Christian Sternenfeuer

Das Magische Universum


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Fläche vor dem Turm drängte sich

      eine immer größer werdende Schar neugieriger Menschen und Angehörige

      anderer Rassen um einen uralten Monolithen. Dieser, von

      unbekannten Erbauern hinterlassene Kubus, zeigte auf seinen vier

      glatten Seitenwänden aktuelle und vergangene Ereignisse in den

      vier gängigen Schriften der bewohnten Welten. Er war ein quadratischer

      Würfel von dreißig mal dreißig Fuß und augenscheinlich

      ein massiver Block aus einem einzigen Fels, obwohl das Material

      aus dem der Monolith bestand, in Alurien unbekannt war.

      Außer wichtigen Vorkommnissen aus allen Regionen des Spiralarms,

      teilweise sogar Mitteilungen, die nicht einmal aus diesem zu

      stammen schien, wurden vor allem die Abläufe und Resultate des

      JIXX-Spiels ausführlich angezeigt. Es gab im unteren Bereich des

      Monolithen auf allen Seiten eine mannshohe Fläche, auf der jeder

      Teilnehmer und Bewohner Fuxinas seine eigenen Mitteilungen

      hinterlassen konnte. Dazu brauchte er sich nur vor die Wand des

      Würfels zu stellen und auf eine unbekannte, vermutlich magische

      Weise wurden seine Gedanken auf den Monolithen übertragen,

      immer in der richtigen Schrift und ohne jeglichen Fehler. Nicht

      jeder Wunsch nach Veröffentlichung wurde angenommen und die

      Kriterien, nach denen das Orakel entschied, entzogen sich bisher

      allen Untersuchungen der Gelehrten. Wurden Nachrichten nach

      einiger Zeit nicht mehr gelesen, erlosch die Mitteilung nach und

      nach auf unerklärliche Weise. Es war als ob dem Würfel ein eigenes

      Bewusstsein innewohnte, denn die Schriften in größerer Höhe

      des Orakels waren so angepasst, dass sie vom Boden aus bequem

      und ohne Sehhilfe gelesen werden konnten. Sie wurden jedoch

      immer kleiner je tiefer die Zeilen lagen. Auf der Oberseite des

      Kubus fand man nur eine stilisierte Flasche in den felsigen Boden

      eingeritzt. Weise und Gelehrte stritten seit Generationen über die

      Bedeutung dieses Zeichens.

      Doch dies war im Augenblick für Hieronymus Stern von untergeordneter

      Bedeutung. Er hatte eine Nachricht durch ein Botenwiesel erhalten und suchte

      nun nach dem Auftraggeber, denn die Botschaft war unklar gehalten und hatte

      nur seine Neugier geweckt.

      Sein Schiff, die Fregatte Sternenteufel, lag bereits seit einigen Wochen

      im Geheimen Hafen, weil er und einige seiner Mannschaft Teilnehmer

      an den JIXX-Spielen von Joy waren. Und dieses Ereignis zog alle drei Jahre

      Tausende von JIXX-Süchtigen in seinen Bann und somit nach Fuxina. Die Stadt

      platzte wie immer bei diesem Ereignis aus allen Nähten und Stern war froh, dass

      sich seine Unterkunft an Bord des Schiffes befand. Die Spiele hatten bereits

      begonnen und die Neugierigen um ihn herum studierten die aktuellen

      Resultate. Nicht wenige fluchten erbärmlich, weil ihre Favoriten

      unterlegen waren. Andere jubelten überschwänglich, hatten

      sie doch auf den Sieger gesetzt. Viele, eigentlich die meisten, der

      anwesenden Leser hatten Wetten abgeschlossen und nicht wenige

      verspielten dabei Hab und Gut.

      Hieronymus Stern hatte heute Wettkampfpause und suchte auf

      der grünlich schimmernden Fläche nach einer Nachricht, die an

      ihn gerichtet war. Ja, dort stand eine Mitteilung und sie konnte

      nur für ihn bestimmt sein, denn im Text verborgen war das Erkennungswort,

      das ihm das Botenwiesel überbracht hatte.

      ›Heute Abend, zur Stunde der Eule, treffen wir uns an vereinbarter Stelle.

      Bringt mit, um das ich euch gebeten hatte und lasst zurück, was

      ihr mitbringen wolltet.‹ Hieronymus Stern runzelte die Stirn und

      dachte nach. In der Tat, er hatte vorgehabt, seine Gefährtin Aurelia

      zu dieser Zusammenkunft mitzunehmen. Doch anscheinend sollte

      er stattdessen seine Waffenmeisterin Gysell Sadori mitbringen. Nun

      gut, für dieses Treffen würde er darauf eingehen, denn die Andeutungen

      waren hinreichend genug, um sein Interesse zu wecken.

      ›Wer weiß‹, dachte er voller Hoffnung, ›vielleicht knüpfen sich

      einige lukrative Aufträge an dieses Treffen.‹

      Außerdem war die Absenderin der Botschaft keine Unbekannte, wenn er sie auch

      noch nie getroffen hatte. Nun, da er um die Stunde wusste, blieb ihm noch ausreichend

      Zeit, sich um einige wichtige Dinge in der Stadt zu kümmern. Auch ein Piratenkapitän

      hat schließlich geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen und so machte sich Stern auf

      den Weg ins Händlerviertel, wo er ein vielversprechendes Gespräch mit Magnus, dem

      Faun, zu führen gedachte. Der alte Gauner war sein wichtigster Abnehmer für

      Beute aller Art in Fuxina und zahlte anständige Preise. Er war unbestritten auch der

      größte Hehler von ganz Alurien und dazu ein gewiefter Halunke. Der gerissene Magnus

      war Angehöriger der Diebesgilde und zahlte enorme Mitgliedsbeiträge, mit denen er

      sich den Schutz der Gilde sicherte. Die Herrschenden versorgte er mit kleinen Präsenten und Aufmerksamkeiten. Daher ließen sie ihn Ruhe seine Geschäfte machen, solange er ihren eigenen Interessen nicht in die Quere kam. Wechselseitige Beziehungen zu aller

      Nutzen war auch hier das Geheimnis des Erfolges. Ein Beispiel, dem sich auch Hieronymus Stern zutiefst verpflichtet fühlte.

       * Sternfahrers Lied *

       Zu den Sternen zieht es mich – himmelwärts,

       in die endlos schwarze Nacht.

       Mir wird so leicht, so leicht ums Herz,

       sehe ich der Sonnen farbig Pracht.

       Sag Himmel – wo ist dein End …

       Meine Augen spiegeln der Sterne Licht

       und spür Sehnsucht in tiefstem Grund.

       Zurück zur Erde will ich nicht,

       Aufbruch – denn es ist der Sterne Stund.

       Sag Himmel – wo ist dein End …

       Dass unendlich Meer der Sterne leuchtet,

       in ew’ger Ruh