Ekkehart Gämlich

Die endgültige Regelung des Nahost-Konfliktes


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Land" heißt es in der israelischen Nationalhymne.

      In den Jahren 1882 bis 1904 wanderten die ersten 35.000 Juden aus Russland und Rumänien nach Palästina aus. Mit finanzieller Unterstützung durch Edmund de Rothschild kauften sie Land und gründeten erste jüdische Orte.

      1917 kam jener Arthur James Earl of Balfour ins Spiel. Auf Initiative von Vertretern des Zionismus – N.Sokolow und C.Weizmann – erklärte er in einem Brief an Lord Rothschild, am 2. November 1917:

       "Die Regierung seiner Majestät betrachtet die Errichtung einer Nationalheimstätte für das jüdische Volk in Palästina mit Wohlwollen und wird keine Mühe scheuen, die Erreichung dieses Zieles nach Kräften zu fördern." (Balfour-Deklaration).

      Diese Deklaration erfolgte im dritten Jahr des 1. Weltkrieges, in einer für die Ententemächte kritischen Kriegslage. Beispielsweise scherte im November 1917 Russland aus der Koalition gegen Deutschland aus.

      Wer sich mit der Geschichte der Juden in der Diaspora beschäftigt, wird für diese "Schaffung einer Nationalheimstätte" mindestens Verständnis aufbringen, wenn nicht sie begrüßen.

      Äußerst kritikwürdig ist aber die Strategie jenes Arthur James Earl of Balfour, die ihn zu einem der Väter des "Nahost-Konfliktes" machte.

      Der Earl wurde am 25.7.1848 geboren und starb am 19.3.1930.

      1887 – 1890 war er Irland-Minister,

      1902 – 1905 Premier-Minister,

      1916 - 1919 Außen-Minister,

      1925 – 1929 Lord-Präsident.

      Als Lord-Präsident erschuf er den Begriff "British Commonwealth".

      Der Earl war also ein führender Politiker einer damaligen Weltmacht, die in dieser Zeit als größte Kolonialmacht galt.

      Arthur James Earl of Balfour dachte – und handelte, – wie in jener Zeit Kolonial-Politiker oder Kolonial-Herren zu denken und zu handeln pflegten. Richtschnur des Handelns jener Kolonial-Herren war ausschließlich – wirklich ausschließlich - das imperiale Interesse ihres Landes.

      Die von ihnen beeinflussten, abhängigen oder beherrschten Völker wurden für die Interessen der Kolonialmacht – je nach Interessenlage - "benutzt". Fast alle am 1. Weltkrieg teilnehmenden Staaten – mit Ausnahme der USA - waren Kolonialmächte.

      Wie könnte die Interessenlage der beteiligten Kolonial-Mächte hinsichtlich des Nahen Ostens zu jener Zeit gewesen sein?

      Wie wurde wer (zeitweise) "benutzt"?

      Im Januar 1916 wurde das "Sykes-Picot-Geheim-Abkommen" ausgehandelt und mit einem Schriftwechsel im Mai 1916 bestätigt. Es trägt den Namen der beiden Unterhändler, dem Briten Sir M. Sykes und dem Franzosen C.F.G.Picot.

      Darin legten die beiden Ententemächte Großbritannien und Frankreich die Aufteilung – oder "Neuordnung" - der arabischen Gebiete des Osmanischen Reiches nach dem 1. Weltkrieg fest. Dieses geschah also bereits über zwei Jahre vor Beendigung des 1. Weltkrieges und der Kapitulation des zu den Achsenmächten zählenden Osmanischen Reiches (damals "der kranke Mann vom Bosporus") . Weitere Infos: Brockhaus multimedia 2009 und Google: Sykes-Picot-Abkommen

       Man definierte zwei Arten von Gebieten:

      Einflusszonen

      und Gebiete unter direkter Verwaltung der jeweiligen Macht.

      Großbritannien erhielt demnach den südlichen Irak und Palästina in direkter Verwaltung. Als Einflusszonen erhielten die Briten unter anderem den südlichen Teil der syrischen Wüste. Die Häfen Akko und Haifa in Palästina sollten britische Freihäfen werden.

      Frankreich reservierte sich den Libanon, West-Syrien, sowie Südost-Anatolien. Weitere Gebiete wurden Russland und Italien zugesprochen. Russland stieg nach der Oktoberrevolution 1917 aus diesem Deal aus.

      Ein solches Abkommen wird ja nicht im Januar 1916 "mal ganz schnell fertig auf den Tisch gelegt". Man arbeitet es in längeren Verhandlungen aus. Als eben diese Verhandlungen liefen, - als mindestens der Tenor bereits feststand, - wurde London auf einer anderen Ebene aktiv.

      Die Briten waren bei Kriegsausbruch in Basra, im Süd-Irak, gelandet. Sie hatten bereits bis Ende 1914 den gesamten südlichen (ölreichen) Irak erobert, erreichten Bagdad jedoch erst im März 1917. Außerdem unterstellte sich der Herrscher des Ölstaates Kuwait 1914 ihrem Protektorat.

      Ziel könnte gewesen sein, osmanische Kräfte in Arabien zu binden, um so die britischen Verbände im Irak zu entlasten.

      Wie macht man das? Man hetzt die Araber gegen die Osmanen, schürt einen Aufstand und destabilisiert gleichzeitig damit den Gegner.

      Womit macht man das? Mit vagen – oder notfalls falschen – Versprechungen.

      Was war das passendste Versprechen für die Araber?

      Ein "arabisches Reich" nach dem Sieg über die Osmanen.

      Es existiert ein Briefwechsel zwischen dem damaligen britischen Hochkommissar in Ägypten, Sir Henry Mc Mahon und dem Emir und Scherifen Hussain von Mekka, worin dem Scherifen ein "arabisches Reich" für den Fall zugesagt wird, dass sich Mekka gegen die Osmanen erhebt.

      Von Anfang an stand aber fest, dass mit den Vereinbarungen eines "Sykes-Picot-Geheim-Abkommens" ein solches Versprechen gar nicht einzuhalten ist. Abgesehen davon wird man dieses auch niemals vorgehabt haben. Kolonialmächte brauchen kleine, zerstückelte Staaten mit divergierenden Interessen und kein starkes Großreich als "Partner".

      Der Scherif von Mekka ließ sich im Sinne der Arabischen Idee, oder des Arabischen Traumes, benutzen. Sicher hatte er auch den Erhalt und/oder den Ausbau der eigenen Macht im Hinterkopf.

      Er funktionierte wunschgemäß. 1916 begann er den "Aufstand in der Wüste", ausgeführt von Beduinen. Unterstützt wurde er von britischem Geld und britischen Agenten. Einer war Edward Thomas Lawrence – uns besser bekannt als "Lawrence von Arabien". Die Beduinen kämpften erfolgreich gegen die Osmanen und erreichten 1918 Damaskus.

      Nach dem 1.Weltkrieg wurde der Völkerbund gegründet. Er beauftragte bestimmte Staaten mit der Wahrnehmung der Verwaltung von Gebieten des ehemaligen Osmanischen Reiches. Die Gebiete nannten sich fortan Mandatsgebiete.

      Im Vertrag von San Remo sicherte sich 1920 Großbritannien das Mandat für den Irak und Palästina - zu dem damals auch Transjordanien gehörte. Frankreich erhielt das Mandat für den Libanon und Syrien.

      Dem Scherif von Mekka blieben nur einige nördliche Teile der Arabischen Halbinsel. Der Traum von einem Arabischen Reich mit den arabischen Zentren Bagdad, Damaskus, (Jerusalem), Kairo war damit ausgeträumt.

      Umgangssprachlich würde man sagen: Die Araber wurden 'gekonnt hereingelegt'. Allerdings hätte ein Emir und Scherif Hussain von Mekka wissen müssen, mit wem er sich - worauf - einlässt.

      Möglicherweise wurden andere, zum Beispiel Kurden und Armenier, von anderen Mächten ähnlich benutzt, die Armenier vielleicht von Russland. Möglicherweise köderte man sie mit ähnlichen vagen Versprechungen. Fakt ist jedenfalls, dass hunderttausende Armenier ihre Gegnerschaft zum Osmanischen Reich und ihre Nähe zu Russland mit dem Leben bezahlten – im osmanischen Völkermord an den Armeniern.

      (Ausführliche Informationen dazu unter http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern).

      Unter diesem Aspekt stellt die Balfour-Deklaration auch nur den Versuch dar, Zionisten für eigene imperiale Interessen zu benutzen.-

      Und dieses: "man betrachtet mit Wohlwollen" – "und wird keine Mühe scheuen" – "nach Kräften zu fördern" kennen wir doch zur Genüge aus Sonntags-, Parlaments-, Parteitags-, Wahl- und sonstigen unverbindlichen Politiker-Reden.

      Diese Deklaration klang "Zionismus-freundlich".

      Wie sich jedoch später zeigte,