Jo L.L. Roger

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      „Wer fehlt denn noch?“

      BlitzKey stellt die Cola auf der Holzbank ab, um einen Notizblock aus einer seiner Hosentaschen hervorzukramen. Er blättert durch die Notizen, bis er die Liste mit den Helfern findet. „Also“, er versucht das Gekritzel zu entziffern. „Wir benötigen mindestens zwei Leute für Bar und Kasse. Außerdem brauchen wir jemanden, der ein wenig Ahnung von Technik hat, um beim Aufbau und Support zu helfen. Außerdem noch zwei oder drei als Security.“

      „Hast du meine Schwester bereits auf deiner Liste?“, fragt Brigitta.

      „Du hast eine Schwester? Ist die auch ein Computer Genie?“, erwidert Vincent.

      „Nein, die ist normal. Sie kellnert aber gelegentlich neben der Ausbildung.“

      „Ist sie über achtzehn?“, hakt BlitzKey nach.

      „Ja.“

      „Gut, dann hätten wir die Bar besetzt, falls Thorsten mit seiner Frau kommt.“

      „Hat er Steffi gefragt?“, fragt Carl.

      „Keine Ahnung? Kennst doch den Bärtigen! Wahrscheinlich sagt er ihr fünf Minuten vorher Bescheid, dass sie mithelfen soll.“

      „Das ist meine Befürchtung.“

      „Sie macht aber trotzdem immer mit.“

      „Hoffen wir’s mal.“ Nachdenklich sieht Carl in die Runde. „Kennt ihr noch jemanden, der aushelfen könnte?“

      „Spidi müsste bereits bei der Marine sein“, spekuliert Vincent.

      „Auf den kann ich gerne verzichten“, entgegnet Carl. Brigitta drückt ihren Freund daraufhin sanft.

      „Von Ludwig habe ich seit dem Abi nichts mehr gehört. Peter macht die Grundausbildung im Ruhrpott. Tim wollte erst seine Verwandtschaft in den Staaten besuchen, bevor er mit dem Zivi anfängt“, erklärt BlitzKey.

      „Die anderen Leute aus unserem Abi-Jahrgang haben von Computern leider zu wenig Ahnung“, resigniert Carl.

      „Ich könnte einen Kommilitonen fragen, ob er Interesse hat. Der würde gut zu uns passen, da er leidenschaftlich zockt und ein ziemlicher Netzwerkcrack ist“, schlägt Brigitta vor.

      „Das klingt interessant. So jemand ist immer gern gesehen“, lobt BlitzKey.

      „Du könntest doch in der Uni einen Aushang machen, oder?“, fragt Christoph.

      „Klaro, auf der Jobbörse im Intranet finden sich bestimmt ein paar Leute.“

      „Was wären wir nur ohne dich“, antwortet Carl.

      Brigitta errötet. BlitzKey kritzelt einige Bemerkungen in das Notizbuch. „Haben wir eigentlich irgendwelche Voranmeldungen?“

      „Eine ganze Menge.“

      „Was glaubst du wohl, warum wir die nächsten New Economy Größen sind!“, unterbricht Vincent.

      „Momentan sind es gut hundert Anmeldungen, von denen die Hälfte bereits ihre Tickets bezahlt haben.“

      BlitzKey reißt die Augen weit auf.

      * * *

      Gemeinsam mit BlitzKey trägt Brigitta die letzte Spanplatte vor die Werkstatt. Christoph beginnt, die Sägespäne am Boden abzukehren, während Vincent und Carl auf der Holzbank herumlümmeln. Nachdem die lackierte Holzplatte vor dem Schuppen steht, holt Brigitta ihre Tasche. „Wir können fahren!“, verkündet sie. Carl erhebt sich von der Bank und sieht Vincent an. „Wir sehen uns nächstes Wochenende, um die Räumlichkeiten und Kabelwege im Sportzentrum auszukundschaften?“

      „Aber sicher! Brauchst nicht glauben, dass ich einen Moment länger als nötig in der Kaserne bleibe.“

      „Bis dann!“ Carl folgt Brigitta mit einigem Abstand zum Twingo. Bevor sie ins Auto steigt, kontrolliert sie die Kleidung auf Lackreste und Holzspäne.

      „Dein Rücken ist sauber.“

      „Danke! Können wir fahren?“

      „Lass uns abhauen, bevor das hier zu einem Saufgelage ausartet.“ Die beiden werfen ihre Taschen in den Kofferraum. Während Brigitta den Twingo vorsichtig an der Holzbank vorbeizirkelt, salutiert Vincent vor den beiden.

      Beim routinierten Griff zur Bierflasche bemerkt er, dass sie mittlerweile leer ist. Missmutig steht er auf, um sich im Schuppen zu bedienen.

      „Schau an, wen es in die Werkstatt verschlägt“, lästert Christoph.

      „Ich gönn mir noch eins. Schließlich habe ich unser Land die ganze Woche gegen die Russen verteidigt.“

      „Alter, dir tut das olivgrüne Leben nicht gut“, erwidert BlitzKey.

      „Hihi! Das merke ich inzwischen auch.“

      „Ihr könnt euch drüben im Haus Bier aus der Küche holen, wenn wir zu mir rüberlatschen“, beschwert sich Christoph, da sich BlitzKey ebenfalls am Kühlschrank bedient, „dann muss ich hier nicht ständig auffüllen.“

      „Sorry! Sind die CDs eigentlich schon gebrannt, um die ich dich letztens gebeten habe?“, fragt Vincent.

      „Ja, die liegen bei mir im Zimmer.“

      „Was habt ihr Neues?“, hakt BlitzKey auf dem Weg zum Wohnhaus nach.

      „Seitdem Carl seine Kleine hat, will er mir keine Pornos mehr brennen“, schimpft Vincent.

      „Hahaha, die beiden sind ziemlich spießig, was das angeht“, amüsiert sich BlitzKey.

      „Ist mir eigentlich egal, ob sie ihn ranlässt oder nicht. Viel schlimmer als mit Kiki und ihrer Dauererschöpfung vom ständigen Training kann’s kaum sein.“

      BlitzKey schüttelt sich unwillkürlich.

      „Willst du auch eine Kopie von den CDs haben?“, fragt Christoph.

      „Kein Bedarf! Falls wir Spaß wollen, können wir gerne mal wieder nach Tschechien fahren, aber irgendwelche Bilder oder pixelige Filmchen sind nichts für meine Nudel.“

      „Wenn wir die Party hinter uns gebracht haben, gönnen wir uns eine kleine Tour rüber.“

      „Darauf hätte ich auch mal wieder Lust“, fügt Vincent hinzu.

      Die drei Männer bleiben vor der Tür zum Wohnhaus stehen. BlitzKey beginnt, den geparkten Motorroller startklar zu machen.

      „Kriegst du keine Probleme mit Claudia?“, hakt Christoph nach.

      „Papperlapapp, die bleibt zu Hause am Herd oder stopft Socken.“

      „Das hat sich beim letzten Trip nach Cheb aber anders angehört.“

      „Da hat sie mich auch noch nicht genervt!“

      BlitzKey leert seine Bierflasche mit einem kräftigen Schluck und rülpst laut. Er wischt sich den Mund ab. Eilig stellt er die Flasche neben der Treppe vor der Haustür ab. Christoph seufzt hörbar. Umständlich zieht sich der Langhaarige die Lederjacke über und greift zum Helm, der auf dem Sitz des Rollers liegt. „Ich komm morgen gegen elf vorbei, falls es dir passt?“

      „Elf ist gut.“

      „Wünsch euch noch einen schönen Abend, Leute!“ BlitzKey setzt den Helm auf, schwingt seinen Körper wenig elegant auf den Motorroller und prescht mit Schlangenlinien über den Innenhof. Christoph nimmt die leere Bierflasche und bittet Vincent ins Haus.

      * * *

      Im Zimmer unter dem Dach ist es schwülwarm. Die mit Eichenholz verkleidete Dachschräge wirkt im dunkelroten Licht der untergehenden Sonne bedrückend eng. Vincent sitzt vor Christophs Rechner, der auf einem Computertisch neben dem eigentlichen Schreibtisch steht. Ungeniert sucht dieser in seiner Unterwäsche im Kleiderschrank nach sauberer Kleidung. Vincent stiert in den Monitor, auf dem er verschiedene Fotoserien mit nackten Frauen