des Kompetenzlernens? Das soll uns anschließend beschäftigen.
Drittens ist die Frage nach Wissen und Werten natürlich kein Selbstzweck. Wir gehen von der Überzeugung aus, dass Werte auf eine genauer zu beschreibende Weise die Kerne von Kompetenzen bilden. Was „sind“ Kompetenzen und wie werden sie vermittelt? So müssen wir nun fragen. Haben wir bisher nur angedeutet, welche grundlegenden Gesichtspunkte die neue Begrifflichkeit unvermeidbar machen und wie das Kompetenzdenken wichtige Lern- und Lebenssphären, etwa berufliche Aus- und Weiterbildung, universitäre Bildung, Unternehmen und Organisationen durchdringt, so wollen wir dann ein eigenes und praktisch erprobtes Kompetenzkonzept umreißen, davon ausgehend Methoden der Kompetenzerfassung charakterisieren und Wege der Kompetenzentwicklung andeuten. Die Kompetenzentwicklung im Netz ist einer davon – ein zunehmend wichtig werdender. Einer, der im Mittelpunkt unseres Nachdenkens steht.
Viertens kann man dann und mit Hilfe dessen herausfinden, wie Kompetenzentwicklung mittels elektronischer Medien und geeigneter Software möglich werden kann. Es handelt sich insbesondere um die Software des so genannten Web 2.0, auch als Social Software bezeichnet. Sie ermöglicht, so eine zentrale These unseres Buches, jene grundlegenden Interiorisationsmechanismen, die einen Kompetenzerwerb erst möglich machen.
Fünftens können wir auf dieser Basis die E-Kompetenzentwicklung im Web 2.0 genauer beschreiben, ihre Einbindung in Lernarrangements untersuchen und schließlich Implementierungsprozesse für Kompetenzentwicklungs mit Blended Learning und Social Software (KOBLESS) vorschlagen, wobei auch auf neuere Ansätze des Netzlernens, des Konnektivismus zurückgegriffen wird.
Eine Lernrevolution ist im Gange. Ihr Ausgang ist, wie bei allen Revolutionen, die diesen Namen verdienen, ungewiss. Dazu, dass es ein gangbarer, guter, zukunftsweisender Ausgang sei, will unser Buch beitragen.
[1] vgl. Arbeitsgemeinschaft QUEM (Hrg.) (2006)
[2] Vonken, M. (2001), S.520
[3] so im englischen NVQ – System.
[4] DFG Projekt (2006)
[5] Klieme et al. (2003), S. 22
[6] Council of Competitiveness (1998)
[7] Baden-Württembergische Industrie-und Handelskammer (Hrg.)(2005)
[8] Rose, A.., Heintz, B. (2004), S.4
[9] Hedetmann, V., Bechert (2006), S.9
[10] EMA (2006), S.8
[11] Armbruster, H., Kinkel, S., Kirner, E., Wengel, J. (2005), S.11
[12] Tenberg, R., Hess, B. (2005)
[13] Klimmer, M., Neef, M. (2004), S.10
[14] Roth, H. (1971)
[15] Sloane, P. F., Dilger, B. (2005), S.6
[16] Institut der deutschen Wirtschaft (2006)
2.1 Was „ist“ Wissen und wie wird es vermittelt?
Unendlich ist die Zahl der Wissensdefinitionen. Im Zeitalter der „Wissensgesellschaft“, des „Wissensmanagements“ haben viele Wissenschaftler, Wirtschaftler, Politiker und Philosophen versucht, Schneisen ins Wissensdickicht zu schlagen. Auch Wissen ist ein „Begriff für das verwertbare Ungefähre“. Vielleicht bleibt im sozialwissenschaftlichen Bereich, was sich verwerten lässt, stets im Ungefähren und lässt sich, was exakt definierbar ist, kaum verwerten?
2.1.1 Wissensverständnis
Wir maßen uns nicht an darzustellen, was Wissen „ist“ – deshalb die Anführungszeichen. Worauf wir hinaus wollen, ist etwas anderes, für den Einsatz von Lernsoftware, insbesondere für die Unterscheidung von Lernsoftware des Web 1.0 und des Web 2.0 Entscheidendes. Unabhängig von Definitionsnuancen, so wird sich zeigen, gibt es Wissensbegriffe im engeren – Regeln, Werte und Normen, Emotionen und Motivationen ausschließenden – Sinne und Wissensbegriffe in einem weiteren Sinne, alle Bewusstseinsresultate, auch die vagen, wertenden wie Glauben und Meinen, und die damit verbundenen Emotionen und Motivationen einschließend. Das wäre kein Problem, liefen diese beiden Begriffe nicht so oft über- und ineinander. Das Management von Wissen im engeren Sinne läuft beispielsweise auf ein Informationsmanagement hinaus. Das Management von Wissen im weiteren Sinne ist in der Regel mit einem Kompetenzmanagement identisch. [1]
Hinter dieser Unterscheidung steckt allerdings viel mehr, als terminologischer Wirrwarr. Es geht vielmehr darum, zu verstehen, wie wir Menschen in unserem individuellen und sozialen Handeln bestimmte Bereiche unserer Bewusstseinsresultate als das, „was wir zu wissen glauben“, [2] als Wissen, ausgliedern und andere Bereiche in höchst kunstvoll wertverwobene, erfahrungsgesättigte und tief emotionsgetränkte, symbolisch unterlegte, vielfältig ritualisierte Kulturbezüge, in die Welt der „symbolischen Formen“ eingliedern. Dazu wird uns ein Ansatz von Siegfried J. Schmidt den entscheidenden Schlüssel liefern.
Wissen, so umreißt es die Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie ist „ebenso wie Erkenntnis und die mit diesem Begriff verbundenen Unterscheidungen …
im weiteren Sinne eine Bezeichnung für allgemein verfügbare Orientierungen im Rahmen alltäglicher Handlungs- und Sachzusammenhänge (Alltagswissen);
im engeren, philosophischen und wissenschaftlichen Sinne für die auf Begründungen bezogene und strengen Überprüfungspostulaten unterliegende Kenntnis, institutionalisiert im Rahmen der Wissenschaft.“ [3] Damit unterscheidet sich dieser Begriff von Meinen (Meinung) und Glauben (Glaube).
Diese Doppelsicht findet sich in vielen Erklärungen wieder. Der engere Wissensbegriff wird benutzt, wenn erklärt wird: „Wissen ist das Ergebnis der Verarbeitung von Informationen durch das Bewusstsein und kann als verstandene Information bezeichnet werden. Wissen ist die Vernetzung von Informationen, welche es dem Träger ermöglicht, Handlungsvermögen aufzubauen und Aktionen in Gang zu setzen. Es ist das Resultat einer Verarbeitung der Information durch das Bewusstsein.“ [4] Damit gehören zum Wissen im engeren Sinne:
Die Kerngegenstände der Logik: Termini, Aussagen und Operatoren.
Daten: Als Einzelinformationen innerhalb umfassenderer Informationssysteme, die Bezugsinformationen in Gestalt von geordnetem Datennetzen und Theorien voraussetzen.
Informationen. Als kontextbezogen