Anna-Sophie Wagner

Stationen einer Liebe


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Und jetzt?“, fragte Mia. Könnte sich das ändern lassen“, antwortete er grinsend. „Kommst du uns dann mal besuchen?“, fragte Mia. „Mia“, raunte Susanne. „Ist schon okay“, antwortete Andreas und schaute dabei Susanne an. Da war er wieder, der Blick – direkt in ihre Augen. Wie konnte es sein, dass sie nach so langer Zeit immer noch erschauderte. Und überhaupt, warum schaute er sie immer so an, wenn er dann doch Nichts in diese Richtung unternahm? „Gerne, wenn deine Mama nichts dagegen hat?“

      „Wir müssen jetzt aussteigen“, ertönte eine Jungenstimme von hinten. „Wir müssen hier aussteigen“, erklärte Susanne überflüssigerweise. „Wir gehen nämlich in den Zoo!“, erzählte Mia Andreas. „Ah, na da wünsche ich euch ganz viel Spaß“, entgegnete er lächelnd und zwinkerte Mia zu. „Wann kommst du zu uns Doc?“, fragte Mia noch mal. „Mia! Los wir müssen jetzt gehen“, schimpfte Susanne. „Wohnt ihr noch dort?“, fragte Andreas schnell. Im Aussteigen antworteten die beiden aus einem Mund: „Ja!“, dann schloss die Tramtür und sie waren weg.

      „Wer war das eben Susanne?“, fragte Eva. Gleich wurde Susanne wieder gefühlt rot. „Oho, gleich so jemand!“, stellte Eva grinsend fest. „War aber auch ein Sahneschnittchen. Muss ich da Etwas wissen?“, bohrte sie weiter. „Nein musst du nicht. Er heißt Andreas und wir sind nur“ – was waren sie eigentlich – Freunde? Bekannte? Susannes Zögern ließ Eva noch mehr grinsen. „Ah, ich verstehe! Mr. Wonderfull!“ Damit war das Thema für diesen Tag erledigt. Wobei Eva den ganzen Tag ein festgewachsenes Grinsen auf den Lippen und beste Laune hatte. Sie freute sich einfach, ihre Freundin mal wieder so zu sehen. Männer hatten es immer schwer gehabt bei ihr, seit Mias Vater. Eigentlich hatte sie keinen Mann mehr an sich herangelassen seitdem. Wenn dieser Andreas so weit war, ihr eine Röte ins Gesicht zu treiben – war das schon mal ein Anfang.

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      Andreas war an diesem Tag auf dem Weg zu seinen Eltern. Endlich nach gefühlten Jahren. Nicht mal an Weihnachten war er da gewesen. Noch fünf Stationen, dann erreichte er den Bahnhof. Von da aus musste er dann nur noch ein paar Minuten zu Fuß gehen. Er freute sich auf zu Hause und auf ein paar Tage - genaugenommen drei - Freizeit und Erholung. Er lief den Weg hinauf Richtung Waldsee. Von weitem konnte er schon das Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert erkennen. Nichts hatte sich verändert, als wäre die Welt stehen geblieben.

      Er hatte ganz vergessen wie lange der Weg bergauf ging. Bergsteigen, was hatte er das früher geliebt und jetzt war er total aus der Übung. Unglaublich wie schnell das ging. Er erreichte den Torbogen. Dahinter konnte er das hellgelbe Herrenhaus mit seinen zwei Seitenflügeln sehen. Gerade als er hindurch laufen wollte, sah er ein ihm wohl bekanntes Gesicht.

      „Andi!“, rief Sophie schon von weitem und kam auf ihn zu gerannt. Seine kleine Schwester, die gar nicht mehr so klein war. Immerhin war sie schon achtundzwanzig und er einunddreißig. Die Zeit verging. „Hi“, sagte er und drückte sie ganz fest. „Hi, schön dich hier zu haben Bruderherz!“ Gemeinsam gingen sie zum Hauptportal des Herrenhauses. Da hörte er auch schon weitere Schritte. Seine Mutter! Andreas! Oh, wie schön ist es dich zu sehen! Ich hab dich so vermisst mein lieber Junge! Wie geht es dir?“, sagte sie während sie ihn auf die Wange küsste und drückte. Hallo Mutter! Danke mir geht es gut! Ich freue mich auch dich zu sehen!“ Dein‚ Vater freut sich auch schon! Geh nur gleich rein zu ihm!“, sagte sie. „Sitzt er im Salon?“ „Ja!“

      Andreas Vater Friedrich hatte vor sechs Jahren einen Schlaganfall erlitten und saß seitdem im Rollstuhl. Ansonsten war er noch sehr fit – vor allem geistig, machte ihm keiner so schnell etwas vor. Sein ganzer Stolz war sein Sohn – schon immer. Außerdem war er politisch sehr interessiert und engagiert, dass hatte ihm auch der Schlaganfall nicht verderben können. „Hallo Vater!“ „Junge!“, sagte dieser erfreut. „Komm näher - du siehst müde aus“, stellte er fest. „ Das scheint nur so Vater – mir geht es gut.“, sagte Andreas und umarmte ihn. „Dann bin ich froh! Wie war die Fahrt hierher?“ „Ganz gut. Es sind sehr viele Leute unterwegs gewesen heute!“ „Wie geht es dir Vater?“ „Ach mein lieber Sohn – du weißt doch das Alter! Überall ziept es ein bisschen. Aber wir wollen nicht jammern. Ich bin erst einmal froh, dich endlich wiederzusehen. Du hast uns lange warten lassen!“ „Ich weiß Vater. Aber ich hab wirklich nur noch gearbeitet und geschlafen.“ „Das habe ich von dir auch nicht anders erwartet! Was du anpackst machst du hundertprozentig und ohne Rücksicht auf Verluste! Deshalb bin ich auch sehr stolz auf dich!“ „Und jetzt solltest du nach oben auf dein Zimmer gehen und dich frisch machen, so wie ich deine Mutter kenne hat sie mit Sicherheit extra für dich einen Kaiserschmarrn gemacht und da solltest du nicht zu spät kommen.“

      Daraufhin verließ Andreas den Salon und machte sich auf den Weg nach oben auf sein Zimmer. Mein Gott – es war alles unverändert. So als wäre er nie weg gewesen. Da waren, sein Teleskop, sein Handballoutfit und alle seine Bücher.

      Er nahm eine kurze Dusche und zog sich für das Abendessen um. Darauf wurde hier großer Wert gelegt. Danach lief er nach unten in den Speisesaal.

      Freudestrahlend lief ihm auch schon Martin entgegen. „Na altes Haus, wie geht es dir?“ „Hervorragend und dir?“ „Mir geht es ebenso hervorragend. Bist du alleine hier?“ „Mit wem sollte ich denn hier sein?“ „Keine Zeit für Frauen?“, erwiderte Martin mit einem Lächeln. „Nein nicht bei zwei 60 Stunden-Schichten die Woche.“ Schlagartig erstarb das Lächeln auf Martins Gesicht. „Du bist einfach wahnsinnig. Das hältst du doch nicht lange durch!“

      Dann wurde die Tür geöffnet und Andreas Eltern kamen herein. Andreas Mutter schob seinen Vater an die Stirnseite des Tisches. Andreas setzte sich zu seiner Rechten und zur Linken des Vaters setzte sich Andreas Mutter.

      „So mein Sohn, erzähl, wie ist die Arbeit im Krankenhaus?“, fragte sein Vater. „Oh die Arbeit ist sehr spannend und interessant. Ich operiere gern. Die Kollegen sagen immer, ich fange erst an, wenn alle anderen aufgegeben haben. Für mich sind das alles Herausforderungen. Ich will nicht aufgeben – verstehst du? Nicht, bevor die letzte Chance dahin ist.“ „Dann bist du genauso wie ich! Ich konnte auch nie nachgeben. So wie jetzt.“ „Wie jetzt?“, hakte Andreas nach. Die politische Situation macht mir Sorgen. Ich zerbreche mir jeden Tag den Kopf wie das nur weitergehen soll. Aber keiner hört auf mich im Amt“ Andreas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Andreas kannte seinen Vater durch die Arbeit im Bundesverteidigungsministerium war dies sein Lieblingsthema. „Aber ist es denn wirklich so schlimm Vater?“, fragte er ihn deshalb, aber anders als sonst hörte sich das Ganze nicht wie irgendwelche Floskeln an. „Ja auf alle Fälle! Wir werden mobilisieren müssen um unser Land vor Anschlägen oder Krieg zu schützen. Wir müssen in die feindlichen Länder und Friedensverhandlungen führen. Die Völker dort unterstützen und unterweisen, damit sie sich irgendwann selbst helfen können. Wir müssen das tun bevor ein Weltkrieg ausbricht, um auch unseren Kindern noch ein sicheres Land hinterlassen zu können. Die Lage spitzt sich zu Andreas glaub mir. Immer mehr Terroristen kommen in unser Land und dass alles nur, weil das Ganze nicht schon in deren Land eingedämmt wird.“ „Ja schon Vater, aber wir befinden uns doch noch nicht im Krieg, oder?“ „Noch nicht mein Sohn aber lass dir gesagt sein, irgendwann werden sie anfangen alle Reservisten von damals einzuberufen. Sie mussten ja die Wehrpflicht abschaffen. Und jetzt gibt es zur Verteidigung und für den Auslandseinsatz nicht genug Männer. Das haben wir jetzt davon! Und glaube mir, der Auslandseinsatz wird kommen“, sagte sein Vater ernst.

      „Vater! Können wir jetzt bitte ein anderes Thema anschlagen, wo Andreas schon mal hier ist?“, warf seine Mutter nun ein, die genau wie Andreas wusste, dass ihr Mann sich bei diesem Thema in Rage reden konnte.

      Den restlichen Abend sprachen sie von den Veränderungen im Ort, den Menschen mit denen Andreas aufgewachsen war. Und am Ende des Abends eröffneten Martin und Sophie, dass sie heiraten wollten und ihre Hochzeit für August geplant hatten. „Andreas ich wollte dich fragen, ob du mein Trauzeuge sein wirst?“, fragte Martin. „Es gibt nichts was ich lieber täte“, antwortete Andreas lächelnd. Seine kleine Schwester eine Ehefrau. Und das mit seinem besten Freund. Bei ihm wusste er sie in guten Händen, trotz allem konnte er es nicht unterlassen ihn zu foppen. „Ich sage dir eines mein