Michaela Hössinger

Seelenecho


Скачать книгу

an ihr hoch und versuchte ihr das Gesicht abzulecken. Lachend versuchte sie ihren vierbeinigen Freund abzuwehren, doch es war bereits zu spät. Mit einem heftigen Satz warf er sie um und nicht gerade galant landete Verena in Emilias Blumenbeet und ohne darüber nach zu denken, begann sie sich mit ihm zu balgen.

      Erst Emilias entrüsteter Ausruf brachte Verena zur Besinnung und das schlechte Gewissen beschlich sie, als ihr Blick auf die geknickten Blumen fiel. „Schlimmer Hund! Sieh was du angerichtet hast!“, schimpfte Emila und mit den Armen in den Hüften rückte sie auf den armen Kaspar zu, der sich schuldbewusst winselnd vor ihr auf den Rücken legte.

      „Wie es aussieht, ist er geständig“, tönte eine männliche Stimme in Verenas Rücken. Georg konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, auch wenn Emilia noch so böse drein blickte.

      „Guten Morgen“, räusperte sich Verena in der Runde. „Es tut mir leid Emilia. Es ist meine Schuld. Ich werde für den Schaden aufkommen.“ Der Hund wie seine Herrin sahen mit absolut reuigem Blick auf Emilia, die abgrundtief seufzte.

      „Wahrscheinlich hätten sie sowieso nicht mehr lange geblüht“, lenkte Georg ein. Diese Aussage besänftige Emilia doch anscheinend nicht sonderlich.

      „Trotzdem! Wie sieht das denn jetzt aus. Du weißt wie viel Zeit ich in meinen Garten investiere.“ Emilia schien nicht mehr böse, doch Verena erkannte, dass ihre Unachtsamkeit sie verletzt hatte.

      „Emilia, versprochen – ich bringe es in Ordnung, gleich heute. Es tut mir leid, dass ich nicht nachgedacht habe. Kaspar und ich werden in Zukunft wo anders unsere Energien und Übermut ablassen.“

      „Ach ja, ist schon gut. Das Frühstück wartet.“

      Zögernd blieb Verena stehen, doch Georg gab ihr einen leichten Schubs. „Na geh schon. Ich garantiere dir, dass sie dir den Kopf abreißt, wenn du jetzt das Frühstück bei ihr sausen lässt.“

      Verena befreite sich von der feuchten Erde und trat vor Georg mit laut knurrendem Magen in das Café. Emilia hörte es natürlich. „Mein Gott, Frau Verena, wann haben sie zuletzt gegessen. Und geschlafen haben sie ja auch nicht besonders viel“, kommentierte sie mit einem scharfen Blick in ihr Gesicht.

      „Schuldig. Wenn ich arbeite vergesse ich auf solche elementare Begebenheiten.“

      Emilia schien wieder ganz die Alte zu sein. Bestimmt legte sie zwei Semmeln mehr auf Verenas Teller und bedachte sie mit einem strengen Blick. „Ich glaube fast, sie leben alleine von diesen Frühstück.“

      „Das kann mitunter vorkommen.“

      „Ab heute werden sie zu Mittag herkommen und unser Tagesmenü einnehmen.“

      „In Ordnung, setz es gleich auf die wöchentliche Rechnung dazu.“

      „Emilia mag dich“, flüsterte Georg verschwörerisch.

      „Ich glaube, es gibt nicht allzu viele Leute, die Emilia nicht leiden kann. Sie ist einfach zu gutmütig.“, seufzte Verena.

      „Lass dich nicht täuschen, in ihr schlummert ein Temperament der Extraklasse.“

      „Ja, ich hab es gemerkt.“

      „Emilia ist nicht nachtragend.“

      „Gut, trotzdem habe ich sie verletzt. Gibt es einen Gärtner hier in der Gegend, den du mir empfehlen kannst?“, fragte Verena hoffnungsvoll.

      „Am Besten, du gehst zu Hans Weidmann. Erstens kauft Emilia ebenfalls bei Hans ein und er kennt daher ihre Vorlieben. Er hat einen Laden am Ende der Hauptstraße und seine Gewächshäuser stehen an der Ortsausfahrt Richtung Stegersbach“, führte Georg seine Erklärung aus.

      „Ich kann mich erinnern, ich bin gestern daran vorbei gefahren“, murmelte Verena.

      „Was zieht dich nach Stegersbach?“

      „Möglicherweise Arbeit?“

      „Ich wusste gar nicht, dass man als Geisterjäger so viel zu tun hat“, war Georg überrascht. „Nach Emilias Urteil könntest du sowohl nach deinem Arbeitsschema und offensichtlich auch nach deinen vielen Arbeitsstunden ohne Schwierigkeiten in den Polizeidienst wechseln. Zum Essen haben wir übrigens auch nie Zeit.“

      „Dann sind wir aber auch schon am Ende der Gemeinsamkeiten“, erwiderte ­Verena trocken.

      „Hört sich doch an als gäbe es viele Parallelen zwischen unseren Jobs“, widersprach Georg.

      „Sagen wir es einmal so. Erstens jage ich gar nichts, ich forsche und dokumen­tiere, zweitens Geister sind keine Kriminelle.“

      „Das kannst du nicht wissen, manche waren es vielleicht einmal“, warf Georg schlagfertig ein.

      „Machst du dich gerade über mich lustig?“

      „Das würde ich mir nie erlauben.“

      Verena blickte in offene fröhlich funkelnde Augen. Georg besaß einen ganz eigenen Charme und woran es auch immer lag, innerhalb weniger Minuten waren sie bereits in einen Schlagabtausch verwickelt.

      „Fünfzig Cent für deine Gedanken. Ich muss ehrlich einge­stehen, dass du schwer einzuschätzen bist.“

      „Und dann sind dir meine Gedanken nicht mehr wert? Also ich muss schon sagen oder ist das eine neue Verhörmethode der Polizei?“ Verena schob sich genussvoll die Fruchttasche zwischen die Zähne.

      „Tja, vielleicht sollte ich diese Methode einmal meinem Chef vorschlagen, doch ich fürchte, es wird an der Finanzierung scheitern. Welche Methode wendest du an?“

      „Wie bitte? Was ist denn das für eine Frage?“

      Georg verschränkte seine Arme und bedachte Verena mit einem verschmitzten Blick. „Deine Verhörmethode. Wie machst du es, denn Leuten alle möglichen Sachen aus der Nase zu ziehen.“

      Verena zog indigniert ihre Stirne hoch. „Ich verhöre niemanden, dass habe ich gar nicht nötig und aus welchen Grund sollte ich irgendjemanden etwas aus der Nase ziehen.“

      „Nun, ich verstehe, die Leute wie zum Beispiel auch die Gräfin von Stegersbach rufen bei dir an um dir ihre Geistergeschichten zu erzählen.“

      Verena bedachte Georg mit einem verärgerten Blick. „Natürlich. Ich tippe auf Frau Berger oder vielleicht war es auch der Gärtner oder sonst wer, der dir natürlich noch gestern Abend brühwarm erzählen musste, dass ich eben da war. Wie ich doch die Verschwiegenheit der Menschen in so einem kleinen gemütlichen Gemeinschaftsleben schätze.“

      Verenas gute Laune wich Verärgerung und Georgs Gespür verhieß ihm zur Vorsicht. „Es tut mir leid. Ich wollte mich nicht über dich lustig machen.“ Georg wirkte ehrlich und sogar der lustige Funke war aus seinen Augen gewichen. „Ich nehme an, dass die Menschen in Allgemeinen deine Arbeit nicht ernst nehmen.“ ­

      Etwas heftig klatschte der Löffel mit dem Zucker in den Kaffee. „Und wie ist das bei ihnen, Herr Inspektor. Ich muss doch in den Augen der Polizei nicht ganz geheuer sein.“ Verenas brennende Augen forderten Georg geradezu heraus und er war sich nicht sicher, welche Worte die Situation entschärfen konnten.

      „Eine weise Entscheidung zu schweigen. Und wenn du länger an diesem Tisch sitzen willst, wechselst du jetzt das Thema.“

      Verena strich mit kräftigen Strichen die Butter auf und Georg sah ihr schweigend dabei zu. Diese Frau hatte ihm vom ersten ­Moment an fasziniert, obwohl sein Verstand ihn riet, es besser bleiben zu lassen. Doch wie er bereits gestern feststellen musste, hätte ihn nicht einmal ein Raubüberfall beim Nachbarn von diesen ­morgendlichen Treffen abhalten können. Sie war hübsch, klug und hatte enormes Rückrat.

      „Ja, du hast Recht. Wir sollten uns über unverfängliche Dinge am Beginn unterhalten. Schließlich sind wir uns erst gestern das erste Mal begegnet.“

      „Was soll denn das nun wieder.“ Verena war nun ehrlich verwirrt.

      „Nun, abgesehen von deiner, sagen wir, ungewöhnlichen Tätigkeit,