Anders Aaronson

Thuazar


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befestigt. Die Arme waren an die breiten Lehnen gefesselt und die Beine an die Stuhlbeine. Er war nackt und bewegungsunfähig. Bei den vier Winden, er hatte schreckliche Angst und Durst und ihm war schlecht, schlecht vor Angst und vom Geruch seiner am Hintern angetrockneten Scheiße und Pisse und weil er Hunger hatte und, und, und ...

      Angst. Er zitterte.

      Angst. Er schwitzte.

      Angst. So sehr, dass er sich nochmal vollschiss.

      Er heulte, wie früher als Kind, wenn er sich wehgetan hatte und er wollte, dass ihn seine Mutter tröstete. Leider kam aber keine Mutter zum Trösten.

      Nur der dicke, humpelnde und anscheinend taubstumme Kerl, der immer wieder die Kammer betrat, um die Fackeln zu erneuern, und Holz in die Feuerschale nachfüllte, die in einer Ecke des Raumes stand. In der anderen Ecke standen ein Tisch und drei Stühle.

      Wie lange war er schon hier?

      Seit Stunden, seit Tagen? Er wusste es nicht mehr. Und warum, wusste er auch nicht. Er war doch unter Parlamentärflagge geritten und eigentlich für jeden unantastbar.

      Eigentlich.

      Er hatte protestiert, als sie ihn und seine Eskorte festgenommen hatten. Das hatte ihn ein blaues Auge und einen ausgeschlagenen Schneidezahn eingebracht. Seine Männer wurden genauso wie er gefesselt und zur Burg Hohen Horst gebracht. Dort steckte man sie in den Kerker.

      Warum nur?

      Vor ihm lag auf einem Tisch Werkzeug. Wie damals bei dem Zahnreißer, nur dass diese Werkzeuge eher wie bei einem Feldscherer aussahen. Große und kleine Messer, Zangen, Sägen. Hämmer, Meißel, spitze Handbohrer und eine armlange fingerdicke Eisenstange, die vorne in einer etwas dickeren Kugel endete.

      Surubaya wusste, dass hier ein Verhör folgen würde und er hatte sich geschworen, sofort alles zu erzählen. Wenn man lange genug gefoltert wurde, erzählte man sowieso alles. Weshalb sich dann zuerst noch den Schmerz antun.

      Trotzdem hatte er Angst.

      Er schrie, er brüllte und er heulte. Vor Angst, vor Wut und vor Verzweiflung.

      Es war nicht fair und er fluchte.

      Er wurde lethargisch und dann heulte er wieder.

      Sein Rücken schmerzte. Seine Beine, seine Arme. Eigentlich schmerzte alles an seinem Körper. Er versuchte, sich irgendwie nur ein bisschen zu bewegen. Nur ein klitzekleines bisschen. Unmöglich.

      »Oahhh!«, schrie er frustriert. Dann sackte er zusammen und dämmerte in einen Halbschlaf hinüber. BAMM!!

      Die Tür flog auf. Ein Mann mit einer schwarzen Ledermaske kam herein, noch einer und noch einer. Alle drei stellten sich an der hinteren Wand auf. Dann kam ein älterer Herr in einem langen grauen Gewand und setzte sich an den Tisch, holte aus einer Schublade eine Feder ein Tintenfässchen und Papier heraus.

      Ein weiterer Mann höchstens Mitte Zwanzig mit schwarzen zurückgekämmten Haaren und einem kleinen Spitzbart betrat den Raum und setzte sich neben den Schreiber. Zuletzt kam ein bulliger Kerl mit einem schwarzen Helm und schwarzer Lederrüstung in den Raum. Er zog eine kleine Handkarre hinter sich her, in der sich unter einem fleckigen weißen Tuch spitze Dinge abzeichneten, die metallisch klapperten.

      »Was wird das hier?«, fragte Surubaya versucht streng und starrte herausfordernd. Das Zischen bei jedem S-Laut, durch die neue Zahnlücke, störte ihn. Er wollte ja stolz erscheinen.

      Der behelmte Mann trat einen Schritt auf ihn zu und schlug ihn ohne Warnung mit seiner behandschuhten Faust ins Gesicht. Surubaya sah Sternchen und der Schmerz ließ seine rechte Gesichtshälfte explodieren.

      »Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst«, sagte der Mann mit dem Helm schnarrend, drehte sich um und setzte sich auf den letzten freien Stuhl.

      Die drei Sitzenden flüsterten geraume Zeit miteinander. Dann stand der Schwarzhaarige auf, ging langsam um den Tisch herum und stellte sich vor Surubaya hin. »Mein Name ist Rand I. Ich bin König von Hohen Horst und Protektor von Argan Tai. Und Sie sind Surubaya M’basa, Bote und Sohn von Pekonbaru M’basa dem Srighani von Reyen Lak. Richtig?«

      Surubaya versuchte zu nicken, was aber nicht ging und flüsterte ein leises JA.

      »Schön.« Rand klatschte in die Hände. »Sie werden die kleine Unannehmlichkeit hier verzeihen, aber sie verstehen, dass wir alle Informationen brauchen, die sie preisgeben können. Und die Erfahrung zeigt, dass den meisten Männern und manchmal auch Frauen in dieser Kammer immer mehr einfällt, als wenn wir draußen auf der Sonnenterrasse einen Tee trinken und plaudern würden. Nicht wahr?«

      Er legte beide Hände väterlich auf Surubayas Schultern und schaute ihm tief in die Augen.

      »Möchten sie ihr Gewissen erleichtern und uns die verräterischen Pläne Rialcs mitteilen.«

      »Ja ... ich erzähle ihnen alles. Könnte ich denn vorher noch einen Schluck Wasser haben?«, sagte Surubaya hektisch.

      »Tse, tse, tse, Herr M’basa.« Rand schüttelte gespielt entsetzt den Kopf. »Zuerst die Arbeit dann das Vergnügen.«

      Der König setzte sich hin, und klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. Surubaya erzählte alles und nichts. Das war das Problem, er wusste ja auch nichts. Aber in seinen Ohren hörte es sich gut an.

      In Rands Ohren nicht. Er winkte mit der Hand und einer der schwarz maskierten Männer trat vor. Er nahm eine Kneifzange vom Tisch und kniete sich vor Surubaya hin, der durch die Kopffixierung nicht sehen konnte, was der Mann vorhatte. Er schielte mit großen Augen nach unten, sah aber nur den Kopf des Mannes. Der Schweiß brach ihn aus allen Poren. Dann spürte er eine Hand, die seinen rechten Fuß festhielt und die Zange berührte seinen großen Zeh vorne an der Spitze und ...

      Er brüllte, kreischte, bettelte um Erbarmen. Er zuckte am ganzen Leib. Der Schmerz raste vom Fuß hoch in die Beine durch den Bauch in die Eingeweide. Er kotze Galle und verschluckte sich daran. Er hustete und schrie. Aber der Schmerz, der hörte nicht auf. Nochmal kotzte er. Ihm wurde schwarz vor Augen.

      Endlich nach einer halben Ewigkeit erhob sich der Mann wieder. Surubaya atmete schwer. Er starrte Rand mit blutunterlaufenen Augen an, der freundlich über den Tisch hinweg zurück lächelte.

      »Mein lieber Surubaya. Das waren fünf Fußnägel, die der gute Skrat ihnen ausgerissen hat. Ich hoffe sehr, dass das ihnen jetzt klar gemacht hat, dass Sie mit keiner Information hinter dem Berg halten sollten, nicht wahr?«

      »Ja«, keuchte Surubaya. »Aber ich weiß nicht mehr, wirklich.« Er schaute Rand flehend an.

      Der verdrehte nur die Augen, stützte seinen Kopf in die eine und wedelte mit der anderen Hand.

      Wieder trat Skrat auf den Delinquenten zu und kniete sich vor ihn hin.

      »Nein, Nein, Neeeeeiiiiin!«, kreischte Surubaya. Sein Geschrei ging über in ein schrilles Heulen, dann verdrehte er die Augen und wurde ohnmächtig.

      Der Eimer voll Wasser, den er ins Gesicht bekam, weckte ihn wieder auf. Er zitterte am ganzen Leib. Seine Füße standen in Flammen und er wünschte sich, dass er tot sei.

      »So, mein Lieber«, lächelte Rand ihn an. »Ich weiß, was sie wollen. Zum Schluss betteln sie alle danach. Und dass sie hier nicht mehr lebend herauskommen, wird ihnen ja sowieso klar sein, oder?«

      Surubaya gab ein Wimmern von sich.

      »Also. Wir können es ganz schnell machen.« Er zog einen langen Dolch aus einer Scheide am Gürtel.

      »Zack ins Herz! Und tot. Oder, wenn sie nicht kooperieren wollen, machen Skrat oder Trewas oder Zusa,« er zeigte auf die drei Maskierten, »oder ... unser Scharfrichter Krondat, der gute Mann dort am Tisch, so lange weiter, dass sie den Tag ihrer Geburt verfluchen werden. Also. Wie entscheiden sie sich?«

      »Bitte, sie müssen mir glauben, ich weiß nichts über Invasionspläne, Truppenstärken oder so was. Ich bin doch nur ein Bote und mein