Johannes Peter Zimmermann

Mund der Wahrheit


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in Berlin ganz gut, aber ….“ Er hielt kurz inne: „Ich krieg es nicht mehr auf die Reihe, Peter. Dieses Tempo, dieser ganze alltägliche Wahnsinn macht mich krank. Ich komme mir vor, als wäre unsere ganze Existenz in einem Highspeed-Modus und ich verliere den Anschluss. Es ist nicht nur der berufliche Turbo, der mich fertig macht, es ist das permanente Gefühl, Möglichkeiten zu verpassen und Chancen zu versäumen. Es ist das Gefühl der Leere in Momenten voller Aktivität. Mir scheint als passiert da gerade etwas mit uns und wir haben keine Ahnung in welche Richtung wir da abdriften. Facebook, Twitter, Google, Amazon, Instagram, Pinterest, Apps, überall erreichbar, alles verfügbar, alles vergleichbar, berechenbar, austauschbar. Ich dreh noch durch! Hast du nicht

      Auch das Gefühl, dass da etwas mächtig schief läuft gerade? Hast du nicht auch den Eindruck, dass wir zu reinen Konsumenten-Wesen und reinen Produktionsfaktoren degeneriert werden? Ich habe Angst, Peter. Angst, dass uns das allen irgendwann mal um die Ohren fliegt.“

      In der Tat hatte ich in letzter Zeit immer mehr ein Unbehagen erfühlt, wie unsere digitalisierte Welt den Menschen nur noch nach ökonomischen Kriterien betrachtet. Es gibt kaum ein Entkommen mehr aus dieser „Verwirtschaftung unserer gesamten menschlichen Existenz“ wie es Gerry einmal in einem Brief ausdrückte. Dieses unkritische Vertrauen in die Allmacht der Ökonomie und den ungebändigten Glauben an den Fortschritt durch Technik hatte ich längst verloren. So wie die Finanzwirtschaft sich in den letzten zwei Dekaden komplett von der Realwirtschaft abgekoppelt hatte, so entkoppelt seit ein paar Jahren die Informationstechnologie den Menschen von seinen moralischen und humanistischen Leitplanken.

      „Wo mag das alles hinführen, mein Freund?“ gebe ich meine Gedanken frei. „Glaubst du, dass wir selbstfahrende Autos oder Paketlieferungen per Drohne brauchen? Entfremdet uns das nicht alles von unserem Mensch-Sein und macht uns zu reine Spielbällen des Konsums? Ich weiss es nicht! Ich bin nur froh, dass ich nicht mehr in der Bank arbeite und nur noch schreibe. Aber selbst als Werbetexter bin ich Teil dieses Systems.“

      „Hast recht“, wirft Gerry ein. „Jeder ist Teil des Systems. Wird uns nicht Glückseligkeit versprochen durch Konsum und am Ende erleiden wir die grosse Einsamkeit, weil unsere Erkenntnis viel zu spät kommt? Ich möchte jedenfalls an meinem Lebensende nicht da stehen und mir denken: Du hattest aber ein schönes Auto, ein tolles Haus, teure Uhren, phantastische Essen und viele willige Gespielinnen, die ohnehin nur mit meinem Portemonnaie und nicht mit mir gevögelt haben!“ Wir sehen uns an und lachen.

      „Ich will demnächst wieder Musik machen“, erwähne ich wie beiläufig. „Super. Na das ist mal eine gute Nachricht! Cool. Wie kommt es?“ fragt Gerry aufgeregt.

      „Weiss nicht; einfach so! Kann es nicht mehr sehen wie meine Klampfen an der Wand eingestaubt werden“, lache ich.

      „Ich hab dich früher beneidet, weiss du das eigentlich? Ich habe dich beneidet um deine Stimme und um deine Kreativität beim Song schreiben. Deine Stücke waren zwar nicht immer meine Mucke, aber die Breite, Melodik und die Texte waren echt gelungen.“

      „Danke, Gerry! Und ich habe dich beneidet um deine Fingerfertigkeit auf den Saiten.

      Dagegen war ich immer ein Stümper! Vielleicht machen wir mal wieder was zusammen, wenn ich zurück bin“, schlage ich vor.

      „Ja. Das wär’s doch. Fliegst du wieder hin morgen?“, fragt er und bleibt stehen.

      „Ja. Übermorgen ist doch Annas Geburtstag. Dann muss ich doch da sein.“, sage ich und meine Hand streichelt unwillkürlich das Tattoo unter dem linken Ärmel meiner Jacke

      Gerry schüttelt lächelnd den Kopf: „Du bist so ein Verrückter. So ein beneidenswert Verrückter!“

      Wir schliessen uns lange in die Arme mit dem Gefühl, einander wieder mit Leben und Vertrauen betankt zu haben.

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