M.H. Murray

Tod am Lagerhaus


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ihn vor. „Und das ist Sarah Porter, meine neue Assistentin.“

      Die beiden schüttelten einander kurz die Hände.

      „Angenehm.“

      „Freut mich auch.“

      „Also? Wie sieht es aus?“, erkundigte sich David Graham.

      „Gomez kommt allein, seine Geschäftspartner mit ihren Frauen. Sie werden spätestens in einer halben Stunde hier sein. Mit dir und Sarah werden also neun Personen heute Abend hier sein. Außer den Caterern, dem DJ und mir natürlich“, berichtete John Henman.

      „Sehr gut“, nickte Graham zufrieden.

      „Ich werde dann jetzt nachsehen, ob mit der Vorbereitung alles glatt läuft.“

      „Alles klar, tu das.“

      Der Sicherheitschef verließ das Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich.

      „Sie duzen sich?“, erkundigte sich Sarah.

      „Ja, wir kannten uns bereits, bevor ich die Galerie eröffnet habe. Wir vertrauen uns.“

      „Aha“, entgegnete sie kurz und fügte in Gedanken hinzu: ’Ich frage mich nur, worin die beiden sich so alles vertrauen.'

      „Ich würde sagen, fangen wir mit den wichtigen Dingen an“, schlug Graham vor und zeigte auf die Papiere auf seinem Schreibtisch. „Da wäre zum Beispiel Ihr Arbeitsvertrag. Wenn Sie ihn bitte lesen und dann unterschreiben würden.“

      Sarah nickte, nahm die Blätter und überflog sie aufmerksam, bevor sie sie wieder ablegte, einen Kugelschreiber nahm und ihre Unterschrift darunter setzte.

      ’Geschafft’, jubelte sie innerlich.

      „Herzlichen Glückwunsch! Jetzt gehören Sie auch offiziell zu uns“, erklärte er zwinkernd, während sie ihr Exemplar des Vertrages in die Handtasche steckte.

      „Oh ja, vielen Dank noch einmal.“

      „Nichts zu danken“, wehrte er ab. „Dann kann ich Sie ja nun etwas mehr über Hernando Gomez ins Bild setzen. Sie sagten gestern, Sie kennen sich auch ein wenig mit aztekischer Kunst aus?“

      „Ich denke schon“, erwiderte sie schulterzuckend.

      „Und mit der Mythologie und Geschichte der Azteken allgemein?“

      „Hm, etwas, warum?“

      „Es geht darum, Hernando Gomez behauptet, er ist ein Nachfahre von Azteken. Ich habe keine Ahnung, inwieweit das stimmt, aber er legt sehr großen Wert darauf, dass ihr Andenken angemessen geachtet wird. Das ist auch der einzige Grund, warum er noch mit niemandem einen Vertrag abgeschlossen hat. Paul Carter – unser Hauptkonkurrent – wird ihm viel mehr Geld bieten, als ich es kann. Ganz sicher hat er ihm auch bereits mehr geboten. Aber Gomez weiß, dass Carter die Stücke an jeden verkaufen würde, der ihm am meisten bietet. Dabei ist es ihm egal, ob sie in einem Keller verschwinden oder das Gold sogar eingeschmolzen wird. Ich kann Gomez hingegen garantieren, dass alles in seriöse Hände gelangt.“

      Sarahs linke Augenbraue wanderte unwillkürlich nach oben, als er den letzten Satz aussprach. Er war gut! Er klang wirklich überzeugend, das musste man ihm lassen. Kein Wunder, dass selbst das FBI nichts gegen ihn in der Hand hatte.

      „Verstehe und ich soll Ihnen dabei helfen, ihn zu überzeugen, dass er sich mehr für die Kunst als für das Bankkonto entscheidet?“

      Graham lächelte.

      „Treffender hätte es man nicht ausdrücken können. Wie ich schon sagte, Gomez liebt die lockere Atmosphäre, feiert gern und vor allem redet er gern über sein Lieblingsthema, die Azteken - auch wenn es meist in einen Monolog ausartet, da niemand wirklich mitreden kann oder will.“

      Er öffnete die oberste Schublade des Schreibtisches und zog eine Mappe hervor.

      „Der vollständig aufgesetzte Vertrag“, erklärte er. „Seit acht Monaten ist er komplett fertig und wartet nur darauf, dass Gomez endlich seine Unterschrift darunter setzt.“

      „Ich weiß nicht, ob ich daran etwas ändern kann“, sagte Sarah vorsichtig. „Aber ich werde natürlich mein Bestes geben, um Sie zu unterstützen.“

      Es klopfte an der Tür und John Henmans Stimme war zu hören.

      „David, die Gäste kommen bereits an.“

      „Oh, so früh? Alles klar, wir sind schon unterwegs“, rief Graham zurück und bot Sarah seinen Arm an. „Auf in den Kampf!“

      Vorsichtig, als ob sie Angst hatte, einen Stromschlag zu bekommen, legte sie ihre Hand auf seinen Arm und Graham führte sie hinaus. Als sie aus der Haustür traten, stiegen gerade sieben Personen aus zwei schwarzen Limousinen.

      „Herzlich willkommen!“, begrüßte David Graham sie.

      „Ah Señor David“, erwiderte einer der Männer laut, kam auf ihn zu geeilt und schüttelte ihm kräftig die Hand. „Wie schön, dass Sie so kurzfristig umdisponieren konnten.“

      „Für Sie machen wir alles möglich, Hernando.“

      Der Mexikaner lachte laut. Das schien er oft und gern zu tun, wie sich an den Fältchen in seinem Gesicht ablesen ließ. Hernando Gomez war Anfang fünfzig und untersetzt. Sarah schätzte, auch ohne Schuhe wäre sie immer noch ein wenig größer gewesen als er.

      „Darf ich Ihnen Sarah Porter vorstellen, meine Assistentin“, lenkte Graham jetzt die Aufmerksamkeit auf sie.

      Gomez schaute sie an und sein Lächeln wurde noch breiter.

      „Oh Señor David, Sie sind ein glücklicher Mann. Sie haben die ganzen schönen Kunstwerke und nun auch noch so eine schöne Assistentin“, erklärte er.

      Graham musste lachen.

      „Damit haben Sie durchaus recht.“

      Sarah, der die Situation etwas unangenehm war, schüttelte jetzt ebenfalls Hernando Gomez' Hand.

      „Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Señor Gomez“, sagte sie.

      „Aber nicht doch, Señorita Sarah“, winkte er ab. „Nennen Sie mich bitte Hernando.“

      Sie nickte nur lächelnd als Antwort.

      Anschließend begrüßten David Graham und sie auch noch die anderen Gäste, bevor sie alle zusammen in das Haus gingen. Sie betraten einen Salon, in dem bereits eine große Tafel eingedeckt war. Sarahs Blick fiel auf das Buffet, das keine kulinarischen Wünsche offen ließ, während der DJ für die musikalische Untermalung sorgte.

      Nachdem alle Platz genommen hatten, erhob David Graham sein Weinglas.

      „Auf einen schönen Abend!“

      Auch alle anderen griffen zu ihren Gläsern, prosteten sich zu und tranken. Sarah nippte nur von dem Wein. Sie wollte keinerlei Risiko eingehen.

      Während des Essens wurde angeregt Smalltalk gehalten. Sarah zog es dabei vor, sich nicht daran zu beteiligen, sondern nur zuzuhören und zu beobachten. Sie war bald davon überzeugt, dass Hernando Gomez zwar ein ziemlich redseliger und geselliger Mann zu sein schien, aber dabei durchaus eine offene und liebenswürdige Person war. Der Abend zog sich weiter mit angeregten Gesprächen dahin. So manches Glas Wein wurde geleert. Selbst Sarah war irgendwann bereits bei ihrem dritten Glas – trotz aller Zurückhaltung. Irgendwann schwenkten die Gesprächsthemen dann über in den Kunstbereich und es dauerte nicht lange, bis Hernando bei seinem Lieblingsthema war – den Azteken.

      „Wissen Sie, David, am liebsten würde ich alle meine Kunstwerke in Mexiko behalten. Aber ich kann auch verstehen, dass die Menschen sie gern sehen wollen. Und nicht alle können dafür zu uns kommen.“

      „Genau darum geht es mir ja auch“, bestätigte Graham.

      „Das andere Problem ist, wir brauchen viel Geld, um das Erbe unserer Vorfahren zu erhalten - sehr viel Geld. So wie zum Beispiel Carter es mir bietet. Die Stätten der