Salakridas W.

Elynne


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erteilen werden. Ich wende meinen Blick vom Schulgebäude ab und schaue wieder Ward an, der fertig herumgeschnüffelt hat und mitten auf dem Gehweg uriniert hat. Ich setze den Spaziergang in Richtung Fussballplatz Wulfilo fort, überquere die Strasse und bleibe vor dem Fussballplatz stehen, da meine beiden Hunde einen grossen Baum beschnuppern müssen. Nachdem James und Ward zum Entschluss gekommen sind, dass dieser Baum nicht wirklich interessant ist, schnüffelt Sahira mit ihrem kleinen Näschen an der Erde beim Baum und uriniert. Als sie fertig ist, schnüffelt sie an ihrem Urin und deckt ihn mit der Erde zu. Ward und James schauen ihr dabei interessiert zu. Sahira tapst an uns dreien vorbei und geht die Strasse runter. Wir gehen um den Fussballplatz herum und überqueren auf der anderen Seite die Strasse. Ich schaue verächtlich auf eines der olivgrünen Reihenhäuser. Hier wohnt nämlich Gerda, die On-Off-Affäre meines Vaters. Ständig verschwindet er schwanzgesteuert in dieses Haus und kommt mit einem selbstgefälligen Lächeln auf dem Gesicht wieder raus. Ich verstehe nicht wieso meine Mutter bei diesem Kotzbrocken bleibt. Sie könnte ihn doch einfach rauswerfen. Schliesslich gehört das Haus ihr, und nicht ihm. Sie hat es von ihren verstorbenen Eltern geerbt. In diesem Haus ist meine Mutter aufgewachsen.

      „Muss jemand von euch vielleicht ein Häufchen machen? Hier, gleich vor der Haustüre, wäre ein idealer Ort“, ich gehe in die Hocke, deute mit dem Finger auf Gerdas Haus und sehe meine Lieblinge fragend an.

      Sahira scheint mich verstanden zu haben. Sie geht zur Haustüre, setzt sich hin und wartet. Ich blicke meine Katze an und frage mich so langsam, ob sie mich wirklich verstanden hat. Ward wird langsam ungeduldig und gibt ein leises Knurren von sich. Er setzt sich hin und sieht mich an. Doch ich beachte ihn nicht, sondern schaue immer noch Sahira an, die jetzt wieder aufsteht und tatsächlich ein Häufchen macht. Sahira maunzt zufrieden und schmiegt ihren Kopf an meine Beine. Ich streichle ihren Kopf und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Meine Katze schnurrt überglücklich.

      Später stehe ich vor unserem rotbraunen Haus mit dem braunen Dach. Das Haus sieht so aus, als wäre es aus einem Bilderbuch entsprungen. Drinnen brennt das Licht. Meine Eltern sind in der Zwischenzeit aufgestanden und haben – wie jeden Morgen – das Frühstück gemacht und den Tisch gedeckt. Ich betrete das Grundstück und schliesse die Haustüre auf. James rennt ins Haus rein und geht schnurstracks zu seinem Fressnapf. Doch sein Fressnapf ist natürlich noch leer. Der Dobermann setzt sich vor seinem Fressnapf im Esszimmer hin und wartet geduldig darauf, dass ich ihm sein Frühstück gebe. Ich ziehe Ward das Geschirr und den Maulkorb ab und ziehe mir anschliessend noch selber meine Schuhe und Jacke aus. Ward geht in mein Zimmer, da sich sein Fressnapf dort befindet und lässt von Innen die Türe laut ins Schloss fallen. Sahira, die immer noch neben mir im Eingangsbereich sitzt, zuckt vor Schreck zusammen, als die Türe ins Schloss fällt.

      „Hast du dich erschreckt, meine Süsse?“, ich hebe Sahira hoch und drücke sie an mich.

      Sahira maunzt zur Antwort und beginnt zu Schnurren. Ich trage sie ins Esszimmer, wo meine Eltern schon am Tisch sitzen und frühstücken, und James immer noch vor seinem Fressnapf auf sein Frühstück wartet. Ich lasse Sahira wieder auf den Boden, die zu ihrem leeren Fressnapf geht, welches gleich neben James’ steht. Sahira miaut und deutet mit der Pfote auf ihren leeren Fressnapf.

      „Guten Morgen, Ely. Alles gut gegangen?“, begrüsst mich Mom.

      „Morgen. Ja, Ward ist brav gewesen“, antworte ich auf ihre Frage.

      „Ihr seid wahrscheinlich auch keiner Menschenseele und anderen Hunden begegnet, oder?“, vermutet Dad und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

      Ich würde ihm am liebsten eine reinhauen. „Lass’ gefälligst Ward in Ruhe!“ Wütend gehe ich in die offene Küche und bereite das Essen für meine Lieblinge vor. Ich hole das Nassfutter für Sahira heraus und stelle zwei Becher Futter für die Hunde bereit. Ohne auf meinen Vater zu achten, lasse ich das Nassfutter in Sahiras Napf gleiten und leere den Becher in James’ Napf. Mit dem anderen Becher gehe ich in mein Zimmer. Ward sitz vor meinem Bücherregal neben seinem Futternapf und sieht mich hungrig an. Als ich den Inhalt des Bechers in seinen Napf geleert habe, stürzt Ward sich gierig auf das Futter. Die Deckenlampe in meinem Zimmer ist an. Ward muss sich wieder einmal mit den Hinterbeinen auf meine Bücherkiste gestellt haben und den Lichtschalter an der Wand mit seinen Pfoten betätigt haben. Aus einer meiner blauen Schubläden hole ich zwei Knochen heraus. Einen lege ich auf mein Bett und den anderen halte ich Ward vor die Nase. „Den hast du dir verdient.“ Ward sieht mich mit seinem süssen Hundeblick an und leckt mir dankend das Gesicht ab. Ich kichere: „Schon gut, Ward.“

      Draussen höre ich, wie die Haustüre abgeschlossen wird und Leyth anfängt darüber zu reden, wie neugierig er doch auf die neuen Lehrer in der Schule ist. Das ist wahrscheinlich auch das Einzige, was ihn interessiert. Leyth geht nicht wirklich gerne zur Schule, im Gegensatz zu mir. Ich komme aus meinem Zimmer raus und lasse die Türe hinter mir nur einen spaltbreit offen. Dolin sitzt links neben Sahira und frisst sein Hundefutter.

      „Laut Stundenplan haben wir dieses Jahr zwei neue Lehrer“, sagt Leyth gerade und wirft einen Blick auf seinen neuen Stundenplan, den er heute garantiert zum ersten Mal in der Hand hält und studiert. „Professor Garou ist unser neuer Lehrer in den naturwissenschaftlichen Fächern und im Sportunterricht. Mal sehen, ob er sportlicher ist, als unser letzter Sportlehrer. Professor Nuo war eine Niete im Sport.“

      „So schlimm war die gar nicht“, behaupte ich, obwohl ich genau weiss, dass er Recht hat.

      Professor Nuo war bis zu den Sommerferien unsere Sportlehrerin. Sie hat gekündigt, weil sie mit ihrem Mann umgezogen ist. Unser Schulleiter hat bis zu den Sommerferien keinen Ersatz für sie gefunden und schon befürchtet, dass wir für eine Weile keinen Sport mehr haben werden. Nach zwei Wochen Sommerferien kamen zwei Briefe von der Schule. Eins für Leyth und eins für mich. In den Briefen waren unsere Stundenpläne und eine Liste mit den Namen der Lehrpersonen. Anscheinend hat unser Schulleiter, Professor McDermott, doch noch einen Ersatz für Professor Nuo gefunden.

      „Professor Rooper ist unser neuer Lehrer in den Sprachen und in Informatik“, teilt Leyth unseren Eltern mit und legt seinen Stundenplan neben sich auf den Tisch.

      „Was hast du als erstes?“, will ich von meinem Bruder und versuche einen Blick auf seinen Stundenplan zu erhaschen.

      „Geometrie, und du?“, entgegnet Leyth und streicht sich eine Scheibe Zopf mit Nutella.

      Ich schaufle mir einen grossen Löffel mit Cornflakes in den Mund und schlucke das gekaute Essen hinunter, bevor ich meinem Bruder antworte. „Englisch.“

      Leyth nickt nur und schlingt sein Frühstück schnell runter. Sahira springt auf mein Bein und rollt sich auf meinem Schoss zu einer Kugel zusammen.

      Als es endlich Zeit ist in die Schule zu gehen, verabschiede ich mich von meinen Eltern und von meinen Lieblingen und verlasse gemeinsam mit meinem Bruder das Haus. Vor der Einfahrt steht ein gutaussehender Junge mit strohblondem Haar und blauen Augen. Er hat eine sportliche Figur, da er seit sechs Jahren Fussball spielt. Heute trägt er ein rot-schwarz kariertes Hemd, schwarze Jeans und dazu rote Sneakers. Mein bester Freund schenkt mir sein süssestes Lächeln, als er mich kommen sieht.

      „Ist rot heute deine Lieblingsfarbe?“, frage ich Bixente und blicke auf seine roten Schuhe runter.

      „Ja, Rotschopf“, sagt Bixente und drückt mich kurz an sich. „Du siehst super aus!“ Mein bester Freund sieht mich bewundernd an. Ich trage einen Minirock in Karodesign, ein schlichtes graues T-Shirt, eine schwarze Lederjacke und schwarze Lederschuhe mit silberfarbenen Nieten und silberverzierten Schnallen. Meine roten Haare trage ich für gewöhnlich offen.

      „Kommt ihr endlich?“, meldet sich Leyth zu Wort, der schon einige Meter gelaufen ist und sich jetzt zu uns beiden umdreht.

      „Ja“, sage ich laut und mache mich gemeinsam mit meinem besten Freund auf den Weg in die Schule.

      Ein Mädchen mit dunkelblondem Haar und braunen Augen winkt uns mit einem strahlenden Lächeln zu. Sie trägt blaue Hotpants, eine blaue Bluse mit Blumenmuster und Rüschen. Die Bluse hat Spaghetti-Bügel. Ihre flachen Sandalen sind Türkis. Die Pferdeliebhaberin hat ihr dunkelblondes Haar zu einem