Andreas Zenner

GMO


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quetschten sich neben ihre Eltern auf die Bank.

      „Gut “, meinte Michelle regungslos, „ich bringe dich zum Flughafen. Ich muss morgen nach Montgomery zu meinem Schneider. Man kann ja nie wissen“, setzte sie vieldeutig hinzu.

      „Ich hatte gehofft du könntest länger bleiben.“ Sie musterte ihn forschend von der Seite. Heinrich tat als bemerke er ihren Blick nicht.

      „Onkel Heinrich“, quakte das kleine Mädchen vorlaut dazwischen, „wieso hast du keine Kinder?“

      Das fehlte ihm gerade noch. Er hatte diese Frage gefürchtet und nun stand sie im Raum. Die fünf starrten Heinrich neugierig an. Der prüfende Blick der Stiefmutter brannte sich ein und er meinte das spöttische Lächeln der Frau des Bruders im Nacken zu spüren.

      „Vielleicht kann er nicht“, platzte sie taktlos hervor. „Kommt doch vor.“ Zorn kochte in Heinrich hoch, gerne hätte er sie schroff zurückgewiesen, sie geschlagen, mühsam beherrschte er sich. Röte schoss ihm ins Gesicht und seine Adern pochten.

      „Ich weiß nicht“, antwortete er und bemühte sich so gleichgültig zu wirken, wie er nur konnte. Es gelang ihm schlecht.

      „Wie gut, dass es dunkel ist“, dachte er. Michelle entschärfte die peinliche Situation indem sie sich erhob.

      „Es ist spät, lasst uns hineingehen. Morgen ist ein anstrengender Tag.“

      Der Halbbruder nutzte die Gelegenheit, um sich mit Frau und Kindern zu verabschieden. Sie tauschten die üblichen, belanglosen Höflichkeitsfloskeln, dann war er mit Michelle allein.

      „Eine unangenehme Person“, stellte Michelle fest, während sie ins Haus gingen.

      „Möchtest du noch etwas trinken?“

      Heinrich schüttelte den Kopf.

      „Lieber nicht, ich bin müde.“

      „Ich auch“, pflichtete sie bei und deutete ein Gähnen an.

      Draußen fuhr der Gewittersturm in das Windlicht und löschte die Kerzenflamme.

      „Schlaf gut.“

      „Gute Nacht.“

      Sie gingen auf ihre Zimmer. Heinrich, froh der misslichen Situation entkommen zu sein, seufzte erleichtert. Er öffnete das Fenster weit, ließ die schwüle, stickige Luft aus dem Zimmer, die ihm das Atmen schwer machte. Dichter Regen rauschte durch das Blätterdach der alten Platanen. Er schaltete das Licht nicht an, schälte sich aus der vom Schweiß feuchten Kleidung und warf sich nackt aufs Bett.

      Überstanden, dachte er bevor er in einen unruhigen Schlummer sank. Wie lange er geruht hatte, wusste er nicht. Ein zaghaftes Klopfen weckte ihn. Die Tür öffnete sich einen Spalt und eine schlanke Gestalt schlüpfte herein.

      „Mach kein Licht“, wisperte Michelle. Heinrich erstarrte, war augenblicklich hellwach. Sie tastete sich zum Bett hinüber, setzte sich auf die Bettkante. Im grellen Licht der Blitze sah Heinrich, dass sie ein schwarzes, fast durchsichtiges Negligé trug. Gern hätte er sich unter der Bettdecke verkrochen, doch das war unmöglich.

      „Habe ich dich geweckt?“ Heinrich blieb stumm.

      „Tut mir leid.“

      Sie legte einen undefinierbaren Gegenstand auf die Decke, zog die nackten Beine an und umschlang die Knie mit den Armen.

      „Er wollte, dass ich dir das gebe“, flüsterte sie.

      „Danke“, stammelte er.

      „Lass mich einen Augenblick zu dir.“

      Heinrich hatte etwas dagegen, aber er wagte nicht zu antworten, er fürchtete sie zu ermutigen. Michelle nahm sein Schweigen für Zustimmung. Sie nestelte an ihrem Oberteil. Heinrich spürte einen kaum wahrnehmbaren Luftzug, als das Negligé von ihren Schultern glitt. Sie kroch neben ihn, barg den Kopf an seiner nackten Brust. Ihre festen Brustwarzen kitzelten seine Haut. Heinrich lag ganz steif. Sanft strich sie mit den Fingern über seine Brust. Heinrich wagte nicht zu atmen.

      „Ich bin schon so lange allein“, raunte sie ihm ins Ohr. Ihr warmer Atem fing sich in seiner Ohrmuschel, ließ ihn erschauern.

      „Ich habe dich immer gemocht, schon als kleinen Jungen.“

      Sie streichelte ihn zärtlich, fuhr mit dem Zeigefinger über sein Gesicht, spielte mit seinen heißen Lippen.

      „Vater liegt vielleicht gerade jetzt im Sterben“, dachte er verzweifelt, unfähig sich zu wehren. Ihr Gesicht näherte sich dem seinen, ihre Haare fielen über sein Antlitz wie die Fransen eines Halstuchs. Ihr weicher Mund drückte sich auf den seinen. Sie küsste ihn lang und hemmungslos.

      „Wie weich ihre Lippen sind“, schoss es ihm durch den Kopf und sie schmeckten nach Orangen, zugleich schämte er sich ob dieser Gedanken. Sie war begehrenswert. Ja, das war sie, trotz ihres Alters. Aber sie blieb die Frau seines Vaters. Außerdem war da Cielo, die ihn zärtlich liebte. Er wurde ganz wirr im Kopf.

      „Sei nicht so schüchtern, mein Kleiner“, wisperte sie ihm ins Ohr.

      Die Erregung jener schwülen Sommernacht in Coronado kroch in ihm hoch, er fühlte die Hitze in Kopf und Gliedern, sein Herz raste. Ihr Oberkörper warf sich über ihn, schweißnasse Haut auf glühender Haut.

      „Was soll's“, dachte er und legte den Arm um ihre nackten glatten Schultern.

      „So ist es gut“, stöhnte sie leise. Sie rieb sich sanft an ihm.

      „Wie fest sich ihr Fleisch anfühlt.“

      „Komm, komm zu mir“, drängte sie. Heinrich schwanden die Sinne. Er begehrte sie, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, spürte nur Gier in sich, zugleich jedoch ekelte er sich vor sich selbst. Sie schien seinen Zwiespalt zu erahnen, steigerte vorsichtig ihre Liebkosungen. Heinrich seufzte. Er wusste, bald hätte er sich nicht mehr unter Kontrolle. Dann würde er mit seiner Stiefmutter schlafen, wild, wie ein Tier würde er über sie herfallen. Sie tastete im Dunkeln nach seinem steil aufgerichteten Glied, rieb es zärtlich.

      „Das dürfen wir nicht tun“, wimmerte er.

      „Sei nicht dumm, keiner wird es je erfahren.“

      Wenn das so einfach wäre, zermarterte er sich das Gehirn. Sie drängte ihren Leib an ihn, nur ihr dünner Slip trennte sie.

      Der Sturm riss einen Fensterladen los, knallte ihn gegen die Mauer. Das Geräusch irritierte ihn.

      „Zieh ihn runter“, bettelte sie. Heinrich versuchte das Höschen herunter zu rollen, er wollte es nicht zerreißen.

      „Mach schon“, drängte sie vibrierend vor Lust. Mit einem heftigen Ruck riss sie den hauchdünnen Stofffetzen von ihren zitternden Schenkeln. Sie presste sich an ihn, näherte ihr Geschlecht dem seinen, heiß und fiebrig. Brünstig setzte sie sich auf ihn, wollte ihm mit der Hand hinein helfen. Ihr Kopf zuckte hin und her, wirre Worte flossen aus ihrem Mund. Aber es ging nicht. Vor lauter Scham fehlte Heinrichs Glied die nötige Steife.

      „Du wirst doch nicht auch schon Viagra brauchen“, keuchte sie. Im selben Moment wusste sie: sie hatte einen furchtbaren Fehler gemacht. Sie spürte wie seine Hand auf ihre Wange klatschte, fühlte ein schmerzhaftes Brennen.

      Vor dem Fenster zuckte ein greller Blitz, erhellte für Sekunden den Raum. Heinrich starrte in ihr vor Erregung verzerrtes Gesicht und begriff jäh die Unmöglichkeit ihres Tuns.

      Viagra! Mit einem Mal war er nüchtern, eiskalt und klar.

      „Ich kann das nicht“, sagte er bestimmt und eine Spur zu laut, als müsse er sich selbst Mut zusprechen. Ihr erschrecktes Gesicht konnte er in der Dunkelheit nur erahnen.

      „Entschuldige, bitte entschuldige“, wimmerte sie. Allein es war vorbei. Er packte sie, drückte sie mit den Schultern aufs Bett und sprang auf. Er trat ans Fenster, der feuchte Wind kühlte seinen erhitzten Körper und seine Sinne. Sie lag zusammen gekrümmt auf dem Laken, heulte leise vor sich hin.

      „Magst