Christian Sternenfeuer

Das Magische Universum


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Das Licht wird hell und immer heller;

       ich wühl mich tief in seines Leibes Kammer.

       Schmerz wird heiß und immer greller,

       aus und vorbei, er ist Amboss – ich der Hammer.

      In dieser Zeit der Agonie starben viele der Arten aus und es

      dauerte lange, bis sich die Überlebenden von diesem Ereignis erholten.

      Das Klima Joys kühlte sich in dieser Phase der Dunkelheit

      merklich ab und es sollte Jahrzehnte dauern, bis die Sonne Magica

      ihr Kind wieder ausreichend erwärmte.

      Der Einschlag setzte Wälder und Savannen in Brand, wobei er

      den Boden bis in mehrere Fuß Tiefe sterilisierte. Zugleich hinterließ

      er einen gewaltigen Krater von über zwanzig Meilen Durchmesser.

      Die nachfolgenden Gesteinsbrocken schlugen eine zusätzliche,

      lang gestreckte Kerbe in die umliegende Hügelkette und

      schufen dabei eine enge Schlucht, die als natürlicher Kanal eine

      Verbindung zum alurischen Meer öffnete. Dieses Ereignis sollte

      sich in späteren Zeitaltern noch als sehr nützlich erweisen. In diesen,

      von Himmelskräften geschaffenen See, ergoss sich der Ozean

      und verdampfte noch tagelang in der Gluthölle, die am Grund des

      Einschlagkraters herrschte.

      Die Unmengen an Wasserfluten kühlten letztendlich das Feuer

      und brachten die Lava zum Erstarren. In kurzer Zeit füllte sich

      die klaffende Wunde, wodurch sich ein ansehnliches Gewässer von

      ungewöhnlicher Tiefe bildete, der zudem außerordentlich rein und

      klar das Licht der Sonne Magica spiegelte. Der metallische Kern

      des steinernen Riesen ruhte unversehrt im Untergrund, bis irgendwann,

      in hundert Jahrtausenden oder später – neugierige Lemurer

      oder Menschen kamen.

      Sie würden forschen und suchen, um dann zu erkennen, dass diese

      Katastrophe der Vorzeit einen wahren Schatz hinterließ, nämlich

      Obsidianerz in reinster Form. Es war das wertvollste Mineral

      nach dem kostbaren Sternenstaub, den das Magische Universum zu

      bieten hatte.

      Mit Genugtuung nahm die Schicksalsgöttin das kosmische Wirken

      zur Kenntnis und war sich sicher, dass der finstere Widersacher

      keine Ahnung davon hatte. Er würde nicht vermuten, dass bei

      diesem Geschehen göttliche Kräfte der Gegenseite im Spiel waren,

      die damit seinen Plan zunichte machen konnten …

      Zeit: Gegenwart

      Koordinate: Joy

      … ungefähr fünf Millionen Jahre nach dieser kosmischen Katastrophe

      brachte die Sonne Magica die eine Hälfte des Planeten

      zum Leuchten. Kadmos und Jaspar, die sich gegenseitig umkreisenden

      Zwillingsmonde von Joy, versanken langsam hinter dem Horizont

      und spendeten dabei der dunklen Seite der Welt ihr silbern

      und bläulich schimmerndes Licht.

      In den tiefdunklen Wäldern Aluriens regte sich im beginnenden

      Morgen langsam erwachendes Leben während sich die Tagschläfer

      verkrochen, um nun ihrerseits in sicheren Verstecken auf die

      nächste Nacht zu warten. Unheimliche Wesen begrüßten nun den

      neuen Tag und machten sich bereit, ihren Teil des Tages mit jagen

      oder gejagt werden zu verbringen. Nicht jedes Tier würde die

      kommende Nacht erleben. So ist das Gesetz der Natur, dass nur

      die Glücklichen und Gerissenen, die Vorsichtigen und Wachsamen,

      den ständigen Kampf ums Dasein überstehen. So lange, wie Glück

      und Vorsicht andauerten.

      In Fuxina, der Hauptstadt Aluriens, kehrten die letzten unverdrossenen

      Teilnehmer des nächtlichen Spiels in ihre Herbergen

      zurück, um ihren wohlverdienten Schlaf zu halten. Unterdessen

      erwachten bereits die ersten Einwohner aus ihren Wonne- oder

      Albträumen, um sich auf ihr kommendes Tagwerk vorzubereiten.

      Nichts deutete darauf hin, dass dieser Tag anders werden würde

      als die vorherigen. Jedoch lag eine deutlich spürbare Spannung in

      der Luft, ein Knistern wie vor einem gewaltigen Gewitter.

      Auf dem geräumigen Marktplatz hatte sich wie fast immer ein

      ansehnliches Häuflein müde wirkender Spieler eingefunden. Lebhaft

      diskutierten sie bereits die Ereignisse der letzten Nacht während

      sie ganz nebenbei ihre täglichen Besorgungen erledigten. Der

      Basar belebte sich, doch erst in den Abendstunden würde er vor

      Geschäftigkeit brummen. Tagsüber versorgten sich die Besucher

      des Marktes mit den Notwendigkeiten, die ein Alltag so mit sich

      bringt. Denn ein hungriger Magen verlangt nach Nahrung, also

      musste frisches Brot, Gemüse, Fleisch und Fisch herbeigeschafft

      werden. Gewürze durften nicht fehlen und natürlich nicht das

      kräftige dunkle Bier, für das Alurien im ganzen bewohnten Arm

      bekannt war und das zu jeder Tageszeit getrunken wurde.

      Die ersten Händler hatten in den frühen Morgenstunden ihre

      Stände aufgebaut oder besetzt und breiteten ihr vielfältiges Angebot

      an Waren aus. Unzählige Düfte erfüllten rasch die Luft, um

      menschliche und fremde Nasen schnell an die Grenze ihrer Unterscheidungsfähigkeit

      zu bringen. Über offenen Feuern drehten sich

      mächtige Bratspieße, auf denen aufgesteckte kleine Büffelmufftis in

      der Hitze langsam garten. An anderen Ständen glänzten Obst und

      Gemüse in kräftigen Farben und verleiteten den hungrig Suchenden

      zum Verweilen und Probieren. Ansehnliche und hässliche

      Marktweiber priesen ihre Ware und versuchten gleichzeitig, die der

      Konkurrenz schlecht zu reden. Der zunehmende Lärm von unzähligen

      schreienden Händlern, keifenden Marktfrauen sowie den

      immer anwesenden und herumjohlenden Bettelkindern machte es

      fast unmöglich, ein normales Gespräch zu führen.

      Im Zentrum des Basars reckte ein titanischer Drachenbaum seinen

      Stamm fast fünfhundert Fuß in