M.H. Murray

Tod am Lagerhaus


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was ist los? Ich hoffe, es ist wichtig. Meine Frau möchte mit mir Glücksrad schauen.“

      Sarah musste für einen Moment schmunzeln. Anscheinend hatte der Captain zu Hause einen anderen Vorgesetzten.

      „Sir, ich hatte vorhin einen Anruf von Graham. Ich soll meinen Job bereits morgen Abend antreten. Er gibt eine Party für einen Mexikaner – in seinem Privathaus.“

      „Das gefällt mir überhaupt nicht. Diese großen Grundstücke sind wie Festungen, da wären Sie auf sich allein gestellt und Sie kennen Graham noch nicht gut genug, um das Risiko einschätzen zu können. Was, wenn es eine Falle ist?“

      „Das werden wir nie erfahren, wenn ich nicht hingehe und es herausfinde.“

      „Sie wollen also dort ernsthaft hingehen?“

      „Ja Captain, ich habe bereits zugesagt.“

      „Sie sind der dickköpfigste, eigenwilligste Mensch, der mir je begegnet ist, wissen Sie das, Williams?“

      „Danke Sir!“

      „Das war kein Kompliment“, knurrte er.

      „Ich werde vorsichtig sein, versprochen.“

      „Das hilft auch nicht immer. Aber ich befehle Ihnen, eine Waffe mitzunehmen.“

      „Das hatte ich sowieso vor, Sir. Die kleine Pistole lässt sich gut in der Handtasche verstecken.“

      „Alles klar, aber wenn irgendwas sein sollte, versuchen Sie mich sofort zu kontaktieren, egal um welche Uhrzeit, verstanden?“

      „Jawohl Sir!“

      „Gut, noch was?“

      „Nein Sir. Viel Spaß mit dem Glücksrad.“

      „Werde ich ganz sicher haben. Ich verpasse dadurch ja auch nur das Footballspiel“, murrte er, bevor er auflegte.

      Sarah musste unweigerlich über seine Bemerkung schmunzeln, als sie das Telefon weglegte.

      Als der kleine Zeiger der Uhr am folgenden Nachmittag beinahe die Fünf erreicht hatte, steigerte sich die Aufregung bei Sarah nahezu ins Unermessliche. Sie hatte das neue Kleid angezogen, ihre Haare kunstvoll hochgesteckt und war gerade in die Schuhe geschlüpft, als es unten an der Haustür klingelte. Sie versuchte, ruhig zu bleiben, zog noch einmal ihren Lippenstift nach, griff dann nach ihrer Handtasche und verließ die Wohnung.

      Als sie unten aus der Haustür trat, erstarrte sie für einen Moment, als sie das dunkle Mercedes-Coupé am Bordstein parken sah und davor stand niemand anderes als - David Graham.

      Kapitel 5

      Langsam ging Sarah auf Graham zu. Er stand einfach nur da und sah sie an. Sein Blick war so intensiv, dass ein wohliger Schauer über ihren Rücken lief.

      „Hallo“, grüßte sie einfach, als sie Graham erreicht hatte.

      „H … hallo“, erwiderte er stockend und betrachtete sie von oben bis unten.

      Sie trug ein schwarzes, trägerloses und recht kurzes Cocktailkleid, das ihre schlanken, langen Beine gut zur Geltung brachte. Passend dazu verfehlten auch ihre Schuhe mit den acht Zentimeter hohen Absätzen ihre Wirkung offenbar nicht, denn David Graham konnte seinen Blick nicht von ihr losreißen.

      „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig. „Bin ich unpassend gekleidet?“

      Er schüttelte langsam den Kopf.

      „Oh nein. Verzeihen Sie, wenn ich das so direkt sage, aber Sie sehen einfach umwerfend aus, Sarah.“

      Sie lächelte verlegen und konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen bei seinen Worten leicht erröteten.

      „Sie hatten mir nicht gesagt, dass Sie mich auch mit übertriebenen Komplimenten bezahlen wollen.“

      Er musste schmunzeln.

      „Ich muss Sie enttäuschen. Das war weder eine Bezahlung, noch in irgendeiner Weise übertrieben.“

      „Das freut mich“, erwiderte sie schüchtern und blickte in seine dunklen Augen. Erneut wurden sie von ihnen magisch angezogen und hatte das überwältigende Gefühl, wie in einem unendlich tiefen Strudel darin zu versinken.

      „Denn ich kann das Kompliment durchaus zurückgeben“, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu.

      Auf David Grahams Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln, das unmittelbar ein warmes Ziehen in Sarahs Körpermitte auslöste. Zum Glück öffnete er jetzt die Beifahrertür des Mercedes und ließ sie einsteigen. Er hielt dabei ihre Hand und sandte damit unwillkürlich neue Schockwellen durch ihre Nervenbahnen. Sie war erleichtert, als sie endlich sicher in ihrem Sitz angeschnallt war und er die Tür von außen schloss.

      Während der gesamten Fahrt zu seinem Haus herrschte ein angespanntes Schweigen zwischen ihnen. Sarah blickte wie gebannt auf die Fahrbahn vor ihnen und spielte nervös mit ihren Fingern. Graham hingegen sah immer wieder kurz zu ihr herüber und es hatte den Anschein, dass er etwas sagen wollte, es sich im letzten Moment aber wieder anders überlegte.

      Endlich fuhren sie durch ein großes Tor, einen gewundenen Weg entlang. Dieser wurde zuerst von dichten Sträuchern, später von einigen großen Palmen gesäumt. Sarah konnte erkennen, dass sie durch einen riesigen Garten fuhren, der beinahe die Ausmaße eines Parks besaß. David Graham hielt den Wagen kurz darauf vor dem Eingang eines großen Hauses an. Dieses Haus war im Stil einer mexikanischen Hazienda erbaut, mit den typischen Bögen und den roten Dachziegeln.

      Sarah stieg aus dem Auto, nachdem Graham ihr die Tür geöffnet hatte und schaute sich staunend um.

      „Gefällt es Ihnen?“, fragte Graham.

      „Es ist wunderschön“, gestand sie lächelnd.

      „Wenn Sie möchten, kann ich Sie ein bisschen herumführen. So viel Zeit haben wir noch“, bot er an.

      „Sehr gern.“

      Sie schlenderten gemeinsam um das Haus und Sarah blieb überwältigt stehen, als sie die Rückseite erreicht hatten. Eine große Terrasse schloss sich an das Gebäude an. Nicht weit davon entfernt leuchtete das Wasser eines riesigen Pools im tiefsten Blau und die Aussicht von hier oben über die Stadt war einfach atemberaubend.

      „Wahnsinn“, murmelte sie beeindruckt. „Der Ausblick ist der wundervollste, den ich je gesehen habe.“

      „Das kann ich gut verstehen“, entgegnete er. „Ich empfinde das auch immer wieder, wenn ich hier stehe – auch wenn ich heute hier etwas sehe, das noch wundervoller ist.“

      „Ach ja? Sie machen mich neugierig, was das …“, erwiderte sie und geriet ins Stocken, als sie bemerkte, wie sein Blick gebannt auf ihr ruhte. Es wurde ihr jetzt bewusst, was - oder besser, wen er damit gemeint hatte. Sie räusperte sich verlegen.

      „Wir sollten … Wir wollten doch noch etwas besprechen“, erinnerte sie ihn.

      „Oh, ja, richtig“, stimmte er zu. „Lassen Sie uns dafür in das Arbeitszimmer gehen.“

      Sie folgte ihm zurück zur anderen Seite des Hauses. Sarah ließ ihren Blick noch einmal über den Garten schweifen, während sie zum Eingang gingen. Sie liefen dabei vorbei an den Lieferwagen der Cateringfirma und des DJ's, die sich um das Essen und die Musik für die Party kümmerten. Sie betraten dann das Haus und Graham führte sie durch den Flur nach links und öffnete eine Tür, um sie eintreten zu lassen.

      Sarah erkannte auf den ersten Blick, dass dieses Arbeitszimmer nicht im modernen Stil eingerichtet war wie sein Büro in der Galerie. Der schwere Schreibtisch, das Bücherregal, die Aktenschränke und auch die Ledersessel passten perfekt zum Ambiente des gesamten Hauses. Auf den zweiten Blick konnte sie auch erkennen, dass sich noch jemand im Arbeitszimmer befand.

      Vor dem Aktenschrank stand ein großer Mann mit dunklem Haar, das an den Schläfen leicht ergraut war. Sie schätzte ihn auf Mitte