Martin Danders

Kurswechsel im Indischen Ozean


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wegen der Strahlung!“

      „Ich finde es furchtbar, dass wir nicht zurück nach Deutschland können“, sage ich mit einem traurigen Gesicht.

      „Ich auch!“

      Wir trinken unseren Kaffee aus und gehen langsam und betrübt zurück zu unserer Jacht. Ich lege meinen Arm um Lisas Taille. Sie schiebt den Kinderwagen, während ich in der anderen Hand die Leine von Tisza habe.

      Wieder auf dem Boot, öffne ich eine Weinflasche und schenke uns zwei Gläser ein. Lisa bringt Maria ins Bett und setzt sich danach zu mir. Unser altes Auto, der „Kingswood“, steht auf der Hafenmole und rostet vor sich hin. Ich betrachte das Auto und schüttle den Kopf.

      „Für die alte Karre bekommen wir höchstens noch hundert australische Dollar“, sage ich zu Lisa.

      „Willst du das Auto verkaufen?“

      „Wenn wir wieder in See stechen, brauchen wir es nicht mehr“, sage ich.

      „Willst du wieder in See stechen?“

      „Ja! Mich zieht es zurück nach Europa“, sage ich.

      „Wohin willst du in Europa? Nach Deutschland können wir nicht zurück!“

      „Nach Mallorca! Die Insel ist praktisch ein neues deutsches Bundesland. Dort sind wir wieder fast ausschließlich unter Deutschen und wir bekommen mehr mit als in Australien“, schlage ich vor.

      „Nach Mallorca? Die Insel wurde früher mal Putzfraueninsel genannt!“

      „Ja, ich weiß! Sie hat ein günstiges Klima. Im Sommer ist es nicht zu heiß und im Winter viel milder als in Deutschland. Außerdem ist die Insel relativ groß und es gibt unzählige Jachthäfen. Jetzt sitzt sogar die deutsche Exilregierung dort“, sage ich.

      „Du willst nach Mallorca, weil dort die Exilregierung ist?“

      „Nein, natürlich nicht, aber wir sind dann näher dran am deutschen Geschehen und bekommen einfach mehr mit. Hier in Port Hedland leben wir am Arsch der Welt, es ist gähnend langweilig“, sage ich.

      „Hier ist es zwar langweilig, aber wir haben unsere Ruhe. Außerdem bekommen wir Gott sei Dank in Australien nichts vom Krieg der Religionen mit.“

      „Ja, aber wir sind hier abgeschnitten von Europa. Wenn sich der Krieg ausweiten sollte, können wir nicht mehr nach Europa zurücksegeln, weil es zu gefährlich ist“, erkläre ich.

      „Da hast du recht!“

      „Willst du lieber hier bleiben?“, frage ich.

      „Ich will, dass Maria in Sicherheit aufwächst!“

      „Das will ich auch, aber Mallorca ist sicher“, sage ich.

      „Wenn du sicher bist, dass es für uns alle nicht gefährlich ist, dann bin ich dafür, dass wir nach Mallorca segeln.“

      „Wir werden kein Risiko eingehen! Das verspreche ich dir“, sage ich.

      „Okay!“

      Wir sitzen noch eine Weile auf dem Boot und betrachten die Leute, die an der Hafenmole entlangflanieren. Lisa schaut noch einmal nach Maria und anschließend kriechen wir in unsere große Koje. Lisa ist heute sehr liebesbedürftig, sodass wir uns leidenschaftlich küssen. Wir lieben uns im Boot, dabei plätschert das Wasser an die Bordwand. In den drei Jahren, die wir uns jetzt kennen, hat unsere Leidenschaft kaum nachgelassen. Beim Einschlafen denke ich über unsere geplante Seereise nach Mallorca nach.

      3. Kapitel

      Am nächsten Morgen betrachte ich nach dem Frühstück unseren Globus, den ich aus Berlin mitgebracht hatte. Über den Suezkanal sind es ungefähr 17.500 Kilometer von Port Hedland nach Mallorca, aber diese Wasserstraße ist für uns passierbar, weil die USA den Kanal aus strategischen Gründen militärisch gesichert hat. Sie brauchen eine freie Zufahrt vom Mittelmeer zum Persischen Golf, um dort die Erdölfelder besetzt zu halten, denn der Kampf um das letzte Öl hat begonnen. Ich bin davon überzeugt, dass es den USA ausschließlich ums Öl geht und der angebliche Grund mit dem Krieg der Religionen nur vorgeschoben wird.

      Der geplante Segeltörn würde an den Kokosinseln und den Malediven vorbei im Indischen Ozean führen. Danach geht es weiter in den Golf von Aden, wo sich im Süden Somalia und im Norden der Jemen befindet. Diese Ecke ist natürlich wegen der Piraten aus Somalia problematisch. Dann geht der Törn weiter durch das Rote Meer mit Äthiopien, Sudan sowie Ägypten im Westen und dem Jemen sowie Saudi-Arabien im Osten bis zum Suezkanal. Nach der Passage des Kanals würde die Segelroute im Mittelmeer Richtung Westen weiterverlaufen. An der geplanten Strecke bis Mallorca befinden sich Kreta, Malta und Sizilien. Wenn wir ohne Pausen durchsegeln würden, würden wir ungefähr ein halbes Jahr für die Gesamtstrecke benötigen. In dieser Zeitberechnung sind mögliche Flauten schon eingerechnet. Mit größeren Pausen von zusammenaddiert einem halben Jahr auf den Kokosinseln, den Malediven und später auf Kreta und Malta würden wir für die Gesamtstrecke ungefähr ein Jahr brauchen. In den kritischen Gebieten bei Somalia und im Roten Meer sollten wir natürlich aus Sicherheitsgründen durchsegeln. Wie gesagt, der Suezkanal wird durch die USA gesichert, sodass uns dort nichts mehr passieren kann.

      Diese Aufteilung, sechs Monate segeln und sechs Monate Pause, finde ich eigentlich am besten, weil wir genug Zeit haben und an keiner Regatta teilnehmen. In meinem weiteren Leben werde ich mich durch keinen Chef mehr antreiben oder hetzen lassen. Diesen glücklichen Umstand haben wir durch die Diamantenfunde erreicht. Allerdings muss ich zugeben, dass der Segeltörn durch ziemlich kritische Gebiete führt. Ich kann wegen Lisa und Maria keine Risiken eingehen, weil ich wegen ihnen eine große Verantwortung habe. Aber ich bin überzeugt, dass wir es wagen sollten, trotz des Krieges der Religionen. In den kritischen Gewässern vor der somalischen Küste werden sehr viele Kriegsschiffe der NATO versammelt sein, sodass dort im Moment eine relative Sicherheit besteht.

      Ich zeige Lisa die Seekarten und erkläre ihr die geplante Segelroute. Sie schaut sehr interessiert, aber als sie sich den Bereich der somalischen Küste ansieht, runzelt sie die Stirn.

      „Meinst du wirklich, dass wir da unbeschadet vorbeisegeln können?“, fragt sie skeptisch.

      „Da wimmelt es im Moment nur so von NATO-Kriegsschiffen, weil die das Öl rings um den Persischen Golf absichern. Dadurch haben wir sicherlich keine Probleme mit somalischen Piraten!“

      „Wenn du sicher bist, dass es so sein wird, können wir dort entlangsegeln“, sagt sie.

      „Wir werden es ganz sicher schaffen!“

      „Und warum segeln wir nicht die gleiche Strecke wieder zurück, die wir gekommen sind, über Südafrika und Lanzarote?“, fragt sie.

      „Weil diese Strecke sehr weit ist. Über den Suezkanal ist es wesentlich kürzer. Außerdem sehen wir etwas Neues, nämlich die Kokosinseln sowie die Malediven und im Mittelmeer Kreta und Malta.“

      „Na gut, wann werden wir starten?“, fragt sie.

      „In einer Woche!“

      „Okay“, willigt sie ein.

      Ich packe meinen geliebten Globus in die Ecke und schreibe ein weiteres Kapitel in meinem Buch. Anschließend fahren wir mit dem alten „Kingswood“ in einen Nationalpark an der Küste und parken dort den Wagen. Wir setzen Maria in den Kinderwagen und gehen einen kleineren Rundweg. Tisza ist natürlich dabei und kann hier ohne Leine laufen. Sie freut sich sichtlich über den kleinen Spaziergang und springt vor Freude in die Luft.

      „Meinst du, dass wir irgendwann zurück nach Australien kommen?“, fragt Lisa.

      „Wir werden ganz sicher zurückkommen, wenn unser Geld irgendwann aufgebraucht ist.“

      „Wenn es so ist, müssen wir wieder Diamanten suchen“, sagt Lisa.

      „Ja,