dabei kommen dir sicher neue Gedanken und Ideen.“ „Fährst du mit dem Smart oder mit dem Zug?“ erkundigte sich Achim. Hanni meinte, dass sie am liebsten mit dem Auto verreisen würde wenn das für ihn OK wäre und er den Smart nicht benötigt.
„Schon gut, nimm nur den Smart, ich hab ja das Fahrrad und bin ja versorgt.“
Er prüfte die Baguette, die es gut vertragen konnte aufgebacken zu werden. Fünf Minuten bei hoher Umluft wären OK. Dann ein Stück davon zu einem weiteren Pastis.
Heute wollte er zu seiner Schwiegermutter nett und liebenswürdig sein; das hatte er sich vorgenommen. Und da war sie auch schon.
„N'Abend“ nuschelte sie. „Bon soir“ konnte er sich aber nicht verkneifen. „Auch einen Pastis und ein Stück Baguette?“ erkundigte Achim sich. „Wat, wat dat denn, wie heißt dat Zeugs?“ ranzte sie mit ihrem undefinierbaren Dialekt, mit dem sie sich hie und da aus-zudrücken pflegte. Achim erklärte, dass es sich beim Pastis um einen Apéritif einen Anisschnaps handle der in Frankreich und in der französischen Schweiz gerne getrunken wird.
„Baguette hast du ja schon gegessen als wir in der Schweiz wohnten“
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ergänzte Hanni seine Erklärung. „Brot vor dem Essen, wo jibt’s denn so wat“ maulte sie. „Überall wo man Eßkultur hoch hält“ konterte Hanni, hörbar genervt.
Ihre Mutter nahm gnädig ein Stück Baguette und nippte misstrauisch am Pastis. In einer großen Schüssel trug Achim die Fischsuppe auf. Er hatte noch eine Rouille, eine provenzalische Knoblauchsauce gemacht, die in Frankreich zur Fischsuppe gegessen wird. Es hatte ihm Vergnügen bereitet, küchentechnisch gesehen, eine mariage zwischen Usedomer Fischsuppe und der provenzalischen Knoblauch-sauce zu stiften. Als die Mutter die Suppenschüssel sah knurrte sie „Ach nur Suppe“. Hanni füllte die Teller, ihre Mutter schlürfte und man staune, dachte Achim, sie sieht zufrieden aus.
„Ich habe läuten gehört, dass eure Mieter die Wohnung gekündigt haben.“ Hanni und Achim sahen sich entgeistert an. „Von wem hast du denn das gehört?“ wollte Hanni wissen.
„Man muss sich halt unter Menschen begeben und sich nicht immer nur abkapseln, so wie ihr das macht, dann erfährt man auch eine Menge; und schließlich sind wir hier auf dem Lande.“
„Auf jeden Fall, hmm... die Suppe ist gut, hab ich eine tolle Idee.“ Bei Achim schrillten Alarmglocken; wenn sie lobt und schmeichelt, dann will sie etwas. „Was denn für eine Idee“ erkundigte sich Hanni.“ Nu, da die Wohnung frei wird könnte ich doch darin wohnen. Ich würde euch die gleiche Miete bezahlen.“ Sie sah Hanni und Achim erwartungsvoll an. Eiskalte Wut packte Achim, gleich-zeitig versuchte er Zeit zu schinden. Hanni sah ihn an. Er nahm den Brotkorb und hielt ihn der Schwiegermutter hin. „Möchtest du?“ „Gern“ säuselte sie. Dann sagte er: „Das ist eine umwerfende Idee“ und dachte dabei, dass er sich ihre Pläne auf gar keinen Fall vermas-seln lasse. „Es wird aber Frühling, bis du bei uns einziehen kannst“ sagte er noch. „Warum willst du eigentlich umziehen?“ interessierte sich Hanni. „Also so fragen kannst auch nur du. Ich will euch unterstützen, denn bei der heutigen wirtschaftlichen und politischen Lage, die übrigens Rot-Grün zu verantworten hat, wird es nicht einfach sein neue Mieter zu finden. Und dann hatte ich noch gedacht, dass es euch freuen würde wenn ihr keine Fremden mehr im Haus habt und ich in eurer Nähe sein kann.
Achim warf Hanni einen kurzen Blick zu: „Lass mich nur machen.“
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Achim kommentierte die unsinnige Anspielung auf Rot-Grün nicht und sagte stattdessen: „Auf die Idee wären wir gar nicht gekommen, aber ich muss sagen, dass mir deine Idee je länger desto besser gefällt, und dass wir uns freuen; Hanni ganz besonders, das ist doch klar.“
Hanni und ihre Mutter sahen ihn überrascht an. Achim wusste noch nicht wie aber er würde den Zuzug seiner Schwiegermutter verhin-dern. Sein Instinkt hatte ihm gesagt, dass er jetzt gute Miene zu diesem Spiel machen müsse und nichts Unüberlegtes sagen sollte. „Das ist wirklich großartig, dass ihr das auch so seht“ meinte sie und schüttete ihren Pastis in einem Zug runter. Die darauf folgende Reaktion hatte Achim kommen sehen. Seine Schwiegermutter bekam ein brüsiges Gesicht und verschwand auf der Toilette.
Hanni fragte Achim ob das ernst von ihm gemeint war.
Achim hatte beschlossen die ganze Geschichte konsequent durchzu-ziehen. Darum sagte er: „Weißt du, so dumm ist das alles gar nicht; vielleicht sollten wir an unserer ursprünglichen Idee nicht so fest-halten und auch diese Alternative überlegen; wir sollten immer flexibel sein. Schließlich nehmen wir eine Menge Geld ein und Platz für ein Büro hätten wir auch so.“ Hanni nickte. „Ich bin froh, dass du so reagierst, noch weitere Konflikte mit ihr wünsche ich mir wirklich nicht. Aber du sagst mir gelegentlich was du wirklich vor hast gell?“ „Nun reise du erst mal nach Thüringen. Und wenn du zurück bist sehen wir weiter.“ Hannis Mutter kam von der Toilette zurück und stöhnte: „Mein Gott, das ist ja ein mörderisches Gesöff. Das geht einem ja durch und durch.“
„Ich habe noch einen wunderbar reifen Camembert aus der Norman-die, wie wär’s?“ Hannis Mutter lehnte dankend ab, Hanni selber signalisierte Zustimmung. „Aber bitte begleitet von einem schönen Calvados.“
Hannis Mutter hatte erreicht was sie erreichen wollte. Sie verabschie-dete sich und fragte Hanni wann sie von ihrer Reise zurück wäre.
„Wahrscheinlich am nächsten Dienstag“ log sie „Ich werde mich bei dir melden“.
„Warum hast du eine falsche Auskunft gegeben?“ fragte Achim ein wenig verwundert. „Damit wir noch ungestörte Zeit für uns haben.“
Sie genossen den Camenbert mit Baguette und dem Calvados und beschlossen so den Tag.
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Hanni war schon am frühen Morgen abgereist. Achim war froh, er hatte schlecht geschlafen und keine Neigung verspürt viel zu reden. Es hatte ihn richtig wütend gemacht was seine Schwiegermutter gestern abgezogen hatte.
„Wie konnte sie es wagen, sich dermaßen über uns hinwegzusetzen, unsere Pläne zu durchkreuzen und unser Leben zu beeinflussen?“
Solche und ähnliche Fragen geisterten ihm dauernd durch den Kopf. „Ich werde sie mit einer ihrer Inkontinenzwindeln erwürgen; aber wahrscheinlich braucht sie nicht mal eine.“ Hanni und er würden im nächsten Jahr sechzig Jahre alt die Mutter achtzig. „Auch das noch!“ Seit er seine Schwiegermutter kennenlernte hat sie sich verändert. Sie war sichtbar älter geworden, logisch. Sie war voller Abneigung, man könnte auch sagen voller Hass auf alles Fremde, auf Amerikaner, auf Farbige, Nigger genannt, Russen waren Russkis und Polen Pollacken. Sie forderte lauthals, dass Swinemünde wieder deutsch werden müsse und vergaß dabei, dass die dort geborenen Polen die jetzigen Swinemünder waren. Als Achim sie fragte was sie denn denke was aus den jetzigen Swinemündern werden solle, zuckte sie mit den Achseln und bedachte ihn mit einem feindseligen Blick. Sie lamentierte wie verbrecherisch sich Russkis, Amis und Eng-länder im Krieg verhalten hätten und verdrängte dass Deutschland den Krieg angefangen hatte von den Gräueltaten der Wehrmacht und SS ganz zu schweigen. In einem war sie aber unverändert: Sie war dick, krachgesund, robust und rüstig. Achtzig Jahre gab man ihr nicht, höchstens siebzig. Mit einer baldigen biologischen Lösung war wahrscheinlich nicht zu rechnen.
Eine klare Absage an die Idee seiner Schwiegermutter hätte einen endgültigen Bruch zwischen Hanni und ihrer Mutter nach sich gezogen. Das konnte und wollte er Hanni nicht zumuten, trotz allem was diese Frau ihnen schon alles angetan hatte.
Mordgedanken kamen ihm. „Wie wär es sie zu vergiften?“ Er kam zu dem Schluss, dass dies keine optimale Lösung wäre, denn mit den Möglichkeiten über die heutige Kriminalisten verfügen, könnte man ihn ganz schnell als Täter überführen. Und damit wäre auch sein Leben vorbei.
Aber die Idee seine Schwiegermutter aus dem Weg zu schaffen hatte sich