M.H. Murray

Tod am Lagerhaus


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Treppe hoch und in die Wohnung, wo sie sich als Erstes ihre Sachen auszog und unter die Dusche ging. Als sie eine Weile später, in einen Bademantel gehüllt, die Küche betrat, beschloss sie, erst einmal dem Captain ihren Bericht abzustatten. Erst danach würde sie sich eine Kleinigkeit zu essen machen. Sie setzte sich an den kleinen Esstisch, nahm das Handy aus ihrer Handtasche und drückte die Nummer drei.

      „Joe's Reinigung, wir bekommen Ihre Sachen blütenweiß“, meldete sich eine brummige Stimme.

      „Sie hätten gute Chancen in der Werbebranche, Sir“, entgegnete Sarah schmunzelnd.

      „Wann habe ich Ihnen die Erlaubnis erteilt, sich über mich lustig zu machen, Williams?“, polterte Mancini ungehalten.

      „Haben Sie nicht, Captain und es steht mir fern, über Sie zu lachen“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen.

      „Das wäre ja auch noch schöner“, murrte er. „Also, warum rufen Sie erst jetzt an? Ich dachte, Sie müssten um 10 Uhr in der Galerie sein.“

      „Das hat sich geändert, ich muss erst am Nachmittag dort sein. Diese Party gestern war recht lang. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Darum lässt mich Graham heute später anfangen“, berichtete sie.

      „Die Party ging bis heute früh?“

      „Nicht ganz Sir. Aber Graham hat darauf bestanden, dass ich dort übernachte, weil es schon so spät war.“

      „Sie haben bei ihm übernachtet?“, fragte der Captain ungläubig. „In seinem Haus? Nur Sie und er?“

      „Na ja, ich denke schon“, bestätigte sie.

      „Sind Sie verrückt geworden?“, fuhr Mancini auf. „Wissen Sie, in welche Gefahr Sie sich begeben haben?“

      „Captain, ich …“, wollte sie ihm widersprechen, wurde aber unterbrochen.

      „So etwas gehört nicht zu Ihrem Auftrag, Detective Williams.“

      Sarahs Augen wurden groß, als sie verstand, was er meinte.

      „Moment mal, Sir. Ich habe im Gästezimmer geschlafen – allein. Ich weiß nicht, wie Sie darauf gekommen sind, dass ich … dass wir… Sie wissen schon“, stellte sie klar.

      Mancini räusperte sich.

      „Na ja, trotzdem, wenn der Chief das hört, bekommt er eine Herzattacke“, war er sich sicher.

      „So schlimm wird es schon nicht werden“, wiegelte Sarah ab, obwohl sie sich da nicht sicher war. Immerhin sah Edward Grant in ihr beinahe so etwas wie eine Tochter.

      „Kommen wir zu gestern Abend“, wechselte der Captain das Thema. „Konnten Sie bereits irgendetwas beobachten? Ist Ihnen etwas aufgefallen?“

      Sarah atmete tief durch.

      „Während der Party hat Graham einen Vertrag unterzeichnet - mit einem Mexikaner, Hernando Gomez. Auf den ersten Blick scheint aber alles sauber daran zu sein. Und David Graham selbst – entweder hat der Mann einen Oscar verdient, oder er wird völlig zu unrecht verdächtigt. Das kann ich mir nach der Aktenlage natürlich nicht vorstellen. Er scheint zumindest eine wirklich harte Nuss zu sein, doch ich werde sie knacken, das verspreche ich Ihnen.“

      „Hoffen wir es“, knurrte Mancini. „Der Polizeichef und der Bürgermeister sitzen uns im Nacken und seit fast zwei Wochen können wir sie nur hinhalten. Wenn wir nicht bald ein Erfolgserlebnis haben, kann ich wohl bald jeden Tag mit meiner Frau Glücksrad schauen.“

      Sarah musste erneut schmunzeln.

      „Ich werde alles dafür tun, um Ihnen das Glücksrad zu ersparen, Sir“, versicherte sie ihm.

      „Haben Sie schon wieder vergessen, dass Sie sich nicht über mich lustig machen sollen, Williams?“, erinnerte er sie so lautstark, dass Sarah das Telefon ein Stück vom Ohr weg halten musste, um nicht taub zu werden.

      „Das hatte ich auch nicht vor, Sir.“

      „Gut, noch was?“

      „Nein Sir.“

      „Dann melden Sie sich morgen wieder – außer es passiert heute noch etwas.“

      „Natürlich Sir. Bis dann.“

      „Ja, bis dann.“

      Sarah legte auf und steckte das Handy in die Tasche. Nach den Pfannkuchen zum Frühstück – die wirklich lecker gewesen waren, wie sie sich eingestehen musste – hatte sie zwar keinen großen Hunger, aber sie wusste nicht, wie lange sie am Nachmittag noch arbeiten musste. Also beschloss sie, sich etwas zu kochen. Ihre Wahl fiel auf Spaghetti und dazu eine Soße aus dem Glas. Das ging schnell und es war relativ sicher, denn bei ihren Kochkünsten war sie wirklich froh, undercover in einer Galerie arbeiten zu müssen und nicht in einem Restaurant.

      Nach dem Mittagessen nutzte Sarah die Zeit, um auf dem Sofa noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Zu ihrem Leidwesen gelang ihr dies jedoch nicht, denn in ihren Gedanken tauchte ständig David Graham auf. Entnervt richtete sie sich nach einer Weile wieder auf und schaltete den Fernseher ein, um sich noch eine halbe Stunde abzulenken, bevor sie sich anzog und auf den Weg zur Galerie machte.

      Kapitel 7

      Als Sarah die Galerie betrat, war es 14.20 Uhr. Hinter dem Empfangstresen erhob sich eine junge Frau mit kurzen, blonden Haaren.

      „Herzlich willkommen“, begrüßte die Frau sie.

      Sarah lächelte.

      „Hallo, Sie müssen Debbie sein. Ich bin Sarah Porter“, stellte sie sich erst einmal vor.

      „Ah, Davids neue Assistentin. Schön, dass wir uns endlich kennenlernen“, entgegnete Debbie und musterte sie neugierig.

      „Ja, finde ich auch“, erwiderte Sarah freundlich. „Ist David schon da? Ich hoffe, ich bin nicht zu spät.“

      „Nein, er hat vorhin angerufen. Er wird nicht vor 15 Uhr hier sein“, beruhigte Debbie sie.

      „Oh, dann habe ich ja bis dahin nichts zu tun. Wie bequem“, meinte Sarah scherzhaft.

      „Ja“, bestätigte Debbie schmunzelnd. „Möchten Sie trotzdem schon nach oben gehen in Ihr Büro?“

      „Eigentlich würde ich lieber hier bleiben und Ihnen solange Gesellschaft leisten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

      In Debbies Augen leuchtete es freudig auf und ihre Miene entspannte sich deutlich.

      „Nein, gar nicht, ich freue mich“, versicherte sie schnell und zog einen zweiten Stuhl hinter dem Empfangstresen hervor.

      Sarah setzte sich zu ihr, während die andere Frau sie weiterhin beobachtete.

      „Und? Sind Sie etwas aufgeregt vor Ihrem ersten Arbeitstag?“, erkundigte sich Debbie.

      „Na ja, schon“, gab Sarah zu. „Obwohl, streng genommen gestern bereits mein erster Tag war.“

      „Was? Warum?“, war Debbie verwirrt.

      „Gestern war eine Party in Davids Haus“, berichtete Sarah. „Für einen Señor Gomez. David hatte mich gefragt, ob ich nicht dort bereits dabei sein könnte.“

      „Hernando Gomez?“, fragte Debbie ungläubig nach. „Aber die Party ist doch erst am kommenden Wochenende.“

      „Sollte sie ursprünglich sein, aber Gomez kam wohl überraschend eine Woche früher“, klärte Sarah sie auf.

      „Und ich weiß mal wieder von gar nichts“, schmollte Debbie. „Amanda hat vorhin auch nichts gesagt.“

      „Vielleicht wusste sie es auch nicht“, gab Sarah zu bedenken.

      „Schon möglich“, entgegnete Debbie schulterzuckend. „Wer war denn alles da?“

      „Gomez mit einigen Begleitern, David natürlich, ich und John - Herman? Der Sicherheitschef.“

      „Er