Manfred Rehor

Planet der Magie


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sie mit großen Steinen so lange darauf geschlagen, bis die Waffe anfing zu glühen.“

      Erneut öffnete sich die Tür im Hintergrund. Macay sah für einen Moment eine gebeugte, kleine Gestalt. Sie kam mit schwankenden Schritten zu ihm, stellte etwas ab und verschwand wieder aus seinem Sichtfeld. Die Tür schloss sich.

      „Wasser und etwas zu essen“, sagte Rall. „Immerhin, das haben sie verstanden.“

      Er half Macay auf, hielt ihm einen Krug mit Wasser an die Lippen und fütterte ihn anschließend mit einem Löffel. Das Essen bestand aus einem zähen Brei, der mit festen Fruchtstücken versetzt war.

      „Schmeckt wie Teig“, sagte Macay, als er satt war.

      „Soweit ich herausfinden konnte, essen die Iyllas kein Fleisch“, sagte Rall. „Sie kochen ihre Nahrung auch nicht. Es sind primitive, aber intelligente Wesen, die Waffen nur zu ihrer Selbstverteidigung benutzen.“

      „Sie können gut damit umgehen“, sagte Macay. „Womit haben sie mich verletzt?“

      „Mit einem Giftpfeil. Genauer gesagt, mit einem Pfeil, der vorher mit dem Unrat eines kleinen Tieres bestrichen wurde. Dieses Tier überträgt alle möglichen Krankheiten, die sogar tödlich sein können.“

      „Ich habe überlebt. Dank deiner Hilfe, Rall.“

      „Mir standen nur die Gesänge der Heiler zur Verfügung“, wehrte der Katzer ab. „Vermutlich lebst du noch, weil wir von einer anderen Welt stammen. Wir sind nicht so anfällig für die Krankheiten, die es hier gibt.“

      „Was ist mit dem alten Mann im Wald geschehen?“

      „Die Iyllas haben nur nachgesehen, ob er wirklich tot ist. Sie haben seine Leiche liegenlassen. Die wilden Tiere werden sich darum kümmern.“

      Macay schüttelte sich. „Das ist kein schöner Gedanke, dass sie es mit uns genauso machen wollten.“

      „Mit dir“, schränkte Zzorg ein.

      „Stimmt, du sagtest ja, sie haben nur etwas gegen meinesgleichen.“ Macay dachte nach und sagte dann: „Das Raumschiff ist zerstört. Was ist mit dem Beiboot und den drei Menschen darin?“

      „Wenn die Auswirkungen der Explosion sie nicht umgebracht haben, dann die Iyllas“, sagte Zzorg. „Ich glaube nicht, dass das Beiboot noch funktioniert, falls es das ist, was dir durch den Kopf geht.“

      Rall bestätigte das: „Wir haben auf dem Weg hierher die Zerstörungen gesehen. Der alte Mann hat uns das Leben gerettet, als er uns in die Senke mit dem Bach brachte.“

      „Aber wie konnten sich die Iyllas mitten in diesem Chaos an uns anschleichen und uns angreifen?“

      „Sie sind zäh und ihre Körper sind gut gepanzert. Ich vermute, sie haben den alten Mann verfolgt und sich deshalb bereits in der Senke aufgehalten, als das Schiff explodiert ist.“

      „Der Alte lebte also nicht in dieser Gegend.“

      „Keinesfalls. Die Iyllas hätten das nicht geduldet. Ich nehme an, er hat erfahren, dass hier ein Beiboot umherfliegt. Er konnte sich denken, dass so ein Beiboot zu einem Raumfahrzeug gehört. Wahrscheinlich hat er gehofft, er kann uns rechtzeitig warnen.“

      Die Erschöpfung ließ Macays Augenlider schwer werden. Er schlief ein. Als er einige Stunden später erwachte, fühlte er sich frisch und gesund.

      „Wie lange liege ich schon hier?“, fragte er.

      „Zwei Wochen“, antwortete Rall. „Erst seit ein paar Tagen bist du immer wieder zu dir gekommen, wenn das Fieber nachließ. Aber jetzt scheinst du alles überstanden zu haben und bist nur noch geschwächt.“

      „Wie kommen wir von hier weg?“

      Zzorg lachte. „Erst einmal sollten wir uns überlegen, wohin wir gehen wollen. Wir müssen die Iyllas fragen, wo wir Hilfe finden können. Das ist schwierig, da wir ihre Sprache kaum verstehen. Außerdem müssen wir den Iyllas klar machen, dass du keine Gefahr für sie bist.“

      „Ich werde versuchen, ihnen unsere Wünsche verständlich zu machen“, sagte Rall. „Es gibt so eine Art Dorfvorstand, der aus einer alten Iylla-Frau und zwei jungen Begleitern besteht. Wenn es mir gelingt, sie hier hereinzubringen, ist schon viel gewonnen.“

      „Tue das bitte“, sagte Macay. „Was die Frage betrifft, wohin wir gehen: Der alte Mann sagte doch, ein Raumschiff sei gelandet und die meisten Besatzungsmitglieder hätten überlebt. Also haben wir ein Ziel auf dieser Welt. Wir müssen diese Menschen finden.“

      „Zunächst gilt es herauszufinden, wo dieses Raumschiff gelandet ist. Wenn es wie vorgesehen in einen Schacht versenkt wurde, ist es schwer zu entdecken.“

      „Es kann nicht weit entfernt sein. Der alte Mann wird nicht um die halbe Welt gewandert sein, seit er hier gelandet ist.“

      „Warum nicht?“, fragte Zzorg. „Seitdem sind zwei Jahrzehnte vergangen. Wer weiß, welche Möglichkeiten zu reisen es hier auf Bundara gibt.“

      „Die Iyllas sind primitiv. Also werden sie nicht über schnelle Fortbewegungsmittel verfügen.“

      „Vergiss nicht, wir haben vom Orbit aus beim Anflug auf diese Welt mehrere große Städte entdeckt. Vermutlich lebt auf Bundara eine weitere intelligente Rasse.“

      „Egal. Wir müssen nach dem gelandeten Raumschiff suchen.“

      Rall stand auf und sagte: „Ich hole den Dorfvorstand.“

      Macay schlief wieder ein, während er auf Ralls Rückkehr wartete. Als er erwachte, blickte er in ein seltsames Gesicht. Dominierend darin waren kleine Augen, die in dunklen Vertiefungen lagen und so im ersten Moment riesig wirkten. Darunter befanden sich eine schwarze Knubbelnase und ein waagerechter Mund mit ledernen Lippenwülsten von dunklem Gelb. Das Gesicht war von graubraunem, kurzem Fell bedeckt. Es wirkte menschlich und fremdartig zugleich. Macay erschrak weniger über die Seltsamkeit des Gesichts, als über den Ausdruck von blankem Hass, den er in den Augen des Wesens zu lesen glaubte.

      Im nächsten Moment ruckte das Gesicht aus seinem Blickfeld.

      Mit Zzorgs Unterstützung setzte sich Macay in seinem Bett auf. Er betrachtete die drei Besucher, die neben Rall standen. Es waren Wesen von der Größe von Kindern, jedoch viel breiter und dicker als Menschen. Dabei war es nicht der Bauch, der sich deutlich wölbte, sondern der Rücken. Vom Halsansatz bis hinunter zu den kurzen O-Beinen bildete dieser Rücken einen weit geschwungenen Bogen. Da eines der Wesen seitlich zu ihm stand, konnte Macay sehen, dass dieser Buckel von breiten, quer verlaufenden Bändern überzogen war. Sie gingen schuppig ineinander über. Ähnliche Bänder, aber heller, liefen über den Bauch. Die Wesen trugen keinerlei Kleidung außer einem Gürtel, an dem verschiedene Werkzeuge und Leinensäckchen hingen.

      „Dies ist die Dorfvorsteherin der Iyllas“, sagte Rall. Er zeigte auf das Wesen, dessen Gesicht Macay von Nahe hatte sehen können. „Sie wird begleitet von zwei Beratern.“

      „Guten Tag“, sagte Macay. „Ich danke euch dafür, dass ich in dieser Hütte meine Krankheit auskurieren darf.“ Es schien ihm sinnvoll, so etwas zu sagen, obwohl sie ihn nicht verstanden. Aber vielleicht konnten sie seine guten Absichten fühlen.

      Die Dorfvorsteherin gab ein fiependes, schnüffelndes Geräusch von sich und trat einen Schritt weiter von Macays Bett weg. Ihre Begleiter taten es ihr nach. Mit ihren kurzen Armen gestikulierend deutete die Dorfvorsteherin immer wieder auf Macay, Rall und Zzorg, wobei sie das seltsame Geräusch wiederholte.

      „Wir sehen unterschiedlich aus, stammen aber von derselben Welt und sind Freunde“, sagte Rall langsam und versuchte, das durch Gesten darzustellen. Anschließend gab er auch einige fiepende Töne von sich.

      Nicht nur Macay sah ihn erstaunt an, auch die Iyllas waren überrascht. Hektisch antworteten alle drei zugleich mit einem wahren Konzert hoher Töne.

      Rall winkte ab. Das verstand er noch nicht. Er versuchte es erneut mit einigen wenigen Lauten. Die Dorfvorsteherin antwortete