M.H. Murray

Tod am Lagerhaus


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drin, was er mit Ihnen abgesprochen hat.“

      „Sehr gut“, war sie zufrieden und sah, wie er unruhig auf seine Uhr schaute.

      „Haben Sie noch einen anderen Auftrag?“

      „Nein, es ist nur, ich hatte ja vorhin eigentlich Dienstschluss und ich sollte mit meiner Freundin gleich einkaufen gehen und …“

      „Und dann sitzen Sie noch hier?“, unterbrach sie ihn grinsend.

      „Na ja, ich kann Sie doch nicht einfach so … allein essen lassen.“

      Sarah lachte.

      „Oh keine Angst, das werde ich schon schaffen. Ich weiß nicht, ob es Ihrer Freundin gefallen würde, wenn Sie sie versetzen, um mir beim Essen zuzuschauen.“

      „Sicher nicht“, murmelte er zerknirscht.

      „Na also. Nun gehen Sie schon!“

      Sie sah ihn gleich darauf zum Ausgang stürmen und schüttelte schmunzelnd den Kopf.

      ***

      Nachdem sie gegessen hatte, ließ sich Sarah mit dem Taxi zu ihrer Wohnung fahren. Dort packte sie die Sachen ein, die sie mitnehmen wollte. Mir mehreren Koffern ging es anschließend weiter zu ihrer neuen Unterkunft, die für die Zeit ihres Auftrags ihr Zuhause sein würde. Das Apartment war ebenfalls recht klein, aber hell und freundlich. Sarah verbrachte den Abend damit, sich dort häuslich einzurichten. In dem Karton, den Officer Wilkins ihr gegeben hatte, lagen außer dem Wohnungsschlüssel noch eine kleine Pistole und verschiedene Holster, um die Waffe an den unterschiedlichsten Stellen des Körpers tragen zu können. Zu ihrer größten Überraschung fand sie auch noch 3.000 Dollar in bar in einem Umschlag und beschloss sofort, am Samstag einkaufen zu gehen.

      Nach dem Abendessen machte sie es sich auf dem Sofa gemütlich und schaute Fernsehen, bis sie ins Bett ging. Zuerst machte sie die ungewohnte Umgebung dafür verantwortlich, dass sie nicht einschlafen konnte, aber immer wieder tauchten die dunklen Augen und das Lächeln von David Graham in ihren Gedanken auf und die Erinnerung an seine Berührungen ließen ihren Körper erzittern. Unruhig wälzte sie sich im Bett hin und her. Es war bereits weit nach Mitternacht, als sie endlich vom Schlaf übermannt wurde.

      Am nächsten Morgen war Sarahs Laune alles andere als gut. Das lag nicht nur am Schlafmangel, sondern auch an der Erkenntnis, dass ihre verstörenden Träume von Benny durch neue ersetzt worden waren. In diesen fühlte sie sich sich offenbar von einem kaltblütigen Mörder und gerissenen Verbrecher angezogen. Sarah duschte lange, machte sich dann Frühstück und setzte sich an den Computer. Sie wollte den Tag nutzen, um ihre Kenntnisse der Kunstszene aufzufrischen.

      Auch in der nächsten Nacht gelang es David Graham, sie sehr lange wach zu halten, ohne dass dieser dafür jedoch persönlich anwesend war. Sarah war mehr als erleichtert, als sie am Samstag die Wohnung verließ, um sich mit einem ausgiebigen Einkaufsbummel abzulenken.

      Sie durchstreifte am Vormittag zahllose Boutiquen und Schuhgeschäfte und als ihre Füße zu schmerzen begannen, beschloss sie, den Nachmittag in einem Einkaufszentrum zu verbringen. Das Bündel mit den 3.000 Dollar schrumpfte unaufhaltsam zusammen und Sarah entschied irgendwann, dass sie erst einmal genug Sachen zum Anziehen für ihren neuen Job hatte. Gerade wollte sie sich wieder auf den Heimweg machen, als ihr Handy zu klingeln begann. Verwundert zog sie es aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen.

      „Hallo? Was gibt es denn, Sir?“, fragte sie.

      „Sir? Das ist aber nicht mein Vorname.“

      Sarah hatte das Gefühl, ihr Herz blieb für einen Moment stehen, als sie David Grahams Stimme erkannte. Sie hatte nicht auf das Display geschaut, da sie nicht erwartet hatte, von jemand anderem, als dem Captain angerufen zu werden.

      „Oh, nein. Ich weiß, dass es nicht …“, stammelte sie. „Ich meinte natürlich David.“

      Sie glaubte, ein leises, tiefes Kichern zu vernehmen.

      „Schon besser“, bestätigte er. „Sie werden sich sicher fragen, warum ich Sie heute anrufe und ich hoffe, ich störe Sie nicht gerade bei etwas.“

      „Nein, gar nicht. Und ja, ich frage mich tatsächlich, warum Sie heute anrufen. Es ist doch nichts mit meinem Job? Sie haben es sich doch nicht noch anders überlegt?“, erkundigte sie sich mit einem Anflug von Panik in der Stimme.

      „Nein, nein, ganz im Gegenteil“, beruhigte er sie. „Ich stecke in einer Zwickmühle und möchte Sie um Hilfe bitten.“

      „Mich? Wie kann ich Ihnen denn helfen?“

      „Ich weiß, dass Ihr Job erst am Montag beginnt und Sie sind auch zu nichts verpflichtet, aber ein sehr wichtiger Geschäftspartner aus Mexiko, für den ich am nächsten Wochenende eine Party geben wollte, kommt überraschend früher nach Los Angeles. Das heißt, ich muss die Party bereits morgen Abend geben und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir dabei helfen könnten.“

      Sarah schwieg einen Moment und konnte trotz des Lärms um sie herum ihr Herz laut pochen hören. Sie atmete tief durch, um ihre Aufregung zu unterdrücken.

      „Ist das wieder einer Ihrer Tests?“

      Graham lachte kurz, wurde dann jedoch wieder ernst.

      „Ich wünschte, es wäre so“, hörte sie ihn seufzen.

      „Ja, ich habe morgen noch nichts vor. Ich würde Ihnen gern helfen“, entgegnete sie spontan und wunderte sich gleich darauf über ihre schnelle Entscheidung.

      „Wirklich?“, rief er erfreut aus. „Das ist ja wunderbar. Vielen Dank.“

      Sarah musste über seine Begeisterung lächeln.

      „Wie gesagt, ich mache es gern. Sie müssen mir nur mitteilen, was ich dort zu tun habe, was ich anziehen soll, wo die Party stattfindet, wann ich dort sein soll und …“

      „Immer mit der Ruhe“, unterbrach er sie lachend. „Sie brauchen nicht in Panik zu verfallen. Hernando Gomez ist einer der größten Händler in Mexiko, wenn es um aztekische Kunst geht. Ich versuche schon sehr lange, einen Deal mit ihm abzuschließen, doch die Konkurrenz schläft nicht. Gomez mag aber keine trockenen Verhandlungen. Er liebt Partys, gutes Essen, Musik, Tanz, lockere Stimmung eben. Ich hoffe, wir können Ihn gemeinsam zu einer Zusammenarbeit gewinnen. Sie kennen sich doch mit aztekischer Kunst aus?“

      „Ich denke schon“, erwiderte Sarah vorsichtig.

      „Gut. Und was die anderen Dinge betrifft, es wird keine formale Veranstaltung. Ziehen Sie irgendetwas an, das man zu Partys halt trägt. Ich bin mir sicher, Sie finden etwas Passendes. Ist Ihr Auto immer noch in der Werkstatt?“

      „Ähm ja.“

      „Das macht nichts. Ich werde veranlassen, dass Sie um 17.00 Uhr abgeholt werden. Dann haben wir noch Zeit, uns zu besprechen, bevor Gomez eintrifft. Ach ja und Ihren Vertrag können wir auch gleich unterschreiben. Sie müssten mir nur noch sagen, wo Sie wohnen.“

      „Oh ja, natürlich.“

      Sie teilte ihm ihre Adresse mit.

      „Sehr gut. Auch wenn ich mich wiederhole, ich bin Ihnen wirklich dankbar, Sarah.“

      „Das ist doch nicht nötig“, wehrte sie ab. „Wo findet eigentlich die Party statt? In der Galerie?“

      „Nein, in meinem Haus. In den Hollywood Hills.“

      „Ach so“, versuchte sie, ihre Nervosität zu überspielen. „Ja, okay.“

      „Dann bis morgen, Sarah.“

      „Bis morgen, David“, entgegnete sie und legte auf.

      Langsam steckte sie das Handy in ihre Handtasche.

      „Oh Gott, oh Gott, was mache ich jetzt?“, murmelte sie. „Ich brauche unbedingt noch ein Kleid.“

      ***

      Als sie am Abend voll bepackt mit Tüten und Kartons zurück