Martin Francis Forster

O Samael


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alt bist du heute?«, frug sie.

      »Ich werde im Winter siebzehn.«

      Sie nickte nachdenklich: »Dann ist es mehr als siebzehn Jahre her, dass sie zu mir kam. Ich selbst war damals nur wenig älter als sie. Es war einer der letzten Tage im Frühling. Deine Mutter war ein junges, hübsches Ding, ich erinnere mich gut. Mehr als hübsch, Ada war wunderschön. Ich glaube, jeder Mann im Dorf war damals in sie verliebt. Und das lag nicht allein an ihrer Schönheit. Sie besaß diese­ fröhliche ­Unbeschwertheit, die den Menschen das Herz aufgehen ließ, wenn man sie nur ansah.« Sie strich sich mit den Fingern die Tränen von den Wangen. »Nun, sie ging bereits schwanger mit dir, als sie eines Morgens vor meiner Hütte stand. Ihre Mutter, deine Großmutter, hatte sie zu mir gebracht, denn das Kind, das sie bekommen sollte ... es war nicht von ihrem Verlobten.«

      »Dann ist es also wahr. Ich bin ein Bastard.«

      »Ein Bastard, ja, aber dennoch ...« Ein tröstendes Lächeln glitt über ihr Gesicht.

      »Dennoch was?«

      »Ein Kind der Liebe.«

      Die schwülstigen Worte klangen in mir nach ... Liebe.

      »Wer war mein richtiger Vater?«

      »Ich bin sicher, sie wollte dich behalten. Das brauchte sie nicht zu sagen, ich konnte es ihr angesehen. Es war deine Großmutter, die sie dazu drängte, dich wegmachen zu lassen. Sie hatte bereit die Ehe mit diesem wohlhabenden Gewürzhändler aus Aachen arrangiert: Johannes. Er war eine außergewöhnlich gute Partie, wie es damals schien, und die Hochzeit stand kurz bevor. Deine Großmutter wollte dich opfern für das vermeintliche Glück ihrer Tochter. Ein uneheliches Kind! Wer hätte deine Mutter da noch heiraten wollen?

      Also tat ich, was ich so oft tat. Ich braute den Trank, der das Ungeborene sterben lässt, und noch in der Hütte zwang die Alte ihre Tochter, ihn zu trinken.« Sie hielt inne und blickte mich verwundert an. »Du dürftest eigentlich gar nicht hier sein!«, flüsterte sie.

      Ich verstand nicht, was sie meinte und sagte: »Das ist das Haus meines Vaters. Natürlich darf ich hier sein.«

      »Aber du solltest nicht hier sein, Adam. Du dürftest gar nicht auf der Welt sein!«

      Neles Stimme hatte sich verändert. Ich begriff, was sie eben gesagt hatte, und ein Schauer lief mir über den Rücken.

      Obwohl meine Großmutter versucht hatte, mich abtreiben zu lassen, weil ich der Bastard eines Fremden war und sie um die Zukunft ihrer Tochter fürchtete, lebte ich. Dabei wusste ich nur zu gut, dass jenes Mittel, das Nele braute, hätte wirken müssen; ich war dabei, als Katharina es einnahm.

      Dann hatte ich sogar die Nacht überlebt, in der das Feuer ihr das einzige Kind genommen und alle Hoffnungen auf ein sorgenfreies Leben in Wohlstand zunichte gemacht hatte.

      Gott – oder der Teufel – hatte ihre Pläne durchkreuzt. Einer von beiden wollte, dass ich meine Rolle in dieser Welt nach seinen Regeln spielte. Und ich ahnte, nein, ich wusste damals schon längst, wessen Regeln das sein sollten.

      »Und du hast meinem Vater ... Du hast Johannes davon erzählt«, stellte ich fest.

      »Weil ich glaubte, es würde ihm helfen; ja. Hätte ich nur meinen Mund gehalten!«

      Nele begann wieder zu weinen. Ich fasste sie vorsichtig an der Schulter – weniger um ihr Trost zu spenden, mehr um zu unterstreichen, dass ich vor ihr saß, und dass ich ein Recht auf die Antwort der Frage hatte, die ich nun stellte.

      »Bitte, Nele, wer ist mein leiblicher Vater?«

      Sie schüttelte langsam den Kopf. »Niemand aus dem Dorf«, schluchzte sie.

      »Kennst du seinen Namen? Lebt er noch?«

      »Ich weiß es nicht. Er war ein Wandergeselle. Unterwegs von irgendwo nach nirgendwo.«

      Wir hörten Schritte auf der Treppe. Sebastian kam zurück.

      Nele fasste sich; mit einem Ruck stand sie auf und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht.

      »Eins noch, Nele. Als wir, Martha, Katharina und ich, dich im Frühjahr im Wald aufgesucht haben, da hast du zum Abschied etwas Beängstigendes zu mir gesagt; etwas, das ich nicht verstanden habe.«

      »So? Was habe ich gesagt?«

      »Du sagtest: ,Eins wird ihn töten.’ Was soll das bedeuten?«

      Sie sah mich an. Sie schien nicht verwundert zu sein. Vielmehr betrachtete sie mich mit einer Mischung aus Neugier und Verständnislosigkeit.

      »Hab ich das? Ich erinnere mich nicht.«

      Ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Sie erinnerte sich tatsächlich nicht.

      Als Sebastian den Raum betrat, wirkte die Wurzel-Nele wieder so stark, wie ich sie kannte. Sie nahm ihm zielstrebig den Topf mit dem Leim aus der Hand und machte sich stumm an die Arbeit.

      *

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