Werner Sauter

Kompetenzentwicklung im Netz


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Relationen und Prozesse sein können.

       Sachwissen, Methodenwissen und Kenntnisse.

      Wissensmanagement reduziert sich auf Informationsmanagement, das die gerichtete Wissensweitergabe an Arbeitnehmer und Manager in einem bildungstechnologischen Sinne einschließt. Informationen werden dann meist so bereitgestellt und aufgearbeitet, wie es lange Zeit das traditionelle Bildungssystem organisiert hat und wie es aus der Sicht von Bildung als Bringschuld auch sinnvoll ist: Auswahl, Reihenfolge und Art der Darbietung werden vom Lehrenden geleistet. Auf Basis dieser Inputorientierung wird die Information dem Lernenden angeboten. Das gilt auch für viele netz- und multimediagestützten Lehrangebote. Feinheiten der Vermittlung dieses Wissens im engeren Sinne sollen uns hier nicht weiter interessieren; jeder, der einst Schule oder Universität durchlief, kennt eine solche Art der Wissensvermittlung.

      In ähnlicher Allgemeinheit wie Bunge und Ardila stellt Guido Franke, die wissenszentrierte Perspektive von Kompetenzen analysierend, fest: „Wissen ist ursprünglich immer etwas im Gedächtnis eines Individuums Gespeichertes. Bei dem Wissen handelt es sich um im Gedächtnis eingetragene Resultate psychophysischer Prozesse, insbesondere von sensorischen, motorischen und kognitiven Operationen.“ Indem er auf die in den Kognitionswissenschaften weit verbreitete Unterscheidung zwischen deklarativem Wissen (=“wissen, dass“) und prozeduralem Wissen (=“wissen, wie“) hinweist, zieht er ebenfalls die Trennungslinie zwischen Wissen im engeren und weiteren Sinne und konstatiert, dass natürlich deklaratives zu prozeduralem Wissen werden kann und umgekehrt. Allerdings bestehe dabei das Problem, das Regeln, Werte und Normen, die das prozedurale Wissen durchdringen, meist nicht rückstandslos herausgefiltert werden können. Eine analoge Unterteilung finde sich bei Ryle, der bewusstseinsfähiges und verbal oder grafisch ausdrückbares Wissen („knowing that“) von Wissen unterscheidet, das nicht bewusstseinsfähig ist und sich nur in der Ausführung einer Handlung, einer Operation zeigt („knowing how“).

      Franke selbst geht, eingedenk der enormen Vielgestaltigkeit von Wissen, in der Absicht, eine handlungsrelevante Wissenskategorisierung vorzulegen, von drei grundlegenden Wissensarten aus:

       Sachwissen: Dinge, Sachverhalte, Ereignisse, Vorgänge, Entwicklungen, Bedingungen, Regel- und Gesetzmäßigkeiten repräsentierend.

       Motivatorisches Wissen: Eigene Verhaltenstendenzen, Bedürfnisse, Absichten, Wertvorstellungen betreffend.

       Prozedurales Wissen: Eigene Operationen und Programme unterschiedlicher Komplexität betreffend. [17]

      Während prozedurales Wissen sowohl als Wissen im engeren wie im weiteren Sinne auftreten kann, ist die Unterteilung in Sach- und motivatorisches Wissen ein weiterer Versuch, Wissen in engerem und weiterem Sinne auseinander zu halten. Angemerkt sei, dass sich diese Unterteilung natürlich nur und stets auf die Resultate von Erkenntnis- und Lernprozessen bezieht. Innerhalb dieser Prozesse selbst sind sachbezogene, motivatorisch-wertende und prozedurale Aspekte natürlich unauflöslich miteinander verschweißt.

      Dennoch ist es sinnvoll, zu fragen, ob und wie die unterschiedlichen Wissensarten angeeignet und vermittelt werden. Schon ein grober Blick auf die Speicherorte von Wissen, wie ihn Franke anregt, zeigt, dass man neben dem rein sensorischen Gedächtnis zumindest drei große Wissensbereiche unterscheiden muss, die sich nach Gedächtnistyp, Wissensinhalt und Speicherort unterscheiden:

       das motorisch – prozedurale Gedächtnis, das Fertigkeiten und zugehörige Handlungsabläufe in den sogenannten Basalganglien [18] und im Kleinhirn speichert,

       das episodische und das semantische Gedächtnis, das Orte und Handlungen sowie sprachliche, also bewusstseinsfähige Inhalte in der rechten und linken