Andreas Zenner

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erinnerte er sich daran, wie schlicht und unaufdringlich seine Mutter gekleidet und geschminkt gewesen war. Der Vater hatte sich, wie schon seit langer Zeit nicht mehr, herausgeputzt, ein weißes Hemd angezogen, sich rasiert.

      „Dein Vater hat dich seit dem Tod deiner Mutter gut versorgt“, stellte sie fest und tätschelte Heinrich gönnerhaft den Arm. Er lächelte bitter.

      „Richtig groß bist du geworden, sicher hast du schon eine kleine Freundin.“ Sie wollte ihn an sich drücken, doch Heinrich, der genau das befürchtet hatte, wich mit einer schnellen Drehung aus. Später aßen sie auf der Veranda. Vater hatte den Tisch festlich gedeckt. Mutters weißes Porzellan mit den kleinen blauen Blüten, das sie als einziges Erbstück aus Europa in die neue Welt hinüberretten konnte. Seit dem Tod der Mutter war dieses Festtagsporzellan nicht mehr auf den Tisch gekommen. Es weckte zu viele Erinnerungen an die Tote und sie hatten das Geschirr in stillschweigender Übereinkunft weggeschlossen. Nun stand es auf dem Tisch und Heinrich kam dieses Handeln des Vaters wie ein Tabubruch vor. Die Erwachsenen tranken eine Margarita, die der Vater galant servierte. Sie prosteten sich zu und die Frau beugte sich dabei so weit vor, dass der Vater in ihren weiten Ausschnitt starren konnte. Dabei lachte sie tief und kehlig. Sie war sich ihrer Wirkung bewusst und Heinrich wurde das Gefühl nicht los, diese Frau wollte seinen Vater verführen. Sie aßen Steaks und der Vater bemühte sich ein aufmerksamer Gastgeber zu sein. Er schenkte Wein nach, legte Fleisch vor, reichte die Schüssel mit den gebackenen Kartoffeln. Die beiden leerten zwei Flaschen Wein. Heinrich belauerte sie peinlich berührt. Vater streichelte die Hand der Frau, wenn er sich von Heinrich unbeobachtet fühlte. Er registrierte es trotzdem, missbilligend. Ihr Name war Michelle und sie stammte aus irgendeiner Stadt in Alabama. Der Junge senkte schamhaft den Blick, aufstehen durfte er nicht, denn der Vater hatte ihm eingeschärft, sich tadellos zu benehmen. Leicht angetrunken vollführte der Vater eine fahrige Bewegung. Ein halbvolles Rotweinglas fiel um, der Inhalt ergoss sich über den Tisch und tropfte von dort auf das geblümte Sommerkleid der Frau, wo der Wein einen widerlichen blutroten Fleck bildete. Sie sprang auf, blitzte den Vater an.

      „Pass doch auf, du Tollpatsch!“, fauchte sie. Während sie in die Höhe schoss, geriet ihr Teller ins Rutschen, in Zeitlupe kippte er über den Rand des Tisches. Mit angsterfüllten Augen beobachtete Heinrich wie das zarte Porzellan mit der Kante auf dem Steinboden aufschlug und in tausend weiße, hässliche Splitter zersprang.

      „Mutter“, flüsterte der Junge kreidebleich.

      „Mein Kleid“, kreischte die Frau.

      „Ich helfe dir“, aufgeregt der Vater. Heinrich saß wie versteinert. Der Vater versuchte den Fleck mit einer Serviette abzutupfen, machte jedoch alles nur schlimmer.

      „Wo ist das Badezimmer?“, herrschte Michelle den Vater an. „Bring mir Salz, schnell, vielleicht kann ich das Kleid noch retten. Es war sehr teuer.“

      Heftig gestikulierend verschwanden die beiden im Haus. Langsam löste sich Heinrichs Erstarrung. Er schlich in die Küche, holte Besen und Schaufel. Aus dem Badezimmer hörte er das aufreizende, dunkle Lachen der Frau. Heinrich kehrte die Scherben zusammen und schüttete den Teller mit den zersprungenen blauen Blumen in den Abfalleimer. Auf der Unterseite des geborstenen Tellers entdeckte er ein Wappen mit dem Namen: Herend. Aus dem Badezimmer kein Mucks. Vom Vater und der Frau keine Spur. Heinrich räumte den Tisch ab, setzte sich auf die Schaukel unter den tiefhängenden Zweigen der schützenden Eiche. Seine Gedanken weilten bei der Mutter, die feengleich das Haus mit ihrer Liebe erfüllt hatte. Nach einer Weile tauchten die beiden wieder auf. Der Vater mit gerötetem Gesicht, die Frau im zerknitterten Kleid. Der Fleck auf ihrem Schoß noch immer zu sehen, ihre Haare seltsam verwirrt und ihr Mund erschien ihm noch breiter, noch röter. Verlegen lächelnd nahmen die beiden wieder am Tisch Platz.

      „Wie wäre es mit einem Kaffee?“, meinte der Vater. Sie nickte.

      „Den mache aber ich, du süßer kleiner Tollpatsch“, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme, die nochmals ein wenig tiefer klang. Von diesem Tag an besuchte sie Michelle häufiger. Sie mischte sich in alles ein, kommandierte Dolores herum, die sich ihren Ton, gutmütig wie sie war, gefallen ließ und trug dem Jungen alle möglichen Verrichtungen auf. Sie selbst machte es sich auf der Veranda gemütlich, sonnte sich und ließ sich bedienen. Meist lag sie im Liegestuhl, bräunte sich in einem knappen Bikini, an dessen Oberteilen sich der Busen herausdrückte. Nur selten blinzelte sie über den Rand ihrer zu groß geratenen dunklen Sonnenbrille. Heinrich beäugte sie des Öfteren von der Seite und er stellte fest: Sie war eine attraktive Frau. Und eines musste er ihr zugute halten, seit sie im Haus verkehrte, hatte der Vater die nächtliche Trinkerei erheblich eingeschränkt. Er begann sogar wieder Sport zu treiben, um seinen Bauchansatz zu kaschieren. Offenbar verstanden sich Vater und Michelle prächtig, denn häufig klang nachts ihr gurrendes Lachen aus dem Schlafzimmer des Vaters, wo sie, wie selbstverständlich im Bett der Mutter schlief. Das Thermometer kletterte in diesem Sommer über die 40-Grad-Marke und noch nach Mitternacht trieb die Hitze den Schweiß auf die Haut. Heinrich, den die Wärme nicht schlafen ließ, holte sich im Dunkeln aus dem Kühlschrank ein Glas Wasser. Da klappte die Tür des Schlafzimmers und Michelle huschte in die Küche. Im nur vom fahlen Licht der Straßenlaternen spärlich erhellten Raum sah Heinrich, sie war nackt. Seine Mutter hatte er nie unbekleidet gesehen. Sie wirkte angetrunken. Schamhaft drehte er sich zur Seite. Sie winkte ihn zu sich.

      „Hast du noch nie eine nackte Frau gesehen?“, stammelte sie mit schwerer Zunge. Heinrich schüttelte den Kopf.

      „Da ist doch nichts dabei.“ Ihre Brüste schimmerten matt und zwischen den Beinen zeichnete sich schemenhaft ein schwarzes Dreieck ab. Heinrich spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Die Geliebte seines Vaters völlig ohne Scham vor sich zu sehen, verwirrte ihn. Er kam sich wie ein ertappter Spanner vor. Sie schenkte sich ein Glas Wasser aus der Flasche ein und das funzelige Licht des Kühlschranks warf einen flüchtigen Strahl Helligkeit auf ihr erhitztes Gesicht. Ihre Haare hingen in wirren Strähnen in die Stirn und kleine Schweißperlen standen zwischen den Brüsten. Ihre Brustwarzen schimmerten dunkelrot und Heinrich stellte nüchtern fest, sie standen deutlich hervor.

      „Komm her, mein Kleiner“, lockte sie ihn mit vibrierender Stimme. Zaghaft trat Heinrich einen Schritt näher.

      „Na komm schon, ich beiße nicht.“ Heinrich machte einen Schritt und noch einen. Er stand dicht vor ihr. So nah, dass er glaubte die Wärme ihres Körpers zu spüren. Er zitterte, fühlte sich seltsam erregt. Sie packte mit einer flinken Bewegung seine Hand, legte sie auf ihren schweißnassen Busen.

      „Du musst sie streicheln“, flüsterte sie. Und Heinrich, in seiner Not, fuhr zaghaft über die blauschimmernden Nippel.

      „Fester, ein bisschen fester, mein Kleiner.“

      Heinrich tat wie ihm geheißen.

      „Wie ist das?“

      Heinrich schämte sich zu Tode. Er kam sich wie ein Verräter vor, zugleich jedoch spürte er ein merkwürdiges, ihm unbekanntes Verlangen. Seine Kehle wurde staubtrocken.

      „So ist es gut“, wisperte sie. Mit wenigen geschickten Handgriffen knöpfte Michelle sein Schlafanzugoberteil auf. Sie fuhr mit der Hand hinein und streichelte seine kleinen Brustwarzen. Das fühlte sich süß und wehmütig an. Heinrich wurde gewahr, dass sich zwischen seinen Beinen etwas rührte.

      „Streichele mich tiefer“, raunte sie erregt und führte Heinrichs Hand zu dem schwarzen Dreieck. Er wagte nicht sich zu wehren, legte gehorsam seine Rechte auf das feuchte Haarbüschel, mit der linken massierte er den üppigen Busen.

      „Du bist ja richtig erfahren, kleiner Mann“, lächelte sie, „greif zu.“ Heinrich schauderte als er tiefer drang. Ihre lüsternen Hände wanderten in seine Shorts, fanden das steil aufgerichtete Glied und begannen damit zu spielen.

      „Was für ein nettes kleines Spielzeug“, hauchte sie ihm ins Ohr. Seine kindliche Unschuld reizte sie. Sie drückte ihn fest an sich, presste ihren Busen an sein Gesicht, ihre Hüften an die seinen, wiegte sie sich leicht hin und her. Sie roch säuerlich, fischig durchweht von einem Hauch ihres schweren Parfüms. Vor Heinrichs Augen ballten sich rote Nebel, er fühlte sein Blut rasen, in seinen Ohren dröhnte es. Gleich würde