Christian Sternenfeuer

Das Magische Universum


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bekannt, dass eine Baumdyrade, die dort seit Urzeiten als seine

      Hüterin lebte, den Baum als Behausung nutzte und sich in seinem

      38 dichten Laubwerk den Blicken Fremder entzog. Zwischen den alten

      Bäumen und dem geheimnisvollen Volk der Dyraden herrschte

      eine Art Symbiose, dessen Ursprung sich im Dunkel der Geschichte

      verlor.

      »Ich habe noch etwas in der Stadt zu erledigen«, bemerkte Doc

      Merith nachdenklich. »Wenn es euch recht ist, Käpt’n, werde ich

      erst morgen früh zurück an Bord sein.«

      »Erledigt eure Geschäfte, Doc oder was immer ihr zu tun habt.

      Haltet dabei Augen und Ohren offen. Es liegt eine ungewohnte

      Spannung in der Luft. Ich spüre da unterschwellige Strömungen

      von Unruhe, die sich nicht auf den Wettkampf der Spiele zurückführen

      lassen, also bleibt wachsam.«

      Mit einem Kopfnicken verabschiedete sich Jalinka Merith und

      strebte auf dem ausgetretenen Pfad der Stadt entgegen. Schweigend

      hatte die Waffenmeisterin des Sternenteufel den Abschied

      ihrer Schiffskameradin verfolgt und wandte sich an ihren Kapitän.

      »Ihr wisst ja, Käpt’n, dass ich die Nähe von Flair spüren kann.

      Ist euch auch aufgefallen, dass es vorhin eine starke Präsenz magischer

      Kraft gegeben hat? Ich glaube, dass diese Mondlicht eine

      mächtige Zauberin ist. Bei dem Barden bin ich mir nicht ganz sicher.

      Möglicherweise ist er ebenfalls der Magie kundig.«

      »Ja, ihr habt recht, Gysell. Ich spürte es ebenfalls«, bemerkte Stern

      nachdenklich. »Das Flair ist groß und mächtig in ihr, ich konnte

      es fühlen.«

      Für den Bruchteil einer Sekunde schimmerte um seine Augenkappe

      ein dunkelrotes mattes Glühen auf. Ein regenbogenfarbiges

      Irrlicht umflackerte für einen Wimpernschlag seine hohe kräftige

      Gestalt. Gysell Sadori blinzelte überrascht und war sich nicht sicher,

      ob dieses Licht vom Kapitän ausgegangen oder nur ein letzter

      Widerschein des verlöschenden Lagerfeuers gewesen war. Sie

      unterließ es, ihn darauf anzusprechen, denn sie wollte sich nicht

      seinem ironischen Spott aussetzen, für den er bisweilen gefürchtet

      wurde.

      »Ich werde zum Schiff zurückkehren. Es ist spät und morgen

      wird einiges zu tun sein. So wie es aussieht, sollten wir unsere

      Waffen überprüfen und bereit für den Einsatz halten.«

      »Ja, macht das, Gysell. Richtet Aurelia aus, dass ich noch unterwegs bin und

      nicht genau weiß, wann ich wieder da sein werde, es könnte also

      spät werden.«

      Mit einem freundlichen Gruß verabschiedete sich Stern von

      seiner Waffenmeisterin und eilte den gleichen Pfad entlang, den

      vor einigen Augenblicken auch Doc Merith beschritten hatte. Er

      wollte sein ehemaliges Mannschaftsmitglied MayLi aufsuchen.

      Sie unterhielt das beste und auch teuerste Freudenhaus der Stadt.

      In ihrem Etablissement trafen sich nur die gehobenen Mitglieder

      der Gesellschaft. Wenn es Gerüchte oder Hinweise gab, so hoffte

      Stern, würde er hier rasch fündig werden.

      MayLi war ihm auch nach ihrem Weggang in Treue verbunden

      und würde ihm jede Unterstützung zukommen lassen, zu der sie

      in der Lage war. Anschließend musste er eilig zum Schiff zurück,

      um einige der Gedanken, die ihm während des Berichts der Fee

      durch den Kopf gegangen waren, ausführlich mit Aurelia zu besprechen.

      Er schüttelte bekümmert den Kopf, die Nacht würde

      lang und sein Schlaf kurz werden.

       * Lied an die Liebe *

       Liebe braucht der Worte nicht,

       sie ist fühlen im Herzen pur.

       Erstrahlt so hell mit Glanz und Licht,

       spürst du ihre Nähe nur.

       Verbunden durch der Seele Band –

       sie in uns’rem Herzen ruht.

       Das Schicksal webt es mit zarter Hand,

       sind wir zusammen – ist alles gut.

       Mag dich nimmer missen,

       muss fühlen deines Herzens Schlag.

       Bist mir Trost und Ruhekissen,

       weilst du fern – ich es nicht ertrag.

       Der Liebe Lust dem Alltag weicht,

       verkümmert ist die Leidenschaft.

       Wehmut nun – die uns erreicht

       und Erinnerung nur – an Freud und Kraft.

       Die Haare grau, der Atem schneller,

       Zeiten sind vorbeigebraust.

       Das Haupt wird licht und immer heller,

       Schicksal – du hast uns arg gezaust.

       Das Leben gräbt dir Falten ins Gesicht –

       Runzeln erzählen wohl Geschichten.

       Doch deine Liebe ist ein Gedicht –

       unsere Chronik wird es einst berichten.

       Im Jenseits wir uns wieder sehn,

       wo im neuen Kleid die Liebe wohnt.

       Von Anbeginn wart vorgesehn,

       das Einigkeit der Herzen lohnt.

      Zwischenspiel Aurelia

      Zeit: Gegenwart minus drei Jahre

      Koordinate: Riva – Shan’hor

      Die große Galeone stampfte förmlich durch die aufgewühlte See

      während der Sturmwind heftig die Segel blähte und so mächtig

      an