Martin Danders

Kurswechsel im Indischen Ozean


Скачать книгу

      „Dann werden wir das Outback wiedersehen“, sagt sie.

      „Ja, es hängt davon ab, wie schnell du das Geld ausgibst!“

      „Du bist gemein, ich gebe genauso viel Geld aus wie du“, schreit sie.

      „Nein, du gibst mehr aus!“

      „Nein, du!“ keift sie.

      Wegen meiner spaßigen Provokation schlägt Lisa mir ihre Hand über den Kopf. Ich halte sie fest und küsse ihren Mund. Als Folge unserer Auseinandersetzung fängt Maria in ihrem Kinderwagen an zu schreien, weil wir so laut waren. Lisa beruhigt sie gekonnt und schiebt anschließend den Kinderwagen weiter.

      „Ich lasse mich von dir scheiden!“, faucht sie erbost.

      „Wir sind doch gar nicht verheiratet. Somit können wir uns auch nicht scheiden lassen.“

      „Du gemeiner Schuft!“, antwortet sie.

      „Wir können ja auf Mallorca heiraten!“

      „Ich will dich nicht heiraten!“, sagt sie lachend.

      „Ach so, dann können wir ja die Angelegenheit vergessen!“

      „Würdest du mich wirklich heiraten?“, fragt sie.

      „Warum nicht? Ich werde wahrscheinlich nichts Besseres mehr finden als dich!“

      „Jetzt bist du schon wieder gemein!“

      „Nein, vergiss meinen letzten Satz! Wir werden auf Mallorca heiraten, ganz sicher! Und andere Frauen interessieren mich nicht!“

      „Das will ich auch gehofft haben!“, sagt sie.

      Als wir das Auto erreichen, verstauen wir den Kinderwagen im Kofferraum und fahren zurück zur Jacht. Maria befindet sich in ihrem Kindersitz und Tisza liegt neben ihr auf der Rückbank. Unterwegs halten wir an einem Supermarkt an und kaufen einige Lebensmittel für das Abendessen.

      Am Abend parke ich das Auto neben unserer Jacht, danach besteigen wir unser Boot. Lisa beginnt zu kochen, während ich mir noch einmal die Seekarten anschaue. Es ist schön, dass wir bald auf Tour gehen, weil es auf Dauer etwas langweilig in Port Hedland wird. Hoffentlich wird alles ohne Schwierigkeiten klappen. Aber Überraschungen sind bei so einem Segeltörn immer möglich. Letztendlich freue ich mich, dass wir endlich wieder in Europa sein werden. Am liebsten würde ich auch wieder mal nach Berlin fahren, aber das geht leider nicht, aufgrund der verfluchten Strahlung. Es ist furchtbar, dass wir nicht mehr in unsere Heimat zurückkehren können. Meine Generation nicht, die nächste nicht und auch nicht die übernächste. Das ist das Fatale an dieser radioaktiven Belastung.

      Weder Lisa noch ich haben im Nachhinein irgendwelche Krankheiten aufgrund der Strahlenbelastung bekommen, obwohl wir damals nach den Anschlägen quer durch Deutschland zunächst gelaufen und später mit dem Rad gefahren sind. Da haben wir wirklich großes Glück gehabt. Auch die Schwangerschaft von Lisa verlief vollkommen normal und Maria hat keine Missbildungen aufgrund von Genschäden. Auch Tisza hatte keine Folgeschäden zu beklagen. Aber jetzt, drei Jahre nach den Anschlägen, Berlin zu besuchen, wäre viel zu gewagt. Wir sollten das Schicksal nicht herausfordern.

      Lisa hat wirklich ein super Essen gekocht, weil sie eine perfekte Köchin ist. Ich habe großes Glück gehabt, dass ich diese Frau getroffen habe. Ich habe schon viele Frauen erlebt, die nicht kochen konnten, aber Hochleistungen im Bett forderten. Wie soll ein Mann das schaffen, wenn er nicht die notwendige Energie im Vorfeld zugeführt bekommt? Nach dem Essen setze ich mir meine Skippermütze auf.

      „Und wie findest du meine Mütze?“, frage ich Lisa.

      „Absolut super!“

      „Ich freue mich, dass wir wieder in See stechen!“, sage ich.

      „Ich auch, aber ich bin etwas ängstlich!“

      „Das musst du nicht sein“, beruhige ich sie.

      „Na gut, wenn du das so sagst!“

      Während Lisa die kleine Maria ins Bett bringt, öffne ich mir ein australisches Foster-Bier. Ich habe mich durch die vielen Jahre so sehr an das Leben auf dem Boot gewöhnt, dass ich sicherlich nicht mehr in einem normalen Haus oder in einer Wohnung leben könnte. Aber im Moment ist ein anderes Leben auch gar nicht notwendig.

      Als die Sonne schon lange untergegangen ist, gehen wir in unsere Koje und legen uns nebeneinander auf die Seite. Ich küsse von hinten ihren Nacken und streichele ihre Brüste und Muschi. Nachdem sie feucht genug ist, schiebe ich ihr von hinten meinen Schwanz in die Muschi, sodass sie lustvoll stöhnt. Die zunächst langsamen Stöße werden immer schneller und münden in einem fast gleichzeitigen Orgasmus. Obwohl wir bereits drei Jahre zusammen sind, ist es sehr schön mit Lisa, weil ich sie immer noch sehr erotisch finde und auch tatsächlich liebe.

      4. Kapitel

      Eine Woche später stechen wir in See und halten einen nordwestlichen Kurs auf die Kokosinseln. Wir haben uns mit ausreichend Proviant eingedeckt, und die Wasser- und Dieseltanks sind bis zum Rand voll. Das Wetter ist wunderbar, es ist wolkenlos, die Sonne scheint und wir haben ausreichend Wind. Unsere Stimmung ist sehr gut, weil endlich mehr Dynamik in unser Leben eintritt. In Port Hedland war es ganz schön, aber es ist einfach zu langweilig und provinziell. Wir sind Städter, die mehr Außenreize brauchen und in der Provinz verkümmern würden. Übrigens habe ich vor ein paar Tagen den alten „Kingswood“ in Port Hedland für hundert australische Dollar verkauft.

      Die Jacht läuft gut durch das Wasser, weil ich letzte Woche mittels Schnorchel und Taucherbrille die Algen am Rumpf entfernt habe. Nach kurzer Zeit verschwindet Port Hedland hinterm Horizont, weil wir eine richtig gute Geschwindigkeit schaffen.

      Bis zu den Kokosinseln sind es ungefähr 2.800 Kilometer, sodass wir ungefähr vier Wochen für diese Strecke benötigen werden. Es gibt unterwegs keine weitere Insel, das heißt, dass wir mit unseren Vorräten bis zu den Kokosinseln auskommen müssen. Diese Tropeninseln sind bewohnt und ermöglichen uns, eine längere Erholungspause einzulegen.

      Lisa beschäftigt sich viele Stunden am Tag mit Maria und ist dabei sehr mütterlich. Es ist gut, dass sie so viel Zeit für das Kind hat. Andere Mütter, die permanent beruflich im Stress sind, können sich nur sehr eingeschränkt um ihre Kinder kümmern. Dies hat fatale Folgen für die Kinder und später können die Lehrer in der Schule die Defizite nicht mehr ausgleichen.

      Tisza liegt auf dem Vorderdeck und schläft. Da ihre Hüften mittlerweile etwas steif sind, wird sie die Tage mit weitläufigen Spaziergängen kaum vermissen. Nur das Kacken ist vermutlich ein Problem, weil sie dafür eine schöne Wiese bevorzugt.

      „Alles klar?“, frage ich Lisa.

      „Alles klar!“

      „Dann ist ja alles gut. Ich freue mich, dass ich jetzt mehr gefordert werde.“

      „Ich weiß, du brauchst immer ein bisschen Action!“

      „Der Gedanke, in Port Hedland zu versauern, ist für mich furchtbar“, erkläre ich.

      „Ja, aber trotzdem gehen wir ein Wagnis ein!“

      „Das ganze Leben ist ein Wagnis!“, sage ich.

      „Ja, ich erinnere mich, dass du mal gesagt hast, auch in Berlin können wir einen Dachziegel auf den Kopf bekommen!“

      „Das stimmt. Oder du gehst über die Straße und ein Auto fährt dich platt oder du wirst von deinem eigenen Partner umgebracht“, sage ich amüsiert.

      „Hör auf, so schreckliche Dinge zu erzählen!“

      „Ja, ich höre sofort auf. Uns wird ganz sicher nichts passieren, weil wir die kleine Maria dabei haben.“.

      „Okay!“