Martin Danders

Kurswechsel im Indischen Ozean


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Kleinlaster mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen deponiert und ferngezündet. Durch die eigentliche Detonation werden im Allgemeinen nur wenige Passanten getötet, aber das radioaktive Material verteilt sich im Umfeld und verstrahlt einen ganzen Stadtteil. In einer dicht besiedelten Großstadt können 100.000 Menschen von so einer Bombe betroffen sein, sodass die Folgen enorm sind. Natürlich sind die Auswirkungen einer schmutzigen Bombe nicht mit den Folgen einer richtigen Atombombe zu vergleichen.

      Uns hat es wirklich die Sprache verschlagen. Scheinbar eskaliert der Konflikt immer mehr und die Lage in den NATO-Ländern wird immer unsicherer. Ich öffne mir eine Büchse Foster-Bier.

      „Ist das nicht schrecklich?“, frage ich Lisa.

      „Es ist absolut furchtbar!“

      „Die Terroristen haben ihre Drohungen tatsächlich umgesetzt und eine schmutzige Bombe in Paris gezündet“, sage ich.

      „Ja, die armen Leute dort!“

      „Und das in Paris, der schönsten Stadt in der Welt.“

      „Vielleicht sollten wir doch nicht nach Mallorca, sondern zurück nach Port Hedland segeln!“

      „Nein, auf gar keinen Fall“, sage ich.

      „Okay! Das war ja nur so eine Idee!“

      „Uns wird nichts passieren und Mallorca ist sicher.“

      „Wenn du meinst!“

      Maria ist schon lange in ihrem Kinderbett und schläft. Wir sitzen noch lange an Deck und trinken ein paar Bierbüchsen. Anschließend laufe ich mit Tisza noch eine Pinkelrunde. Dann krabbeln wir in die Koje und machen Liebe für den Weltfrieden. Ob das wohl gelingen wird?

      S

eekarte vom Segeltörn von Port Hedland zu den Kokosinseln

      6. Kapitel

      Sie hatten einen Befehl aus Pakistan erhalten, in den nächsten Wochen eine schmutzige Bombe im Zentrum von Paris zur Explosion zu bringen. Die Bombe stammte aus Pakistan und wurde unbemerkt in einem Container per Schiff nach Marseille verfrachtet. Im Frachthafen verluden sie die Bombe mithilfe eines großen Gabelstaplers in einen Kleinlaster mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Die Bombe befindet sich auf einer EURO-Palette und hat ein Gesamtgewicht von 1.000 Kilogramm. Anschließend fuhren sie über die Autoroute nach Paris.

      Die drei arabischen Männer sind in Frankreich geboren, haben deswegen französische Pässe, sprechen ein akzentfreies Französisch und haben ihren Wohnsitz in Marseille. Seit vielen Jahren hassen sie das gottlose westliche System, aber der Krieg der Religionen hat ihnen die letzten Zweifel genommen. „Tod den Christen und Atheisten“ ist ihr Motto. Besonders erbost hat sie die Besetzung der Ölfelder am Persischen Golf durch die NATO-Truppen. Außerdem ist Frankreich an dieser Aktion maßgeblich beteiligt.

      Da der Kleinlaster nicht gestohlen, sondern ganz offiziell unter falschen Namen angemietet worden ist, haben sie auf der Fahrt nach Paris keine Probleme mit der Polizei. Sie erreichen den inneren Autobahnring in Paris und nehmen eine Ausfahrt, um zur Seine zu gelangen. Als sie den Fluss erreicht haben, fahren sie die Uferstraße bis in die Nähe von Notre Dame. Dort parken sie den Kleinlaster mit Kastenaufbau. Kein Passant kann die Ladung sehen und Alarm schlagen. Hier gibt es keinen privaten Wachschutz und keine Polizisten. Einer der drei Männer aktiviert den Fernzünder und springt von der Ladekante. Ein anderer Mann schließt die Türen des Kofferaufbaus und verschließt das kleine Schloss. Danach steigen sie in ein anderes Fahrzeug, das sie im Vorfeld in Marseille angemietet und in Paris abgestellt haben. Danach fahren sie mit dem Wagen ungefähr tausend Meter weiter die Seine entlang und halten an. Anschließend steigen sie aus, um den Fernzünder, ein schlichtes Handy, zu aktivieren.

      Die Bombe zündet und der Kleinlaster explodiert, sodass ein Blitz zu sehen ist. Eine Rauchwolke steigt auf und schießt in den Himmel. Wegen einer heftigen Druckwelle halten sich die drei Männer ihre Hände schützend vor die Ohren und steigen sofort in ihr Mietfahrzeug ein. Anschließend fahren sie Richtung Süden auf die Autoroute, um nach Marseille zu gelangen. Sie geben das Mietfahrzeug in der Hafenstadt ab und fahren mit dem Fahrrad nach Hause in ihre jeweiligen Wohnungen.

      Niemand hat in Frankreich irgendetwas von der Aktion bemerkt, sodass die drei Männer vorerst nichts zu befürchten haben. Ein Schläfer wird kurz aktiv, taucht danach wieder in sein normales Umfeld ein und lebt dann unauffällig bis zur nächsten Aktion weiter. So einfach ist das!

      7. Kapitel

      Am nächsten Morgen sitzen wir etwas betrübt am Frühstückstisch. Touristen flanieren an unserem Boot vorbei und betrachten uns wie Außerirdische. Die Ereignisse in Paris erschrecken mich. Wie einfach ist es doch, so eine schmutzige Bombe in der französischen Hauptstadt zu zünden. Die Folgen werden verheerend sein. Dagegen sitzen wir gemütlich in unserem Boot auf den Kokosinseln in West Island, weit entfernt vom Geschehen in Europa.

      Nach dem Frühstück schalte ich den Fernseher ein, um neue Informationen vom Anschlag in Paris zu bekommen. Die Zahl der Toten und Schwerverletzten ist noch nicht bekannt, weil das Ausmaß des Anschlages katastrophal ist. Mittlerweile wurden 300.000 Bewohner des Pariser Stadtteils evakuiert. Viele Betroffene sind strahlenkrank und werden mit schweren Spätfolgen zu kämpfen haben. Die französische Regierung sucht mit einer Großfahndung nach den Terroristen, aber bislang ohne Erfolg. Der Krieg der Religionen wird sich weiter verschärfen und womöglich vollkommen eskalieren. Vielleicht wäre es besser, nach diesem Anschlag den Krieg einzustellen, weil es so sicherlich nicht weitergeht. Aber wahrscheinlich ist für die NATO-Länder das Erdöl wichtiger als die vielen Toten auf beiden Seiten.

      Am Vormittag starten wir mit unserer Segeljacht eine Rundtour um die beiden Atolle South Keeling und North Keeling. Da die beiden Atolle nur rund 24 Kilometer voneinander entfernt sind, ist die Tour an einem Tag gut zu schaffen. Ich fahre mit dem Dieselmotor aus dem Hafen von West Island und verlasse wenig später das südliche Atoll. Innerhalb des Atolls sind Untiefen, die für unsere Jacht nicht so gut wären, weil das Boot aufsetzen könnte. Deswegen steuere ich zunächst auf das offene Meer und umsegle dann das südliche Atoll mit den 26 Einzelinseln, unter anderen South Island, Home Island, Direction Island und Horsburgh Island. Es sieht aus wie im Paradies - mit Kokospalmen und strahlend weißen Stränden. Innerhalb des Atolls ist das Wasser türkisblau und außerhalb dunkelblau, sodass es fantastisch aussieht.

      Dann verlassen wir das südliche Atoll und segeln weiter nach Norden zum 24 Kilometer entfernten nördlichen Atoll mit der unbewohnten Insel North Keeling, wo wir vielen nistende Meeresvögel im Naturschutzgebiet sehen. Wir umsegeln auch dieses Atoll am Außenrand und steuern anschließend zurück zum südlichen Atoll zur Insel West Island.

      „Es ist fantastisch hier“, sagt Lisa.

      „Absolut fantastisch. Ich bin total beeindruckt!“

      „Wollen wir nicht hierbleiben?“, fragt sie.

      „Es ist das Paradies auf Erden, weiße Strände, Kokospalmen, jeden Tag Sonne und blaues Meer! Keine ekelhaften Winter mehr, wie in Europa! Aber willst du wirklich für immer hier bleiben?“

      „Ich könnte es mir gut vorstellen. Wenn wir kein Geld mehr haben, segeln wir zurück nach Port Hedland, suchen wieder Diamanten, verkloppen die Steine dort und kommen wieder zurück zu den Kokosinseln“, schlägt Lisa vor.

      „Aber irgendwann wird es uns hier bestimmt zu langweilig. Ich brauche zwischendurch ein wenig Action.“

      „Die hast du dann, wenn wir zurück nach Port Hedland müssen“, sagt sie.

      „Irgendwann werden wir vom Paradies genug haben und uns kommen die Palmen mit den Kokosnüssen aus den Ohren heraus.“

      „Das glaube ich nicht“, sagt Lisa.

      „Ich