Ulrike Bauer

Lebe smart und bleibe frei


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Körperteile. So zum Beispiel

      vorne Möglichkeiten wie Gesicht, Brustbein, Schambeine (am unteren Beckenende), …

      hinten Wirbelsäule, Hinterkopf, Kreuzbein (innen im Becken am unteren Ende deiner Wirbelsäule),…

      seitlich die beiden Schultern, Ohren, Arme, Beine,…

      oben den Nacken, Kopf, Scheitel, Hinterkopf,…

      unten die Füße, Zehen, Fersen,…

      Beginne nun zu üben, dass du mindestens einen Körperteil pro Seite (vorne, hinten, oben, unten, rechts, links) zur gleichen Zeit spürst. Als Bespiel: sei dir gleichzeitig bewusst von Brustbein, Wirbelsäule, Kopf, Füße, beide Beine. Wenn das anfangs zu viel ist, beginne mit nur 2 Seiten, wie zum Beispiel ein gleichzeitiges Bewusstmachen von Brustbein und Wirbelsäule. Beobachte nun diese gleichzeitig vorhandenen Körperbereiche in einfachsten Bewegungen des Alltags. Wenn du ein Glas Wasser trinkst, eine Türe öffnest, beim Fenster hinaussiehst, etwas schreibst,……. sorge dafür, dass die jeweiligen Körperteile in ihrer Richtung bleiben: dass die Wirbelsäule hinten bleibt und sich nicht in deinen Körper nach innen hineinschiebt, dass dein Brustbein in Kontakt zu dir und deinem Becken bleibt (gefühlt: senkrecht zum Boden hinunterzeigt) und sich weder in dir versteckt noch nach vorne wegdrückt.

      Spüre deinen Atem auch noch dabei – lass deinen Atem möglichst gleichmäßig und in Ruhe fließen.

      Somit: Spüre dich atmen, spüre und beobachte mindestens 2 deiner Seiten und das auch noch während deiner aktuellen Tätigkeit.

      Auf diesem Prinzip der besonderen Gleichzeitigkeit baut das Konzept der KÖRPERBALANCE auf. Alles in uns ist komplexe Bewegung, beruht auf den für unser Gehirn wichtigen gleichzeitigen Wahrnehmungen. Wichtig dabei: diese Gleichzeitigkeit findet innerhalb EINES Themas statt. Als Beispiel im Alltag: Spüre dein Brustbein, deine Wirbelsäule, deinen Atem – während du auch spürst, dass du das Glas Wasser berührst. Nicht im Sinne der idealen Gleichzeitigkeit wäre es, dass du dabei auch noch eine fremde Tätigkeit ausübst, wie zum Beispiel etwas aufzuschreiben, etwas zu putzen,… - es genügt, zusammen mit deiner Körperbeobachtung eine einzige Tätigkeit auszuführen.

      Dieses sogenannte „Multi-tasking“, das Ausführen verschiedener Tätigkeiten führt uns in das genaue Gegenteil – macht uns unruhig und gestresst.

      Ideale Gleichzeitigkeit hingegen bringt uns in den Moment, entspannt sogar Körper und Geist, macht uns ausgeglichen. Wir erreichen eine Verbindung von körperlicher und geistiger Zufriedenheit und bewegen uns so auch auf neuen emotionalen Wegen. Diese Gleichzeitigkeit in den Übungen der KÖRPERBALANCE hat somit einen gleichzeitigen Bezug zur „Körperlichen Ebene“ wie auch zu den nachfolgenden Kapiteln „Mentale Ebene“ und „Emotionale Ebene“.

      Körperliche Flexibilität erfordert, neben An- und Entspannung, noch einen dritten Bereich: Die Dehnung! Durch sitzende Tätigkeiten und eintönige Haltungen verkürzen bestimmte Muskelgruppen und die Faszien verkleben. Ein steifer Körper fühlt sich wie eingerostet an, was sich auch auf die Stimmung überträgt, denn Körper und Geist beeinflussen einander immer gegenseitig. Der Körper spiegelt das Unterbewusstsein wider! Das hast du vielleicht in der vorherigen Körperbalance-Übung bereits selbst erfahren.

      Hier möchte ich dir eine meiner Erfahrungen dazu schildern: Seit meiner Kindheit bin ich eine begeisterte Hobby-Tänzerin. Vor drei Jahren entschied ich mich, mit dem Tanzen aufzuhören, da ich beruflich viel zu tun hatte und glaubte, dass mich die regelmäßigen Tanzstunden noch zusätzlich belasten würden. Ich bewegte mich ein Jahr lang sehr wenig, machte fast keinen Sport, arbeitete viel am PC und habe meine Körper nicht einmal gedehnt. Abends meditierte ich fast täglich und versuchte meine Stressmuskeln regelmäßig zu entspannen. Anfangs fühlte ich mich recht gut, ich war gelassen, trotzdem ich viel arbeitete und hatte keine körperlichen Beschwerden. Doch langsam merkte ich, dass ich träge wurde. Ich lag lieber auf der Couch und las ein Buch, als nach draußen spazieren zu gehen. Meine Haltung veränderte sich durch das nach vorne gebeugte Arbeiten, sodass ich mit hängenden Schultern durch das Leben ging. Es fiel mir immer schwerer, mich aufzurichten und eine selbstbewusste Haltung einzunehmen. Schleichend machte sich auch ein Ziehen im Rücken und in der Hüfte bemerkbar, was ich bis dahin nicht kannte. „Schluss, so kann es nicht weitergehen!“, sagte ich eines Abends zu mir, als ich mich beim Aufstehen abstützte und mir dabei wie meine Großmutter vorkam. Ich schrieb mich sofort in den nächsten Tanzkurs ein und begann wieder täglich zu dehnen. Mit der körperlichen Flexibilität verbesserte sich meine Haltung und ich wurde insgesamt wieder aktiver, selbstbewusster und hatte mehr Spaß am Leben. Diese Erfahrung zeigte mir, wie stark sich Körper und Geist beeinflussen.

      Die Körpersprache zeigt es uns ebenfalls sehr deutlich: Hast du schon einmal probiert, in einer gebeugten Haltung richtig glücklich zu sein? Oder umgekehrt, wenn du deine Arme ausstreckst, so als ob du in die Freiheit fliegen würdest, ehrlich und überzeugend zu sagen: „Ich bin so unglücklich!“ Wenn du das ausprobierst, wirst du wahrscheinlich lachen - zumindest ging es mir so. Es funktioniert einfach nicht! Darum möchte ich dich dazu inspirieren, im Alltag vermehrt auf deine Haltung zu achten. Indem du Haltung einnimmst – im Innen wie auch im Außen- förderst du eine selbstbewusste, positive Lebenseinstellung.

      Umgekehrt beeinflusst unsere mentale Einstellung unsere Körperhaltung: Bei Stress ziehen wir die Schultern hoch und der Nacken-Schulter-Bereich verspannt sich. Bei Angst ziehen wir den „Schwanz“ ein und spannen die Bauchmuskeln an, um unsere sensible Vorderseite zu schützen. Wenn du gut drauf bist, weil du vielleicht gerade eine wichtige Prüfung bestanden hast, wirst du erhobenen Hauptes herumschreiten, anstatt die Schultern hängen zu lassen. Es ist also auch möglich, durch eine positive mentale Einstellung, die Körperhaltung zu verbessern. Viele denken, dass eine „gute“ Haltung nur durch Muskelkräftigung ermöglicht wird. Dabei sind es oft mentale und körperliche Verspannungen und Verkürzungen, die uns krumm werden lassen.

      Durch das intensive Nutzen digitaler Medien kommt es vorzeitig zu mentaler Erschöpfung, was sich auch auf die körperliche Fitness auswirkt. Vielleicht hast du bereits erlebt, dass sich das Workout anstrengender anfühlt, wenn das Gehirn müde ist? Eine Studie der University of Kent (England) und des Institute of Health and Medical Research (Frankreich) bestätigte, dass mentale Ermüdung – wie sie durch Stress entsteht – die körperliche Ausdauer negativ beeinflusst. Die Studienteilnehmer beendeten ihr Workout um durchschnittlich 13% früher als die mental fitte Kontrollgruppe und gaben außerdem an, früher erschöpft zu sein. (Ranganathan 2004)

      Mentale Erschöpfung lässt den Körper erstarren! Druck und Stress lassen uns mental und körperlich verspannen, spürbar meistens im Kopf, Kiefer, Nacken, Rücken und den Schultern. Die Flexibilität der Muskeln wird beeinträchtigt.

      Andererseits habe ich erlebt, dass durch das Dehnen der Muskeln, was ja immer mit einem bewussten Atmen einhergeht, mentale und emotionale Blockaden aufgelöst werden können. Zunächst ist das Dehnen des Muskels unangenehm, du atmest ein und beim Ausatmen löst sich die Spannung und du kannst ein kleines Stück tiefer gehen. Je freier ich im Denken wurde, desto leichter fiel mir auch das Dehnen meiner Muskeln und umgekehrt. Heute wende ich das Dehnen auch als Methode bei emotionalen Belastungen an. Belastende Emotionen dehne ich praktisch solange, bis sie sich von selbst auflösen.

      

Diese Übung findest du im Übungsteil (Tag 13)

      Mentale Flexibilität ermöglicht es uns, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie hilft uns dabei, uns den Veränderungen im Alltag schneller anpassen zu können und Probleme effizienter zu lösen, indem wir gewohnte Wege des Denkens verlassen und neue Sichtweisen entwickeln. Auch auf mentaler Ebene brauchen wir Anspannung, Entspannung und Dehnung, um flexibel zu bleiben. Du bist, was du denkst zu sein! Je unflexibler dein Verstand ist, desto mehr beschränkst du dich selbst. Flexibilität,