Manfred Peter Oebel-Herrmann

Achims Ring


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Er kaufte Leibnitz-Kekse, dunkle Schweizer Schokolade mit einem Kakaoanteil von siebzig Prozent, eine Flasche Grand-Marniere, mehrere Flaschen Rieslingsekt Fürst Metternich, ein Glas Seehasen-rogen und frischen Dill. Eine Dose Sevruga-Caviar hatte Achim von einem Delikatessengeschäft schicken lassen. Als Hanni die Rech-nung für den Caviar sah, fragte sie, ob er verrückt geworden sei. Aber er meinte, dass ihm für ihren Geburtstag nur das Beste ins Haus käme und da ja auch noch ihre Mutter käme, soll es doch auch nicht knapp werden; darum auch eine größere Dose Caviar.

      „Und was kochst du nun für mich?“ versuchte es Hanni erneut.

      Achim ging darauf aber nicht ein und sagte „Warte ab“.

      Als er zu Hause ankam machte er sich daran das Dessert her-zustellen. Eine Kekstorte gehört zu Hannis Geburtstag. Dieses Mal würde es eine neue Kreation, kalorienärmer und ohne Fett.

      Zuerst stellte Achim eine Schokoladen-Chantilly her.

      In einer Metallschüssel ließ er Schokolade mit einer Tasse Espresso und einem Glas Grand-Marniere schmelzen. Dann stellte er die Schüssel in ein Becken mit kaltem Wasser und schlug die Masse mit einem Schneebesen so lange, bis sie cremig wurde. Eine Cakeform schlug er mit Küchenfolie aus. Dann folgte eine Schicht mit der Chantilly, wieder eine Schicht Kekse und ein Schicht Chantilly und so weiter. Mit Schokolade wurde das Werk abgeschlossen. Die Kekstorte kam bis zum Geburtstag in den Kühlschrank. Achim beschäftigte sich weiter mit den Vorbereitungen für seine „Lachs-variationen“.

      Er löste den Lachs von der Haut und prüfte, ob noch Gräten zu entfernen wären und teilte das Lachsfleisch in Rückenfilet und Bauchseite. Das Fleisch der Bauchseite verwendete er für das Tartar, das Filet wird in Folie eingeschlagen und dann bei Niedertemperatur

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      gegart. Am Geburtstagsmorgen schöner Sonnenschein und ein wol-kenloser Himmel. Achim weckte Hanni mit einem Kuss.

      Das allmorgendliche Ritual begann. Hanni fragte, ob er gut geschla-fen und ob er etwas geträumt habe.

      Achim bejahte den ersten Teil der Frage und verneinte beim zweiten. Anfänglich, zu Beginn ihres Zusammenlebens hatte er sich über die Fragen nach den Träumen mokiert, manchmal nervte ihn die Fragerei auch. Das legte sich, als er merkte, dass es für Hanni von Bedeutung war. Wenn er nichts geträumt hatte oder er sich nicht erinnern konnte, was er geträumt hatte, erfand er auch kleine Geschichten, die er dann als Traum erzählte. Achim zeigte Hanni die Bernsteinbrosche. Sie betrachtete das Geschenk gründlich und sagte strahlend „Danke sie ist wunderschön.“

      Auf Kaffee und Frühstück verzichteten sie und machten sich sofort auf zum Strand. Ein bis zwei Stunden Strandwandern verbunden mit Baden. Während sie in Richtung Bansin marschierten konzentrierte Achim sich darauf Bernsteine zu finden. Aber es gab keine Funde und so machten sie sich auf den Nachhauseweg.

      Ein erster Schluck Champagner und Toast mit Räucherlachs; so gestärkt würden sie den näher rückenden Besuch von La belle-mère besser überstehen.

      Achim bereitete das Tartar vor. Mit einem schweren Messer schnitt er den Lachs in kleine Würfel, nicht zu fein, denn das Tartar sollte noch Biss haben und nicht zu einer breiigen Masse werden. Vor-sichtig würzte er mit Meersalz und ein paar Drehungen weißem Pfeffer aus der Mühle. Einige Tropfen Nussöl für den Geschmack. Dann füllte er das Tartar in Metallringe, die er auf die Teller verteilt hatte, und jetzt wieder entfernte. Das Resultat war für seinen kriti-schen Blick zufriedenstellend. Während Achim mit dem Messer am Lachs hantierte kam ihm der Gedanke dass man La belle-mère auch so zerlegen sollte. Ihm wurde richtig warm ums Herz bei diesem Gedanken.

      Achim öffnete das Glas mit dem Seehasenrogen und verteilte eine großzügige Portion auf das eine Tartar. Diese Portion war für La belle-mère bestimmt „und da wollen wir doch nicht kleinlich sein“ dachte er hämisch.

      Dann öffnete er die Dose mit dem Sevruga-Caviar und rief Hanni „Komm probieren!“

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      Mit einem Perlmuttlöffel nahm Achim eine Portion Caviar aus der Dose und reichte sie mit einem Glas Champagner Hanni.

      „Na? Wie findest du ihn?“

      Hanni verdrehte pflichtschuldig die Augen und stöhnte:

      „PHANTASTISCH!“

      Nun probierte auch Achim, grunzte zufrieden und verteilte den Sevruga auf die Tartarportionen, die für Hanni und ihn bestimmt waren. Den üppigen Rest naschten sie auf und spülten mit reichlich Champagner nach.

      Es war an der Zeit den Hauptgang zu kreieren. Achim hatte sich für eine kalte Kräutersauce entschieden, die zum Lachs bestens passen würde. Außerdem ließ sich die Sauce gut vorbereiten.

      Der Lachs kam in eine verschließbare Plastiktüte und wurde in 45° warmem Wasser gegart. So konnte der Fisch langsam garen, er behielt seine rosa Farbe, so dass man meinen könnte er sei noch roh. Der Lachs bleibt bei dieser Garmethode wunderbar saftig und behält seinen Eigengeschmack. Als Beilage plante Achim mehlig kochende Kartoffeln; die gegarten Kartoffeln werden mit der Gabel zerdrückt, mit weißem Pfeffer, wenig Meersalz und mit Leinöl angereichert.

      Es war kurz vor der vereinbarten Zeit. Wenn es ums Essen ging war La belle-mère mehr als pünktlich. Und tatsächlich, Achim hörte wie die Türklinke bewegt wurde. Das war eine weitere Unsitte von La belle-mère einfach ohne zu klingeln oder anzuklopfen in das Haus zu kommen. Achim hatte dies geahnt und darum die Haustür abge-schlossen. Nun ging er zur Tür und machte auf.

      „Ich habe gar nicht gehört, dass du geläutet hast; die Türglocke ist sicher defekt.“

      La belle-mère knurrte ihn an: „Habt wohl Angst geklaut zu werden.“ „Auch ich wünsche dir einen schönen Tag“ hielt Achim dagegen. Immer wenn er die Queen im Fernsehen sah amüsierte er sich köstlich über die königliche Garderobe.

      Er hielt sie schlicht für katastrophal, eine Geschmacksverirrung und es war für ihn unvorstellbar, dass es Menschen geben könnte, die sich ähnlich kleiden. Aber seine Schwiegermutter toppte dies ohne Mühe. So auch heute. Alles in allem sah sie aus wie ein überdimen-sioniertes Erdbeereis mit Sahnehaube.

      Rosa das Kleid und oben drauf der wohlfrisierte, weißbehaarte Kopf.

      La belle-mère ging, in eine ungeheure Parfümwolke gehüllt, in die Wohnung und ließ sich der Einfachheit halber gleich am Esstisch nieder.

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      „Was gibt’s?“ wollte sie wissen und meinte damit das Essen.

      „Lachs“ sagte Hanni kurz angebunden.

      Achim betrachtete seine Schwiegermutter. Bräsig saß sie da, verpes-tete mit ihrem Billigparfüm die Luft, verdarb die bis dahin gute Stimmung. Er war jetzt entschlossen La belle-mère von ganzem Herzen nicht zu mögen.

      Achim bat Hanni Platz zu nehmen und servierte den Rieslingsekt Fürst Metternich als Apéritif. Zum Essen würden sie diesen Sekt auch trinken.

      La belle-mère gab Hanni ein Couvert. „Für dich“ sagte sie extra betont, dann trank sie ihr Glas aus und rülpste leise.

      Achim war genervt, die Frau konnte einfach nicht genießen und vor allem hat sie keinerlei Stil; sie ist schlicht und einfach vulgär.

      Sie genossen das Lachstartar. Die Mutter fraß es kommentarlos in sich hinein.

      „Was macht ihr nachher?“ wollte La belle-mère wissen.

      „Wir fahren nach Ahlbeck, ein bisschen promenieren.“

      La belle-mère quittierte die Auskunft mit eisigem Schweigen.

      Achim war über das heutige Verhalten seiner Schwiegermutter stinksauer und auch verletzt. An Hannis Miene sah er, dass es ihr genauso erging.

      Die Zeit verging nur schleppend.

      Der