Raya Mann

Serenus I


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vom Werden der Bilder hypnotisieren, bis er selber Blatt und Pinsel wurde. Er fühlte am eigenen Leib, wie die Farben gegen einander aufgehetzt und wieder miteinander versöhnt wurden. Es fiel ihm leicht, seinen Vorsatz, jeden Tag ein Bild zu malen, in die Tat umzusetzen. Beim Lernen verbohrte er sich in diejenigen Fächer, die ihm fremd waren und die ihn kalt ließen. Am allerwenigsten mochte er Geschichte. Wenn er den Stoff herunterbetete, bis er ihn auswendig wusste, überkam ihn eine Ruhe, als würde er im Zug fahren und Strommasten zählen. Dreißigjähriger Krieg, hundertjähriger Krieg, Erbfolgekrieg, Opiumkrieg, Sezessionskrieg. Utrecht, Odessa, Boston, Versailles, Trafalgar. Die Geschichte kam ihm vor wie ein Mörser, in dem die Menschen von der Gier nach Macht zerstampft wurden. Aber sie ermöglichte es ihm, Rosanna zu vergessen und eine Eins nach der anderen zu schreiben.

      Wenn er trotz Kunst und Krieg keine Ruhe fand, half er sich mit Cannabis. Serenus war überaus empfänglich für die Moleküle, die im indischen Hanf enthalten waren. Wenn er kiffte, fühlte er, wie seine Haut glatt und weich wurde, wie sich die Kapillare mit der Süße seines Blutes füllten, als ob heißer trockener Sand über seinen Körper rieselte. Er rauchte den Stoff, bevor er zu Bett ging, und gab sich den Halluzinationen hin, bis der Rausch nach zwei, drei Stunden in den Schlaf überging.

      Während dieser zwei Jahre geriet er kein einziges Mal in sexuelle Versuchung. Wenn ihn doch einmal die Erregung überkam, masturbierte er unter der Dusche, sodass er Selbstbefriedigung und Selbstreinigung miteinander verbinden konnte. Gisela zog ihn hin und wieder damit auf, dass er wie ein Mönch lebte. Sie deutete an, dass bei ihm die sexuelle Entwicklung ein paar Jahre zu früh eingesetzt hätte und dass er jetzt die Abstinenz der Vorpubertät nachholte. Serenus konterte, dass sie selber ja offensichtlich auch eine Trockenperiode durchmache. Gisela lachte und meinte, dass sie wahrscheinlich deswegen Freunde geworden seien, weil ihnen das Verlangen nicht in die Quere gekommen sei.“

      Allerdings gab es zwischen Gisela und Serenus, trotz ihrer platonischen Zuneigung, einen Streitpunkt. Seit ihrer Zeit als Studentin sympathisierte sie mit den Terroristen der Roten Armee Fraktion. Sie hielt das Andenken der Selbstmörder von Stammheim in Ehren und rätselte oft daran herum, was wohl aus den anderen Untergrundkämpfern geworden war. Darauf reagierte Serenus jedes Mal mit Empörung. Als er sich wieder einmal über sie ärgerte, sagte Gisela: „Du begreifst eben nicht, dass ihr auch ein Teil dieser Geschichte seid.“

      Serenus sah sie fassungslos an.

      Sie erklärte ihm: „Du hast mit Rosanna angebändelt, nachdem Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis starben. Und dann, kurz nachdem dich Rosanna verließ, wurden Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz verhaftet. Ich persönlich glaube fest daran, dass die RAF wiederauferstehen wird, sobald deine Trauerzeit vorbei ist und du eine neue Liebe gefunden hast.“

      „Spinnst du? Weißt du überhaupt, was du da redest? Als ob es an mir sei, diese Mörder aufzuhalten! Weißt du was? Ich werde einfach nie mehr ein Mädchen anfassen und dann kannst du dir deine Helden irgendwohin stecken.“

      Serenus war noch tagelang wütend, bis Gisela sich bei ihm entschuldigte und ihm versprach, nie wieder etwas in dieser Richtung verlauten zu lassen.

      Aber ein halbes Jahr später erfüllte sich ihre Prophezeiung auf seltsame Weise. In der Nacht, als Serenus zum ersten Mal mit seiner neuen Liebe Laura schlief, wurden bei einem Überfall auf ein Waffengeschäft zwanzig Pistolen und Revolver erbeutet. Damit begann die Wiederbewaffnung der RAF. Aber das war im venezianischen Spätherbst und er bekam überhaupt nichts davon mit.

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