Ekkehart Gämlich

Die endgültige Regelung des Nahost-Konfliktes


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bitte, nicht erwarten.

      Hier wird Ihnen eine "Idee" vorgestellt und deren Praktikabilität begründet.

       Also:

      Analysieren wir die Lage aus der Sicht Außenstehender. Distanziert.- Aber dennoch voll Sympathie für beide Völker.

      Suchen wir Antworten. Antworten, die zum unbefangenen Weiterdenken anregen, die den "Sanierungsfall Nahost-Konflikt" lösen könnten, - oder mindestens weiterbringen,

      Fragen wir im Sinne der angesprochenen Stufe 3:

      "Gibt es denn wirklich nur den einen, jetzt angedachten Lösungsweg?"

      Antwort: "Nein, es gibt mehrere – und alle sind besser, als das, an dem man jetzt werkelt."

      Das Konzept, das Ihnen hier vorgestellt wird, kann zudem auch dann noch realisiert werden, wenn (beispielsweise durch Druck von außen) eine vermeintliche Lösung gefunden wurde, - die aber gar nichts löst.

      Frage: "Wäre dieses Konzept wirklich für beide Seiten praktikabel, gerecht, akzeptabel, zukunftstauglich?"

      Bitte, liebe Leserin, lieber Leser, beantworten Sie diese Frage selbst, wenn Sie dieses Buch gelesen haben.

      1. Beide Völker sind Opfer der Geschichte

      Aus der Geschichte können beide Völker einen begründeten Anspruch auf Palästina – und Jerusalem - herleiten. Das israelische Volk hat zweifellos den älteren Anspruch, religiös aus der Bibel und historisch, aus biblischer Zeit. König David eroberte etwa 1.000 v. Chr. Jerusalem.

      Aber das palästinensische Volk kann belegen, dass deren Vorfahren 637 n. Chr. Jerusalem eroberten und 1.099 n. Chr. gegen die Kreuzritter kämpften. Nach den Kreuzrittern - ab 1244 - war Jerusalem wieder moslemisch.

      Gleichgültig, wer sich auf welche Jahreszahl beruft, alles war lange, lange vor 1492. Damals entdeckte Kolumbus Amerika. – Heute würde kaum ein Amerikaner darüber diskutieren, "wem gehört dieses Land"?

      Bringt uns also diese Art von Geschichtsbetrachtung weiter?

      Nein, - denn wir landen nur in immer neuen Sackgassen.

      Ein Gesichtspunkt erscheint aber im Sinne des Themas durchaus erwähnenswert, nämlich die Toleranz, die Jahrhunderte lang zwischen Juden und Moslems herrschte, im Gegensatz zur Intoleranz der Christen gegenüber den Juden. Dazu zwei Beispiele:

      1.

      711 n. Chr. eroberten moslemische Mauren Spanien. Moslems, Juden und Christen lebten danach friedlich miteinander. Sie brachten Handel, Gewerbe Kultur und Landwirtschaft zu unglaublicher Blüte. Bedeutende Wissenschaftler aller Religionen beeinflussten von dort das gesamte europäische Mittelalter.

      Die "Reconquista" der katholischen Könige Spaniens – im Bündnis mit der "Heiligen Inquisition" - beendeten dieses vorbildliche Zeitalter ganz im Geiste des "unduldsamen Katholizismus":

      1492 wurden alle Juden verjagt und bis 1609 fast alle der über 250.000 dort verbliebenen Mauren.

      2.

      Seit dem Mittelalter ist Jerusalem in vier Stadtteile aufgeteilt.

      Im Nordwesten liegt das Viertel der Christen, im Osten das der Muslime, im Süden ist das Judenviertel und im Südwesten das der Armenier. Sie lebten Jahrhunderte lang in Frieden unter der Herrschaft des moslemischen Osmanischen Reiches.

      Vor diesem geschichtlichen Hintergrund bedeutet der Nahost-Konflikt eine ( hoffentlich kurzfristige ) Störung eines Jahrhunderte lang von Toleranz geprägten Verhältnisses zwischen Juden und Moslems. Diese Störung wurde beiden von Dritten aufgezwungen, denn ein weiterer Gesichtspunkt verdient ausführliche Betrachtung:

       Beide Völker sind Opfer der Geschichte. – Beide Völker !

      Ohne Zweifel ist das jüdische Volk – durch die Jahrhunderte - das "verfolgteste Volk" im christlichen Kulturraum. Juden waren als Nicht-Christen quasi rechtlos. Gegen Zahlung besonderer Abgaben konnten sie sich, besonders in einzelnen Reichsstädten, gewisse (Schutz-) Privilegien erkaufen, die für jeden Christen als Selbstverständlichkeit galten.

      Bereits im Hoch-Mittelalter trat die Kirche für eine "strengere Isolierung der Juden" von der "rechtgläubigen" christlichen Bevölkerung ein. Den Juden wurden in den Städten bestimmte Wohnviertel zugewiesen (Ghettos).

      Seit dem Vierten Lateran-Konzil im Jahre 1215 war ihnen besondere Kleidung als äußeres Kennzeichen vorgeschrieben, nämlich ein spitzer Hut (Judenhut) und ein gelber Fleck.

      Der gelbe "Judenstern" der Nazis hatte also Vorläufer und Vorbilder.

      Für Juden galten Berufsverbote. Christen war verboten, mit Juden in "Tischgemeinschaft" zu leben oder für sie als Dienstboten zu arbeiten, getreu dem Motto: "Teile und herrsche: Hier die Guten, dem Wort der heiligen Mutter Kirche folgend – und dort jene Ungläubigen, deren Vorfahren unseren Heiland ans Kreuz nagelten und riefen: 'Sein Blut komme über uns und unsere Kinder'. " ("Gottes-Mörder")

      Für dieses Blut haben christliche Kirchen gesorgt, geschürt, gehetzt. Mehr oder weniger galt dieses für alle christlichen Glaubensrichtungen. Immer wieder kam es zu schrecklichen Juden-Verfolgungen (Pogromen) –Vertreibungen, -Ermordungen. Und es soll bloß niemand sagen, "das waren Auswüchse, die die Kirche(n) nicht wollte(n)". Im Mittelalter geschah nichts gegen den Willen der mächtigen "christlichen" Kirchen.

      Jesus Christus war selbst Jude. Den Gott der Juden nannte er seinen Vater. Er predigte und lebte Nächstenliebe, ja Feindesliebe. Was hätte er wohl zu dem gesagt, was seine "Gläubigen" - in seinem Namen – Jahrhunderte lang mit seinem Volk (und nicht nur mit diesem) - anrichteten?

      Im 19. Jahrhundert hatten Juden in Westeuropa Fortschritte bei der rechtlichen Gleichstellung und Integration (Assimilation) erreicht.

      Es war eine Hoffung vieler westeuropäischer Juden, dass in künftigen demokratisch-parlamentarischen Gesellschaften der Spuk des Antisemitismus vorüber sein wird.

      Zu dieser (zu) optimistischen – und letztlich für deutsche Juden verheerenden – Einschätzung konnten die Juden Osteuropas und Russlands nicht gelangen. Für westeuropäische Begriffe herrschten diesbezüglich dort noch fast mittelalterliche Verhältnisse.

      1881 wurde der russische Zar Alexander II. ermordet. Als sich herausstellte, dass der Attentäter ein Jude war, schürte die russische Regierung den ohnehin latent vorhandenen Antisemitismus.

      Viele jüdische Gemeinden wurden von Pogromen heimgesucht.

      Unter diesem Eindruck erschien 1882 die Schrift des Arztes Leon Pinsker aus Odessa "Autoemancipation". Sie gilt als "Geburt der zionistischen Idee" und postuliert: Nur die Rückbesinnung auf die Wurzeln des Judentums, auf jüdische Identität und die Gründung eines jüdischen Staates kann eine Lösung für die Juden bringen.

      Waren die Gedanken Pinskers eher national-religiös-idealistisch, erfuhr der Zionismus durch den Publizisten und Politiker Theodor Herzl realpolitische Impulse. Als Korrespondent der angesehenen Wiener Zeitung "Neue Freie Presse" berichtete er über den skandalösen Dreyfus-Prozess in Frankreich. Er schloss daraus, dass selbst in liberalen westeuropäischen Demokratien, wie Frankreich, der Judenhass Bestand haben würde.

      In seinem Buch "Der Judenstaat" entwickelte er 1896 seine Vision der "Rück-Besiedelung Palästinas", dem gelobten Land der Stämme Israels.

      Der 1897 von Herzl in Basel einberufene erste Zionistische Weltkongress verabschiedete die "Basler Erklärung", deren Kernsatz lautet:

       "Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina".

      Der Zionismus ist damit letztlich eine Reaktion auf Jahrhunderte lang erlittenes Unrecht. Es sollte Schluss sein mit Einschränkungen, Selbstverleugnung und Rechtlosigkeit in der