihn an. „Dann sag’ mir, was ich tun soll. Ich weiß nicht, was ich tun soll."

      Er atmet tief ein und aus, sieht auf den großen Baum am Straßenrand. „Ich weiß nicht, was du tun kannst. Aber ich bin mir sicher, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem du ganz genau weißt, wann der Zeitpunkt gekommen ist, sie wiederzusehen. Die Situation ist momentan einfach noch zu angespannt, sie will dich nicht sehen und das ist verständlich, denke ich ... Aber sie wird dir irgendwann zuhören und sie wird dich irgendwann verstehen. Wenn es das Schicksal so will, dann werdet ihr wieder zusammenfinden, egal wie."

      „Ich glaube nicht ans Schicksal. Wenn es das Schicksal geben würde, wären wir nicht hier."

      Er funkelt mich böse an. „Ich versuche dich gerade aufzubauen und du ziehst es ins Lächerliche?"

      „Ich bin Realist."

      „Dann sei ein verflixter Realist und realisiere, dass deine Zukunft ohne sie beschissen sein wird. Du siehst aus, als hättest du zwei Nächte nicht geschlafen und außerdem" – Er zeigt auf meinen Kiefer – „Was ist das? Hast du dich geprügelt?"

      Ich lache leicht auf, fahre mir über die Kratzer, die Steven mir verpasst hat. „Nein, eine Frau hat mich geschlagen."

      Alec hebt eine Braue. „Alles klar." Dann steht er auf, richtet sich die Lederjacke. „Ich werde jetzt gehen, Raven wird