Ralph Scheible

Starknebel auf der Autobahn


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zu speichern, weil es gar keine Batterien dafür gibt« überzeugt Bombo. »Das mit den Batterien ist doch Quatsch. Eine Batterie oder Brennstoffzelle kann gar keine elektrische Energie speichern, die sind jedoch Energiewandler. Forschern der Baden-Württembergischen ZWS ist es aber gelungen den überschüssigen Strom aus Wind und Sonne als synthetisches Erdgas zu speichern. Das österreichische Unternehmen Solar Fuel Technology in Stuttgart bereitet die industrielle Umsetzung vor. Warum schreibt das deine Wild-Zeitung nicht?« »Tja, was weiß ich, habe da eh keine Ahnung davon. Aber es steht da so.« sagt Bombo. »Es gibt doch noch andere Informationsquellen als die Wild. Hast du gewusst, dass in Deutschland 19tausend Windräder stehen, die so viel Energie erzeugen könnten wie zwanzig Kernkraftwerke? Die können sich vor lauter Strom gar nicht retten. Jetzt hat aber eine US Firma die Windräder revolutioniert und die anstatt mit Generatoren, mit Druckluft-Kompressoren bestückt. Das wäre die Rettung, zumindest für Norddeutschland wo es viele leere Salzstöcke und Erdgasfelder gibt. Die so erzeugte Druckluft wird in diese Felder gepumpt und bei Bedarf lässt man sie wieder heraus und zwar durch eine Turbine, die dann wiederum Strom erzeugt. So wäre man unabhängig vom Wetter und hätte immer Strom. Dispatchable Windpower System, DWPS« »Oh lass mich in Ruhe mit deinen Erklärungen, das kann ich mir sowieso nicht merken und andere Zeitungen lese ich deshalb auch nicht, außerdem habe ich diese Woche Urlaub. Prost« »Prost Bombo. Mach dir nix draus, muss jetzt endlich meinen Einkauf nach Hause bringen« resigniert Max. »Mensch, Mensch und die Geislinger Steige hinauf hatten wir gleich zwei Schipper und eine extra Lok die schieben musste, sonst wären wir da gar nicht hinaufgekommen« schwelgt Erich immer noch in früheren Zeiten. »Also Tschüss zusammen, Tschau, Jasu Johann, bis nächste Woche wieder« verabschiedet sich Max.

      Wann wird da endlich ein Fahrstuhl eingebaut, fragt er sich, als er endlich oben in der Wohnung angekommen ist. Schnell den Einkauf, bestehend aus Salatgurken, Kartoffeln, Grobe Bratwürste und etwas Obst, verstauen und den Fernseher einschalten um nichts zu verpassen. Und wie so oft, hinsetzen und verschnaufen. Aus der Glotze plärrt irgend so eine furchtbare Musik bei Viva. Falsches Programm, umschalten auf ein öffentlich Rechtliches und schon ertönt die bekannte Stimme der Hanna Balken, die es diesmal vom Caballere Berluschconi hat und wer alles auf seinen Bunga Bunga Partys mitwirkt. Inwieweit Berlusconi seine faschistischen Fühler austreckt und wer schon alles infiziert ist, scheint nebensächlich. Auch die diktatorische Führung seiner Medienkonzerne ist kein Thema, solche Partys sind einfach telegeiler. Kollege Schlurig weiß etwas über Salvatore Dalie zu berichten, zum Glück muss sich der surrealistische Maler Salvador Dali das nicht mehr anhören. Weiter geht es mit Montezima und seiner Rache. Wahrscheinlich meint der Herr Schlurig den Aztekenherrscher Moteuczoma, was auf Nahuati »Er schaut finster drein wie ein Fürst« bedeutet. Sein Name war für die spanische Phonologie schwer wiederzugeben, was durch eine Fehlinterpretation zu Montezuma wurde. Aber garantiert nicht zu Montezima, entrüstet sich Max mal wieder. Einer Legende zufolge hat Montezuma kurz vor seinem Tod den Fluch ausgesprochen, alle Eindringlinge in seinem Land sollen Durchfall bekommen. Seither spricht man bei Diarrhoe, oder Reisedurchfall in anderen Ländern, von Montezumas Rache. Und schon geht es nach einem unsinnigen Gelächter der Moderaten weiter mit Hanna Balken und Papademos, der eigentlich Loukas Papadimos heißt, immer noch Grieche, und obendrein noch Premierminister von Griechenland ist. Werden Politiker, egal aus Griechenland kommend, oder aus Deutschland, oder aus sonst einem Land, insbesondere Staatsoberhäuptern, überhaupt keinem Respekt mehr gezollt? Die heißen einfach wie Hinz und Kunz, Merkel ohne Frau, Sarkozy ohne Herr, Minister, Kanzler und so weiter. Umso besser wenn deren Namen ignoranter Weise auch noch falsch ausgesprochen werden. Diese Respektlosigkeit zieht sich inzwischen durch alle Kreise, bis hin zu Arbeitslosen und vor allem Schüler, oder in umgekehrter Richtung. Als Lehrer würde ich verzweifeln, denkt sich Max. Jetzt klingelt auch noch seine mobile Telefonzelle, und noch immer nichts gegessen. »Ja, hallo Bombo« spricht Max ins Handy. »Hallo Max, ich habe noch eine Frage wegen dem Strom. Kann man den nun speichern oder nicht?« »Wie gesagt ist das noch nicht so einfach. Es könnte ja einen Stromaustausch mit Norwegen geben. Also bei zu viel erzeugter Windenergie aus Deutschland, die nach Norwegen geht, könnte die überschüssige Wasserkraftenergie aus Norwegen wiederum nach Deutschland fließen. Je nach Bedarf natürlich. Das funktioniert freilich nicht, weil auf deutscher Seite gegen das Gebäude, welches diesen Strom empfangen soll, Sturm gelaufen wird. Dieses Gebäude könnte die wunderschöne Nordseelandschaft zerstören. Ungefähr wie die Windräder im Schwarzwald. Einer der SAP Gründer hat inzwischen in die Förderung der Stromspeichertechnik in Deutschland investiert. Aber warum machst du dir so viele Gedanken? Wäre doch besser Strom für unsinnige Zwecke zu reduzieren und einzusparen, anstatt noch mehr Strom zu verbrauchen« »Ja, so gesehen, und was ist unsinnig?« grübelt Bombo. »Total unsinnigen Stromverbauch haben zum Beispiel Kunsteislaufbahnen in bald jeder größeren Stadt in Deutschland, obwohl noch gar nicht mal Winter ist. Diese Dinger verbrauchen alle zwei Tage so viel Strom wie ein Familienhaushalt das ganze Jahr. Aber der Spaßfaktor überwiegt angeblich. Und das ist jetzt nur ein Beispiel von ganz vielen« »Boaah, das ist ja unglaublich. Da muss ich noch drüber nachdenken« verabschiedet sich Bombo. Na immerhin, denkt Max und jetzt schnell in die Küche bevor noch mehr Anrufe ankommen, oder er eher phlegmatisch wird und gar nichts mehr isst. Während die Kartoffeln kochen, kann sich Max weiterhin Gedanken über das heute erlebte machen und schwelgt in früheren Zeiten. Bei einem seiner Flüge über die Alpen, nach unten schauend, sah er wie schön die Welt doch ist, und grübelte über die Unfähigkeit der Menschheit friedlich zusammenzuleben. Eigentlich wollte er nie mehr landen, und schon gar nicht in Mailand. Eine Zeitmaschine muss her, das wäre doch etwas, um wieder in der guten alten Zeit, die ehrlich gesagt gar nicht so gut war, zu landen. Das wäre doch der Clou, aber wo bekommt man so ein Ding her? Vielleicht bei den CERN Leuten bei Genf. Das Akronym CERN kommt von Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire. Die haben sich zum Ziel gesetzt den Urknall zu simulieren. Der Large Hadron Collider ist der größte Teilchenbeschleuniger der Welt. Zwischen Februar und November wurden Protonen beschleunigt und seit Dezember 2011 wieder eine Phase mit Blei. Viele Entdeckungen sind seit 1954 zu verzeichnen. Unter anderem auch die Wurmlöcher. Die sind interessant für den Bau von Maximilians Zeitmaschine. Also, mit eine stabilen Tasche, oder einem geeigneten Rucksack bestückt, auf nach Meyrin in der Nähe von Genf. Aber mit der Bahn, da kommt man leichter durch den Zoll. Obwohl die Schweizer seit November dem Schengener Abkommen angehören, traut Max denen nicht so richtig. Zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, insbesondere bei der Einreise. Ob er sich als Lieferant für irgendetwas bei CERN einschleichen kann? Und wo lagern diese Wurmlöcher? Passt so ein Loch, ohne eine Ahnung wie groß das ist, überhaupt in den Rucksack? Der Herr der Ringe, CERN Generaldirektor Hobert Waymar hat bisher nichts über deren Größe verlauten lassen. In Gedanken ist Max schon wieder zurück in Kühlacker mit so einem Loch, wo er es in seiner Zwei-Zimmer Wohnung aufbaut. Aufbauen ist etwas zu viel gesagt, man sieht das ja gar nicht, aber Max kann es genau erahnen. Nun wird ihm aber doch mulmig zumute. Was passiert wenn er da durchkriecht? Wo und in welcher Zeit kommt er heraus? Was nimmt man mit auf die Reise? Geschmierte Brote, oder nur etwas zu Trinken? Vielleicht einen Thermobecher mit Tee und Rum? Gibt es ein Zurück? Ist das rein physikalisch überhaupt möglich, ohne seine eigene Identität und Zeit zu zerstören? Fragen über Fragen. Alleine wagt er dieses ungeahnte Risiko lieber nicht, aber wer kommt in Frage für diese Zeitreise? Er ruft Sven Schänkel als Reisebegleiter an. »Schänkel, was gibt’s?« ertönt es sogleich am anderen Ende. »Hallo Sven, Max hier. Kannst Du kurz bei mit vorbeikommen, habe ein Problem« »Ok, um was geht es?« möchte Sven noch wissen. »Das kann ich dir am Telefon so nicht sagen, das musst du selbst sehen. Bis nachher, Tschüss« sagt Max. Kaum den Hörer wieder aufgelegt ist Sven auch schon da. »So, dann zeige mir mal dein Problem« »Hier auf dem Fußboden ist es« zeigt Max mit dem Finger. »Hä, da ist doch gar nichts, willst du mich verarschen?« entrüstet sich Sven. »Doch, da unten ist es, da muss man durch. Vielleicht sieht man das besser mit einem schwarzen Hintergrund« »Du bist jetzt vollends abgespacet, oder?« Max muss Sven mit allen Mitteln überzeugen. Womöglich kommt er in Amerika heraus und steht dann da ohne richtige Englischkenntnisse. Ach ja, unbedingt Kaugummi mitnehmen, für alle amerikanischen Fälle. Er findet ein schwarzes Bettlaken. Hoffentlich funktioniert es, um das gestohlene Schweizer Loch sichtbar zu machen. »Na, jetzt siehst du es hoffentlich. Da müssen wir durchkriechen. Hoffentlich bleiben wir BMI mäßig nicht hängen. Also bist du bereit für dieses Experiment?« drängt Max. »Was ist, geht’s noch? Ich soll durch ein imaginäres