Ulrike Bauer

Lebe smart und bleibe frei


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Ärger und weint vor Schmerz. Wie geht es dir, wenn du ein wütendes Kind beobachtest, oder noch schlimmer, wenn dein eigenes Kind einen Wutanfall im Geschäft bekommt? Die Schwierigkeit ist, dass wir Erwachsenen oft selbst nicht wissen, wie wir mit unseren Emotionen umgehen sollen, weshalb wir durch emotionale Ausbrüche anderer irritiert und an unsere eigenen Emotionen erinnert werden, die wir oft nicht fühlen wollen.

      Was tun wir also mit unseren Emotionen? Durch das Bestreben nach Schmerzvermeidung erzeugen wir unbewusst noch größeren Schmerz. Nicht nur körperlich, in Form von Verspannungen, sondern auch in unserer Gefühlswelt. Emotionen könnte man am besten als „in Bewegung gebrachte Gefühle“ beschreiben, die – im Gegensatz zu Gefühlen – deutlich im Körper zu spüren sind. Beispielsweise in einem flauen Magen, in „weichen“ Knien oder einem rasenden Herz. Emotionen haben immer einen Auslöser im Außen. Wenn wir unsere Gefühle nicht verstehen können, uns ungerecht behandelt fühlen, werden wir schnell von unseren Emotionen überwältigt. Es entsteht eine Hilflosigkeit oder der Eindruck der Unkontrollierbarkeit des emotionalen Ausbruchs, wie es bei einem Wutanfall, tiefer Traurigkeit oder Panikattacken der Fall sein kann. Wenn das passiert, stellt sich die Frage, was kann ich tun? Hol dir deine Macht zurück! Wenn etwas im Außen deine Gefühle antriggert und dadurch Emotionen entstehen lässt, mach dir bewusst, dass du in diesem Moment das, was im Außen ist, ermächtigst, dich zu beeinflussen. Indem du dir deine Macht zurückholst, wirst du in deinem Fühlen unabhängig von äußeren Einflüssen. Ein gesunder Umgang mit Emotionen beinhaltet wiederum die drei Faktoren „Anspannung“, „Entspannung“ und „Dehnung“.

      Anspannung wird durch das (einfache) Fühlen der Emotionen erreicht!

      „Anspannung“ bedeutet hier, etwas aktiv zu tun. Grundsätzlich ist es der beste Weg, Gefühle zu fühlen, bevor sie zu überwältigenden Emotionen werden. Ich weiß, dass uns Emotionen im Alltag schnell überrumpeln können. Was kannst du also tun, wenn du eine Emotion spürst? Mach einen Schritt heraus aus der Situation und sei ein stiller Beobachter. Wo spürst du Anspannung im Körper? Die Kunst dabei ist, nicht zu bewerten, sondern nur neutral zu fühlen! Emotionen sind weder gut noch schlecht und werden erst belastend, wenn wir uns völlig mit ihnen identifizieren und aus ihnen heraus handeln. Nachdem Emotionen ihren Ursprung immer im Außen haben, ist es wichtig, die Verantwortung dafür zu übernehmen, denn sie sind deine Reaktion auf diese äußeren Umstände. Auch wenn diese Reaktion aus deinem Unterbewusstsein kommt. Sobald du eine mitfühlende Haltung für dich und deine Emotionen einnimmst und sie nicht bekämpfst, werden sie ruhiger, die Anspannung lässt nach bis sie ganz verschwinden. Durch das Übernehmen von Selbstverantwortung und das bejahende Fühlen steigst du aus der Opferrolle und der Hilflosigkeit heraus und wirst dich schnell besser fühlen. Indem wir unsere Emotionen annehmen, ohne sie als gut oder schlecht zu bewerten, erfahren wir Entspannung auf emotionaler Ebene. Ein Beispiel dafür ist der Ärger. Solange du den Ärger festhältst, weil du dich wieder und wieder über den Auslöser beklagst, wirst du die Anspannung in dir nicht loswerden. In solch emotionalen Momenten besteht die Gefahr, unüberlegte Entscheidungen zu treffen, respektlos zu kommunizieren oder Dinge zu tun, die wir später bereuen. Dabei ist es deine Energie, die ungenützt verpufft, während du dich stunden- oder sogar tagelang ärgerst. Mir ist klar, dass es nicht angenehm ist, den Schmerz wirklich zu fühlen, doch es ist der einzige Weg, um beim nächsten Mal eine andere Reaktion auf die äußeren Auslöser zu erzeugen.

      Emotionales Dehnen ist für mich das Training des Loslassens. Loslassen kann unter Umständen schmerzhaft sein. So wie ein Muskel anfangs etwas schmerzt, bis er loslassen kann und sich dehnen lässt, können auch emotionale Blockaden „wehtun“. Der einfache Trick ist auf beiden Ebenen derselbe: Atmen. In der Ausatmung etwas weiter, tiefer gehen. Das Geniale ist, dass auch Emotionen, wie Ängste, Ärger, Zweifel über die Atmung gelöst werden können. Wie gesagt, erfolgt mentales Dehnen über die Kunst des Loslassens. Auch hier ist die Atmung sehr wichtig.

      Wir sind alle emotionale Messies! Jeder von uns häuft in seinem Leben einen riesigen Berg an alten Emotionen aus der Vergangenheit, die oft an Glaubenssätze, Unwahrheiten, festgefahrenen Einstellungen und Wertungen gebunden sind. Je größer der Berg ist, desto unbeweglicher werden wir in unserem Fühlen. Würdest du gerne in einem Müllberg wohnen? So schwer es Menschen mit dem „Messie-Syndrom“ fällt, ihre Wohnung aufzuräumen, so schwer fällt es jedem von uns, den emotionalen Speicher zu entmüllen. „Lass es doch einfach los!“, sind die gut gemeinten Tipps vieler Freunde und Berater, wenn uns belastende Emotionen überwältigen. Doch warum ist Loslassen von bereits überholten Dingen so schwer? Wir haben gelernt, erstens alles unter Kontrolle zu haben, um sicher zu sein, und zweitens dass es wichtig ist, möglichst viel zu besitzen: Materielles, Freunde, Partner, Erwartungen… Diese Liste könnte ich noch lange weiterführen. Ich habe mich sehr lange mit dem Loslassen beschäftigt und daraus 3 Dinge erkannt: Erstens Loslassen heißt, etwas annehmen und vorerst nicht verändern wollen, zweitens loslassen funktioniert nur im Moment und drittens ohne Vertrauen ist loslassen nicht möglich. Vertrauen ist nämlich der Gegenspieler von Kontrolle.

      Ein bildhafter Vergleich dazu, um es etwas verständlicher zu machen: Du hast seit langer Zeit eine wunderschöne Schale. Diese Schale hat einen besonderen Platz in deinem Leben, viele Erinnerungen sind damit verbunden. Diese Schale hast du selbst nach deinen Wünschen geformt. Jetzt ist es so, dass du an diesem Platz, wo die Schale steht, gerne eine Vase hättest. Du möchtest die Schale, die du über die Jahre so lieb gewonnen hast, natürlich nicht einfach wegwerfen. Da fällt dir ein, dass das Material, aus dem die Schale besteht, unter bestimmten Umständen veränderbar ist. Wenn du sie unter ein besonderes Licht hältst, wird sie weich, wie Knetmasse, und du kannst etwas anderes daraus formen. Du hältst die Schale also unter dieses Licht und siehe da, die Schale wird weich und lässt sich ganz einfach zu einer Vase verformen. Jetzt kannst du die Vase an diesen Platz stellen und weißt, dass du die Schale nicht verloren hast. Sie hat jetzt nur eine andere Form bekommen.

      Die Schale steht für alte Verhaltensweisen, Personen, Gefühle, Glaubensmuster und Denkweisen, die nicht mehr zu dir passen. Das Licht besteht aus Vertrauen, dass dir die Vase genauso gut oder vielleicht sogar noch besser gefallen wird als die Schale. Es ist also wichtig, in dem Moment, wenn du das Licht auf die Schale richtest, anzunehmen, dass die Schale eben eine Schale ist und noch keine Vase und darauf zu vertrauen, dass du eine schöne Vase daraus formen wirst. Vielleicht kommt dir auch ein professioneller Vasenformer zur Hilfe! Solange du die Schale nur ansiehst und dir denkst, „Ach wärst du nur eine Vase“ und das Licht nicht darauf scheinen lässt, wird sich die Schale nicht verändern. Du kannst entscheiden, ob du an der Schale festhalten möchtest und dich darüber ärgerst, oder ins Tun kommst und das Licht einschaltest. Es war, ist und bleibt immer deine Entscheidung, wie du auf Situationen reagierst!

      Um mehr „Ordnung“ in unseren Aktionen und damit Emotionen zu erreichen, beruht KÖPERBALANCE auf einem, vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber dennoch sehr organisierten Prozess. Durch diesen Prozess üben oder sogar erlernen wir wieder das bewusste Wahrnehmen, aber vor allem auch Durchführen einer Aktion.

      Bei jeder einzelnen Bewegung

      a) nehmen wir wahr, beobachten –

      dadurch

      b) definieren wir thematisch genauer –

      wodurch wir uns zu etwas

      c) entscheiden –

      und dies dann auch

      d) ausführen = TUN

      Dieser Prozess passiert Schritt für Schritt, ein Schritt nach dem anderen.

      Ein Beispiel, das im Alltag jederzeit durchführbar ist:

      a) sieh dich im Raum um, beobachte den Raum. Was steht wo? Wie viel Platz ist wo frei?..... du beobachtest, alles darf einfach da sein – aber du siehst es bewusster. Vielleicht gelingt es dir sogar, gedanklich oder laut ausgesprochen, das zu benennen, was du gerade siehst.

      b) du beginnst das, was du siehst, mehr zu definieren, deine Persönlichkeit mit einzubringen.