Anders Aaronson

Thuazar


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senkte den Kopf und tippte die Fingerspitzen der Hände gegeneinander.

      »Weiter ...«, brummte er.

      »Unsere Kassen sind leer. Wir brauchen Nahrung für unser Heer. Allein unsere Eliteeinheit verschlingt täglich hundert Ochsen. Die nächste Eisenlieferung der Braks kommt nächste Woche und muss bezahlt werden und die Belagerungsmaschinen um Grün Aue einzunehmen sind auch noch nicht abgegolten und ...«

      »Stopp!« Rand hob eine Hand. »Vorno, Ihr seid einfach eine zu ehrliche Seele und ... ihr habt zu wenig Fantasie. Ich sage Euch jetzt, wie man so etwas macht. Die Hälfte der Gefangenen geht an die Kaufleute. Sagt ihnen, dass sie mehr bekommen, wenn Grün Aue eingenommen ist. Die Braks vertrösten wir bis auf weiteres und sagen ihnen, dass sie Zinsen berechnen dürfen. In ihrer Gier werden sie darauf eingehen, bis wir uns deren Erzminen einverleibt haben. Die Handwerker bekommen schon mal ein viertel der Summe und sagt ihnen: Wenn Grün Aue eingenommen ist und die Katapulte volle Leistung erbracht haben, gibt es eine Provision oben drauf. Und als Futter für die Eliteeinheit nehmen wir die andere Hälfte der Gefangenen. Somit sind, glaube ich, alle Probleme gelöst. Und wenn ich nochmal Eure Probleme lösen muss, Herr Schatzmeister, habe ich anscheinend keine Verwendung mehr für Euch. Also strengt euch beim nächsten mal ein bisschen mehr an, ja?«

      Vorno neigte ergeben seinen Kopf, soweit wie es sein gewaltiges Doppelkinn zuließ, und flüsterte erstickt ein: »Jawohl, mein König.«

      Sragon der Statthalter von Argon Tai erhob sich.

      »Mein König!?«

      Rand stand wieder auf und ging zum Fenster. Zum wiederholten Male schaute er interessiert in den Hof. Er wedelte mit der Hand.

      »Ja bitte!?«, sagte er genervt.

      »Wir haben Andras´ Rebellen festgenommen!«

      Rand drehte sich strahlend um.

      »Wo ist der Schurke?«

      »Andras selber ist uns entwischt, aber die Restlichen seiner Truppe sitzen im Kerker. Was sollen wir mit ihnen machen?«

      »Was wir mit denen machen sollen. Hier stellt sich wohl eher die Frage, was wir mit dir machen sollen.« Er warf die Hände theatralisch über den Kopf, drehte sich wieder zum Fenster und schaute schweigend nach unten in den Hof.

      »Findet ihn, Sucht überall. Ich will seinen Körper auf einen Pfahl sehen. Einen Term gebe ich euch Zeit. Wenn ihr mir Andras dann nicht übergebt, könnt ihr euch zu denen da unten gesellen.«

      Er winkte Sragon herbei und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. Der Statthalter schaute in den Hof und versuchte sich direkt wieder abzuwenden. »Na,na, wer wird denn so zimperlich sein«, flüsterte ihm Rand zu. »Versucht eure Aufgaben, besser zu erledigen, und ihr bleibt unversehrt.«

      Er führte Sragon, dem die Knie zitterten und der so weiß, wie ein Laken war, zu seinem Stuhl und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, während der sich setzte.

      Yorgato erhob sich. Der lange, schlank gewachsenen Mann neigte seinen Kopf. Als sein Unterhändler und Botschafter hatte er dem König bisher gute Dienste geleistet. Rand war gespannt und nickte.

      »Mein König, die Verhandlungen mit Farna N’tasso und Farna N’oe sind abgeschlossen. Beide Städte sind bereit den geforderten Tribut zu zahlen, im Gegenzug werden wir sie nicht angreifen.« Rand beäugte ihn. »Wie wir alle wissen werden Verträge mit Feinden dafür gemacht um sie zu brechen. Bis dahin wird aber eine Menge Gold und Silber in Vornos Kassen gespült.«

      Sein rattenähnliches Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, was wohl ein Grinsen sein sollte.

      »Das ist schon paradox, nicht wahr ...«, und er gab ein winselndes Geräusch. Seine Art zu Lachen.

      »Die beiden Städte finanzieren ihren eigenen Untergang.« Er setzte sich wieder und schaute triumphierend in die Runde.

      Rand lächelte Yorgato mit hochgezogenen Augenbrauen von der Seite verschlagen an. »Du bist ein Mann nach meinem Geschmack«, und an die anderen gerichtet: »So geht das! Lernt von ihm!«

      Er stand erneut auf und schlenderte zum Fenster.

      »Es ist schon erstaunlich, was ein Mensch alles so aushält, bevor er stirbt.« und lauter. »Ihr seid entlassen!«

      Stühle schabten über den Boden. Die schweren Schritte Schadrazs’s, das klatschende Watscheln Vornos, das schnelle Tippeln Yorgatos und das langsame Schlurfen Sragons entfernten sich.

      Rand richtete sein Interesse wieder dem Geschehen im Hof zu.

      »Leben noch alle?«, rief er hinunter.

      »Ja mein Herr!«, antwortete Krondat, der Scharfrichter.

      »Wie lange hast du für alles gebraucht?«

      »Gut eine Stunde. Für’s Pfählen zehn Minuten, das Häuten hat bestimmt zwanzig Minuten gedauert, dafür habe ich aber kein Loch in die Haut gestoßen. Die Gliedmaßen abschlagen hat nur eine Minute gedauert, da hat das Abbinden vorher und das Ausbrennen der Wunden nachher länger gedauert. Aber das Ausweiden, das braucht seine Zeit. Das ist ja wie eine Operation. Aber ich habe es geschafft den Magen und Darm heraus zu nehmen ohne großen Blutverlust.«

      »Guter Mann! Lass dir ein Fässchen Wein geben. Und morgen früh will ich wissen, wie lang ein jeder geschafft hat. Diese Eskorte des Boten scheint auf jeden Fall härter im Nehmen zu sein, als der gute Surubaya selber. Wie geht’s dem denn überhaupt? ... ach, ich schaue gleich selber nach.«

      Er wandte sich ab, drehte sich aber sogleich nochmal um.

      »Noch was. Nimm` denen da jetzt mal die Knebel aus den Mündern, sonst ersticken die noch.«

      Lachend über seinen Witz machte er sich auf zum Kerker.

      Skrat, Trewas oder Zusa öffnete ihm die Tür. Ein Übelkeit erregender Gestank nach verbranntem Fleisch schlug ihm entgegen.

      »Meiner Treu. Ihr müsst hier mal lüften.« Grinsend knuffte er dem Maskierten mit der Faust gegen die Schulter. Er nickte dem Schreiber zu, der wie immer mit versteinerter Miene am Tisch saß und zurück nickte, ohne irgendeine Gefühlsregung zu zeigen.

      »Dann wollen wir mal schauen, wie es unserem verstockten Freund geht.« Rand schaute sich Surubaya genau an.

      Am zweiten Tag hatten sie ihm alle Fingernägel ausgerissen und danach mit Hammer und Meißel jeden Finger im Zwei-Minutentakt abgeschlagen. Er hatte geschrien, bis er heiser war, aber Geheimnisse gab er nicht preis. Dennoch. Er musste etwas wissen. Das hatte Rand im Gefühl. Abends hatten sie dann weiter gemacht. Sie schlugen mit der Eisenstange die Unterarme zu Brei. Aber Surubaya blieb standhaft.

      Heute Morgen schnitten sie ihm beide Ohren und die Nase ab und fügten ihm mit Brandeisen schwerste Verbrennungen am Bauch zu. Dann hatten sie ihm glühende Nägel durch die Kniegelenge getrieben. Aber auch danach winselte er nur um Gnade.

      Rand nickte einem der Maskierten zu. Der drehte sich zur Feuerschale um und nahm die jetzt rotglühende Eisenstange, die sie sonst zum Knochenbrechen benutzten, mit einem dicken Handschuh geschützt, heraus.

      Halb bewusstlos stierte Surubaya auf den glühenden Stab, der sich seinem Auge näherte.

      »Ich weiß doch nichts«, wimmerte er.

      Es zischte und blubberte. Öliger Rauch stieg auf und Surubaya stieß einen schrillen Schrei aus, der nicht mehr menschlich zu nennen war. Der ganze Körper erstarrte in einem Krampf. Die Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert, das übrig gebliebene Auge war weit aufgerissen. Er hatte vor Schock, aufgehört zu atmen. Einer der anderen Maskierten schüttete einen Eimer mit Wasser dem gepeinigten ins Gesicht, um ihn aus der Schockstarre zu holen, was auch mit einem lauten Röcheln geschah.

      Rand wedelte den Rauch weg.

      »So, ist dir jetzt was eingefallen?«

      »Ich weiß wirklich nichts. Wirklich. Ich schwöre. Ich bin